
Kitzing, Constanze von: Ich bin anders als du - Ich bin wie du. Ein Wendebuch. Constanze von Kitzing. Hamburg: Carlsen 2019. O. Pag. : überw. Ill. ; 14 cm. ISBN 978-3-551-17130-6, geb.: 13,00 €
Was unterscheidet und wo ähneln wir uns?
In diesem Wendebuch geht es von der einen Seite um Gemeinsamkeiten und von der anderen Seite um Unterschiede der abgebildeten Kinder. Auf einer Doppelseite sieht man da z. B. zwei Kinder mit dem Text „Ich bin anders als du, weil …“ auf der nächsten Doppelseite die Lösung „… ich lieber Pizza mag und du Spaghetti.“ Die richtige Lösung ist dabei bereits auf der ersten Doppelseite zu entdecken, doch spielt das Buch mit den Erwartungen seinen Leser*innen: Die Kinder sehen nämlich meist ganz verschieden aus, mal ist eines dick und das andere dünn, mal hat eins eine dunkle Hautfarbe und das andere eine helle, eines hat eine sichtbare Behinderung, das andere nicht … So rät man anfangs erstmal munter falsch, bis das Konzept durchschaut ist und man intensiver schaut. So wird gesellschaftliche Vielfalt abgebildet und die eigene Sicht auf diese humorvoll hinterfragt. Das ist erfrischend!
Ein einfaches Pappbilderbuch, das aber - anders als viele der derzeit erscheinenden Kinderbücher - gesellschaftliche Vielfalt anerkennt. Hier können sich auch Kinder mit Migrationshintergrund oder einer Behinderung wiederfinden, ohne in die Rolle das „Problemfalls“ gezwängt zu werden. Von diesem Pappbilderbuch für Kinder ab 3 Jahren dürften sich andere Verlage gern eine Scheibe abschneiden!
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Vielfalt | Inklusion | Mitmachbuch | Pappbilderbuch
Bewertung: +++
Rez.: Wiebke Mandalka
Für Kinder und Jugendliche

Alle behindert! 25 spannende und bekannte Beeinträchtigungen in Wort und Bild. Monika Osberghaus. Ill. von Horst Klein. Leipzig: Klett Kinderbuch 2019. O. Pag. : überw. Ill. ; 27 cm. ISBN 978-3-95470-217-6, geb.: 14,00 €25
Steckbriefe klären über Behinderungen, Charaktereigenschaften und Verhaltensweisen auf.
In Steckbriefform wird pro Seite ein Kind namentlich vorgestellt. Es werden immer die gleichen Punkte beantwortet wie z. B. Mag gerne, Lieblingssatz, was kann ich mit ihm spielen, Behinderung, was ist daran einfach nur doof, Vorteil, wie oft kommt das vor, wo kommt das her, geht das wieder weg, wie gehe ich auf das Kind zu? Es sind Fragen, die Kinder interessieren und die eine informative Hilfestellung geben. Die Zeichnungen sind bunt, frech und lebhaft, die Schrift teilweise sehr klein. Großartig sind die Geheimnisse und Tipps für einen wertschätzenden Umgang.Die Idee des Buches ist wunderbar und es wird ungezwungen mit Behinderung umgegangen. Schwierig mag der Titel selbst erscheinen, da neben Kindern mit Behinderungen wie Down-Syndrom, Herzfehler und Autismus auch Kinder mit Charaktereigenschaften wie Schüchternheit und Verhaltensweisen wie Angeber und Essensnörgler dargestellt werden. Unter dem Titel „wir gehören alle dazu“ wäre es ein rundes Ganzes und man würde allen gerecht.
Ein informatives Kinderbuch für den Kiga oder die Grundschule für Kinder ab 5 Jahren, das aber begleitet vorgelesen werden sollte, um Missverständnisse zu vermeiden.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Behinderung | Miteinander | Vielfalt | Anderssein
Bewertung: +++
Rez.: Anne Tebben

