Jesus

Young, William Paul: Die Hütte. Ein Wochenende mit Gott. Dt. von Thomas Görden. Berlin: Allegria 2009. 301 S. ; 20 cm. Aus d. Amerikan. ISBN 978-3-7934-2166-5, geb.: 16,90 €

Ein Vater folgt nach der Ermordung seiner Tochter einer Einladung in eine einsam gelegene Hütte. Hier trifft er Gott.


Der nach der Ermordung seiner Tochter traumatisierte Familienvater Mackenzie findet eines Tages einen Zettel in seinem Briefkasten: Gott lädt ihn in die Hütte ein, in die seine Tochter verschleppt wurde. Mackenzie lässt sich auf die Einladung ein und trifft Gott in der Gestalt einer Afroamerikanerin, einer Asiatin und eines orientalischen Schreiners. Youngs Roman – in den USA ein Millionenerfolg – beginnt wie ein Kriminalroman, entwickelt sich dann aber zur Schilderung der Auseinandersetzung eines Christen mit seinem Gott. Tiefschürfende Gespräche über Glauben und Religion ermöglichen Mackenzie eine Katharsis, die ihn am Ende mit sich und seinem Glauben im Reinen lässt. „Die Hütte“ vereint intelligente, elegant geschriebene mit ausgesprochen flapsigen Passagen, tiefes theologisches Nachdenken mit elend kitschigen Szenen, verbleibt dabei leider in ausgesprochen evangelikalen Denkstrukturen.

Dieses in den USA sehr erfolgreiche Buch erfordert ein großes Maß an Duldsamkeit für dichterische Freiheit und verlangt jede Menge unerschütterlichen Willen, die Antworten auf religiös-spirituelle Fragen aus den profanen Ereignissen herauszufiltern.

Signatur: SL
Schlagworte: Religion|Verzweiflung|Mord|Tochter
Bewertung: +
Rez.: Erhard Reschke-Rank

Walser, Martin: Muttersohn. Reinbek: Rowohlt 2011. 504 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-498-07378-7, geb.: 24,95 €

Percy hat keinen Vater gebraucht, um auf die Welt zu kommen und auch sonst verbindet ihn viel mit dem Menschensohn.

Hat Martin Walser einen Jesusroman geschrieben? Obwohl seine Hauptperson Percy von eher untersetzter Statur ist, bewegt er sich tänzerisch - wie ein Engel ohne Flügel. Er ist keusch und kann überredet werden, Predigten zu halten. Nur was ihm der Moment eingibt, kommt ihm dann über die Lippen. Seine Zuhörer sind verzaubert. Beruflich ist er Pfleger in einer Heilanstalt, und mit seinen Patienten geht er lange im Kreis und schweigt viel. Auch spricht er mit den Kranken im Zweierchor Sätze von Augustin, Tauler und Seuse nach. Das Wirken dieses Mannes beschreibt Walser aus mehreren Perspektiven. Zum Schluss wird er Opfer einer Motorradgang, dessen Gründer sein Patient war. An Anton Percy Schlugens Beerdigung haben Tausende teilgenommen. Er selbst nannte sich den Fürsten der Freundlichkeit. Es ist seltsam zu sehen, wie Martin Walser sich an diesen religiösen Themen und Texten entlang hangelt, ohne tiefer einzusteigen, aber ohne auch davon loszukommen.

Ein wichtiger Gegenwartsschriftsteller, der eher als Sezierer bekannt ist, versucht sich an einem Entwurf eines göttlichen Menschen und bleibt dabei natürlich skeptisch.

Signatur: SL
Schlagworte: Jesus Christus|Mutter|Psychiatrie|Literatur
Bewertung: ++
Rez.: Frank Hiddemann

Tóibín, Colm: Marias Testament. Roman. Dt. von Giovanni Bandini u. Ditte Bandini. München: Hanser 2014. 126 S. ; 19 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-446-24484-9, geb.: 14,90 €

Maria hat schon ihren Sohn Jesus nie richtig verstanden und kooperiert deshalb auch nicht mit den Evangelisten.

Einer der großen Missionserfolge des jungen Christentums war es, den Artemis-Kult in Ephesus durch eine Marienverehrung abzulösen. Die silbernen Artemis-Figuren, die in vielen Haushalten die Göttin repräsentierten, die willkürlich nahm und gab, wurden durch Marienstatuetten ausgetauscht, die die barmherzige Gottesmutter darstellten, die lieber gab als nahm. Der preisgekrönte irische Autor Colm Tóibín dreht diese Geschichte um. Er lässt Maria in den Artemis-Tempel gehen, weil es ihr dort besser gefällt als in der Synagoge. Die Evangelisten, die zu ihr kommen und sie ausfragen, gehen ihr auf die Nerven. Sie weigert sich, Ihnen Informationen zu geben. Schon ihr Sohn war ihr fremd, als er mit zwielichtigen Subjekten durch die Gegend zog und besonders, wenn er Wunder tat. Und was diese Schriftsteller jetzt aus der Sache machen wollen, ist ihr ganz suspekt. Maria war gewiss eine einfache Frau. Diese Fiktion ist nicht ganz unrealistisch. Mir ist sie zu ausgesucht originell.

Atmosphärisch dichte Erzählung mit meisterlich eingefügten surrealen Elementen, die  in der Spur Saramagos das Allzumenschliche der Jesusgeschichte herausfabuliert und aufspießt.

Signatur: SL
Schlagworte: Jesus Christus|Maria|Kirche|Geschichte
Bewertung: ++
Rez.: Frank Hiddemann

Theißen, Gerd: Der Schatten des Galiläers. Jesus und seine Zeit in erzählender Form. Gütersloh: Gütersloher Verl. - Haus 2004. 272 S. ; 19 cm. ISBN 978-3-579-06404-8, kt.: 9,95 €

In seinem erstmals 1986 veröffentlichten Roman erzählt der Autor, em. Professor für Neues Testament, von Jesus und seiner Zeit.

Die Rahmenhandlung ist fiktiv: Der junge Andreas, wohlhabender Kaufmann aus Galiläa, wird von Pilatus gezwungen, Informationen über religiöse und politisch brisante Bewegungen zu sammeln, vor allem über die Essener, die Zeloten, Johannes den Täufer und Jesus von Nazareth. Dabei trifft er persönlich auf Jesus und reist ihm hinterher. Aus dem, was er unterwegs über Jesus erfährt, rekonstruiert er dessen Leben. – Eine fesselnde Geschichte, in der Verkündigung und Schicksal Jesu aus der Perspektive eines jüdischen Zeitgenossen erzählt und im Rahmen der religiösen und sozialen Welt des Judentums verständlich gemacht werden. – Außer dem Neuen Testament wurden auch außerbiblische Quellen in die spannende Erzählung eingearbeitet, die durch ihre Stimmigkeit überzeugt. Nach jedem Kapitel diskutiert der Autor mit einem fiktiven Fachkollegen seine Darstellungsweise.

Sehr gelungener Versuch, historisch-kritische Jesus-Forschung für Laien nicht nur verständlich, sondern auch spannend darzustellen.

Signatur: Cb 2
Schlagworte: Jesus|Historischer Jesus
Bewertung: +++
Rez.: Red.

Straub, Maria Elisabeth: Das Geschenk. Roman. Zürich: Diogenes 2014. 333 S.; 21 cm. ISBN 978-3-257-23652-1, kt.: 10,90 €

Die fiktive Geschichte Jesu von der Empfängnis bis zu seinem Weg in die Öffentlichkeit, erzählt aus der Sicht Marias.

Marias Ehemann, der Hölzerne, stirbt. In der Nacht seines Sterbens erinnert sich Maria an ihre Lebensgeschichte und zieht Bilanz. Sie wurde vom Vater vergewaltigt und geschwängert. Ihr Vater verheiratet sie. Maria erfindet eine Geschichte, damit ihr Mann das Kind annehmen kann. Sie erzählt ihm, der Heilige Geist hätte sie überwältigt und geschwängert. Ihr Mann verstößt sie daraufhin nicht. Ihr erster Sohn, der Mamser, ist anders als ihre anderen Kinder. In der Todesnacht ihres Mannes verlässt er die Familie und geht hinaus in die Welt. – Das Buch ist eine Entmythologisierung und Entideologisierung der dogmatischen Formel, dass Maria die reine Jungfrau sei. Der Roman zeigt eine Familie mit ihren Stärken und Schwächen. Zwischen Freiheit und Zwang, Wahrheit und Liebe, Endlichkeit und Unendlichkeit balanciert Maria ihr Leben aus und findet ihren Weg. Die besonderen Züge Jesu deutet der Roman fein an. Maria lässt sich von den Ansichten ihres Sohnes überzeugen und kann dadurch ihre enge Welt aufbrechen.

Für LeserInnen, die nicht in erster Linie auf „Action“, sondern auf gut erdachte und geschriebene Geschichten aus sind.

