„Kummer mit Jütländischen Kaffeetafeln“ von Siegfried Lenz

Literaturgottesdienst „Der Kummer mit der Fülle“
Autorin: Pfarrerin Barbara Friedrich, Gravenbruch
Gehalten am Sonntag, 13. März 2016 in der Ev. Kirche in Gravenbruch.
Zu: „Kummer mit Jütländischen Kaffeetafeln“ von Siegfried Lenz. (In gedruckter Form erschienen als Praxistipps 2016 „Der Kummer mit der Fülle“. Hrsg. von Verband Ev. Büchereien in Hessen und Nassau.)
„Kochen, Kochshows, Wettkochen – und die unzähligen Fragen nach gesunder Ernährung sind allgegenwärtig. So hat sich das Thema: Essen und Trinken für uns aufgedrängt. Es bekam durch die Erzählung von Siegfried Lenz „Der Kummer mit Jutländischen Kaffeetafeln“ dann den Titel: Der Kummer mit der Fülle. Denn zum genussvollen Kochen und Essen und Trinken gehört auch der Kummer, das rechte Maß zu finden und auch der Gedanke an die, die keine Chance haben, satt zu werden, sich gesund zu ernähren.“ (Aus dem Vorwort des Praxistipps s.o.)
Literaturgottesdienst zu "Kummer mit Jütländischen Kaffeetafeln" Druckversion PDF
Übersicht / Ablauf
Textvorlage:
„Kummer mit Jütländischen Kaffeetafeln“ von Siegfried Lenz. Illustriert von Kirsten Reinhold. Hamburg: Hoffmann & Campe 2006. 24 S. ISBN 978-3-455-40017-5. geb. 14,95 €
Bitte beachten Sie das Urheberrecht: ehe Sie die das Buch in einer Veranstaltung verwenden, müssen Sie sich die Erlaubnis des Verlags Hoffmann & Campe einholen und eventuell eine Gebühr entrichten.
Lieder aus:
Kommt, atmet auf. Liederheft für die Gemeinde. Nürnberg: Gottesdienst-Institut der Evang.-Luth. Kirche in Bayern 2014. 216 S. ISBN 978-3-00-034878-5. geb.9,80 €
Lied 0165 Dich rühmt der Morgen
Lied 083 Meine engen Grenzen
Lied 056 Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht
Lied 091 Wenn das Brot das wir teilen
Lied 010 Lobe den Herrn meine Seele
Hanns Dieter Hüsch und Uwe Seidel. Ich stehe unter Gottes Schutz. Psalmen für Alletage. Düsseldorf: Tvd-VerlagDüsseldorf 2014. 160 S. ISBN 978-3-926512-13-0. kt. 11,70 €
Psalm 65 von Hanns Dieter Hüsch Die Erde, in Deiner Hand
Eröffnung und Anrufung
Orgel
Begrüßung
Votum
Lied 0165 Dich rühmt der Morgen
Psalm 65 von Hanns Dieter Hüsch. Die Erde, in Deiner Hand
Eingangsgebet
Lied 083 Meine engen Grenzen
Bibellesung
Lesung aus Jeremia: Kapitel 31, 10 - 14
Lied 056 Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht
Vorlesen
Kummer mit Jütländischen Kaffeetafeln (ungekürzt)
Auslegung
Von der Fülle. Und dem Kummer damit.
Lied: 091 Wenn das Brot das wir teilen
Kanzelabkündigungen / Fürbitte / Vater unser
Fürbittengebet
Gebetsstille
Vater Unser
Lied: 010 Lobe den Herrn meine Seele
Segen
Orgel
Eröffnung und Anrufung
Orgel
Begrüßung
Votum:
Wir feiern diesen Gottesdienst
- im Namen Gottes, der uns sein Wort schenkt
- im Namen Jesu Christi, der an unserer Seite ist im Licht und im Dunkel
- im Namen des Heiligen Geistes, der uns stärkt und erfüllt
Lied: 0165 Dich rühmt der Morgen
Psalm 65 von Hanns Dieter Hüsch: Die Erde, in Deiner Hand
Im großen Kosmos sind wir gut aufgehoben.
Sommer und Winter, Regen und Hitze folgen im Rhythmus der Jahrhunderte.
Die Menschen haben geforscht und das Geheimnis der Ordnung erkannt.
Du legst uns die Welt zu Füßen wie einen Vorschlag,
den wir nicht mit Füßen treten dürfen.
Du hilfst uns, erstaunliche Taten zu vollbringen.
Zuversicht breitet sich in allen Landen aus, weil Du unser Entwicklungshelfer bist.
