„Nichts“ von Janne Teller

Literaturgottesdienst mit einem brisanten Jugendbuch
Autor: Pfarrer Christoph Otminghaus und das Bücherei-Team der Gemeinde
Die musikalische Gestaltung übernahmen Monika Stockhausen (Querflöte) und Esther König (Orgel).
Literarischer Gottesdienst in der Ev. Kirche Bad Oeynhausen-Eidinghausen am Ewigkeits-Sonntag 21. November 2010 zu Janne Teller: Nichts. Was im Leben wichtig ist. Roman. Aus d. Dän. von Sigrid C. Engeler. München: Hanser 2010. 139 S. ISBN 978-3-446-23596-0. € 10,00
Übersicht/ Ablauf
Musik zum Eingang
Votum und Gruß
Buch-Vorstellung "Was hat Wert"
Wochenspruch:
Lukas 12, 35 “Eure Lenden seien umgürtet und eure Lichter brennend“
Psalmgebet EG 735: „Herr du bist unsre Zuflucht für und für“ (im Wechsel mit der Gemeinde gesprochen)
Sündenbekenntnis
Kyrie „Herr erbarme dich“ - Gnadenzusage - Gloria „Ehre sei Gott in der Höhe“
Tagesgebet
Lesung aus Matthäus 2, 1-13: Das Gleichnis von den 10 Jungfrauen
Lied EG 147: Wachet auf ruft uns die Stimme
Lesungen aus dem Buch
Nacherzählt aus dem Buch
Musik
Lied: „Meine engen Grenzen“
Predigt:
Psalm 90, 12 „Bedenkt, dass ihr sterben müsst, auf dass ihr klug seid.“
Predigtlied EG 526: „Jesus meine Zuversicht“
Ankündigungen/Informationen
Fürbittengebet
Gebet „Vater Unser“
Segen
Musik zum Ausgang
Einführung in das Buch
Die Frage nach dem Sinn des Lebens wird in unserer Gesellschaft immer häufiger gestellt.
Die Finanzkrise hat gezeigt: Geld, Aktien, Häuser - alles kann schon morgen wertlos sein. Alles worauf Menschen gebaut und sich verlassen haben. Was hat nun wirklich Wert, was hat Bestand?
Das Bücherei-Team will Ihnen heute ein Buch vorstellen, dass zunächst erschreckt, aber doch unsere Gedankenwelt aufbricht und erweitert. So können wir uns den Bibeltexten des heutigen Ewigkeits-Sonntags aus einem anderen Blickwinkel nahen und vielleicht besser verstehen.
"Nichts. Was im Leben wichtig ist“ von Janne Teller ist weit mehr als ein Jugendbuch. Es verhandelt nichts Geringeres als unser aller Sehnsucht nach Bedeutung. Es packt uns wie ein erschütternder Tatsachenbericht. Es* ist aber eine Parabel. Ein Gleichnis über die Suche nach dem Sinn des Lebens.
"Nichts bedeutet irgendwas, deshalb lohnt es sich nicht, irgendetwas zu tun". Mit diesen Worten verlässt Pierre eines Tages den Unterricht. Seine Mitschüler beschließen daraufhin, ihrem nihilistischen Klassenkameraden das Gegenteil zu beweisen. In einem alten Sägewerk sammeln sie alles, was Bedeutung hat. Die Schüler fordern, dass jeder etwas Bestimmtes, ihm besonders Wichtiges abgeben muss. Je größer das Opfer, größer seine Bedeutung.
Die Autorin Janne Teller, Jahrgang 1964, wurde in Kopenhagen geboren. Sie lebt heute abwechselnd in New York, Paris und Kopenhagen. Sie studierte Jura und arbeitete als ökonomisch-politische Ratgeberin der EU und UN.
Ihr Buch "Nichts" wurde bei seinem Erscheinen im Jahr 2000 sehr kontrovers diskutiert. Inzwischen ist es in Dänemark Schullektüre und wurde in 13 Sprachen übersetzt. 2010 ist es auf deutsch erschienen. Es wirbelte auch bei uns in den Medien viel Staub auf und stand lange auf der Bestseller-Liste des „Spiegel“.
Bei der Vorbereitung des Gottesdienstes haben wir im Büchereiteam gemerkt, dass man sich über diesen Text einfach austauschen muss. Dazu möchten wir auch Ihnen im Anschluss beim Kirchenkaffee Gelegenheit geben.
Lesung und Nacherzählt aus „Nichts“
S.8/9: Es war in der zweiten Augustwoche. … Das lag einfach in der Luft. S.10/11: Pierre Anthon wohnte mit seinem Vater … Denn alles fängt nur an, um aufzuhören.
Sofie wurde wütend und schrie zurück:
S.12: Du sitzt bloß da und gaffst …wieder vom Pflaumenbaum herunterholen mussten.
Pause
Musik
In der Schule berieten wir uns in den Pausen, aber eine richtige Idee hatten wir nicht.
S.17: Wir können uns nicht beschweren … dass alle nur so tun als ob.
Wir trafen uns auf dem Fußballplatz. Es kamen keine guten Vorschläge, aber viele schlechte.
S. 24: Als wir gerade gehen wollten ….Nachmittag legten wir los.
Wir suchten einen passenden Ort, um unser Projekt zu starten. Da entdeckten wir das alte Sägewerk vor der Stadt und kauften gleich ein Schloss für die Tür.
S. 26 Wir hatten das Sägewerk … Wir tun einfach so als ob.
Wir waren alle so damit beschäftigt, bedeutende Sachen zusammenzutragen
S. 25-26: … dass wir schließlich unsere Hausaufgaben … Wir antworteten ihm nicht. Nicht einer
S. 27: Der Berg wuchs und wuchs. die uns tatsächlich etwas bedeuteten.
S. 28: Dennis war der erste. … ihre afrikanischen Papageienohrringe trug.
Werner verlangte die Geburtsurkunde von Anna-Li.