Signatur: SL
Schlagworte: Jesus|Maria
Bewertung: ++
Rez.: Martin Schulz

Stadler, Arnold: Salvatore. Frankfurt am Main: S. Fischer 2008. 222 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-10-075124-9, geb.: 17,90 €

Pier Paolo Pasolinis Film „Das Matthäus-Evangelium" öffnet dem Helden die Augen und verändert sein Leben.

Der Roman von Stadler ist keine einfache Lektüre, nicht wegen der Sprache, die in einer wortmächtigen Mischung aus Empfindsamkeit und Kraftmanier Lesegenuss bereitet, sondern wegen seines fragmentarischen Charakters. Zuerst beginnt das Buch wie ein Roman, um sich dann in eine Nacherzählung von Pasolinis Film „Il Vangelo secondo Matteo" (1964) zu verwandeln. Zuletzt wird der Text zum Essay gegen die moderne textkritische Theologie. Diese Fragmente werden vom Thema der "Sehnsucht nach dem Glauben" im Sinne eines Dazugehörigkeitsverlangens zusammengehalten. Die eher zweifelnde als religiöse Hauptfigur (das Alter-Ego des Autors) hat ein abgebrochenes Theologiestudium hinter sich und ist doch unablässig auf der Suche nach der Heilsgewissheit. Stadlers Buch ist reich an wichtigen theologischen Fragestellungen, auch wenn es dem Leser und Kritiker sicher nicht sonderlich entgegen kommt.

Für theologisch und literarisch interessierte, geübte LeserInnen. 

Signatur: SL
Schlagworte: Theologie|Literatur|Jesus
Bewertung: ++
Rez.: Alberto Bonchino

Schmitt, Eric-Emmanuel: Das Evangelium nach Pilatus. Roman. Dt. von Brigitte Grosse. Frankfurt: Fischer 2007. 297 S. ; 21 cm. Aus d. Franz. ISBN 978-3-596-17400-3, kt.: 8,95 €

Die Geschichte von Jesus und den Menschen und von Pilatus.

Ein Mann im Garten am Ölberg, allein, am Vorabend seiner Verhaftung. Die Worte der Mutter klingen ihm noch im Ohr: »Jemand, der liebt wie du, wird leiden müssen«. Ein schlechter Jude, ein schlechter Zimmermann. Er wartet auf die Soldaten, die ihn holen und abführen werden. Er wartet auf seine Hinrichtung. Ein anderer Mann, ein anderer Ort. Vielleicht fünfzehn Verhaftungen, nur drei Kreuzigungen, es hätten geruhsame Feiertage für ihn werden können. Doch dann verschwindet die Leiche eines der gekreuzigten Männer. Ganz Jerusalem ist erschüttert, die Menschen sprechen von Wunder und Auferstehung, manche sagen, der Gekreuzigte sei ihnen erschienen, oder man habe zumindest davon gehört. Pilatus hat wenig Verständnis für die jüdischen Verrücktheiten, die Lage muss beruhigt, der Tote muss gefunden werden, die Ermittlungen beginnen. Judas, der Verräter, Pilatus, der Henker, und Jesus das Opferlamm? – vergessen wir diese Rollenfest-schreibung. Schmitt befreit die Protagonisten der Passionsgeschichte von jeder Überhöhung oder Vorverurteilung.

Eine sehr vertraute Geschichte so spannend und neu erzählt, als hörten wir sie zum ersten Mal.

Signatur: SL
Schlagworte: Jesus|Christlicher Glaube
Bewertung: +++
Rez.: Kurt Triebel

Safier, David: Jesus liebt mich. Roman. Reinbek: Kindler 2008. 302 S.: Ill. ; 21 cm. ISBN 978-3-463-40552-0, geb.: 16,90 €

Kurz nachdem Maries Hochzeit geplatzt ist, lernt sie ihren Traummann kennen.

Marie teilt das Schicksal vieler Singles, sich immer wieder den falschen Mann auszusuchen. Diesmal scheint es anders. Gleich nachdem ihre Hochzeit geplatzt ist, lernt sie einen neuen Mann kennen, der völlig anders ist als ihr Ex: einfühlsam, selbstlos, aufmerksam und von Beruf Zimmermann. Der junge Mann behauptet, Jesus zu sein. Gemeinsam mit Erzengel Gabriel sei er wieder auf die Welt gekommen um das Jüngste Gericht vorzubereiten. Auch diese Liebesgeschichte wird für Marie tragisch enden: sie verzichtet, da die Liebe Jesu allen gehören sollte, doch verbleibt sie diesmal in einem beglückten und positiven Zustand. Ihre, von ihrer Schwester beklagten, „Monstereigenschaften“ verschwinden.

Ein leichtes, flott zu lesendes Amüsement für alle, die das erste Kultbuch des Autors geschätzt haben. 

Signatur: SL
Schlagworte: Liebe|Jesus
Bewertung: ++
Rez.: Christiane Spary

Roth, Patrick: Sunrise. Das Buch Joseph. Roman. Göttingen: Wallstein 2012. 509 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-8353-1051-3, geb.: 24,90 €

Ein schwergewichtiger lyrischer Roman über Opfertheologie, angebunden an die Gestalt des Vaters Jesu.

Joseph war ein Träumer. Das gilt nicht nur für den alttestamentlichen Joseph, sondern auch für den Vater Jesu. Seine Handlungsanweisungen, dass und wie er Frau und Kind schützen soll, erhält er durch Gottesträume. Das macht ihn für Patrick Roth, den renommiertesten Autor religiöser Sujets in Deutschland, zu einer idealen Projektionsfläche. In dräuender altdeutscher Sprache, die immer einen metrisch unverkennbaren Rhythmus durchhält, stilisiert er Joseph zu einem neuen Abraham, der seinen Sohn nicht opfern will und deswegen verstummt und erblindet. Erst als er, ohne es zu wissen, das Grab seines Sohnes aus dem Felsen meißelt, wird er wieder sehend und erzählt einer ägyptischen Magd seine Geschichte, während diese das Leichentuch Jesu webt. Der inzwischen sehr gelehrte Autor webt eine Fülle von überraschenden Verbindungen biblischer Motive in seine Geschichte. Visuelle Eindrücke, die er mit großer erzählerischer Kraft heraufruft, erinnern daran, dass er einmal als Filmer anfing.

Die literarische Form dieses Buches macht es einzigartig, aber auch schwer lesbar. Für Lesende, die der Lage sind, sich sehr auf einen literarischen Duktus einzulassen.

Signatur: SL
Schlagworte: Jesus|Literatur|Träume|Opfer
Bewertung: ++
Rez.: Frank Hiddemann

Roth, Patrick: Corpus Christi. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1999. 197 S. ; 18 cm. (st ; 3064). ISBN 978-3-518-39564-6, kt.: 7,50 €

Hauptperson im dritten Band der Resurrection-Trilogie ist Judas Thomas, der zweifelnde Jünger.

Im Jerusalem des Jahres 30, drei Tage nach der Kreuzigung seines Herrn, macht sich Judas Thomas, der Zweifler unter den Jüngern, auf die Suche nach der Leiche, dem "Corpus Christi". An die Auferstehung glaubt er nicht. Eifernd meint er, dem wirklichen Geheimnis auf der Spur zu sein: einer Gruppe von Unbekannten, die den Körper des Meisters fortgeschafft haben soll. - In seinen Resurrection-Büchern begibt sich Patrick Roth auf die Suche nach den erzählenden Ursprüngen des Christentums. Aber seine Spurensuche in der Bibel und im Mythos will das Geheimnis des Glaubens nicht enträtseln oder entzaubern, sondern bewahren. Die besondere Nähe, die er zur Bibel hat, ist wohl mit keinem anderen zeitgenössischen Autor zu vergleichen. Seine völlig undogmatische und auch nicht esoterische Herangehensweise hat ihm großes Lob eingetragen: „Dem Autor steht das längst erledigt geglaubte Genre der biblischen Legende wie neu zu Gebote“ – so eine der zahlreichen Pressestimmen.

Seine Bücher sind Expeditionen in das Mysterium unserer Seele. Man könnte ihn einen Archäologen des religiösen Bewusstseins nennen.

Signatur: SL
Schlagworte: Religion|Literatur|Jesus
Bewertung: +++
Rez.: Annette Kopetzki

Roth, Patrick: Johnny Shines oder die Wiedererweckung der Toten. Seelenrede. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1997. 162 S. ; 18 cm. (st ; 2783). ISBN 978-3-518-39283-6, kt.: 7,50 €

Im zweiten Band der Resurrection-Trilogie, der im Amerika der 1990er Jahre spielt, versucht der Titelheld, am offenen Grab Tote ins Leben zurückzuholen.

