Internationaler Frauentag 2022
Zum 111. Mal wird am 8. März der Weltfrauentag begangen. Warum es immer noch so wichtig ist, sich für Frauenrechte und Gleichberechtigung einzusetzen hat uns die Coronakrise eindrucksvoll gezeigt, die uns gesellschaftlich teilweise wieder zurück in die 50er Jahre katapultiert hat: Es waren zu großen Teilen die Frauen, die das Home-Schooling und die Sorgearbeit zu Hause übernommen haben, bei gleichzeitiger Lohnarbeit wohlgemerkt. Dabei werden Frauen immer noch schlechter bezahlt und jede dritte Frau in Deutschland wird mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von physischer und/oder sexualisierter Gewalt. Es gibt noch viel zu erkämpfen! Unsere Buchauswahl soll dazu ermutigen, denn Frauenrechte sind Menschenrechte.
Für Kinder und Jugendliche

Book Rebels - 75 Heldinnen aus der Literatur. Hg. von Annette Pehnt. Ill. von Felicitas Horstschäfer. Mit Beiträgen von Dimitria Harlis, Esther Spiegel u.a. München: Hanser 2021. 188 S. : überw. Ill. ; 25 cm. ISBN 978-3-446-27132-6, geb.: 22,00 €
In 75 Kurzportraits werden starke Frauen und Mädchen aus der Literatur vorgestellt.
Dieses Buch ist aus einem Projekt der Studierenden in Hildesheim entstanden. 32 Autor*innen stellen 75 Mädchen und Frauen, Heldinnen aus Büchern, vor. Jeweils ein Kurzportrait und ein markanter Satz aus jedem Buch weren durch eine ganzseitige Illustration ergänzt. Die Illustrationen heben die Eigenheit der portraitierten Person noch einmal hervor. Auch wenn die Portraits alphabetisch angeordnet sind, so lädt das Buch doch zum Stöbern ein, zum Suchen nach den Heldinnen, die man selbst bewundert hat, die vielleicht auch Vorbilder waren. Angefangen von A., die/ der täglich den Körper wechselt, bis zur roten Zora findet man neben Dorothy aus „Der Zauberer von Oz“, auch Jane Eyre, Miss Marple, Kassandra, Heidi, Pippi Langstrumpf und viele andere Mädchen und Frauen, die mit starkem Willen das Leben meistern. Diese Zusammenstellung birgt viele Anregungen, das ein oder andere Buch nochmal zu lesen, das einen in der Kindheit und Jugend begleitet hat. Auch für Jugendliche ist das Buch ein Gewinn.
Gut geeignet für einen Gemeinde(Senior+innen)-Nachmittag; für Literaturinteressierte und Lesekreise; Anregung für eine Veranstaltung.
Signatur: Ju 3 | SL
Schlagworte: Literarische Figuren | Mädchen | Frauen
Bewertung: +++
Rez.: Eva Basler

Brochmann, Nina u. Støkken Dahl, Ellen: Schamlos schön. Klartext über Pubertät, wirre Gefühle und den Mut, du selbst zu sein. Ill. von Magnhild Winsnes. Dt. von Maike Dörries. Hamburg: Dressler 2020. 263 S. : Ill. ; 24 cm. Aus d. Norw. ISBN 978-3-7915-0169-7, geb.: 17,00 €
Ein Ratgeber rund um das Thema Pubertät und Identität.
Nach „Viva la Vagina" ihrem erfolgreichen Aufklärungsbuch für Erwachsene, haben die beiden norwegischen Gynäkologinnen Nina Brochmann und Ellen Støkken Dahl mit „Schamlos schön“ nun einen Ratgeber für Mädchen* geschaffen. Auf rund 250 Seiten und begleitet von anschaulichen Illustrationen wird die Pubertät mit allem was dazu gehört ausführlich unter die Lupe genommen. Infos zu Themen wie zum Beispiel Körperwissen, Selbstliebe, sexuelle Orientierung und Geschlechtervielfalt sowie sexualisierte Gewalt, psychische Gesundheit und das Setzen von Grenzen werden leicht verständlich beleuchtet. Mit Empathie und Humor versuchen die Autorinnen auch einige hartnäckige Mythen zu entlarven und den Leser*innen einen liebevollen Umgang mit sich selbst und einen solidarischen Umgang mit anderen zu vermitteln. Ein umfassendes, wichtiges Werk, um Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg ins Erwachsenwerden zu stärken und zu unterstützen.
Ein toller Ratgeber für (vor)pubertierende Kinder und Jugendliche, der zu mehr Selbstwertgefühl verhelfen kann. Laut Buchcover empfohlen ab 12 Jahren.
Signatur: Jf
Schlagworte: Pubertät | Körper | Sexualität
Bewertung: +++
Rez.: Rosa Bömelburg