Bansch, Helga: Die Rabenrosa. Wien: Jungbrunnen 2015. O. Pag. : überw. Ill. ; 22 cm. ISBN 978-3-7026-5874-8, geb.: 14,95 €
Wie die Rabenrosa ihr Anderssein akzeptiert und ihre Stärken zu nutzen lernt.
Hoch oben auf dem Baum lag das Nest, in dem Rosa und ihre Rabengeschwister aus ihren Eiern schlüpften. Warm und gemütlich war es da und die klugen, umsichtigen Rabeneltern versorgten ihre Kleinen mit allem, was diese so brauchten. Doch bald merkt Rosa, dass sie anders als die Geschwister ist, sie lernt nicht fliegen, sie bleibt federlos und kann einfach nicht krächzen. Von anderen wird sie angestarrt und bemitleidet und sie versucht, sich anzupassen. Doch dann findet Rabenrosa heraus, welche starken Fähigkeiten sie hat und lernt diese anzunehmen und selbstbewusst zum Vorteile aller einzusetzen. Die Geborgenheit und Annahme in ihrer Familie unterstützt sie dabei sehr. In braun, grau, rosa und rot gehaltenen bildschönen Zeichnungen und Collagen, die aus verschiedenen Perspektiven auf das Geschehen blicken, kommt diese herzerwärmende, einfühlsame Geschichte daher. Hoffnungsvoll und freudig endet sie mit den Worten: Ich freu mich auf morgen. (Ausgezeichnet mit dem Evangelischen Buchpreis 2016.)
Wunderschöne Mutmach-Geschichte für Kinder ab 4 Jahren, über Selbstannahme, die Courage, eigene Stärken auszuleben und von der Kraft, die eine liebevolle Umgebung verleihen kann.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Anderssein | Selbstvertrauen | Familie
Bewertung: +++
Rez.: Stefanie Drüsedau

Disco! Frauke Angel. Ill. von Julia Dürr. Wien: Jungbrunnen 2019. O. Pag. : überw. Ill. ; 26 cm. ISBN 978-3-7026-5934-9, geb.: 15,00 €
Ein Junge im rosa Mädchennachthemd stößt viele Diskussionen an. Dabei wollen die Kinder doch nur Disco machen ...
Das Wichtigste vorab: unbedingte Kaufempfehlung!
„Disco" ist so wunderbar geschrieben und illustriert, dass es auf jeden Fall überall seinen Platz dort haben muss, wo Bilderbücher zu finden sind!
Es handelt von einem kleinen Jungen, der eine neue Freundin hat - Pina. Und Pina, die über Nacht bleiben darf, verleiht ihr rosa Nachthemd. Schließlich wollen die beiden Kinder „Disco" spielen und jeder darf anziehen, was er möchte. Als der kleine Junge am nächsten Tag im rosa Mädchennachthemd in der Kita erscheint, löst das Diskussionen aus. Und sein Vater gerät sogar mit seinem Freund in Streit, weil sie unterschiedlicher Auffassung darüber sind, ob bestimmte Farbtöne Mädchen vorbehalten sind.
Am nächsten Morgen schleppt der Vater des kleinen Jungen einen großen Sack Wechselsachen mit in den Kindergarten, damit es alle Kinder beim Disco spielen so richtig bunt haben. Mit viel Glitzer und Schnickschnack. Und auch Eddies Vater verträgt sich wieder mit dem Vater des kleinen Jungen.
Ein witzig geschriebenes und liebevoll illustriertes Bilderbuch, das eine genderbewusste Pädagogik thematisiert.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Gender | Rollenklischees | Kita
Bewertung: +++
Rez.: Andrea Schmidt

Love, Jessica: Julian ist eine Meerjungfrau. Dt. von Tatjana Kröll. München: Knesebeck 2020. O. Pag. : überw. Ill. ; 24 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-95728-364-1, geb.: 13,00 €
Julian liebt Meerjungfrauen. Mit Hilfe von Omas Wohnzimmerausstattung verwandelt er sich in eine.
Julian liebt Meerjungfrauen! Am liebsten wäre er selbst eine – mit langem Wallehaar und einer lila Fischflosse. Oder besser: Eigentlich IST Julian eine Meerjungfrau. Nur das Äußere passt noch nicht ganz zum Inneren. In Omas Wohnzimmer ändert der Junge das: Aus Farn und Blumen entsteht ein beeindruckender Kopfschmuck, die Gardine wird zum Fischschwanz und der rote Lippenstift der Oma macht die Verwandlung perfekt. Fast zumindest: Denn als Oma reinkommt und ihn sieht, schaut sie kritisch und verschwindet gleich wieder. Gefällt ihr Julian Meerjungfrau nicht? Banges Warten. Doch kurz darauf kommt sie mit einer Perlenkette wieder, die sein Outfit komplettiert. Und dann gehen die beiden zu einer Meerjungfrauenparade, die in einem ausgelassenen Zug zum Meer führt.
Diese Parade gibt es wirklich, einmal jährlich in New York. Doch ob man das weiß oder nicht ändert nichts an der wunderbaren Aussage des Buches. Julian darf sein, wer er möchte und wird gesehen. Von seiner Oma und durch die Parade auch vom Rest der Welt.
Die großartigen Bilder lassen sich wieder und wieder bestaunen.
Überall gibt es Kinder, für die dieses Buch ein Meilenstein sein kann auf dem Weg zu sich selbst. Vor allem für diese sollte es bereitstehen.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Diversität | Gender | Toleranz | Selbstwahrnehmung
Bewertung: +++
Rez.: Wiebke Mandalka

