"Peanuts-Comics" von Charles M. Schulz.

„Wer nicht fragt, bleibt dumm oder

Die klugen großen Fragen kleiner Leute“

Autorinnen: Pfarrerin Barbara Friedrich und Frauke Richter

Literaturgottesdienst in der Johanneskirche in Hofheim mit Peanuts-Comics von Charles M. Schulz. 

Mitwirkende: Büchereiteam

 

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Die benutzen Comicstrips zum download

 

  • Übersicht/Ablauf

    Vorbemerkung

    In diesem Gottesdienst, der am 15. Februar 2015 gehalten wurde,  haben wir die Bilder mit einem Beamer auf einer Leinwand gezeigt. Mit verteilten Rollen wurden die Dialoge der Peanuts dazu gelesen.
    Nach dem Gottesdienst standen Körbe bereit mit den ausgedruckten Strips zum Mitnehmen für die BesucherInnen.

    Bitte beachten Sie das Urheberrecht: Ehe Sie die Comics in einer Veranstaltung verwenden, müssen Sie sich die Erlaubnis des Carlsen Verlags und des Baumhaus Verlags einholen und eventuell eine Gebühr entrichten.

    Charles M. Schulz: Das große Peanuts-Buch. Hamburg: Carlsen Verlag 2010. ISBN 978-3-551-78656-2

    Charles M. Schulz: 50 Jahre Peanuts das große Jubiläumsbuch. Die Geschichte des meistgeliebten Comicstrips der Welt. Frankfurt am Main: Baumhaus-Verlag 2002. ISBN: 3-8315-0251-X

    Lieder aus dem EG und „Durch Hohes und Tiefes“ (DHUT) von von Eugen Eckert, Friedrich Kramer und Uwe-Karsten Plisch. 2008 Strube Verlag. ISBN 978-3-89912-120-9.

     

    Lieder                       

    DHUT 413 „Dich rühmt der Morgen“
    EG 175 „Ausgang und Eingang“
    DHUT 121 „Vater unser im Himmel“ (Kanon)
    DHUT 133 „Ubi caritas“
    DHUT „Ich sing Dir mein Lied“

     

    Eröffnung und Anrufung

    Musik zum Eingang
    Votum
    Lied    DHUT 413 „Dich rühmt der Morgen

    Eingangsgebet

    Gottesdienst zu den Comics

    Vorlesen und Anschauen der Comics und Kommentar

    Lied    EG 175 „Ausgang und Eingang“

    Bibellesung Mt. 18,1-5 „Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder“

    Lied    DHUT „Vater unser im Himmel“ (Kanon)

    Zum Autor    Text über Charles M. Schulz

    Lied    DHUT 133 „Ubi caritas“

    Ansprache „Über das Fragen“

    Vorlesen und Anschauen der Comics und Kommentar

    Musikalisches Zwischenspiel

    Ausklang

    Fürbittengebet

    Gebetsstille

    Vater Unser

    Lied    DHUT „Ich sing Dir mein Lied“

    Segen

    Musik zum Ausgang

  • Eröffnung und Anrufung

    Musik zum Eingang

    Votum : Im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes!

    Lied: DHUT 413 Dich rühmt der Morgen…

    Eingangsgebet:

    Barmherziger Gott, Du bist unsere Frage und unsere Antwort, unser Suchen und unser Finden.

    Wir kommen zu Dir.

    Wir haben Fragen. Wir bitten Dich, schenke uns Antworten.

    Hilf uns, mit offenen Fragen zu leben.

    Manche fühlen sich an wie offene Wunden.

    Hilf, dass sie heilen.

    Du siehst tief in unsere Herzen und weißt um unsere Gedanken.

    Du weiß besser als wir selbst, welche Wünsche und Sehnsüchte uns leiten.

    Deine Gnade ist ewig und das ist ein Trost in aller Vergänglichkeit und Zerbrechlichkeit unseres Lebens.

    Deine Weite öffnet unsere Enge

    Wir bitten Dich, öffne uns, mach uns zu Menschen mit weitem Herzen,

    Nimm die Angst aus unseren Herzen und hilf unserem Unglauben.

    Amen.

