Auf dem Nullmeridian

Shady Lewis

Shady Lewis autobiografisch angelegter Roman führt uns zu den Einwanderern und Gestrandeten im heutigen London.

Als koptischer Christ floh der Ich-Erzähler aus Ägypten und lebt inzwischen seit 10 Jahren in London. Er ist angestellt beim staatlichen Sozialdienst in einem Brennpunktviertel und kommt so den sozial Schwachen und Ausgegrenzten, Migranten und Obdachlosen nah. In Rückblicken erfährt der Leser über seine Jugend und Familie in Ägypten.
Durch einen Anruf aus Kairo wird er gebeten, bei der Beerdigung eines verstorbenen syrischen Geflüchteten zu helfen. Durch diesen Auftrag und durch seinen beruflichen Alltag wird die englische Gesellschaft, die kalte Bürokratie, der überforderte Sozialdienst ebenso beschrieben wie die Menschen des Viertels mit ihren Geschichten und Erfahrungen. 
Sprachlich gewandt, mitunter poetisch - ein Lob an den Übersetzer Günther Orth - erzeugt der Autor dabei manchmal ein absurdes, dann auch ein zynisches Bild. Ernüchternd die Einsicht, dass vieles im Leben  - wie der Nullmeridian - ein menschliches Zahlenwerk ist, um Ordnung und Macht durchzusetzen.


Spannend geschrieben, gibt der Roman auf ernüchternde Art manch überraschende Lebensansicht preis. Geeignet für alle Lesegruppen.

Bewertung: 3/3   

Rezension von:   
Renate Schalück


Preisgeb.: 24,00 €
Erscheinungsjahr2023
VerlagHoffmann & Campe
Originalsprachearabisch
Übersetzer:inGünther Orth
Seitenzahl221 Seiten
ISBN978-3-455-01572-0
SignaturSL
SchlagworteMigration / Geflüchtete / Sozialdienst / London