Meine Freunde, das Glück und ich. Elisenda Roca. Ill. von Rocio Bonilla. Dt. von Ursula Bachhausen. Hamburg: Ellermann 2020. O. Pag. : überw. Ill. ; 29 cm. Aus d. Katalan. ISBN 978-3-7707-0219-0, geb.: 15,00 €
Ein Bilderbuch, das die Vielfalt von Familie aufzeigt.
Ein Stadtteilfest steht an und die Kinder dürfen den Festplatz schmücken. Dafür muss allerhand zusammengetragen werden und so kommen die Kinder (unterschiedlichster Hautfarbe) in den Laden der Familie Wang, zu Noras zwei Müttern und Emelys zwei Vätern, zu Landos Eltern (Lando ist offenbar adoptiert), wo der Vater Kontrabass spielt und die Mutter das Orchester dirigiert und zu Annas Mama, die eine Kehrmaschine fährt. Also in Fragen der Diversität alles richtig gemacht. „Aber halt!“, so mag die gewitzte Leser*in ausrufen: „Da fehlt doch noch ein Mensch mit Handicap!“ Die Rezensentin kann Entwarnung geben: Auch dieser fehlt natürlich nicht. Die Erzählerin der Geschichte, so lässt das letzte Bild vermuten, auf dem man sie das erste Mal zu Gesicht bekommt, hat wohl das Down-Syndrom.
Eine gut gemeinte, freundliche, unaufgeregte Geschichte mit einem Hund als fröhlichem Sidekick, mit niedlichen Illustrationen und einer frohen Botschaft: Vielfalt ist normal.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Diversität | Vielfalt | Nachbarschaft | Zusammenhalt
Bewertung: ++
Rez.: Wiebke Mandalka

Stromer. Sarah V. Ill. von Claude K. Dubois. Dt. von Tobias Scheffel. Frankfurt: Moritz 2017. O. Pag. : überw. Ill. ; 16 cm. Aus d. Franz. ISBN 978-3-89565-342-1, geb.: 12,95 €
Ein Kind begegnet einem Obdachlosen.
Das Bilderbuch erzählt zwei Geschichten, die schließlich zusammengeführt werden. Die eine Geschichte handelt von einem Kind, das morgens behütet aufsteht und mit seiner Mutter zur Schule geht. Die andere Geschichte berichtet von Stromer, einem Mann ohne festen Wohnsitz, der auch aufstehen muss. Aber sein Start in den Tag ist ganz anders als der des Kindes. Von dem Kontrast Ordnung - Unordnung, Schutz - Sorge lebt das Buch. Stromers Geschichte ist ausführlicher, weil das Buch auf Empathie mit Stromer angelegt ist. Das Kind entdeckt Stromer und durchbricht seine Mischung aus Scham, Einsamkeit und Ausgrenzung mit der kindlichen Frage: Magst du einen Keks? Es wird der beste Keks für Stromer. Nähe ist ein Lebenselixier. Die Farben der Bilder sind zart, hell. Die Linien sind fließend ohne starke Kontraste. Der Inhalt bietet genug Kontrast.
In Kindertagesstätten und Grundschulen kann das Buch eingesetzt werden. Oder in einer Andacht zum Thema Obdachlosigkeit.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Obdachlosigkeit | Mitgefühl | Perspektivwechsel
Bewertung: +++
Rez.: Martin Schulz