     

    Nach Psalm 8 von Hans-Dieter Hüsch

    (aus: Ich stehe unter Gottes Schutz. Psalmen für Alletage. Tvd 8. Aufl. 2005 S. 143 )

    Gott, du bist unser Schöpfer,

    deinen Namen würde ich am liebsten in den Himmel schreiben,

    damit alle Menschen auf der Welt erkennen:

    Du bist größer als der Himmel und die Erde.

    Die Kinder und Säuglinge, wenn sie singen und lachen, wenn sie plappern - sie loben Dich, weil Du uns beschützt vor allen Feinden und schlimmen Leuten.

    Wenn ich aber den Himmel betrachte, den Mond und die Millionen Sterne,

    die heiße Sonne spüre, dann komme ich mir so klein, so nichtssagend vor.

    Warum nimmst du uns an die Hand, Gott?

    Warum denkst und sorgst Du für uns?

    Für mich ist das unbegreiflich, dass Du uns zu deinem Ebenbild geschaffen hast, gute Menschen, die deine Schöpfung beschützen sollen:

    Schafe und Rinder, die wilden Tiere;

    die Vögel am Himmel und die Fische im Meer,

    die großen Bäume und das kleine Vergissmeinnicht.

    Gott, du bist unser Schöpfer, dein Name soll groß am Himmel stehen; denn du sagst „Ja“ zu uns, bevor wir überhaupt sprechen können.

    So bist du unser Herr und sonst ist keiner mehr Herr über uns.

  • Betrachten und Vorlesen der Comis

    Betrachten: Sternenhimmel

    (Text des Comics im Wechsel lesen)

     

    Betrachten:  Warum ist der Himmel blau?

    (Text des Comics im Wechsel lesen)

     

    Kommentar: Wer wie was wieso weshalb warum – wer nicht fragt bleibt dumm. Wir können Linus trösten damit, dass es eine sehr kluge Frage ist – warum ist der Himmel blau? Aber nicht immer haben die Menschen um uns herum Lust auf unsere Fragen. Ein Physiker kann erklären, warum der Himmel blau ist – das hat etwas zu tun mit der Streuung des Sonnenlichtes und Erdatmosphäre. Vom Mond aus betrachtet ist der Himmel schwarz….

     

    Lied:  EG 175 Ausgang und Eingang, Anfang und Ende liegen bei Dir, Herr

     

  • Bibellesung & Zu Charles M. Schulz

    Lesung: Mt 18, 1 – 5 (Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder…)

    Lied: DHUT 121 Vater unser im Himmel (Kanon)

    Zu Charles M. Schulz:
    Charles Monroe Schulz
    wurde am  26. November 1922 in Minneapolis, Minnesota geboren,  er starb am  12. Februar 2000 in Santa Rosa, Kalifornien). Er war ein US-amerikanischer Comiczeichner und entwickelte  die Comicserie Die Peanuts. Schulz zeichnete im Laufe seines Lebens über 17.800 Comicstrips und schrieb die Drehbücher für die Fernseh- und Kinoauftritte der Peanuts.

    Schulz wuchs in Saint Paul im Mittleren Westen der USA als einziges Kind des aus Stendal in der Altmark stammenden Carl Schulz und seiner norwegischen Frau Dena auf. Sein Vater war – ebenso wie später der Vater der Comicfigur Charlie Brown – Friseur und besaß einen eigenen Salon. Schulz las als Kind gerne die Comics in Zeitungen, zu seinen Favoriten gehörten unter anderem

    „Krazy Kat“ und „Popeye“ 1934 bekam der Zwölfjährige einen Hund geschenkt – eine schwarz-weiße Promenadenmischung –, der auf den Namen Spike getauft und später die Vorlage für Snoopy wurde.

    Bereits zwischen 1948 und 1950 zeichnete Schulz eine Comicserie, in deren Mittelpunkt Kinder standen – die Serie hieß Li’l Folks und gilt als Vorgänger der  Peanuts, deren erster Strip am 2. Oktober 1950 erschien.

    Schulz hätte es lieber gesehen, wenn der Titel der Serie „Charlie Brown“ oder „Guter alter Charlie Brown“ geheißen hätte, aber  sein Vertrieb entschied sich über seinen Kopf hinweg für Peanuts – Kleinigkeiten.

