Sachbücher für Kinder und Jugendliche

Ein Blick in die deutsche Geschichte. Vom Ein- und Auswandern. Jochen Oltmer u. Nikolaus Barbian. Ill. von Christine Rösch. Berlin: Jacoby & Stuart 2016. 123 S. : überw. Ill. ; 24 cm. ISBN 978-3-946593-08-9, geb.: 19,95 €
Reich illustriertes Jugendsachbuch über die Geschichte der Migration nach und aus Deutschland.
Verfasst wurde der knappe Band u. a. von Prof. Dr. Oltmer, einem ausgewiesenen Migrationsforscher an der Universität Osnabrück. Nach einem kurzen Verweis u. a. auf die Einwanderung der Hugenotten, beginnen die Autoren ihren Abriss der deutschen Migrationsgeschichte mit den ‚Ruhrpolen‘, die zu Zeiten des Kaiserreiches ins Ruhrgebiet einwanderten. Zeitgleich emigrierten Millionen Menschen aus Deutschland in die USA. Nach Deutschland wiederrum kamen auch die ‚Schwabenkinder‘, die bis ins frühe 20. Jahrhundert in Südwestdeutschland auf Bauernhöfen aushalfen. Und während zu Zeiten des Nationalsozialismus Millionen zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt wurden, verließen Hunderttausende das Land aus Angst vor Verfolgung und Ermordung. Nimmt man noch die facettenreiche Einwanderung der ‚Gastarbeiter’ in die BRD hinzu, ergibt sich ein vielfältiges Bild. Die Autoren plädieren dafür, dass sich Deutschland als Einwanderungsland begreifen sollte und Fremdenfeindlichkeit bekämpft werden muss. Die comicartigen Zeichnungen von Christine Rösch lockern den Band auf und verleihen ihm einen zusätzlichen Reiz.
Breit empfohlen, auch für kleinere Büchereien. Eine gute Grundlage für Diskussionen zum Thema.
Signatur: Jg
Schlagworte: Einwanderung | Auswanderung | Deutschland | Zwangsarbeit
Bewertung: +++
Rez.: Peter Bräunlein

Schott, Hanna: Angekommen! Vier Kinder erzählen von ihrem ersten Jahr in Deutschland. Ill. von Volker Konrad. Schwarzenfeld: Neufeld 2016. 123 S. : Ill. ; 22 cm. ISBN 978-3-86256-074-5, kt.: 12,90 €
Vier Flüchtlingskinder erzählen von ihrem ersten Jahr in Deutschland.
Vier Flüchtlingskinder verraten uns, woher sie kommen und wie bzw. wo sie jetzt leben. Amir aus Damaskus, dessen Name "Prinz" bedeutet, fühlt sich in Deutschland gar nicht als solcher. Anfangs lebt er mit seiner Familie in einem winzigen Zimmer, trägt geschenkte Kleidung und teilt sich mit vielen Menschen ein Bad. In einem kleinen Dorf in Bayern findet er eine neue Heimat. Kidist kommt aus Äthiopien und lebt nun als Waisenkind in einem Heim in der Nähe von Hamburg. Sie staunt über Briefkästen, Parkuhren, fließendes Wasser und darüber, dass ihr jemand das Frühstück zubereitet. Yuna aus Fukushima lernt Deutschland zur Adventszeit kennen und wundert sich über Weihnachtsmärkte, Konsumstress und Silvesterknaller sowie das Benehmen deutscher Kinder beim Naseputzen. Die Familie von Boss aus Kroatien ist in Leipzig gelandet. Sie sind Roma, was Boss peinlich ist, weswegen er es lange Zeit verschweigt. Allen Kindern ist gemeinsam, dass sie sich - oft schneller als die Eltern - in Deutschland wohlfühlen.
Das Buch ist ein Appell an junge Leser, selber Flüchtlinge und ihre sicherlich ebenso erstaunlichen Lebensgeschichten kennenzulernen.
Signatur: Js
Schlagworte: Flüchtling | Heimat | Toleranz | Interkulturelle Verständigung
Bewertung: +++
Rez.: Petra Schulte