Székessy, Tanja: Mio war da! Leipzig: Klett Kinderbuch 2019. 36 S. : überw. Ill. ; 24 cm. ISBN 978-3-95470-220-6, geb.: 14,00 €
Mio ist ein Pinguin und das Kuscheltier der ersten Klasse. Nach und nach darf er alle Kinder besuchen.
Pinguin Mio hat mich total begeistert. Er erlebt so unglaublich viel, wenn er nach und nach alle Kinder der ersten Klasse besucht und sogar bei ihnen übernachten darf. Seite für Seite wird erzählt, in welche Situationen er gerät, denn in diesem liebevoll gezeichneten Kinderbuch geht es auf sehr einfühlsame Weise um die unterschiedlichen Lebenswelten von Kindern. Bei jedem der vierzehn Erstklässler zu Hause ist es anders, das wird den Leser*innen schnell klar: In einer Familie wird Musik gemacht, in einer anderen gestritten, ein Junge spielt ganz viel mit seiner Oma und gerade bei einem Mädchen, bei dem zu Hause offenbar viel los ist, muss Mio leider im Ranzen bleiben. So erfährt der kleine Pinguin viel Schönes, aber auch Trauriges. Und es fordert geradezu heraus, sich darüber auszutauschen.
Ein detailreiches Bilderbuch, das dazu einlädt, im Einzelgespräch oder in kleinen Gruppen, über die verschiedenen Lebenswelten von Kindern zu sprechen und eigene Erfahrungen mitzuteilen.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Kuscheltier | Lebenswelt | Emotionen
Bewertung: +++
Rez.: Andrea Schmidt

Die Bunte Bande - Das gestohlene Fahrrad. Ein inklusives Kinderbuch, auch in Leichter Sprache und in Brailleschrift. Corinna Fuchs. Ill. von Uli Velte u. Igor Dollinger. Hamburg: Carlsen 2018. 59 S. : überw. Ill. ; 30 cm. ISBN 978-3-551-06699-2, spiralgeb.: 24,00 €
Eine Geschichte, die ein Beispiel für gelebte Integration Benachteiligter zeigt und dreierlei Zugangsweisen ermöglicht.
Die Bunte Bande, das sind Tessa, Leo, Tom, Henry und Jule, die sich regelmäßig im „Urwaldhaus", dem Jugendzentrum ihres Stadtteils, treffen und dieses derzeit mit Farbe verschönern. Als eines Tages Bens Fahrrad gestohlen wird und er nicht mehr ins Urwaldhaus kommen kann, da die Familie sich keinen Ersatz leisten kann, werden die Freunde erfinderisch und überlegen sich verschiedene Aktionen für das anstehende Sommerfest, deren Erlös Ben zugute kommen soll. Letztendlich schafft es die kleine Gemeinschaft, ein gebrauchtes Fahrrad zu ersteigern, was für den Jungen die Voraussetzung dafür ist, sich wieder mit seinen Freunden treffen zu können.So verschiedenartig die Kinder in der erzählten Geschichte sind, so vielfältig kann der Zugang zu derselbigen sein. So wird die Geschichte nicht nur in der üblichen Schriftsprache, sondern auch in Leichter Sprache und in Brailleschrift erzählt, um allen Kindern die Möglichkeit des selbstständigen und gemeinschaftlichen Lesens zu bieten.
Ein Ansatz zur Förderung der Inklusion, insbesondere Grundschulkinder mit Lernschwierigkeiten werden aber Unterstützung in der Handhabung benötigen.
Signatur: Ju 1
Schlagworte: Inklusion | Integration | Leichte Sprache | Brailleschrift
Bewertung: ++
Rez.: Claudia Birk-Gehrke

Jackson, Sharna: High Rise Mystery - Ein tödlicher Sommer. Dt. von Henriette Zeltner. München: Knesebeck 2020. 281 S. ; 22 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-95728-368-9, geb.: 16,00 €
Die Geschwister Nik und Norva entdecken in ihrem Hochhausblock, dem Tri in London, eine Leiche im Wäscheschacht.
Die Schwestern und Hobbydetektivinnen Nik (11) und Norva (13) ahnen Schlimmes als ihr Kunstlehrer nicht zum Kunstkurs erscheint. Der grausige Geruch aus dem Wäscheschacht führt sie dann folgerichtig zur Leiche. Trotz des Schocks ermitteln die Mädchen weiter, erst recht, als ihr Vater, der Hausmeister der Wohnanlage, in Verdacht gerät. Mit mathematischer Akribie und logischer Vorgehensweise lösen die Geschwister diesen Kriminalfall in ihrer Hochhaussiedlung mitten in London. - Dieser Kinderkrimi besticht durch seinen wissenschaftlichen Ansatz und die realitätsnahe Umgebung. „Eines Tages werden wir ein echtes Detektivbüro aufmachen. Eine Firma von hier für die Leute von hier. Um den Menschen aus der Wohnanlage etwas zurückzugeben.“ Zum Zurückgeben, nicht zum Schlechtreden, ruft die Autorin und Leiterin der Site Gallery in Sheffield Kinder ab 10 Jahren, egal aus welchem Wohnumfeld sie stammen, auf.
Ein gelungenes, frisches Debut. Krimi für Kinder ab 12 mit Bezug zu MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik).
Signatur: Ju 2
Schlagworte: Krimi | Schwestern | MINT | Diversität
Bewertung: ++
Rez.: Bärbel McWilliams