    Schnell wurde die Reihe ein Erfolg. 1952 erschien der erste Sammelband. In den 1960ern wandte sich Schulz in seinen Geschichten immer öfter dem aktuellen Tagesgeschehen zu. So beschäftigten sich seine Protagonisten unter anderem mit  dem Vietnamkrieg, dem Einsatz von Tränengas bei Studentenunruhen, dem Schulgebet und den Rechten ungeborener Kinder. Dabei warf Schulz nur Fragen auf, bezog jedoch nie eindeutig Stellung zu den angesprochenen Themen und überließ die Interpretation dem Leser.

    Am 14. September 1999 verkündete Schulz das Ende seiner Tätigkeit. Nur wenige Monate später, am 12. Februar 2000, verstarb Schulz infolge einer Darmkrebserkrankung im Alter von 77 Jahren. Einen Tag später wurde der letzte seiner Comicstrips veröffentlicht. Schulz verfügte testamentarisch, dass sein Werk von keinem anderen Zeichner weitergeführt werden darf.

    In den ersten Monaten waren die Protagonisten der Serie Charlie Brown, Snoopy, Shermy und Patty. Shermy und Patty wurden nach und nach unwichtiger und verschwanden schließlich ganz aus dem Cartoon. Im Jahr 1951 wurde Schroeder in die Truppe eingeführt, ein Jahr später Lucy und ihr kleiner Bruder Linus. 1954 machten die Kinder Bekanntschaft mit Pigpen, dem ewig dreckigen Jungen. 1959 bekam Charlie Brown eine kleine Schwester namens Sally. 1960 wurde der Beagle Snoopy zunehmend menschlicher und begann auf den Hinterbeinen zu laufen und zu denken. Ab diesem Zeitpunkt ist Snoopys Hundehütte nur noch in der berühmten Seitenansicht zu sehen.

    1966 lernte Charlie Brown die an Narkolepsie leidende Peppermint Patty kennen. 1968 führte Schulz den afroamerikanischen Jungen Franklin in seinen Cartoon ein, zwei Jahre später den Vogel Woodstock.

    1971 wurde die Kindergruppe um die ernsthafte Marcie ergänzt, ein Jahr später bekamen Lucy und Linus weiteren Familienzuwachs, ihren Bruder Rerun. Im Jahr 1975 tauchte Snoopys Bruder Spike auf, der seither als regelmäßiger „Gaststar“ an den Geschichten beteiligt ist.

    Es gibt in den vielen Jahren Themen, die immer wiederkehren: im Jahr 1952 zieht Lucy Charlie Brown das erste Mal den Ball vor den Füßen weg, als Charlie Brown ihn wegschießen will. In den nächsten 46 Jahren zeichnete Schulz zu diesem Thema jährlich einen Comicstrip.

    Das erste Gespräch zwischen seinen Protagonisten, bei dem die Gesprächspartner an einer Mauer stehen und auf etwas blicken, das dem Leser verborgen bleibt, zeichnete Schulz 1954. Die Gespräche (meist zwischen Charlie und Linus) waren oft philosophischer Natur und nicht selten sentimental.

    1958 brachte Schulz seine erfolglosen Versuche, einen Drachen steigen zu lassen, in den Cartoon ein: Zum ersten Mal fraß ein Baum Charlie Browns Drachen.

    Mit dem von Lucy 1959 eröffneten Psychotherapiestand parodierte Schulz die zu dieser Zeit häufig von Kindern betriebenen Limonadenstände. Anfangs bot Lucy ihre psychotherapeutischen Ratschläge noch für fünf Cent an, später erhöhte sich der Preis auf zehn Cent. Im gleichen Jahr wartete Linus erstmals auf den „Großen Kürbis“ („The Great Pumpkin“), da er Halloween und Weihnachten verwechselte.

    Im November 1961 verliebte sich Charlie in das kleine, rothaarige Mädchen und schwärmte von diesem Zeitpunkt an für seine für ihn unerreichbare Liebe (die der Leser des Strips nie zu sehen bekommt). Auch Lucy und Sally waren unglücklich verliebt, Lucy in Schröder und Sally in Linus, den sie liebevoll „mein Bambusbärchen“ nannte.

    Im Juli 1965 erhielt Snoopy seine Schreibmaschine und versuchte sich seitdem als Schriftsteller. Im Oktober des gleichen Jahres jagte er, mit Fliegerbrille und Schal auf dem Dach der Hundehütte sitzend, erstmals den Roten Baron. Weitere Themen rund um Snoopy waren unter anderem die Pfadfinder, Snoopy als Rechtsanwalt und als Fremdenlegionär Sgt. Lejaune, der Woodstock und seine

    Freunde über die Sandbahn des Golfplatzes führt. Der Beagle lag außerdem jahrzehntelang im Streit mit der Katze von nebenan, die er mehr als alles andere fürchtete.