Good Night Stories for Rebel Girls - 100 Migrantinnen, die die Welt verändern. Elena Favilli. Dt. von Birgitt Kollmann. Ill. von Nicole Miles u.a. München: Hanser 2020. 212 S. : überw. Ill. ; 25 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-446-26805-0, geb.: 24,00 €
100 Biografien von Migrantinnen, die die Welt positiv beeinflusst haben und ihren eigenen Weg gegangen sind ...
100 Migrantinnen, die die Welt verändern“ ist bereits der dritte Band der weltweit von Erfolg gekrönten Serie „Good Night Stories for Rebel Girls“. Auch diesmal wird mittels 100 Kurzbiogafien von mehr oder weniger bekannten aber sehr erfolgreichen Frauen berichtet, die für sich selbst eingestanden sind und so positive Veränderungen für sich und andere erreichen konnten. Jede Geschichte wird von tollen und farbenfrohen Portraits, die von 70 Künstlerinnen aus der ganzen Welt illustriert wurden, begleitet. Die Besonderheit in diesem Band liegt darauf, dass alle vorgestellten Frauen in ihrem Leben verschiedene Formen von Migration erlebt haben, sowie auch die Autorin Elena Favilli. Ein inspirierendes Buch, dass seine Leser*innen für verschiedene Lebensperspektiven sensibilisiert und dazu ermutigt, seinen eigenen Weg zu gehen, egal was die anderen sagen. Immer unter dem Motto der rebellischen Mädchen dieser Welt „Die Zukunft gehört euch!“
Bestens geeignet für rebellische Jugendliche oder solche, die es werden wollen und genug von Unterdrückung und Diskriminierung haben!
Signatur: Jb
Schlagworte: Migration | Diversität | Selbstermächtigung | Feminismus
Bewertung: +++
Rez.: Rosa Bömelburg

Good Night Stories for Rebel Girls - 100 Lebensgeschichten schwarzer Frauen. Hg. von Lilly Workneh. Mit Beiträgen von Cashawn Thompson u.a. Ill. von Acacia Rodriguez u.a. Dt. von Marion Kraft. München: Hanser 2021. 212 S. : überw. Ill. ; 25 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-446-27133-3, geb.: 24,00 €
100 Kurzbiographien schwarzer Frauen.
Die „Good Night Stories for Rebel Girls“ gehen in die vierte Runde. Nach drei Bänden, in denen bereits von insgesamt dreihundert inspirierenden Lebensgeschichten berichtet wurde, folgen nun nochmal einhundert ermutigende Kurzbiographien. Auf über zweihundert Seiten erwarten die Leser*innen anschaulich illustrierte Doppelseiten, die einen Überblick über die Lebensgeschichten verschiedener mutiger schwarzer Frauen geben und deren jeweilige Lebensmottos zitieren. Vorgestellt werden sowohl Personen der Gegenwart, wie beispielsweise Brigid Kosgei, die kenianische Marathonläuferin, als auch historische Persönlichkeiten wie Winnie Mandela, die sich gegen die Apartheid stark gemacht hat. Am Ende des Buches werden die Leser*innen aufgefordert, die eigene Geschichte aufzuschreiben, sich selbst zu zeichnen sowie für ihre eigenen Herzensthemen aktiv zu werden und sich somit in die Reihe der vorgestellten, starken Protagonist*innen einzureihen.
Für (fast schon) Jugendliche und alle, die nach starken Vorbildern suchen!
Signatur: Jb | Bb
Schlagworte: Empowerment | Intersektionalität | Diversität | Frauen
Bewertung: ++
Rez.: Rosa Bömelburg

Köller, Kathrin: Stark. Rebellinnen von heute. Ill. von Anusch Thielbeer. Stuttgart: Gabriel 2020. 107 S. : Ill. ; 25 cm. ISBN 978-3-522-30553-2, geb.: 15,00 €
12 Porträts von ganz gewöhnlich außergewöhnlichen Mädchen und jungen Frauen.
In liebevoller Art und Weise werden in diesem Buch Mädchen und junge Frauen im Alter von 12 bis 20 Jahren in Text und Bild porträtiert. Sie sind nicht berühmt. Eigentlich sind sie ganz normal und doch ganz besonders. Keine von ihnen will in eine Schublade gesteckt werden. Sie engagieren sich gegen Rassismus oder für Geflüchtete. Sie teilen mit uns ihre Lebensweisheiten, erzählen von den Hindernissen, die sie zu überwinden haben und denken über sich und die Zukunft unserer Welt nach.Die Texte sind eine gute Mischung aus Beschreibung und Interview und lassen die Porträtierten authentisch zu Wort kommen. Besonders schön sind die Zeichnungen. Sie sind zart und intensiv zugleich und bringen uns den Rebellinnen noch ein Stück näher. Das Buch ist inspirierend, macht Mut, zu sich selbst zu stehen und sich nicht unterkriegen zu lassen.
Ein schönes Geschenk zur Konfirmation.
Signatur: Jb
Schlagwoorte: Frauenpower | starke Mädchen | Biografien | Mut
Bewertung: +++
Rez.: Wiebke Richter