Albertalli, Becky u. Silvera, Adam: Was ist mit uns. Roman. Dt. von Hanna Christine Fliedner u. Christel Kröning. Zürich: Arctis 2019. 414 S. ; 22 cm. Aus d. amerikan. Engl. ISBN 978-3-03880-030-9, geb.: 19,00 €
Eine Geschichte über die erste große Liebe zweier Jungen in New York.
Es ist Sommer. Arthur macht ein Praktikum bei seiner Mutter in einer New Yorker Kanzlei und kann sein Glück kaum fassen. Schon lange träumt er von New York und versucht alles wunderbare und aufregende dieser Stadt in sich aufzunehmen. Ben hingegen lebt schon lange in New York und sieht den kommenden Wochen eher düster entgegen. In der Schule hat er sich so hängen lassen, dass er zur Sommerschule gehen muss, um seinen Abschluss zu schaffen. Eines Tages begegnen sich die beiden zufällig in einem Postamt. Danach können sie sich einfach nicht wieder vergessen. War es ein Wink des Universums? Arthur setzt alles auf eine Karte und macht einen Aushang in einem Coffee Shop um Ben wiederzusehen. Tatsächlich finden die beiden so wieder zueinander und erleben auf einigen Umwegen die erste wirklich große Liebe miteinander. Doch auch dieser wunderbare Sommer hat ein Ende und Arthur muss zurück in seine Heimat nach Georgia. Schaffen die beiden es dennoch ihre Beziehung zu halten?
Ein kitschiger aber wahnsinnig romantischer Liebesroman, der besonders Teenagerherzen höher schlagen lässt!
Signatur: Ju 3 | SL
Schlagwort: Erste Liebe | Homosexualität | New York | Freundschaft
Bewertung: +++
Rez.: Rosa Bömelburg

Labor Ateliergemeinschaft: Ich so du so. Alles super normal. Mit Beiträgen von Anke Kuhl, Philip Waechter u.a . Weinheim: Beltz & Gelberg 2017. 175 S. : Ill. ; 23 cm. ISBN 978-3-407-82316-8, kt.: 16,95 €
Was ist denn schon normal?
Normal sein. Das bedeutet, vorschriftsmäßig zu sein, nämlich so wie es sich die Allgemeinheit als das Richtige vorstellt und keine auffälligen Unterschiede zu den anderen aufzuweisen. Und doch sind wir alle unterschiedlich, sehen anders aus, können eine Sache besser als eine andere und finden verschiedene Dinge schön oder auch nicht. Eigentlich ist das Verschiedensein an sich völlig normal. Mit Fotos, Bildern, Comics, kleinen Texten und Geschichten regt dieses Buch an, sich über uns selbst und unsere Mitmenschen Gedanken zu machen. Es bietet eine Fundgrube an Entdeckungen, wartet mit wahren, ehrlich geschilderten Geschichten einiger Menschen auf, die von Erlebnissen berichten, bei denen sie sich nicht normal gefühlt haben. Mit einer sehr abwechslungsreichen Gestaltung ausgestattetes Buch, in dem man immer wieder blättern mag und das Gefühl dafür bekommt, dass man eben so sein darf wie man ist und sich auch genau so mögen darf.
Hervorragendes Buch, um ins Gespräch über uns selbst und andere zu kommen und unsere Wahrnehmung füreinander zu schärfen. Für alle ab 10 Jahren.
Signatur: Jf
Schlagwort: Anderssein | Vorurteile | Klischees
Bewertung: +++
Rez.: Stefanie Drüsedau

Bernardy, Jörg: Mann Frau Mensch. Was macht mich aus? Weinheim: Beltz & Gelberg 2018. 154 S. : Ill. ; 23 cm. ISBN 978-3-407-75442-4, geb.: 16,95 €
Ein Buch über Identität, wie sie entsteht, beeinflusst wird und die Frage, wer wir eigentlich sein könn(t)en.
Der studierte Philosoph Jörg Bernardy beschäftigt sich in seinem anschaulich gestalteten Buch „Mann Frau Mensch“ mit den Einflüssen von Erziehung, Gesellschaft, Medien, Sprache und Kultur auf (Geschlechts-)Identitäten. Die insgesamt sechs Kapitel werden begleitet von Poesie, Kurzgeschichten, Comics und Fotos verschiedener Künstler_innen. Ein gut strukturiertes Buch, das aktuelle Themen wie die Trennung zwischen sozialem und biologischem Geschlecht, sexuelle Orientierungen, Geschlechtsidentitäten übersichtlich analysiert und die Sinnhaftigkeit der Kategorien ‚Mann‘ und ‚Frau‘ berechtigterweise immer wieder in Frage stellt.
Ein spannendes und hochaktuelles Buch, das zum Reflektieren der eigenen Identität im Bezug auf gesellschaftliche Strukturen und Einflüsse anregt.
Signatur: Js
Schlagwort: Identität | Gender | Sexuelle Orientierung
Bewertung: +++
Rez.: Rosa Bömelburg