    Auch das Baseball-Team um den Werfer Charlie Brown, der einsam auf seinem Wurfhügel stand, war ein immer wiederkehrendes Thema. Das Team der Kindergruppe verlor jedes Spiel, gegen Mannschaften, die nicht einmal zu sehen waren. Als Teammanager führte Charlie Brown seine Mannschaft einmal zum Sieg – der ihnen wieder aberkannt wurde.

    Schulz schuf mit den Peanuts viele Szenen und Ausdrücke, die heute feste Begriffe sind. So ging zum Beispiel der von Schulz erfundene Ausdruck „security blanket“ (dt. „Sicherheitsdecke“, in den deutschen Übersetzungen Schmusedecke) in den amerikanischen Sprachgebrauch ein.

    Noch heute sind die Peanuts weit verbreitet, ob auf T-Shirts, Grußkarten, als Zeichentrickfilm oder in Büchern und immer wieder wert, gelesen und betrachtet zu werden.

    Lied: DHUT 133 Ubi caritas

     

  • Ansprache

    „Über das Fragen“

    Liebe Gemeinde,

    wer nicht fragt, bleibt dumm… Fragen bringen uns weiter. Fragen öffnen uns die Augen. Fragen können quälen, wenn sie keine Antwort finden. Fragen ist wichtig. Meine Großmutter sagte zu uns Kindern: Wenn Du etwas nicht weißt, dann frag doch! Schwierig war nur, dass sie manche Fragen dann doch völlig überflüssig fand; zu viele Fragen kamen nicht gut an. Warum-Fragen beantwortete sie gerne mit dem Satz: „Das ist eben so, mein Liebchen“.

    Und neugierige Fragen, zum Beispiel, was es denn zu essen geben würde,     bekamen diese Antwort: „Ein goldenes Nichts-chen und ein silbernes Wart-ein- Weilchen“

    Kinder fragen. Das ist wichtig. Vielleicht gilt es uns als Kennzeichen von „Erwachsen-Sein“, wenn wir nicht mehr so viele Fragen stellen. Vielleicht glauben wir, eher die Antworten geben zu müssen und geben zu können.

    Aber Fragen bleiben wichtig. Manche Fragen bleiben uns, ein Leben lang sind sie offen und unbeantwortet, bevor wir mit ihnen vielleicht unseren Frieden machen und sie sich nicht mehr stellen.

    In der Seelsorge scheint es mir oft wichtiger zu sein, die richtigen Fragen zu stellen, als Antworten zu geben. Wir dürfen, wir müssen fragen – übrigens auch Gott! Die Bibel ist voll von Fragen, mit denen Menschen Gott bestürmen. Jesus beantwortet geduldig viele Fragen. Und er stellt auch selber Fragen.

    Es ist nach der Bibel ein guter Weg zu Gott, nach ihm zu fragen. (Psalm 40, 17 Lass Deiner sich freuen und fröhlich sein alle, die nach dir fragen…!)

    Bei der Kinderschar der Peanuts sehen wir und hören wir, welche Fragen die Kinder bewegen. Es sind viele kluge Fragen dabei. Das heißt nicht, dass alle Fragen auch beantwortet werden. Aber – jede Frage bringt weiter! Also stellen wir uns einigen Fragen der klugen Kinder.

    Wir beginnen mit einer„Hitzige(n) theologische Diskussion“ – hier sind die Fragen die klassischen Fragen der Mission. Allerdings gelingt die Mission nicht wirklich…

    Betrachten: Hitzige theologische Diskussion(Text des Comics im Wechsel lesen)

    Kommentar: Das würde ich auch fragen, wenn mich Jemand für eine neue Gemeinde werben möchte: Singt Ihr „Herr Deine Liebe?“ „Singt Ihr „Ein’ feste Burg ist unser Gott?“

    Wenn nicht, dann ist da gar nichts zu machen…

    Eine großartige kleine Frage ist: Na und?? Mit dieser sehr kleinen Frage kann man großen Argumentations- und Werbetexten die Grundlage entziehen.