Ein spiritueller Western, eine Nachtmeerfahrt im Death Valley und ein Verhör: Johnny Shines, ein vom Christusbefehl ("Weckt Tote auf!") Besessener, zieht seit Jahren durch die dürren, unwirtlichen Gegenden Kaliforniens, Nevadas, Arizonas und folgt dabei einer befremdlichen, seltsamen Mission. Immer wieder mischt er sich bei Beerdigungen unter die Trauergesellschaft, bricht den Sarg auf und befiehlt dem darin liegenden toten Körper: "Steh auf!" Am 21. Dezember 1992 aber, nachdem es bei einer Beerdigung zu einer Verhaftung gekommen war, bezichtigt sich der Wiedererwecker des Mordes an seiner Frau Halli Doniphan. Eine Frau ist es nun auch, die, noch in derselben Nacht, in der Gefängniszelle das Verhör mit Johnny Shines beginnt.

Mit einer geschickten Erzähltechnik – über weite Strecken ähnelt das Ganze einem psychotherapeutischen Gespräch – deutet das Buch an, dass es nicht darum geht, ob die Toten wirklich auferstehen, es geht um den Glauben, die Hoffnung auf das ewige Leben.

Signatur: SL
Schlagworte: Religion|Literatur|Jesus
Bewertung: +++
Rez.: Annette Kopetzki

Roth, Patrick: Riverside. Christusnovelle. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1996. 92 S. ; 18 cm. (st ; 2568). ISBN 978-3-518-18862, kt.: 6,00 €

In der „Christusnovelle“ Riverside, dem ersten Band der Resurrection-Trilogie, besuchen 37 Jahre nach Christi Geburt zwei junge Männer den aussätzigen Greis Diastasimos in seiner Eremitenhöhle.

 Die Emissäre kommen auf Geheiß der Kirchenführung. Ihr Auftrag: Sie sollen eine der letzten Begegnungen des Herrn vorm Kreuzestod für die Überlieferung aufbereiten. Erst zeigt sich der Alte störrisch, doch dann packt er aus: Ihr Jesus habe ihm sogar die Hand aufgelegt. Doch weil der Alte noch immer aussätzig ist vermuten die Abgesandten dass störrischer Zweifel die Heilkraft des Heilands gebrochen hat- keine frohe Botschaft für eine arme Gemeinde auf dem Weg zur Weltreligion.
Rückblende um Rückblende redet sich der Alte in Rage. So erfahren die Emissäre, ist Jesus samt Begleitung geradewegs in eine Straßensperre der Militärs gestolpert; ausgerechnet Judas erweist sich dort als Retter seines bedrohten Herrn.

"Riverside" steht in der Tradition der fabelfrohen Testaments-Überlieferungen, die in früher Christenheit aus dem Kirchen-Kanon getilgt wurden. Seit jeher freilich bilden diese bildreichen Geschichten eine Fundgrube für Bibel-Interpreten.

Signatur: SL
Schlagworte: Religion|Literatur|Jesus
Bewertung: +++
Rez.: Annette Kopetzki

Roth, Patrick: Magdalena am Grab. Novelle. Frankfurt am Main: Insel
 2003. 49 S. ; 18 cm. (Insel-Bücherei ; 1234). ISBN 978-3-458-19234-3, geb.: 11,80 €

In Hollywood versucht eine Gruppe junger Schauspielschüler, die Szene darzustellen, in der Jesus der am Grab weinenden Maria Magdalena erscheint (Joh. 20, 11-16).

Der Regisseur möchte sich mit den Darstellern zur abendlichen Probe in einem leerstehenden Haus am Mulholland Drive treffen. Jedoch ist nur die Hauptdarstellerin erschienen; man wartet versehentlich im falschen Haus auf die Übrigen. Die geprobte Szene ist nur einige Sekunden kurz, doch von eindringlicher spiritueller Bedeutung. Immer wieder muss sie wiederholt werden. Alles hängt offenbar an einer Wendung, die erforderlich wäre, damit das Geschehen ganz verständlich würde – an einem Satz, den der Bibeltext jedoch ausspart, als solle hier ein Geheimnis immer neu entdeckt werden. Eingebettet ist diese, die Seele berührende Handlung in eine spannungsgeladene und leicht gruselige Story: immerhin soll die Bibelszene in dem Haus stattfinden, das einem Magier gehört haben soll. Filmische Bilder und Szenen, platte amerikanische Alltagsdialoge, die Psychologie des Menschen, das Erleben der biblischen Wahrheiten – kulturelle Oberflächlichkeit ebenso wie christliches Fundament prägen den Text.

Roth ist dem Wunder auf der Spur und dazu begibt er sich in das Land der Bibel, in die Zeit Jesu – quasi wie eine filmische „Blende“ von  seiner Realität als Filmemacher aus in die Tiefen seiner spirituellen Erfahrung.

Signatur: SL
Schlagworte: Religion|Literatur|Jesus
Bewertung: +++
Rez.: Christiane Spary

Rice, Anne: Jesus Christus - Die Straße nach Kanaa. Roman. Dt. von Monika Köpfer. Hamburg: Hoffmann & Campe 2008. 302 S. ; 21 cm. Aus d. Amerikan. ISBN 978-3-455-40134-9, geb.: 19,95 €

Der Zweite Band einer dreiteiligen Jesusbiografie spielt in der Zeit seiner Taufe und der Hochzeit von Kanaa.

Anne Rice, bekannt durch ihre Vampir- und Hexenbücher, legt den zweiten Band ihrer dreiteiligen Jesusbiografie vor. Der Leser folgt dem Ich-Erzähler (Jesus) während seines Lebens wenige Wochen vor der Taufe im Jordan und der Hochzeit in Kana. Die Erzählperspektive ist überraschend, aber außergewöhnlich gut gelungen. Denn die Autorin vermag den Zwiespalt, in dem sich Jesus Christus befindet - einerseits Mensch mit menschlichen Gefühlen, Hoffnungen und Träumen und andererseits Gottes Sohn, der als solcher auch mehr ist und weiß - greifbar zu machen,  und das, ohne dass es platt wirkt. Anne Rice spricht durch ihre Sprache an, die historisch korrekte Recherche und die spannenden Geschichten, die sie geschickt mit den biblischen Überlieferungen verknüpft.

Alles in allem eine runde Geschichte, die die LeserInnen gespannt auf den letzten Band der Trilogie warten lässt. 

Signatur: SL
Schlagworte: Jesus|Judentum|Jesus Biografie|Palästina
Bewertung: +++
Rez.: Eva-Maria Nielsen

Rice, Anne: Jesus Christus - Rückkehr ins Heilige Land. Roman. Dt. von Monika Köpfer. Hamburg: Hoffmann & Campe 2007. 350 S. ; 22 cm. Aus d. Amerikan. ISBN 978-3-455-40042-7, geb.: 19,95 €

Der siebenjährige Jesus kehrt mit seiner Familie aus Ägypten nach Nazareth zurück.

Autoren haben zu allen Zeiten ihre Stoffe auch der Bibel entnommen. Der Anspruch, mit dem Anne Rice in ihrem Nachwort auftritt, gibt allerdings doch zu denken. Der Person Jesu und der Entstehung des Christentums gilt ihr ganzes Interesse. Sie will wissen, wie sich alles wirklich zugetragen hat, wobei sie der historisch kritischen Forschung ein vernichtendes Urteil ausstellt und davon überzeugt ist, die Evangelien seien Augenzeugenberichte. In deren kanonischen Rahmen möchte sie ihren Roman einflechten, der auf drei Teile angelegt ist. Sie lässt Jesus in der ersten Person erzählen: „Ich war sieben Jahre alt. Was weiß man schon, wenn man sieben ist?“ Da aber ein Mentalitätsunterschied zwischen einer 64-jährigen Amerikanerin des Jahres 2005 und einem 7-jährigen Jungen des Jahres 7 besteht, wird aus einem kleinen Kind ein ständig sich reflektierender Erwachsener, der im Laufe des Romans das Geheimnis seiner Herkunft ergründet, nämlich seine jungfräuliche Geburt, die biologisch verstanden wird. Ereignisse, die in den apokryphen Evangelien von der Kindheit Marias oder Jesu erzählen, werden in den Text eingebracht.

Für kritische LeserInnen mit Spaß an Spekulationen und Spannung.

Signatur: SL
Schlagworte: Jesus|Kindheit
Bewertung: ++
Rez.: Lieselotte Diepholz

Niven, John: Gott bewahre. Roman. Dt. von Stephan Glietsch und Jörn Ingwersen. München: Heyne 2011. 400 S. ; 23 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-453-67597-1, geb.: 19,99 €

Jesus kommt noch einmal auf die Welt und versucht, die Menschen zu Freaks und Kiffern zu machen. Vergeblich.

