Das Café ohne Namen
Wünsche, Hoffnungen, Eitelkeiten: Zeitbild einfacher Leut‘ 1966 bis 1976 in einem Wiener Café nahe dem Karmelitermarkt.
Robert Simon wuchs als Waise auf, sein erstes eigenes Zuhaus ist ein Untermiet-Zimmer bei Witwe Pohl. Mit 30 Jahren übernimmt er, nah dem Wiener Karmelitermarkt, wo er für Freundlichkeit und Geschick bei Aushilfsarbeiten geschätzt wird, ein leerstehendes Café. Die Gäste sind einfache Leut‘: die stets begründet eifersüchtige Milchhändlerin, der evangelische Pfarrer, der Sandler, der Heumarkt-Ringer, der Simons Kellnerin, zuvor Näherin und dann arbeitslos, heiratet, die Skatbrüder und sein Freund, der Fleischermeister vom Markt. In einzigartiger Atmosphäre und durchzogen von großer Melancholie gelingt es dem Erzähler, Aussehen, Sprache, Mimik, Emotionen, Verhalten dieser Menschen jener Zeit sowie der Umgebung dort genauestens zu charakterisieren und darzustellen, so, als sei er Zeuge gewesen wie Kisch in seinen Reportagen. Durch Hausverkauf endet der Pachtvertrag. Am Tag nach dem Abschiedsfest stürzt die Reichsbrücke ein: Sinnbild der Veränderungen. Die Witwe ist altersverwirrt im Heim.
Herausragend erzählt. Ein sprachliches Denkmal. Empfohlen für Leser:innen mit Freude an Zeitkolorit und langen Dialogen sowie einzigartigen Monologen.
Bewertung: 3/3
Rezension von:
Delia Ehrenheim-Schmidt
Preis | geb.: 24,00 € |
Erscheinungsjahr | 2023 |
Verlag | Claassen |
Originalsprache | deutsch |
Übersetzer:in | -- |
Seitenzahl | 283 Seiten |
ISBN | 978-3-546-10032-8 |
Signatur | SL |
Schlagworte | Wien / Zeitbild / Kamelitermarkt-Gegend |