Warning, Barbara: Heimisch und doch fremd. Junge Migranten erzählen, wie Integration gelingt. Ravensburg: Ravensburger Buchverl. 2016. 245 S. : Ill. ; 22 cm. ISBN 978-3-473-55447-8, geb.: 16,99 €
Ankommen in Deutschland – oft ein weiter Weg mit manchen Hindernissen. Davon zu hören hilft einander verstehen.
Das Buch beginnt mit Aghiad aus Syrien, der Ende 2014 nach Deutschland kam; lange vorher floh Albert An aus Vietnam über das Meer vor Krieg und Gewalt hierher. Die Schulzeit ist oft der Schlüssel zum späteren Erfolg – Helene will mit ihren Erfahrungen als Russlanddeutsche heute ihre SchülerInnen in den Vorbereitungsklassen bestärken. Wie Sport zur Integration beiträgt, erzählt Dren aus dem Kosovo, der in der U23 des HSV spielt. Mitarbeitende des Präventionsprojekts Heroes diskutieren in ihren Gruppentreffen über Themen wie den Ehrbegriff, Gewalt in der Familie oder auch die Frage des Kopftuchs. Die Frage der eigenen Identität bleibt für alle ein Thema, nicht nur für Esther, Tochter eines syrisch-orthodoxen Aramäers und einer deutschen Protestantin. Zwischen den 16 persönlichen Weg-Geschichten mit vielen wörtlichen Zitaten und Fotos aus dem „Familienalbum“ stehen Interviews mit Menschen, die beruflich mit Migranten arbeiten; Infoblocks schildern z.B. die Situation in den Herkunftsländern.
Auch in Ausschnitten gut zu verwenden, als Einstieg in die Diskussion oder den Austausch eigener Erfahrungen zum Thema, für Jugendliche und Erwachsene.
Signatur: Js
Schlagworte: Migration | Integration
Bewertung: +++
Rez.: Griet Petersen

Schädlich, Susan: Wenn Menschen flüchten. Gründe, Fakten, Erlebnisberichte. Ill. von Alexander von Knorre. Hamburg: Carlsen 2016. 31 S. : Ill. ; 19 cm. ISBN 978-3-551-25096-4, kt.: 3,99 €
Knappe, kindgerechte Informationen rund ums Thema Flüchtlinge.
Warum flüchten Menschen? Warum brauchen Flüchtlinge Smartphones? Was sind Schlepper oder Schleuser? Solche und ähnliche Fragen beantwortet die Autorin, fachlich beraten von Anwalt Tim Kliebe, der auf Migrationsrecht spezialisiert ist. Ein eigenes Kapitel widmet sich den Gründen für die Flucht von Kindern und Jugendlichen. Außerdem schildern der 16jährige Abean aus Syrien und die Kurdin Ronya, die mit 11 Jahren aus der Türkei flüchtete und heute Deutsch für Ausländer unterrichtet, ihre Geschichte. Am Ende des kleinen Heftchens zeigt noch ein Blick in die Vergangenheit, dass Menschen schon immer aus verschiedenen Gründen ihre Heimat verließen bzw. verlassen mussten. Viele Fragen zum Thema Flüchtlinge werden hier auf (nicht nur) für Kinder verständliche Weise beantwortet, es ist übersichtlich aufgemacht und ansprechend illustriert.Vielleicht kann es so die Haltung fördern, zu der der letzte Satz einlädt: Behandele andere Menschen immer so, wie du selbst behandelt werden möchtest.
Ab 3. Klasse, gut geeignet für Schule und Konfirmandenunterricht, natürlich besonders da, wo Übergangsklassen oder Flüchtlingsunterkünfte „nebenan“ sind, aber auch als Kurz-Info für Gemeindegruppen.
Signatur: Js
Schlagworte: Flüchtlinge|Flucht|Asyl
Bewertung: +++
Rez.: Griet Petersen