“Da kommt Gott – tut so als wärt ihr beschäftigt!” So lautet die Parole im Himmel. Gott war kurz weg – nur etwa 500 Jahre und schon ist auf der Erde alles durcheinander geraten. Jesus muss noch einmal runter, um  wieder Ordnung zu schaffen. Da er Jahrhunderte lang mit Jimmi Hendrix Gitarre gespielt hat, bewirbt er sich bei einer Casting-Show und ist plötzlich sehr populär. Was macht er daraus? Er gründet eine Kommune der Sanftmütigen und verärgert einen konservativen Fernsehprediger, der hetzt ihm den Geheimdienst auf den Pelz. Jesus wird aufgrund einer falschen Anschuldigung hingerichtet. Doch bald beginnen seine Fans, Spritzen um den Hals zu tragen... - Der flapsig geschriebene Roman eines Bestsellerautors zeigt wieder einmal überraschende Wege, die die Jesusfigur in unserer Kultur geht. Jesus lebt ganz unten bei den Obdachlosen, Prostituierten und psychisch gestörten Vietnam-Veteranen.

Ein Jesus-Roman, in dem Gott, Jesus und der Himmel von einer subproletarischen Hippie-Kultur dominiert werden und der in der derben Sprache dieses Milieus geschrieben ist. 

Signatur: SL
Schlagworte: Jesus|Gott|Himmel|Casting-Show
Bewertung: ++
Rez.: Frank Hiddemann

Moore, Christopher: Die Bibel nach Biff. Die wilden Jugendjahre von Jesus, erzählt von seinem besten Freund. Roman. Dt. von Jörn Ingwersen.. München: Goldmann 2002. 572 S. ; 19 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-442-54182-9, kt.: 10,90 €

Die Jahre zwischen Jesu Taufe und dem Beginn seiner Wirksamkeit werden von seinem besten Freund Levi "Biff" nacherzählt.

Biff und Josu "Josh (später auch Jesus genannt) sind beste Freunde und wachsen gemeinsam in Nazareth auf. Schon früh zeichnet sich ab, dass Josh irgendwie anders ist: er kann z.B. zermatschte Eidechsen wieder zum Leben erwecken. Als die Beiden älter werden, hadert Josua mehr und mehr mit seinem Schicksal. Er weiß zwar, dass er der Messias sein soll, aber er hat keine Ahnung, wie das geht. Also bricht er mit seinem Freund Biff auf, um zu lernen. Die Freunde landen in China, treffen den Yeti und lernen Kung Fu. In Tibet erleben sie eine buddhistische Ausbildung. So gerüstet kehren sie nach  Haus zurück um das Wort Gottes zu verkünden. Dort finden die biblisch überlieferten Geschichten statt, das Weinwunder in Kanaan, Krankenheilungen, Totenauferweckungen, Bergpredigt.
Der Autor Christopher Moore hat eine humorvolle, unterhaltsame Erzählung geschrieben, die all denen gefallen wird, die immer wieder "Das Leben des Brian schauen". Mitunter sind die Witze etwas platt, aber dazwischen muss der Leser auch immer wieder laut auflachen.

Humorvollen Lesern sehr gerne empfohlen. Sicher auch hervorragend für den Konfirmandenunterricht geeignet.

Signatur: SL
Schlagworte: Jesus|Humor
Bewertung: +++
Rez.: Maike Linne

Miller, Mary: Süßer König Jesus. Roman. Dt. von Alissa Walser. Berlin: Metrolit 2013. 251 S. ; 22 cm. Aus d. Amerikan. ISBN 978-3-8493-0311-2, geb.: 19,99 €

Ein Buch wie ein Roadmovie über eine fromme Familie und die Bedürfnisse unter der frommen Schale.

Zwei erwachsene bibeltreue Christen fahren nach Kalifornien, um dort die Wiederkehr Christi zu erwarten. Die Welt, wie wir sie kennen, wird dort enden. Darüber sind die beiden sehr froh, denn sie können nicht mehr viel mit ihr anfangen. Anders die beiden halbwüchsigen Mädchen auf dem Rücksitz. Für sie ist der Trip in den Süden schlechthin das Abenteuer ihres Lebens. Sie interessieren sich für die verschiedenen Fastfood-Restaurant und Hotelketten, wo sie anhalten. Sie interessieren sich für Süßigkeiten, Jungen und Cowboy-Boots. Wir hören ihre Gedanken durch den Kopf von Jess, der jüngeren der beiden Töchter. Ihr Horizont ist beschränkt, ihre Wahrnehmung bunt und vielfältig und von diversen Begehren getrieben. Es macht einen unglaublichen Spaß, den Wegen ihrer Aufmerksamkeit zu folgen. Zum Schluss meinen die Eltern, angekommen zu sein und verschleudern ihr letztes Geld in einem Wellness-Hotel. Jess wird dabei entjungfert. Und so endet zwar nicht die Welt, aber ihre Kindheit.

Ein rasantes und chaotisches Buch voller Widersprüche und kleiner magischer Momente. Ein Gegengift für alle Kulturkritiker.

Signatur: SL
Schlagworte: Jugend|Christentum|Jesus|Sexualität
Bewertung: +++
Rez.: Frank Hiddemann

McGowan, Kathleen: Das Magdalena Evangelium. Roman. Dt. von Rainer Schumacher und Barbara Först. Bergisch Gladbach: Lübbe 2006. 541 S. ; 21 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-404-15863-8, geb.: 19,95 €

Die Jesusgeschichte aus veränderte Perspektive, eingebettet in einen Kriminalroman.

Maureen Pascal, die amerikanische Journalistin, erfährt bei einem Besuch im Süden Frankreichs auf eine sehr wundersame Weise, dass sie eine Nachfahrin der Maria Magdalena ist und entdeckt dabei den Schatz, in der Tiefe der Pyrenäen verborgen, eben das Magdalena Evangelium, das die Geschichte des Jesus von Nazareth neu, aber sehr anrührend schreibt. Sie gerät dabei in Gefahren, findet aber auch Menschen, die, sich als in der Traditionen der Maria Magdalena lebend verstehen, ihr bedingungslos helfen. – Kathleen McGowan hat ein Buch geschrieben, das zwar die biblischen Traditionen und Texte aufnimmt, aber durch die Betonung der Bedeutung Magdalenas neue und aufregende Perspektiven entwickelt. Wer es mit der gebotenen Distanz liest, wird gut unterhalten und in einigen Passagen vielleicht auch zum Nachdenken angeregt.

Kritischen LeserInnen mit Spaß an Spekulationen und Spannung empfohlen.

Signatur: SL
Schlagworte: Jesus|NT|Thriller
Bewertung: ++
Rez.: Kurt Triebel

Lagerlöf, Selma: Christuslegenden. Erzählungen. Dt. von Marie Franzos. München: Nymphenburger 2002. 224 S. ; 19 cm. Aus d. Schwed. ISBN 978-3-485-00970-6, geb.: 5,99 €

Einfache Menschen begegnen dem Sohn Gottes im Laufe der Weltgeschichte.

Dank ihrer bildhaften Sprache ist es der Nobelpreisträgerin von 1909 gelungen, Geschichten der Bibel zu einem poetischen Erlebnis zu machen. In den „Christuslegenden” geht es um einfache Menschen, die Jesus begegnen, ohne von seiner Bedeutung als Sohn Gottes zu wissen, das Beson¬dere an ihm und die von ihm ausgehende Kraft aber dennoch spüren. Die Legenden handeln vom Glauben, von der Barmherzigkeit, der Liebe und den Wundern. Die Erzählungssammlung
„Christuslegenden“ erschien erstmals 1904. Angesiedelt sind die Geschichten zum größeren Teil im Judäa zur Zeit der römischen Besatzung, sie spielen aber auch in Rom zur Zeit des Kaisers Tiberius, in der Republik Florenz des ausgehenden Mittelalters, oder, wie in „Das Rotkehlchen“, am Beginn der Welt.

Allen Erzählungen gemeinsam ist, dass sie auf eine stets überraschende Weise mit der Figur Christus verbunden sind, ohne dabei in das Pathos traditioneller Christuslegenden zu verfallen. Sehr gut zum Vorlesen geeignet.  

Signatur: SL
Schlagworte: Jesus|Erzählungen
Bewertung: +++
Rez.: Red.

Köhlmeier, Michael: Der Menschensohn. Die Geschichte vom Leiden Jesu. Lesung. Gesprochen von Henning Venske.. Hamburg: Audiolino 2011. 2 CDs ; 130 Min. ISBN 978-3-86737-112-4, : 14,90 €

Versuch einer aktualisierenden Bibel-Version und Adaption. Hörfassung der 2001 erschienenen Buchausgabe.