    Na und? Damit kann man einiges abwehren. Na und? Das lasse ich einfach gar nicht gelten. Na und? Das beeindruckt mich nicht.

    Ich habe schon eine Gemeinde.

    Jetzt begegnet uns eine Frage, die zeigt, was eine persönliche Frage auslösen kann:

    Betrachten: Betest Du eigentlich Lucy?
    (Text des Comics im Wechsel lesen)

    Kommentar: Ja, das ist ein heikles Thema. Ich glaube, ich habe noch selten Jemanden gefragt, ob er betet. Es zeigt sich, dass auch die starke Lucy sich persönlich angegriffen fühlt bei dieser Frage. Das wäre doch gar nicht nötig! Das ist keine Kontrollfrage. Es ist nicht die strenge Frage mit drohendem Unterton: Betest Du auch genug? Wir wissen alle, dass da manchmal Unheil geschieht; dass Menschen ihr Gebet missbrauchen, um sich frommer und besser zu fühlen als die anderen.

    Interessant wäre die Gegenfrage: Warum fragst Du das? Vielleicht stellt sich dann heraus, dass Linus sich schwer tut mit Beten – und auf ein bisschen Unterstützung seiner großen Schwester und Unterweisung in der Kunst des Betens gehofft hat. Aber das kann er jetzt vergessen. 

    Ja, es ist persönlich. Aber es kann so gut tun, die Erfahrungen auszutauschen. Vielleicht fragen wir einander mal: Betest Du eigentlich? Fällt es Dir leicht? Worum betest Du? Und wann? Regelmäßig – oder eher, wenn Dir etwas auf der Seele liegt? Machst Du viele Worte oder hast Du einen bestimmten Text? Es kann leicht passieren, dass uns der Austausch von Gebetserfahrungen – oder auch Gebetshemmungen! – gut tut und weiter bringt.

    Ich würde Linus antworten: Ja, ich bete. Ich bete sehr regelmäßig. Ich danke Gott für viele Dinge. Ich mache nicht sehr viele Worte beim Beten. Oft bete ich schweigend. Und besonders oft sage ich zu Gott einfach: Erbarme Dich! Ich bin sicher, er versteht ganz genau, was ich damit meine. Und er weiß sicher besser als ich, was ich brauche, was wir alle brauchen.

    Jetzt hören wir eine Frage, die tief in eine biblische Geschichte hineinführt:

    Betrachten: Was sagt Goliaths Mutter dazu
    (Text des Comics im Wechsel lesen)

    Kommentar: Wie schön, diese Sonntagsschulen-erfahrenen und bibelkundigen Kinder! Und so entspannt lesen sie gemeinsam die Bibel. Sallys Frage ist überaus klug. Zum einen weiß sie natürlich, dass Mütter immer etwas dazu zu sagen haben, was Kinder tun. Besonders wenn es Streit gibt. Aber zum anderen öffnet sie mit dieser einen Frage die ganze Tiefe dieser Geschichte von David und Goliath. Wir erzählen sie so gerne Kindern, um zu sagen, schaut, Gott hilft den Kleinen gegen die Großen.

    Aber das unterschlägt natürlich den Aspekt, den Sally messerscharf entdeckt: Hier geht es um Krieg. Hier geschieht Gewalt. Am Ende ist einer tot. Der große Goliath war nicht ein Riese, wie er im Märchen besiegt werden muss; er war auch ein Mensch, dessen Mutter vermutlich sehr um ihren Sohn weint. Die Geschichte will sagen, dass der Gott Israels seinem Volk im Krieg beigestanden hat, den Sieg geschenkt hat. Dem jungen, fast wehrlosen David hat er seinen Segen und den Sieg geschenkt. Aber das bedeutet, es gibt auch einen Verlierer. Da ist Gewalt geschehen. Deshalb kennt die Bibel auch die tiefe Sehnsucht danach, dass es keinen Krieg mehr gibt, dass bei Gott Frieden zwischen allen Menschen herrschen wird. Gott selbst verheißt: Die Menschen werden ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und nicht mehr lernen, Krieg zu führen.

    Wir dürfen und wir sollen diese einfachen, genialen Fragen an biblische Geschichten stellen – und werden erleben, wie sie uns in die Tiefe führen!