Eismann, Sonja: Ene, mene, Missy. Die Superkräfte des Feminismus. Frankfurt: Fischer KJB 2017. 251 S. ; 22 cm. ISBN 978-3-7335-0258-4, kt.: 12,99 €
Informativer Überblick über Themen, Inhalte sowie Geschichte und Gegenwart des Feminismus.
Feminismus - das war einmal? Nein, sagt Sonja Eismann, Chefredakteurin des Missy Magazine, auch wenn in puncto Gleichberechtigung vieles erreicht wurde, ist es heute noch genauso wichtig, sich für die Rechte und Anliegen von Mädchen und Frauen zu engagieren. In ihrem Buch, das leider einen albernen Untertitel trägt, bringt sie Fakten zur Situation von Frauen vor, weist auf frauenfeindliche Alltagssituationen hin und erzählt von den Wurzeln und Entwicklungen des Feminismus sowie seinen aktuellen vielfältigen, teils auch widersprüchlichen Strömungen. U. a. werden Begriffe aus der Gender-Diskussion erklärt und feministische Proteststrategien, Slogans, Manifeste und Hashtags vorgestellt. Sonja Eismann schreibt sowohl engagiert und eindrücklich als auch informativ und offen und spricht so mit ihrem Buch Mädchen und junge Frauen auf sehr persönliche und lebendige Weise an, über ihre Erfahrungen und ihre Rolle in der Gesellschaft nachzudenken und sich - ganz individuell - zu positionieren.
Für die Arbeit mit Mädchen- und Frauengruppen und als Einstiegslektüre für die Diskussion über Frauenfragen sehr geeignet.
Signatur: Js
Schlagwort: Feminismus | Frauenrechte | Sexismus | Gender
Bewertung: ++
Rez.: Anne Rank
Für Erwachsene

Edschmid, Ulrike: Ein Mann, der fällt. Roman. Berlin: Suhrkamp 2017. 186 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-518-42581-7, geb.: 20,00 €
Unprätentiöse Geschichte eines Mannes, der querschnittsgelähmt sein Leben weiterlebt.
Juli 1986: Ein Paar, das ein neues Leben anfangen will, renoviert eine Berliner Wohnung. Er fällt von der Leiter, querschnittsgelähmt. Er kämpft sich zurück, aber es wird nicht die abgedroschene Floskel vom "Willen" bemüht. Er kann sich wieder mit Stöcken fortbewegen, aber von richtigem Laufen kann nicht mehr die Rede sein. Das Fallen hört nicht auf – er fällt immer wieder, im Bad, auf dem Gehsteig, im Büro, im Supermarkt. "Er lernt zu fallen", heißt es an einer Stelle. "Ob es geht, wird sich zeigen, wenn er es tut. Sein Weg ist keine Rückkehr."Die Kamera zieht auf, die Wohnung kommt in den Blick, das Haus, der Behindertenparkplatz, um den es einen ständigen Kampf gibt. Nebenbei wird es so zu einem West-Berlin-Buch. Das Leben draußen wird schneller, lauter, roher, gewalttätiger. Bemerkenswert an dieser Autorin ist ihr Ton, ein ganz besonderer, beeindruckender Ton. Hier wird nicht gewertet, sondern geschildert. Nicht sagen, sondern zeigen, lautet eine alte Regel des Schreibens!
In Gesprächskreisen kann dieses Buch sehr viele Ansätze zur Diskussion liefern, ihm kann gerne ein Platz im Regal der Bücherei eingeräumt werden.
Signatur: SL
Schlagwort: Lebenskrise | Berlin | Beziehung | Behinderung
Bewertung: +++
Rez.: Volker Dettmar