Die Geschichte vom Sterben Jesu und seiner Auferstehung ist nicht nur ein Glaubenszeugnis, sie ist auch ein Mythos, eine Sage, die den Autor herausforderte, sie auf seine eigene Art frei zu erzählen. Aus der Sicht des ungläubigen Thomas geht er den Dingen auf den Grund - so werden die Ereignisse von Jesu Einzug in Jerusalem bis zu seinem Erscheinen nach der Kreuzigung zu Menschengeschichten von Liebe und Verrat, Not und Erlösung. Der ‚ungläubige‘ oder doch fast immer zweiflerische Thomas, ein ‚Single‘, ein Junggeselle, reich oder doch wohlhabend, arbeitet als Architekt und Ingenieur – u. a. zugunsten der Wasserversorgung nicht allein für die Römer, sondern für seine Mitbürger. Seine ‚Kollaboration‘ mit den Besatzern stellt die brisante Frage nach dem ‚richtigen‘ Leben im, ‚falschen‘, die den zeitlosen Konflikt des Menschen zwischen Ideal und Wirklichkeit, Anpassung und Verweigerung bezeichnet. – Thomas, der ewige Zweifler (= der Moderne) glaubt erst, als das Wunder der Auferstehung ihm persönlich geschieht, bis also Jesus vor im steht und ihn anspricht: „Thomas“, sagte er, „leg deine Hand in meine Wunden. Du bist mein Bruder.“ „Da hat ihm Thomas geglaubt“.

Hier wird eine nachhaltige Botschaft vermittelt, ohne die eine humane Gesellschaft – wenigstens in der westlichen Hemisphäre – nicht einmal gedacht, geschweige denn umgesetzt werden kann. 

Signatur: SL
Schlagworte: Jesus|Glauben
Bewertung: +++
Rez.: Gerd Rademacher

Kishon, Ephraim: Um Gottes Willen. oder Der Vaterschaftsprozess des Zimmermanns Josef. Roman. München: Langen Müller 2000. 160 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-7844-2739-3, geb.: 9,90 €

Palästina im Jahre 0: In einer turbulenten Gerichtskomödie,
in der die Beteiligten alle selbst zu Wort kommen, soll Josefs Vaterschaft geklärt werden.


Josef, der Zimmermann, in der Weltgeschichte besser bekannt als der Ehegatte der heiligen Maria, geht vor Gericht. Warum, so fragt er sich, sollte er allein für die Erziehung eines Jünglings namens Jesus aufkommen, dessen leiblicher Vater bisher unbekannt ist? Vor Gericht treten auf: die Ankläger Maria und Josef sowie die Zeugen Erzengel Gabriel, die Drei Weisen, der Heilige Geist, Lukas, Johannes und sogar der Teufel. Die Paraderolle des Angeklagten aber spielt ein altersloser, ehrwürdiger Herr, auch „Gott Im Himmel“ ge¬nannt. – In seiner Komödie „Der Vaterschaftsprozess des Zimmermanns Josef“ hat Kishon ein ewiges Thema in den Mittelpunkt gestellt und das turbulente Geschehen im Gerichtssaal ist Vorwand für seine mit tiefgründigem Humor geführte Auseinandersetzung mit all den Fragen, die sich die Menschen stellen, seit Moses die Zehn Gebote empfing. Kishon weiß, wovon er spricht, er ist ein Kenner der Heiligen Schrift.

Ein humorvoller Roman nach dem gleichnamigen Bühnenstück des 2005 verstorbenen israelischen Schriftstellers und Regisseurs. 

Signatur: SL
Schlagworte: Humor|Jesus
Bewertung: ++
Rez.: Red.

Huizing, Klaas: Mein Süßkind. Ein Jesus-Roman. München: Gütersloher Verl. - Haus 2012. 240 S. ; 22 cm. ISBN 978-3-579-06579-3, geb.: 19,99 €

Was steckt hinter Jesu Gleichnissen und Handlungen? Kindheitserinnerungen, wie sie Klaas Huizing erzählt.

Wie lebte Jesus, bevor er berühmt wurde? Und wie wurde er überhaupt, was er wurde? Der Theologieprofessor und Schriftsteller Klaas Huizing beschreibt, wie Jeschua nicht weiß, ob er seinen Freund Jonathan wirklich ins Leben zurück gebetet hat, als der beim Spielen verunglückte. Als Jeschua zum ersten Mal nach Jerusalem reist, geht es ihm wie weiland dem jungen Luther bei der Romreise. Er ist tagelang nachdenklich, weil er bezweifelt, dass Gott so gepriesen werden soll, wie es die prächtige Tempelarchitektur tut. Und einmal fällt Jesus unter die Räuber, und überraschender Weise hilft ihm ein Römer. Und dann ist da die Szene mit der Ehebrecherin, deren Steinigung Jeschua nie vergessen würde. Wer Huizings gut recherchierten Roman gelesen hat, kommt Jesu Verkündigung vor wie eine Sammlung von Kindheitserinnerungen. Aber über Jesus spirituellen Weg erfahren wir fast nichts. Nur von einem "Gast" schreibt Huizing manchmal, der Jesus mal mehr und mal weniger spürbar ist. Ein Gast?

Das Buch enthält eine Fülle von raffinierten Kombinationen von Historie, Literatur und Glaubensgeschichten und ist eine Fundgrube für jeden Kenner.

Signatur: SL
Schlagworte: Jesus|Gott|Biographie|Gleichnisse
Bewertung: ++
Rez.: Frank Hiddemann

Henisch, Peter: Der verirrte Messias. Roman. München: dtv 2012. 397 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-423-14111-6, kt.: 11,90 €

Roman über einen Menschen, der sich daran erinnert, Jesus Christus gewesen zu sein und diesem Gedanken nachgeht.


Eine Feuilleton-Journalistin lernt auf dem Flughafen einen Mann kennen, der nicht außergewöhnlich aussieht, aber einige Verhaltensoriginalitäten aufweist. Er wendet sich ihr auf hartnäckige Art und Weise zu und ist völlig unironisch. Aus der Perspektive der Journalistin erfahren wir, dass der Mann Mischa glaubt, Jesus Christus zu sein und auf dem Weg nach Palästina ist, um die Schauplätze seines Lebens aufzusuchen. Seine Erinnerung ist lückenhaft. Besonders weiß er nicht, wie seine Geschichte ausging. Die Journalistin verliebt sich schließlich doch in ihn, aber als sie unter seine Bettdecke schlüpfen will, stoßen sie seine blutenden Wundmale ab. Die Jesus-Figur Mischa schreibt ihr Briefe über seine Erfahrungen im Heiligen Land, und schließlich treffen sie sich in Rom wieder, wo auch ihre kurze Affaire gespielt hatte. Mischa-Jesus ist völlig verwirrt und haust in einer kleinen ungepflegten Wohnung. Eine wunderbare Emmaus-Szene schließt den geheimnisvollen, manchmal etwas zerfahrenen Roman ab.

Für erfahrene LeserInnen, die gewohnt sind, mit Geduld Vexierbilder in ihrer Hand zu drehen und für Freunde ausgefallener Jesus-Bücher.

Signatur: SL
Schlagworte: Jesus|Erinnerung
Bewertung: +++
Rez.: Frank Hiddemann

Gompertz, Rolf: Jesus. Mein jüdischer Bruder. Dt. von Carl Dieter Hinnenberg. Neukirchen-Vluyn: Aussaat 2010. 319 S. ; 21 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-7615-5752-5, geb.: 14,90 €

Roman über die Lebensgeschichte des Jesus von Nazareth aus jüdischer Sicht.

Der bereits 1977 in den USA erschienene Roman stellt das Leben Jesu in sein jüdisches Umfeld und erzählt vom Alltag der jüdischen Bevölkerung während der römischen Besatzungszeit, die zu vielfältigen Konflikten und Rivalitäten führten. Maria von Magdala und Judas Iskariot sind zentrale Figuren des Romans, der zeitlich die letzten Wochen vor der Kreuzigung einfängt, in denen Judas in ein böses Intrigenspiel zwischen Kaiphas und Pontius Pilatus gerät. Fast spielerisch fügt der Autor ein, was dem jüdischen Volk vom Gesetz vorgeschrieben wurde und welche Rituale sich daraus ergaben und zum Dissens mit den Besatzern führen konnten. Jesu Wirken, seine Wunder, Verhaftung, Verurteilung, Kreuzigung und seinen Tod – dies alles erlebt der Leser in dem faszinierenden Roman des Juden Rolf Gompertz völlig neu: durch die Augen von Judas.

Ein Buch, das durch den Perspektivwechsel zum besseren
gegenseitigen Verständnis beiträgt.

Signatur: SL
Schlagworte: Judentum|Fremdherrschaft|Jesus
Bewertung: ++
Rez.: Halgard Kuhn

Gantenberg, Michael: Neu-Erscheinung. Roman. Frankfurt am Main: Scherz 2009. 288 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-502-11057-6, kt.: 13,95 €

Ein Fortsetzungsroman in einem westfälischen Lokalblatt über die angebliche Zwillingsschwester von Jesus sorgt für Turbulenzen.