Die Kraft der Meere nützt Du aus,
die Begabungen der Völker lenkst du in schöpferische Bahnen;
das Land der Menschen kultivierst du zum fruchtbaren Acker ohne Gift.
Der Strom Gottes führt das ganze Jahr Wasser;
Die Steppen werden zu fruchtbaren Ebenen, die Wüsten zu belebten Landschaften.
Die Erde hat wieder Platz für alle.
Du verschaffst den Menschen die Saat, und die Ernte wird tausendfach.
Deine Güte wirkt 365 Tage im Jahr.
Hügel und Täler, Berge und Schluchten,
Korn und Herde, Technik und Forschung loben Gott täglich, denn deine Entwicklungshilfe, Gott, plant den Frieden ohne Hunger.
Eingangsgebet
Guter Gott, Du Gott der Barmherzigkeit –
ich komme zu Dir.
Und ich stehe vor Dir wie ich bin.
Meine Sorgen, meine Gedanken, meine Freuden, meine Fragen –
Nichts ist vor Dir verborgen.
Ich lege alles in Deine Hände.
Ich bitte Dich, mach mich neu. Stärke mich.
Lege mir neue Worte in den Mund, eines neues Lied für Dich.
Heile, was heilen muss.
Lass mich verstehen, was ich lernen soll.
Zeig mir den Weg zur Quelle, den Weg zu Dir, den Weg zu anderen Menschen.
Wir beten weiter mit den Worten des Liedes:
Lied: 083 Meine engen Grenzen
Bibellesung / Vorlesen
Bibellesung:
Lesung aus Jeremia: Kapitel 31, 10 - 14
Lied: 056 Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht
Vorlesen:
Kummer mit Jütländischen Kaffeetafeln (ungekürzt)
Auslegung
Von der Fülle. Und dem Kummer damit.
Liebe Gemeinde,
es treffen sich zwei Freundinnen. Eine fragt die andere, wie es ihr geht – diese holt tief Luft, überlegt einen Moment und sagt: Ich bin müde von der Fülle – und dankbar dafür, was alles möglich ist.
Müde von der Fülle sind wir vielleicht auch – satt schon vom Hören dieser kleinen Geschichte, ermüdet von den Bergen der Kaffeetafel, vielleicht ist das auch ein kleines Kopfschütteln über diese Fülle, diese Gastfreundschaft, die etwas Gewaltsames hat.
Wir alle kennen das: Gastgeber, die uns ständig drängen, zu nehmen; ständig bedrängen, man könne doch unmöglich schon satt sein!
Wir leben in Fülle. Wir leben in der Fülle und wissen, vielleicht nicht in jedem Moment, aber doch grundsätzlich, dass unsere Fülle etwas zu tun hat mit dem Mangel an anderen Orten der Welt.
Wir leben mit einer Fülle der Auswahl, der Waren, der Angebote und der Bilder und Nachrichten. Und wir spüren, wie müde das macht. Wir spüren, das tut nicht gut. In der Fastenzeit, in den „7 Wochen ohne …, verzichten manche von uns auf etwas. Andere fasten, vielleicht sogar regelmäßig. Wenn wir verzichten, probieren wir die eigenen Grenzen aus.
Und entdecken vielleicht: Weniger ist mehr.
Siegfried Lenz beschreibt mit leiser, liebevoller Ironie die Gastfreundschaft der Jütländer, die Gesellschaft der dänischen Freunde, die er so gerne mag.
Diese Erzählung ist ein Gleichnis – und die Entschlüsselung fällt uns leicht: Zu viel ist zu viel, ein zu viel kann die guten Absichten ins Gegenteil verkehren. Gastfreundschaft ist eine große, auch biblische Tugend, aber wenn sie auf zu hohe Spitzen getrieben wird, dann quält sie den Gast. Alle Energie des Gastes und seiner erschöpften Frau gehen in das Aushalten der Fülle, des nicht endenden Genusses. Die Diskussion und Gespräche über Themen der Steuergerechtigkeit und des Sozialstaates rauschen an ihnen vorbei, weil sie sich darauf konzentrieren müssen, ihrem Körper das Zuviel zuzumuten.
Sein Anliegen ist es, schreibt Siegfried Lenz, andere Gäste zu warnen; sie darauf vorzubereiten, was sie erwartet. Und doch – diese Runde hat auch etwas sehr Vertrautes, etwas Schönes; Nachbarschaft im besten Sinne. Nur dass der Hund sie leider kaum noch erkennt, als sie so übersättigt nach Hause kommen.
Wir sind nicht gemacht, solche Fülle zu ertragen. Haben wir nicht alle Goethe im Ohr: Nichts ist schwerer zu ertragen als eine Reihe von guten Tagen.