Huchu, Tendai: Der Friseur von Harare. Roman. Dt. von Jutta Himmelreich. 2. Aufl. Wuppertal: Peter Hammer 2012. 299 S. ; 21 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-7795-0358-3, geb.: 19,90 €
Der Roman aus Zimbabwe erzählt mit Witz vom Alltag in der chaotischen Stadt Harare.
Im Friseursalon von Mrs. Khumalo erzählen sich Menschen aller Schichten ihr Leben, von der Ministerin bis zu Frauen aus der Nachbarschaft, die mit Mühe unter den schwierigen politischen und wirtschaftlichen Bedingungen überleben. Als ein neuer Friseur eingestellt wird, liegen ihm die Frauen zu Füßen. Dumisani ist charmant und bezaubert alle, auch seine Kollegin Vindai, die sich in ihn verliebt und von einer Hochzeit träumt. Doch dann entdeckt sie Dumis Geheimnis. Er ist homosexuell, was in Zimbabwe furchtbar ist, denn die Gewalt und die Verachtung gegenüber Homosexuellen kann tödlich für Dumi sein. Wie gehen sie und Dumi mit dieser Situation um? Der Alltag in dieser chaotischen Stadt wird mit Leichtigkeit und Witz geschildert. Wer sich je fragt, wie die Menschen in einer afrikanischen Großstadt mit Stromausfall, Nahrungsmittelknappheit und einer wahnwitzigen Inflation überleben können - hier findet er eine Antwort. Eine Erzählung von Mut, Freundschaft und einem unbändigen Lebenswillen.
Für alle, die gerne "über den Tellerrand" schauen und am Alltag in Afrika interessiert sind.
Signatur: SL
Schlagwort: Afrika | Freundschaft | Homosexualität | Weltgebetstag
Bewertung: +++
Rez.: Regina Riepe

Miaojin, Qiu: Aufzeichnungen eines Krokodils. Roman. Dt. von Martina Hasse. Mit einem Nachwort von Hannah Lühmann. Roßdorf: Ulrike Helmer Verl. 2020. 317 S. ; 21 cm. Aus d. Chines. ISBN 978-3-89741-441-9, kt.: 20,00 €
Entwicklungsroman über Studienzeit und Diskriminierungserfahrungen als Lesbe im Taiwan der 1980er Jahre.
Lazi ist jung, privilegiert, und exzentrisch. An ihrer Elite-Uni herrscht Aufbruchstimmung und sie begibt sich als Lesbe auf die Suche nach sich selbst. Ihre große Sehnsucht nach Liebe und ihre tiefen Zweifel wegen ihrer sexuellen Orientierung werden in ihrer Beziehung zur Kommilitonin Shuiling zur Zerreißprobe.In acht Notizbüchern werden Gedanken, Gefühle und Erlebnisse der Hauptfigur präsentiert. Dazu verwendet die Autorin verschiedenste literarische Formen wie Liebesbriefe, Tagebucheinträge und bewegende Dialoge. Und immer wieder gibt es Episoden über das Krokodil: scheu versteckt es sich in seiner Menschenhaut, ist person of interest und traut sich doch nicht seine wahre Existenz zu offenbaren. Neben allen herzzerreißenden und bitteren Passagen wirken die Krokodil-Erzählungen komisch und erheiternd. Sie sind eine gelungene Metapher auf die Situation Homosexueller in Taiwan der 1980er Jahre.Das Buch ist sehr bewegend, witzig, traurig und intelligent und hat mich tief beeindruckt.
Eine zugleich herausfordernde und lohnende Lektüre nicht nur für die queere Comunity.
Signatur: SL
Schlagwort: Homosexualität | Taiwan | Identität | Entwicklungsroman
Bewertung: +++
Rez.: Wiebke Richter

Latscha, Julia: Lauthalsleben. Von Lotte, dem Anderssein und meiner Suche nach einer gemeinsamen Welt. München: Knaur 2017. 201 S. : Ill. ; 21 cm. ISBN 978-3-426-21413-8, geb.: 19,99 €
Das schwierige Leben mit einem mehrfach behinderten Kind.
Lotte kam nach dem Sauerstoffmangel unter der Geburt mehrfach behindert zur Welt. Nach anfänglichen Hadern mit den Ärzten nehmen die Eltern das Schicksal an. Es beginnt ein aufreibender Hindernislauf durch die Behörden und um Inklusion. Der jüngere Bruder kann am besten mit Lotte umgehen, er versteht ihre oft unerträglichen Wutanfälle. Allen Widerständen zum Trotz gelingt es der Mutter - die Ehe geht an den Problemen zu Grunde - eine Reise in die Mongolei zu organisieren, die für Lotte einen großen Fortschritt bedeutet, da sie von den Menschen dort angenommen und akzeptiert wird. Nach langen Kämpfen bekommt Lotte einen Spezialcomputer, der endlich eine Kommunikation ermöglicht und das Leben mit und für Lotte erheblich erleichtert. Sie kann eine Regelschule besuchen und zeigt erhebliche Erfolge. 14 Jahre Anstrengung zahlen sich aus und bewirken für alle Beteiligten ein zufriedenstellendes Leben. Aber auch Frustration und endlose Erschöpfung werden ungeschönt beschrieben.
Der unaufgeregte Bericht macht Mut ein behindertes Kind anzunehmen, es gibt Tipps und Adressen von Organisationen, die betroffenen Eltern Unterstützung und Hilfe bieten.
Signatur: Bb
Schlagwort: Behinderung | Kindheit | Familie
Bewertung: ++
Rez.: Ulrike Müller-Hückstädt