Paul, Lokalredakteur bei einer kleinen westfälischen Zeitung, will endlich zeigen, welches Talent in ihm steckt. Mit dem Herausgeber macht er einen geheimen Deal und veröffentlicht unter dem Pseudonym 'Bella Gator' einen spektakulären Fortsetzungsroman über Hannah, die angebliche Zwillingsschwester von Jesus, die nach zweitausend Jahren endlich ein normales Leben führen will: mit wahrer Liebe, Sex und weniger Kilos auf den Hüften. Im idyllischen und eher katholischen Westfalen schlägt die Geschichte ein wie eine Bombe und entfaltet eine ungewollte Dynamik. Auch Pauls Frau begeistert sich bald für die Geschichte, ohne zu ahnen, wer hinter dem Pseudonym steckt. Michael Gantenbergs Romandebüt ist eine temporeiche Geschichte voller Gags und witziger Dialoge, der man seine Fernseherfahrung als Comedyprofi und Autor bekannter TV-Komödien anmerkt. Die Handlung wird in vielen kurzen Szenen vorangetrieben. Am Ende steht eine brave und gefällige Wendung mit einer kleinen Überraschung.

Leichte und witzig-unterhaltsame Kost.

Signatur: SL
Schlagworte: Journalist|Satire|Provinz|Zeitung
Bewertung: ++
Rez.: Wolfgang Vetter

Fredriksson, Marianne: Maria Magdalena. Roman. Dt. von Senta Kapoun. Frankfurt am Main: Krüger 2006. 283 S. ; 19 cm. Aus d. Schwed. ISBN 978-3-596-17205-4, kt.: 9,95 €

Roman über Maria Magdalenas Beziehung zum Rabbi Jesus, ihre gegenseitige Liebe und die Anfänge des Christentums.

Maria Magdalena erzählt aus ihrem Leben, von der Kindheit in einem jüdischen Dorf. Sie schildert ihre erste Liebe im Freudenhaus und die Begegnung mit einem anderen Außenseiter, Jesus, aus der sich nicht nur eine Jüngerschaft, sondern eine tiefe Liebe entwickelt. Fredrikssons Maria Magdalena ist die Jüngerin, die Jesus liebte. Sie hält nach dem Tod Jesu ihre Erinnerungen an die gemeinsame Zeit schriftlich fest, weil ihr bewusst wird, dass die Apostel die Lehre Jesu absichtlich verändern wollen, um den Frauen in der Kirche ihren rechtmäßigen Platz streitig zu machen. Maria Magdalena wird nicht zur frommen Büßerin in einer Grotte stilisiert, sondern ist eine Frau, die vertraut ist mit der jüdischen und griechischen Tradition.

Ein faszinierendes Buch, welches einen weiblichen Blick auf das Christentum eröffnet und die LeserInnen nachdenklich stimmt, weil vieles aus den Anfängen des Christentums auch heute noch im Dunkeln liegt. 

Signatur: SL
Schlagworte: Christentum|Frau|Biographie
Bewertung: +++
Rez.: Eva-Maria Nielsen

Coetzee, J. M.: Die Kindheit Jesu. Roman. Dt. von Reinhild Böhnke. Frankfurt am Main: S. Fischer 2013. 350 S. ; 21 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-10-010825-8, geb.: 21,99 €

Die Geschichte vom alten Simón und dem kleinen David, die in einem fremden Land gestrandet sind und eine Mutter suchen.

Der kleine David kommt über den Ozean in ein neues Land, hat aber auf dem Schiff den Brief verloren, der seine Vergangenheit und den Aufenthaltsort seiner Eltern enthielt. Simón, ein älterer Mann, nimmt sich seiner an und versucht – selbst fremd im fremden Land – eine Mutter für ihn zu finden.
Zuerst aber muss er Arbeit finden, er schleppt schwere Säcke am Hafen und philosophiert mit den Arbeitern. Das tut er aber auch mit David. Hier spielt die Geschichte von Don Quichote eine zentrale Rolle, der die Welt sieht, wie er will. So ist auch David. Als er aufgefordert wird, die Wahrheit zu sagen, entgegnet er: „Ich bin die Wahrheit.“
In einer Wohnanlage für Reiche meint Simón eine Mutter für David gefunden zu haben. Inès nimmt David als Sohn an, zieht in Simóns winzige Wohnung und verdrängt ihn. Inès wird umgekrempelt: aus einer heimatlosen Frau mit Cocktails und Tennis wird eine Mutter. Aber David will sich nicht einfügen, er sucht nicht nach Sicherheit, sondern nach einem neuen Leben.

Der Roman des Literatur-Nobelpreisträgers von 2003 eignet sich für Lesezirkel und Gesprächskreise.

Signatur: SL
Schlagworte: Flucht|Kindheit|Werte|Wahrheit
Bewertung: +++
Rez.: Volker Dettmar

Chopra, Deepak: Jesus. Biographischer Roman. Dt. von Bernd Seligmann. München: Knaur 2013. 288 S. Aus d. Engl. ISBN 978-3-426-42031-4, EPUB: 6,99 €

Roman über die ersten 30 Lebensjahre Jesu.

Nach seinem biographischen Roman über Buddha wendet sich der Autor der Figur Jesus Christus zu. Deepak Chopra ist gebürtiger Inder und hat seine spirituellen Wurzeln überwiegend im Yoga und im Hinduismus. So kann er den Blick von außen nutzen, wenn er sich dem scheinbar westlichen Thema Jesus zuwendet. Wer war Jesus vor seinem 30. Lebensjahr? Was hat ihn innerlich angetrieben? Unter welchen Umständen hat er gelebt? Wir wissen praktisch nichts über diese Zeit. Umso faszinierender ist es, zu erleben, wie sich Deepak Chopra in Jesus Christus einfühlt und uns sein menschliches Gesicht zeigt, seine Selbstzweifel, seine Leiden, seine unablässige Suche nach Gott.

Ein spannender und authentischer Roman über die Jahre, in denen Jesus, den Chopra den „großen Meister“ nennt, zu einem der Erlöser der Menschheit gereift ist.  

Signatur: Cd
Schlagworte: Leben Jesu|Biographie
Bewertung: +++
Rez.: Red.

Bulgakow, Michael: Meister und Margarita. Roman. Neu übersetzt von Alexander Nitzberg. München: Dt. Taschenbuch Verl. 2014. 608 S. ; 18 cm. Aus d. Russ. ISBN 978-3-423-14301-1, kt.: 12,90 €

Hörbuch: München: DHV 2014. 12 CDs. ISBN 978-3-8445-1428-5, 49,99 €

Eine aberwitzige Satire auf ein erstarrtes System und übertriebenen Atheismus in einer modernen Übersetzung.

Schon als der Roman stark zensiert in den 1960er Jahren in Russland erschien, wurde er zum Kult. Inzwischen gehört er in den Kanon der Weltliteratur als Meisterwerk der russischen Moderne. Im Moskau der dreißiger Jahre ist der Teufel los: Ein gewisser Voland, Professor für Schwarze Magie, gibt zusammen mit seinen drei seltsamen Mitarbeitern einige Vorstellungen im Varietétheater. Dabei stellt er die Moskauer Gesellschaft der Stalinzeit gründlich auf den Kopf, er foppt, blamiert und schädigt alle. Nur zwei entgehen dem Chaos: ein gemütskranker Schriftsteller, Verfasser eines Romans über Pontius Pilatus, der sich „Meister“ nennt und seine Geliebte Margarita… – Hineingewoben in diese Erzählung voller satirischer Anspielungen und phantastischer Begebenheiten ist eine verfremdete Nacherzählung der Passionsgeschichte, die in verschlüsselter Form staatliche Unterdrückung und die Angst der Unterdrücker vor den Opfern enthüllt. Gott der Herr kennt die Gerechten in seiner Welt, und um sie zu retten, benutzt er ab und an den Teufel als Werkzeug.

Ein Großstadtroman, magisch, verrückt und gegenwärtig. 

Signatur: SL
Schlagworte: Satire|Gleichnis|Passion|Jesus
Bewertung: +++
Rez.: Red.

Bertschmann, Dorothee: Frau W. diskutiert mit Jesus. Geschichten über Gott und die Welt.  Ill. von Heiner Schubert. Zürich: TVZ 2012. 80 S.: überw. Ill. ; 20 cm. ISBN 978-3-290-17622-8, kt.: 15,40 €

21 kurze Geschichten mit Illustrationen, die biblische Aussagen anhand von Alltagsgeschichten erläutern.


Die Autorin, Pfarrerin in der Schweiz, hat einige ihrer regelmäßigen Kolumnen in Tageszeitungen ausgewählt und zu einem kleinen Taschenbuch zusammengestellt. Es geht weniger um Diskussionen mit Jesus, als um Bezüge von heutigen Alltagssituationen auf biblische Aussagen oder umgekehrt. Dieses von Heiner Schubert zutreffend illustrierte Büchlein verdeutlicht  in köstlicher Art und Weise sehr aufschlussreich Alltagsszenen mit der auch noch heute aussagekräftigen biblischen Botschaft.