    Und noch eine Frage, die aus dem Mund bibelkundiger Kinder kommt:

     

    Betrachten: Herr, wie lange…
    (Text des Comics im Wechsel lesen)

    Kommentar: Es ist eine sich jedes Jahr wiederholende Episode bei Charles M. Schulz und seinen Peanuts, dass Charlie Brown mit dem Football übel mitgespielt wird. Jedes Mal fällt er darauf rein: Sie halten ihm den Ball hin und wenn er Anlauf nimmt wird er Ball weggezogen und er fällt hin, macht eine Bruchlandung und muss sich im Zweifel dazu noch irgendetwas anhören, was er lieber nicht gehört hätte. Auch hier erweisen sich die Peanuts als überaus bibelfest. Kinder, die regelmäßig in die Sonntagsschule gehen und ihren Jesaja kennen – denen fällt ein, voller Verzweiflung mit Jesajas Worten zu schreien: Herr, wie lange? Aus Jesaja 6 ist genau richtig zitiert – Gott beruft Jesaja und trägt ihm auf, Unheil anzukündigen. Zugleich wird Jesaja darauf vorbereitet, dass das Volk nicht auf ihn hören wird. Da fragt Jesaja: Herr, wie lange? Und Lucys Auslegung trifft den Nagel auf den Kopf, während sie dem traurigen Ritual folgt und Charlie den Ball wegzieht: Jesajas Frage enthält einen Hauch von Protest!

    Wie viele Menschen fragen Gott täglich: Herr, wie lange muss ich das noch aushalten, wie lange bleibt es so mit wüsten Städten und Häusern ohne Menschen und wüsten Feldern, was bedeutet, dass ein Krieg, eine Katastrophen alles Leben vernichtet hat. In dieser Frage liegt ein Hauch von Protest, den Gott uns sehr wohl zugesteht.

    Lucys Antwort ist allerdings im Unterschied zu Gottes Antwort nahezu vernichtend: Dein ganzes Leben! So ein wenig karikiert sie da wohl strenge Prediger, die sie vermutlich schon gehört hat. Da hat der Prophet Jesaja größeren Trost: Schon wenige Kapitel später heißt es: Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht und über denen, die da wohnen im finsteren Lande, scheint es hell! (Jes 9, 1)

    Und nun noch zum Abschluss ein Stoßgebet, das nach hinten losgeht:

     

    Betrachten: Das Stoßgebet, das nach hinten losgeht.
    (Text des Comics im Wechsel lesen)

    Kommentar: Wir wissen ja jetzt schon von Charlies großem Kummer. Das mit dem Ballspielen ist nicht seine Sache. Es führt nur zu bitteren Niederlagen.

    Deshalb ist es so verständlich, dass er ein Stoßgebet zum Himmel schickt – einmal den Ball fangen, einmal nicht der Loser, sondern der Held sein. Gott, lass mich fangen und lass uns gewinnen!

    Aber dieser kluge kleine Junge weiß – besser als manche Erwachsene – was das Problem an diesem Gebet ist: Das, was ich für mich will, das richtet sich gegen andere. Lass uns gewinnen – heißt: Lass die anderen verlieren! Lass mich der Held sein – heißt: Lass den anderen nicht der Held sein!

    Und dann kommt auch noch sein weiches Herz ins Spiel. Er ist einer, der gelernt hat, auch an die armen Kinder der Welt zu denken. Und hellsichtig weiß er, dass es Wichtigeres gibt, als ein Baseballspiel zu gewinnen. (Das ist ja auch ein wichtiger Trost für ihn, der so selten gewinnt.)

    Wir könnten ihm sagen, dass wir sehr stolz auf ihn sind, welche weiten, weltumspannenden Gedanken er hat; dass wir sehr stolz auf ihn sind, dass er seine eigenen Wünsche nicht über die Bedürfnisse anderer stellen kann.

    Wir könnten uns von ihm daran erinnern lassen, dass wir unsere Wünsche an Gott daraufhin überprüfen, ob sie sich gegen Jemanden anders richten und welche Motive uns leiten.

    Aber wir könnten dem kleinen Jungen auch sagen, dass Gott es ihm gönnen würde, dass er auch mal der Held ist, dass er auch an sich und seine eigenen Wünsche denken darf – und Gott schon selbst sortiert, welche Gebetsbitten er erfüllt und welche leider nicht …

    Selbstvertrauen und Erfolg gönnt Gott uns – und wenn der Himmel aufgeht, kann es sein, dass eine Stimme zu hören ist, die sagt: Du bist mein geliebtes Kind, an dem ich so viel Freude habe…

    Ich bin sicher, dass Gott viel Freude an den Peanuts hat!