Salomo, Ben: Ben Salomo bedeutet Sohn des Friedens. Unter Mitarbeit von Armin Fuhrer. München: Europa Verl. 2019. 239 S. ; 23 cm. ISBN 978-3-95890-259-6, geb.: 18,00 €
Der Rapper Ben Salomo berichtet über seine Erfahrungen als Jude in Deutschland und in der Deutschrap-Szene.
Ben Salomo erzählt von seiner Familie, die Vernichtung, Flucht und Emigration erlebt hat, seiner Kindheit zunächst in Israel und dann in Berlin und seinem Aufwachsen unter türkischen und arabischen Migranten. Israel und dem jüdischen Leben ist er sehr verbunden. Bereits in seiner Jugend erlebt er Übergriffe und Anfeindungen oder Ignoranz. Später entdeckt er die Welt der Hip-Hop-Musik, wird ein erfolgreicher Rapper und gründet das YouTube-Format „Rap am Mittwoch". Doch wegen der stark zunehmenden antisemitischen Äußerungen in dieser Szene, die er mittlerweile als alltäglich bezeichnet, und wegen mangelnder Solidarität zieht er sich zurück und weist dringlich auf die Gefahren des Antisemitismus in der Rap-Szene und in Deutschland hin.Eine sehr interessante Lektüre für alle Rap-Fans, allen anderen, die nicht Insider sind, dürfte es mitunter schwerfallen, den Erzählungen und Entwicklungen zu folgen. Manche politischen Stellungnahmen sind eher persönlich und weniger reflektiert formuliert.
Empfehlenswert für Büchereien mit den Schwerpunkten Jugendkultur, Musikszene, Interkulturalität.
Signatur: Bb | Sb
Schlagwort: Musik | Antisemitismus | Interkulturalität
Bewertung: +++
Rez.: Anne Rank

Jeismann, Michael: Die Freiheit der Liebe. Paare zwischen zwei Kulturen. Eine Weltgeschichte bis heute. München: Hanser 2019. 349 S. ; 22 cm. ISBN 978-3-446-26401-4, geb.: 26,00 €
Aspekte einer Kulturgeschichte binationaler Paare – vom Gilgamesch-Epos bis heute.
Umrahmt von Einleitung und Epilog wird in drei großen Kapiteln journalistisch und unterhaltsam zugleich über belastende wie bereichernde Seiten interkultureller Beziehungen erzählt. Historisch gesehen konnten Partnerschaften zu ernsthaften Konflikten führen, wenn sich Paare mit ihrer Zuneigung über Kritik von außen, kulturelle und vor allem religiöse wie rassistische Vorurteile hinwegsetzten. Aufklärung und Emanzipation konnten zur Erleichterung beitragen, wenn auch immer noch zu beobachten war und ist, dass binationale Paare spezieller „Musterung“ unterzogen werden und vielfältige, durchaus divergierende Emotionen auslösen können, vor allem, wenn Kinder ins Spiel kommen. Durch Globalisierung, auch Digitalisierung, durch Studien-Auslandsaufenthalte und Fluchtbewegungen wächst die Zahl der gemischten Paare rapide, jedoch hoffentlich nicht die Ausgrenzung. - Der Verfasser, Historiker und Journalist, mit einer Französin verheiratet, wird das Thema vermutlich wissenschaftlich-systematisch weiterverfolgen!
Ein spannendes Buch – allen Betroffenen wie interessierten Außenstehenden mehr als allgemeiner Literaturbeitrag denn als wissenschaftliche Untersuchung empfohlen!
Signatur: Fb
Schlagwort: Interkulturalität | Binationale Paarbeziehungen
Bewertung: ++
Rez.: Margot Rickers