Leicht zu lesen mit anhaltender Wirkung.

Signatur: SL|Ce
Schlagworte: Alltag|Lebenswirklichkeiten|Bibel|Jesus
Bewertung: ++
Rez.: Kurt Triebel

Aitmatov, Tschingis: Der Richtplatz. Roman. Dt. von Friedrich Hitzer. Zürich: Unionsverl. 2011. 464 S. ; 19 cm. Aus d. Russ. ISBN 978-3-293-20381-5, kt.: 12,90 €

Als die Wölfin Akbara und ihr Wolf Taschtschajnar ein letztes Mal vor dem schlimmsten Feind – dem Menschen – ausreißen, ahnen sie nicht, dass ihr Ende unausweichlich ist.


Die Zeit der Wölfe und der Antilopen scheint abgelaufen. Denn wo immer der Mensch in das seit Urzeiten herrschende Gleichgewicht der Natur eingreift, wächst die Verwüstung des Lebens. Neben der Schilderung ökologischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Probleme in der damali-gen Sowjetunion enthält der 1986 erstmals veröffentlichte Roman des berühmten kirgisischen Autors auch eine christliche Ebene: Der ehemalige Priesterschüler Awdij Kallistratow will sich mit der Gleichgültigkeit der Menschen nicht abfinden und wird dafür zu Tode gequält. Im Fieber erlebt er, wie Christus mit Pilatus spricht und den Kreuzestod erleidet.

Eine spannende und bewegende Lektüre.

Signatur: SL
Schlagworte: Bibel|Ökologie
Bewertung: +++
Rez.: Annette Kopetzki

Prinz, Alois: Jesus von Nazaret. Stuttgart: Gabriel 2013. 236 S. ; 22 cm. ISBN 978-3-522-30324-8, geb.: 16,95 €

Jesus Christus passt in keine Schublade - und bleibt doch bis heute Wegweiser und Vorbild für ein gelingendes Leben.

Jesus Christus: "Wahrer Gott und wahrer Mensch". Wie kamen  Christen schon bald nach der Kreuzigung und der von ihnen geglaubten und erlebten Auferstehung dieses Mannes aus Nazaret dazu, sich so zu ihm zu bekennen? A. Prinz versucht, auf diese Frage eine Antwort zu finden, indem er Jesu Leben begleitet. Der Autor orientiert sich dabei an den Evangelien, lässt Ergebnisse der historisch-kritischen Theologie einfließen, stellt Bezüge her zu Literatur, bildenden Künsten und Philosophie. Er zeigt Jesus als einen Menschen seiner Zeit, der im Vertrauen auf Gott wirklich frei leben konnte - und der durch seine Taten und seine Worte bis heute provoziert. Ein packendes, persönliches Buch und ein großartiges Beispiel erzählender Theologie. Kritisch anzumerken ist, dass Prinz ab und an dazu neigt, den "zornigen" Gott des Altes Testaments dem "väterlich-liebenden" Gott  Jesu gegenüberzustellen.

Trotz der neckischen Dornenkrone auf dem Umschlag ein hervorragendes Buch, bestens geeignet für Jugendliche ab 13 Jahren, etwa als Geschenk zur Konfirmation, und für Erwachsene.

Signatur: Jc|Cd
Schlagworte: Leben Jesu|Historischer Jesus
Bewertung: +++
Rez.: Erhard Reschke-Rank

Stead, Christian Karlson: Mein Name war Judas. Roman. Dt. von Edith Beleites. Köln: Eichborn 2012. 238 S. ; 22 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-8479-0509-7, geb.: 19,99 €

Kluger Roman, der die Person des Judas neu beleuchtet und eine andere Sicht auf Jesus ermöglicht.

Sie kannten sich schon seit der Kindheit. Judas, Sohn eines reichen Kaufmanns, und Jesus. Ihre Wege trennten sich. Judas sollte mit der Tochter eines Jerusalemer Priesters verheiratet werden, Jesus ging zu den Radikalen, den Essenern und lernte weiter. Judas hinterging seinen Vater und heiratete seine Liebe, die Hochzeit in Kana aber drohte zum Fiasko zu werden – aber Jesus tauchte auf und verwandelte Wasser zu Wein. Als Judas‘ Frau bei der Geburt des ersten Kindes stirbt, schließt er sich Jesus an. Immer bleibt eine Distanz zwischen den Beiden. Judas ist nüchtern und nervtötender Realist, Jesus auf seiner teils mürrischen Suche nach Identität. Unter all den Begeisterten ist Judas der kritische Freund, dem der Glauben fehlt, aber er ist derjenige, der in der dunkelsten Stunde nicht wegläuft. Das Buch ist eine Erzählung des Lebens Jesu aus anderer Perspektive, unaufdringlich, ohne missionarischen Impetus. Es ist, als hätte Rudolf Bultmann einen Krimi geschrieben.

Ein gutes Buch, um in Eigenstudium oder Gruppe sich des Bildes des historischen Jesus zu vergewissern.

Signatur: Cb 2|SL
Schlagworte: Christologie|Judas|Historischer Jesus
Bewertung: +++
Rez.: Volker Dettmar

Der gute Herr Jesus und der Schurke Christus. Roman. Philip Pullman. Dt. von Adelheit Zöfel. Frankfurt am Main: S. Fischer 2011. 230 S. ; 22 cm. Aus d. Engl. ISBN 9783100590312 geb.: 18.95€

Eine fiktive Geschichte von Jesus und seinem Bruder Christus, die erzählt, warum es die Kirche geben muss.

Das Buch ist ein eigenständiges Evangelium. Es berichtet und deutet die Geschichte Jesu Christi wie es Matthäus, Markus, Lukas und Johannes getan haben. Allerdings verfügt es über Insider-Informationen. Es weiß von Jesu Bruder Christus, der für ihn manchen Dienst tut, z.B. den des Verrates, der eigentlich Judas zugeschrieben wird. Auch erfindet Christus einleuchtende Rituale wie z.B. das Abendmahl. Selbst bei der Auferstehung spielt er eine Hauptrolle. Jesus ist naiv, aber charismatisch; Christus sieht die ewige Wahrheit in den historischen Begebenheiten. Zusammen sind sie unschlagbar. - In sehr einfacher lakonischer Erzählweise, eben im Stile eines Evangeliums, entwirft Pullman eine geniale Version der größten Geschichte der Welt. Um Jesu Leben und Werk zu sichern, muss es die Kirche geben. Aber die widerspricht im Grunde der Botschaft Jesu. Deswegen wirkt Christus manchmal wie ein Schurke. Aber eigentlich ist er ein liebender Bruder, der Jesu Botschaft durch die Zeiten retten will.

Das Buch behandelt eine zentrale theologische Frage in einfachen kleinen Abschnitten und eignet sich für fast alle gemeindlichen Arbeitsfelder und für die persönliche Lektüre.

Signatur: SL
Schlagworte: Jesus|Kirche
Bewertung: +++
Rez.: Frank Hiddemann

Die sieben letzten Tage Jesu. Die archäologischen Tatsachen. Shimon Gibson. Dt. von Rita Seuß. München: Beck 2010. 272 S. : Ill. ; 23 cm. Aus d. Engl. ISBN 9783406605024 geb.: 19.95€

Jesu letzte Tage, wie die Bibel sie schildert, aus archäologischer Sicht.

Der britische Archäologe Shimon Gibson hat sich in den letzten Jahrzehnten einen internationalen Ruf als Spezialist der Archäologie Israels erarbeitet, zahlreiche Artikel und mehrere Bücher zu weit gefächerten Themen verfasst und herausgegeben. In seinem nun in deutscher Sprache vorliegenden Buch der letzten sieben Tage Jesu setzt sich Gibson zum Ziel, die Angaben der Evangelien zum Leben Jesu anhand archäologischer Indizien zu überprüfen. Die Lektüre gestaltet sich spannend, Gibson verfolgt die Angaben der Bibel wie ein Detektiv und hält ihnen archäologische Entdeckungen entgegen; in einigen Punkten kann er dabei tatsächlich plausible Vorschläge zum korrekten Verständnis machen oder den damaligen Alltag, wie die Bibel ihn schildert, verbildlichen. Vielfach bleiben seine Überlegungen reine Spekulation, wie er selbst zugibt – eine stichhaltige Parallelisierung biblischer Texte mit archäologischen (Be-)Funden ist und bleibt ein fast unmögliches Unterfangen; dennoch absolut lesenswert.

Eine interessante, wenn auch spekulative Ergänzung zur Erforschung des Lebens Jesu.

Signatur: Ca
Schlagworte: Jesus|Bibel|Evangelien|Archäologie
Bewertung: ++
Rez.: Jan van Nahl

Jesus spricht. Die Lehren des Jesus von Nazareth. Gelesen von Philipp Schepmann u.a. Stuttgart: Dt. Bibelges. 2010. 2 CDs ; 116 Min. ISBN 9783438021076 14.90€

Die Worte von Jesus von Nazareth, seine Verkündigungstexte aus allen Evangelien zusammengestellt aus den Texten der „Großen Hörbibel“.