    Das waren einige der klugen Fragen dieser wunderbaren Kinder. Wir brauchen Fragen, um an ihnen zu wachsen.

    Aber alle Fragen erledigen sich eines Tages. Die schönen Fragen, die klugen Fragen, die quälenden Fragen und die herausfordernden Fragen.

    Der Psalmbeter in Psalm 73 sagt zu Gott: Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Es gibt ein Glück, das ist so groß, dass es alle Fragen zum Schweigen bringt. Wenn ich nur dich habe…dann brauche ich nichts anderes, dann muss ich nichts mehr wissen, dann muss ich nicht mehr suchen, dann herrscht Frieden in mir.

    Solche Momente erleben wir hoffentlich alle. Und eines Tages werden wir davon leben: Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde.

    Amen.

    Kleines musikalisches Zwischenspiel   

  • Ausklang

    Fürbittengebet mit

    Lied: DHUT 229 Verleih uns Frieden gnädiglich

    (Wir singen das Lied zu Beginn des Gebetes ganz,
    nach den einzelnen Bitten nur:

    Halleluja Kyrie eleison, Herr Gott erbarme Dich mit WH)

    Großer, barmherziger Gott,

    du bist das Leben und Du verheißt uns Deinen Frieden.

    „Mühselig langsam in Hoffnung und Furcht gestalten wir Deine Verheißung aus, bauen wir an der Stadt des Friedens, an der neuen Schöpfung

    Wo du das Licht bist alles in allem.

    Gib uns die Kraft dazu bring uns an ein glückliches Ende“. (Huub Osterhuis)

    Wir beten und singen: Halleluja Kyrie eleison

    Wir danken Dir für die Gabe, uns auszudrücken. Wir danken Dir für alle Worte, die uns bewegen und verändern, die unseren Horizont weiten. Wir danken Dir, dass wir fragen können und fragen dürfen.

    Halte die Fragen offen und gib uns Kraft, sie auszuhalten.

    Wir bitten Dich für alle Schriftsteller,  Journalisten, Künstler und Zeichner in der Welt, die in Gefängnissen, in Hausarrest, in Unterdrückung leben, weil sie Fragen stellen, weil sie schreiben und gestalten, was sie sehen und denken und fühlen, weil sie schreiben über ihre Träume von Gerechtigkeit und Frieden. Wir denken vor Dir in Trauer an die Menschen, die bei Charlie Hebdo gearbeitet haben und an alle, die um sie trauern. Wir bitten Dich für unsere französischen Nachbarn um Frieden und Toleranz in ihrer Gesellschaft

    Wir beten und singen: Halleluja Kyrie eleison…

    Gott, wir bitten Dich um Frieden für diese Welt. Wir bitten Dich besonders für die Menschen in der Ukraine; schärfe das Gewissen derer, die über Krieg und Frieden entscheiden.

    Wir bitten Dich für die Kinder dieser Welt; so viele haben nicht, was sie zum Leben brauchen, sind schwer betroffen von der Gewalt, von dem Versagen der Erwachsenen. Hilf allen, die Kindern helfen wollen und die eine bessere Welt für sie gestalten

    Wir beten und singen: Halleluja Kyrie eleison…

    Wir bitten dich für unseren Kirchenpräsidenten Pfr. Jung und für die Menschen, die unsere Kirche leiten. Wir bitten Dich für unsere Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher, die unsere Gemeinde leiten. Hilf uns allen, die richtigen Fragen zu stellen und gib uns Mut, sie offen zu halten; schenke uns allen Hoffnung und Weisheit und zeige uns den Weg.

    Wir bitten Dich für alle Menschen in unserer Gemeinde, die krank sind und die kämpfen müssen um ihre Gesundheit, die an Grenzen stoßen.

    Wir beten und singen: Halleluja Kyrie eleison

    Gebetsstille            

    Vater Unser

    Lied: DHUT 283 Ich sing Dir mein Lied

    Segen: Der Herr segne Dich und behüte Dich

    Der Herr lasse sein Angesicht über Dir leuchten und sei Dir gnädig

    Der Herr hebe sein Angesicht auf Dich und schenke Dir seinen Frieden

    Musik zum Ausgang