Hier könnte die Predigt nun übergehen in eine Mahn- und Lehrpredigt über das rechte Maß – das eine biblische, eine alte Tugend ist. Es wäre gut und wichtig, zu erwähnen, dass die Fülle gepaart mit großen Ansprüchen auf Lebensqualität und Genuss unserem Planeten und uns selbst nicht gut tut. Nur ein Beispiel: Erdbeeren und Spargel das ganze Jahr, wäre es nicht viel besser, viel richtiger, dass wir die Zeit genießen, wenn es Erdbeeren und Spargel bei uns gibt, Tomaten auch und manches andere, und uns daran orientieren, was in unserer Region gerade wächst?
Wir könnten uns auch einer Betrachtung des Schlaraffenlandes widmen, das Land der faulen Affen. Das bedeutet Schlaraffenland wörtlich übersetzt. Wir könnten feststellen, dass zu große Fülle uns faul macht. Wenn uns alles in den Schoß fällt, werden wir eines Tages nicht mehr aufstehen und uns etwas erarbeiten. Faulheit, Trägheit, das sind der Tradition nach große Sünden!
Aber wir wollen lieber auf die Fülle in der Bibel schauen.
Wir haben die Worte aus dem Buch Jeremia gehört, den großen Trost für die, die in Zeiten von Krieg und Gewalt leben, in Zeiten von Mangel und Not und Exil. Wenn Gott die Erlösung schenkt aus Mangel und Not, dann wird es sein wie das Leben bei einem guten Hirten. Das Land wird sich freuen über die Gaben des Herrn: Getreide, Wein, Öl, junge Schafe und Rinder. Und die Seelen der Menschen werden sein wie ein wasserreicher Garten! Die Trauer wird in Freude verwandelt.
Und ich will der Priester Herz voller Freude machen und mein Volk soll meine Gaben die Fülle haben.
Was für eine schöne Verheißung!
Wenn die Fülle Gottes seinem Volk geschenkt wird, dann küssen sich Frieden und Gerechtigkeit! Die Fülle Gottes ist eine handfeste Fülle, sie hat auch mit Dingen zu tun, mit allem, was wächst, und was der Mensch ernten kann, und mit leiblichem Wohlergehen und sehr wohl auch mit Genuss und Überfluss. Aber die Fülle Gottes ist die Zwillingsschwester der Gerechtigkeit. Ohne Gerechtigkeit ist Fülle nicht zu haben. Ohne Gerechtigkeit ist die Fülle, die Gott schenkt, nicht zu denken. In Gerechtigkeit aber wird die Fülle zum Segen.
Teilen, das gerechte, faire Verteilen, das bringt die Fülle auf ein gutes Maß!
Die Lösung für den Kummer mit der Jütländische Kaffeetafel ist nicht Askese, ist nicht Verzicht, sondern Teilen! Ladet einfach nochmal so viele Gäste ein – dann passt die Menge und es muss nicht jeder zu viel essen. Und dann wird diese sehr spezielle Form der Geselligkeit den Körpern und auch den Seelen gut tun.
Und ich will der Priester Herz voller Freude machen und mein Volk soll meine Gaben die Fülle haben….
Dann wird die Trauer in Freude verwandelt und die Seelen werden nicht vertrocknen, sondern sein wie wasserreiche Gärten!
Amen.
Lied: 091 Wenn das Brot das wir teilen
Abkündigungen / Fürbitte / Ausgang
Fürbittengebet
Guter Gott, Du Gott der Gerechtigkeit, wir danken für Deine Fülle, für Deine Verheißungen, für Gnade und Liebe, die kein Ende haben.
Gott, wir bitten Dich für alle, die nur Leere spüren,
für alle, die nicht genug zum Leben haben, für die Menschen, die nichts zu ernten haben und nichts zu essen; wir denken besonders an die Menschen in Äthiopien .
Gott, wir bitten Dich für alle, die unter Ungerechtigkeit leiden,
und für alle, die ihre Zeit, die ihr Leben einsetzen, die arbeiten für mehr Gerechtigkeit auf dieser Erde
Gott, wir bitten Dich für uns alle, schenk uns dankbare Herzen, öffne unsere Augen für die Fülle unseres Lebens, bewahre uns vor Überfluss, öffne unsere Hände, das wir teilen lernen.
Gott, wir bitten Dich für die Kranken der Gemeinde.
Gott, wir bitten Dich für alle, die trauern, für alle die Dich besonders brauchen -
Wir nennen Dir die Namen in der Stille!
Gebetsstille
Vater Unser
Lied: 010 Lobe den Herrn meine Seele
Segen
Orgel