Nur nicht zu den Löwen

Lizzie Doron

Schonungsloser Lebensrückblick einer Israelin, die kurz vor ihrem 70. Geburtstag ihre Wohnung in Tel Aviv verlassen muss.

Lange hat sie sich gewehrt, nun realisiert sie, dass sie das Haus voller Erinnnerungen und Geschichten wirklich verlassen muss. In ihrer Wut und Verzweiflung beginnt sie zu schreiben: E-Mails an die Unternehmerin, die den Abriss betreibt, an ihren alten Chef, in den sie unsterblich verliebt war und der sie immer wieder entäuscht und ausgenutzt hat, Whatsapps an ihren Freund Noah, einen traumatisierten Soldaten, der einen Blumenladen am Friedhof führt und dem sie an Gedenktagen beim Kränzebinden hilft, an ihren alten Arzt, den sie um das nötige Beruhigungsmittel bittet. Dazwischen nächtliche Tagebucheintragungen. Schonungslos, endlich ehrlich gegenüber den anderen und den eigenen Verletzungen räumt sie auf in ihrem Leben, in ihrer Seele und lässt die Erinnerungen an die durch die Shoa traumatisierten Eltern und ihre ermordete Halbschwester zu. Sie durchbricht das belastende Schweigen und zeigt, dass die Vergangenheit nicht vergangen, sondern noch wirkmächtig ist. Selbstironisch bezeichnet sie sich als Meisterin der vermasselten Chancen und entdeckt auch gute Zeiten.
 

Ein berührendes, forderndes Buch über das Schreiben als Selbstermächtigung. Großartig erzählt. Wirft auch ein Licht auf die israelische Gesellschaft vor 7/10. Zum Gespräch.

Bewertung: 2/3   

Rezension von:   
Gabriele Kassenbrock


Preisgeb.: 23,00 €
Erscheinungsjahr2023
Verlagdtv Verlagsgesellschaft mbH & Co.KG
Originalsprachehebräisch
Übersetzer:inMarkus Lemke
Seitenzahl191 Seiten
ISBN978-3-423-28356-4
SignaturSL
SchlagworteIsrael / Frau / Zweite Generation / Lebensrückblick