S.39: Anna-Li war Koreanerin. …... Anna-Li hatte recht.
Maike überlegte nicht lange, sie sah Frederik an und sagte "Dannebrog" Frederik schien kleiner und dünner zu werden, und gleichzeitig bekam er einen ganz roten Kopf und zitterte. Der Dannebrog, unsere stolze Fahne! Wie seine Eltern glaubte Frederik an Dänemark und an das Königshaus. Im Vorgarten ihres roten Hauses stand die längste Fahnenstange von Taering. Von dieser Fahnenstange wehte die Fahne bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Seit Frederik 14 geworden war, hatte er das Flagge hissen von seinem Vater übernommen und er war stolz darauf. Nun wehte die rotweiße Fahne auf unserem Berg der Bedeutung und es sah wirklich sehr bedeutend aus.
Pause
Musik
Rike muss sich von ihren einzigartigen blauen Zöpfen und Gerda von ihrem über alles geliebten Hamster trennen. Beide rächen sich mit noch grausameren Forderungen. Wir hätten aufhören sollen - bevor es soweit gekommen war. Jetzt war es zu spät.
Als der Gitarre spielende Johann seinen Zeigefinger opfern muss, gerät alles außer Kontrolle. Johann verrät uns. Eltern und Polizei schreiten ein. Es gibt riesigen Ärger, auch in der Schule. Lehrer Eskildsen, nachdem er uns 38 Minuten lang ununterbrochen ausgeschimpft hatte, mit der Hand auf das Pult schlug und rief, was das denn gesollt habe, gab Sofie die Antwort. „Die Bedeutung". Sie nickte wie zu sich selbst. „Sie haben uns ja nichts darüber beigebracht. Also haben wir sie jetzt selbst gefunden."
In der Pause berieten wir wieder. Wie sollten wir es anstellen, Pierre Anthon den Berg aus Bedeutung zu zeigen. Die Polizei hatte das ganze Gelände abgesperrt. Ich hatte eine Idee. „Und was, wenn die Zeitung eine Geschichte über uns und den Berg bringt. Dann wird Pierre Anthon doch bestimmt neugierig und dort vorbeigehen?"
Tatsächlich schafften wir das! Erst in der Lokalzeitung und dann kam die große Presse und das Fernsehen. Die fingen zu unserer großen Überraschung an, etwas von Kunst und dem Sinn des Lebens zu schreiben und sich über den Berg aus Bedeutung zu streiten. Der Berg wurde weltbekannt. Alle waren beeindruckt. Alle, bis auf Pierre Anthon.
Pause
Musik
Immer noch gab es heftige Diskussionen um unseren Berg der Bedeutung. Ein großes Museum in New York entschied die Sache! Als es dreieinhalb Millionen Dollar für den Berg aus Bedeutung bot, verschloss es der ganzen wütenden Diskussion ein für alle Mal den Mund.
S. 118/119: Dreieinhalb Millionen Dollar … Das Museum akzeptierte, und das war’s.
S. 126: Es war der Tag, bevor die Museumsleute kommen … auf Oles Brust und Bauch….
S. 127: Ich wusste, dass Sophie recht hatte. … sondern Pierre Anthon recht.
Uns packte eine riesige Wut, wir prügelten und traten. Es war, als wollten wir uns gegenseitig totschlagen. Und auf einmal wusste ich, dass ich Pierre Anthon holen musste, koste es, was es wolle!
Die 7a stand in einem Halbkreis um Pierre Anthon. Nasen waren schief geprügelt, Zähne fehlten. Alle waren mit Blut verschmiert. Aber das war nicht alles, was ich sah. Ich sah blanken Hass.
S. 131: Pierre Anthon schaute von einem zum andern … sich deshalb zu prügeln! Dann sah er in Richtung des Bergs aus Bedeutung und lachte höhnisch auf.
Pierre Anthon trat näher und ging langsam einmal um den ganzen Berg herum. Er betrachtete die Flagge, dann richtete er den Blick auf Frederik. „Das Vaterland" höhnte er. „Hast du das Vaterland für schnöden Mammon verkauft?" „Und der Gebetsteppich, Hussein? Glaubst du nicht mehr an Allah?" Er starrte Hussein an, der mit gesenktem Kopf dastand. „Was war der Preis für deinen Glauben?"
Pierre Anthon machte immer weiter, nannte die Teile des Berges eines nach dem anderen beim Namen, und einer nach dem anderen wurden wir immer kleiner. „Wenn das da wirklich etwas bedeutet hat, dann hättet ihr das doch wohl nicht verkauft?" beendete Pierre Anthon seine Tirade und deutete auf den Berg aus Bedeutung.
Dann stürzten wir uns auf Pierre Anthon. Er war an allem schuld. Er war schuld, dass wir die Lust am Leben und an der Zukunft verloren hatten und nicht aus noch ein wussten.
In derselben Nacht brannte das stillgelegte Sägewerk bis auf die Grundmauern ab.
Das ist acht Jahre her. Ich habe immer noch die Streichholzschachtel mit der Asche vom Sägewerk und dem Berg aus Bedeutung. Dann und wann hole ich sie hervor und schaue sie an.
Predigt/Ankündigungen/Ausgang
Predigt:
Psalm 90, 12 „Bedenkt, dass ihr sterben müsst, auf dass ihr klug seid.“
Predigtlied EG 526: „Jesus meine Zuversicht“
Ankündigungen/Informationen
Fürbittengebet
Gebet „Vater Unser“