Dieses Hörbuch bietet eine Zusammenstellung fast aller Aussagen des Jesus, der als der Sohn Gottes geglaubt wird. In einer sehr rasanten Abfolge werden die Texte der Bibel in szenischen Folgen, die durch die Grundaussagen der jesuanischen Verkündigung führen, dargestellt. Die ausgewählten Texte führen in sehr spannenden und aussagekräftigen Passagen von den Worten mit Grundtexten zum Gottesreich, das in eben diesen Mann aus Nazareth lebendig geworden ist, über die Bergpredigt, Streitgespräche, Gleichnisse, die Nachfolgediskussion zu den Konsequenzen des Glaubens an Jesus Christus. “Wer an mich glaubt, der glaubt an den, der mich gesandt hat.“ (Joh. 12,44ff) Den Texten über die Endzeit folgen als Abschluss die Kapitel der Abschiedsreden. (Joh.13-15) Die gut gegliederten Texte folgen einer logischen Abfolge und werden mit Überschriften versehen durch die verschiedenen Schauspielerinnen und Schauspieler überzeugend gelesen. Philipp Schepmann liest den Jesus und lässt die vielen anderen bekannten KollegInnen ebenso gut zu Worte kommen.

Diese gut gestaltete CD sollte in den evangelischen Büchereien zu finden sein, neben der kompletten „Großen Hörbibel“ (Ev. B. 05/454) es wird sich lohnen.

Signatur: Cb|Cd 1
Schlagworte: Jesus |Evangelien|NT|Gemeindebildung
Bewertung: +++
Rez.: Kurt Triebel

Auf mich kannst du zählen! 12 Gleichnisse unserer Zeit. Stephan Sigg. 1. Aufl. Stuttgart: Gabriel 2010. 219 S. ; 22 cm. ISBN 9783522301916 geb.: 14.90€

Wenn Jesus seine Gleichnisse hier und heute erzählte …

Die Gleichnisse Jesu sind bildhafte Erzählungen, die als Kern die Botschaft vom Reich Gottes in sich tragen und von alltäglichen und vertrauten, manchmal aber auch von überraschenden Erfahrungen der Menschen handeln. In der Bibel spiegeln sie die Umwelt der Menschen zur Zeit Jesu wider. Stephan Sigg überträgt zwölf Gleichnisse, darunter auch einige weniger geläufige, in die Welt unserer Jugendlichen im Mitteleuropa des 21. Jahrhunderts und erzählt einfühlsam und plastisch Geschichten aus ihrem Alltag - von Freunden und Freundinnen, auf die man sich verlassen kann, vom Traum, berühmt und erfolgreich zu sein, vom Umgang mit Geld, vom Eingestehen des Scheiterns, vom Lohn für den Ferienjob. Dabei verweist er erzählerisch leicht, beispielhaft, undogmatisch und ohne erhobenen Zeigefinger darauf, wie Menschen heute Jesu Botschaft von Gottes Liebe weitertragen und leben können.

Die nacherzählten biblischen Gleichnisse sind hervorragend geeignet für die Jugendarbeit und für Schul- und Konfirmandenunterricht. Zu empfehlen für Gemeinde- und Schulbüchereien.

Signatur: Jc|Ju 3
Schlagworte: Gleichnisse|Alltag|Jugend|Jesus
Bewertung: ++
Rez.: Anne Rank

Ich, Tobit, erzähle diese Geschichte. Ein Roman aus der Jesus-Zeit. Arnulf Zitelmann. Düsseldorf: Patmos 2009. 228 S. ; 22 cm.  ISBN 9783794180936 geb.: 14.90€

Tobit (17 Jahre) lebt als griechischer Jude in Ägypten. Er begibt sich auf eine Reise nach Israel und begegnet Jesus.

Der junge Erzähler dieser Geschichte ist ein Jude, der in der Diaspora in Ägypten lebt. Eines Tages begibt er sich auf eine Pilgerreise nach Israel, die auch geschäftlich motiviert ist. Hier trifft er auf Jesus und seine Anhänger. Diese Begegnung verändert ihn nachdrücklich. Nach seiner Heimkehr beginnt er seine Erlebnisse aufzuschreiben. Dem bekannten Jugendbuchautor gelingt es anhand von Tobits Reisebericht, die religiösen, kulturgeschichtlichen und politischen Verhältnisse zur Zeit Jesu auch bereits für junge Erwachsene anschaulich darzustellen. Die Gegensätze zwischen den strengen, von religiösen Geboten bestimmten Eiferern, den Anhängern von Jesus und seiner befreienden Botschaft sowie den von der griechischen Philosophie beeinflussten Juden werden deutlich. Dafür bietet Tobit als Identifikationsfigur für Jugendliche zu wenig Anhaltspunkte. Mit einem Nachwort des Autors.

Ab 14 J., setzt aber Lesebegeisterung und kulturgeschichtliches Interesse voraus. Auch eine lohnende Lektüre für Erwachsene. Einsetzbar im Konfirmanden- und Religionsunterricht.

Signatur: Ju 3
Schlagworte: Jesus|Israel|Judentum |Religionsgeschichte
Bewertung: +++
Rez.: Anke Märk-Bürmann

Jesus. 1. Aufl. Würzburg: Arena 2007. 158 S.: überw. Ill. ; 23 cm. ISBN 9783401059488 geb.: 14.95€

Diesmal wenden sich die 'Mausmacher' nicht der Entstehung von Schrauben oder der Fabrikation von Schnürbändern zu, sondern einer Person, die seit zweitausend Jahren unser Denken, unser Glauben und unsere Geschichte weltweit bestimmt, geprägt oder zumindest beeinflusst hat - Jesus.

Dies Buch kommt aus dem Haus der 'Maus', das erkennt wohl jeder, der einige Folgen der 'Sendung mit der Maus' geschaut hat. Ich kann nur sagen - mich hat schlicht und ergreifend fasziniert, dass die Autoren sich an Jesus gewagt haben und vor allem, mit welcher Gründlichkeit und informierenden Vielfalt. Sie haben, wohlgemerkt, ein Sachbuch verfasst und haben es doch geschafft, dem Leser, ob älterem Kind, Jugendlichem oder auch Erwachsenem, die Welt und die Bedeutung der Person Jesu zu erschließen. Dabei schauen sie nicht nur links und rechts in die Zeit und die politischen, religiösen und gesellschaftlichen Gegebenheiten, sondern sie blicken nach hinten in die Geschichte und die Grundlagen, auf denen Jesus überhaupt verstehbar wird und schauen sogar nach Vorne, was aus seiner Lehre in unserer christlichen Welt geworden ist. Erzählende Passagen und sachlich informierende wechseln sich mit knapp und gut erklärenden Detailerläuterungen ab. Der Leser erfährt somit nicht nur vieles über die Umwelt, in der Jesus lebte, sondern auf welcher Grundlage seine Lehre, seine Predigten, seine Gleichnisse zu verstehen sind. Dabei tun sie das, was jeder Unterrichtende tun sollte: Fragen stellen und so dem Leser einen Zugang eröffnen und ihm ein eigenes Urteil überlassen. Es wird zum Beispiel deutlich, dass die Evangelien jeweils eine eigene Theologie haben, also als Glaubenszeugnis von Menschen verstanden werden wollen und nicht als chronologisch, historische Abhandlung des Lebens Jesu. Und das alles gelingt den Autoren für meine Begriffe in größtmöglicher Offenheit und wohltuendem Respekt, ohne die religiösen Gefühle und Glaubensüberzeugungen einzelner zu verletzen, weil es dem Leser überlassen bleibt, sein eigenes Fazit zu ziehen. - Die Illustrationen sind zum Teil gelungene Einblicke in das Leben und die Welt zur Zeit Jesu und davor. Andere zeigen Fotos archäologischer Funde oder aus der christlichen Kunstgeschichte oder sind in ihren Bildinhalten Denkanstöße, die den Textinhalt aufnehmen und transportieren.

Ich habe selten ein so spannendes Sachbuch und zugleich so kurzweilige Information eines derartig komplizierten Inhalts erlebt wie in dieser 'Entdeckungsreise', die den Namen verdient. Eine Bücherei, die diesem Buch einen Platz in ihren Reihen versagen würde, gehörte geschlossen. Und Schulbuchverlage, aber auch Verlage religionspädagogischer Bücher können sich eine gehörige Scheibe davon abschneiden, wie man für eine breite Schicht aus Jung und Alt ein solches Thema aufbereiten kann. Vielleicht überlegen wir es uns ja sogar, dieses Buch in unsere Unterrichtslektüre aufzunehmen.

Signatur: Jc
Schlagworte: Jesus
Bewertung: +++
Rez.: Wolf-Peter Koech