Sand, Fabienne; Hofmann, Laura u. Ewert, Felicia: Feminism is for everyone. Argumente für eine gleichberechtigte Gesellschaft. Hamburg: Dressler 2021. 109 S. ; 16 cm. ISBN 978-3-7513-0031-5, kt.: 7,00 €
Praxisnahes Grundlagenwissen gepaart mit persönlichen Erfahrungsberichten zu Themen des intersektionalen Feminismus.
Das Büchlein der Reihe „Sei der Unterschied“ passt perfekt in die Hosentasche und will junge Leser*innen mit Argumenten zum Thema Feminismus bei kontroversen Diskussionen ausrüsten. Die drei Autorinnen schreiben leicht verständlich über Rassismus, Sexismus, Transfeindlichkeit, Allyschaft und Gleichberechtigung und dies durchaus aktivistisch und zum Teil autobiografisch. Sie möchten mit ihrem Buch gerade jungen Menschen den Einstieg in das große Gebiet des Feminismus erleichtern, denn nur so gelingt einer Gesellschaft auf lange Sicht mehr Gleichberechtigung. Ein besonderes Augenmerk legen sie dabei auf den intersektionalen Feminismus, der die Gesamtheit von Diskriminierungen mit einbezieht. Die kurzen Abschnitte erklären, kritisieren und fordern auf, die eigene Lebenssituation und Denkweise kritisch zu hinterfragen. Weiß-, Deutsch-, Heterosexuell- und Gesundsein darf nicht als Normalzustand gelten. Im Anhang finden Leser*innen weiterführende Literatur, Filme, Serien, Podcasts und Social-Media-Accounts.
Inhaltlich sehr gut geeignet für die Arbeit mit Jugendlichen und Konfirmand*innen zum Thema Gleichberechtigung. Das Format macht es problematisch für die Ausleihe in Büchereien.
Signatur: Js
Schlagworte: Feminismus | Sexismus | Gleichberechtigung | Diskriminierung
Bewertung: ++
Rez.: Heike Nickel-Berg
Für Erwachsene

Ameri-Siemens, Anne: Die Frauen meines Lebens. Frauen erzählen von ihren Heldinnen, Vorbildern und Wegbegleiterinnen. Berlin: Rowohlt Berlin 2021. 236 S. : Ill. ; 21 cm. ISBN 978-3-7371-0127-1, geb.: 20,00 €
18 Frauen erzählen von Frauen, die sie prägten: Von Müttern, Freundinnen, Engagierten und ihrer eigenen Entwicklung.
Keine Scheu vor Konfrontation haben, sich zielstrebig Bildungs- und Lebenswelt erschließen, Menschen mit Respekt, Toleranz und Neugier begegnen: dies sind einige der Aspekte, von denen hier 18 Frauen erzählen. Sie berichten von Frauen, die sie prägten, von Müttern, die Kraft gaben zu widersprechen und durch die das Selbstbewusstsein wuchs, von der umweltaktiven Oma, die auch Enkelin Luisa Neubauer beeinflusste, den Freundschaften zu Frauen, bei denen auch Schwächen ausgesprochen werden (von Kürthy), der Offenheit mit der die Tschechin in den USA der Soziologin Jutta Allmendinger half, Ressentiments gegenüber Deutschen aufzubrechen. Die Auswahl der Befragten ist bunt: Junge Politikerinnen sind dabei wie Katharina Schulze und Ria Schröder, die Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard, die Schauspielerin Senta Berger und Joy Maureen Denalane, die „Queen of German Soul“. Die eigene Entwicklung wird dann ebenfalls geschildert. Vorab wird die jeweilige Person kurz vorgestellt.
Sehr geeignet für alle (Schul-)Bibliotheken und für Gruppengespräche. Ermutigt und regt zum Nachdenken an: „Ach, der ging es auch so“ und „Wie recht sie hat“.
Signatur: Fd
Schlagworte: Frauen | Vorbilder | Selbstbewusstsein | Gruppenbuch
Bewertung: +++
Rez.: Delia Ehrenheim-Schmidt

Bennett, Brit: Was fange ich bloß mit guten weißen Menschen an. Dt. von Amelia Umuhire. Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verl. 2021. 110 S. ; 17 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-499-00841-2, geb.: 10,00 €
Essays zum alltäglichen Rassismus in den USA.
Mit ihren Romanen „Die Mütter“ (2016) und „Die verschwindende Hälfte“ (2020) hat die Autorin Bestseller über das gefährdete Leben von Schwarzen in den USA geschrieben. Nun sind acht ihrer seit 2014 in verschiedenen Medien veröffentlichten Essays zum Thema Rassismus in deutscher Übersetzung erschienen. Bennett nimmt die Tötung von zwei Schwarzen in 2014 zum Anlass, um mit ihren Interpretationen der gesellschaftlichen Spannungen zwischen Weißen und Schwarzen in den USA zu beginnen. Sie bezieht sich auf Michael Brown, der in Ferguson, Missouri, bei einer Polizeikontrolle erschossen wurde und auf Eric Gardner der in New York durch einen widerrechtlich angewandten Würgegriff eines Polizisten ums Leben kam. Wie in ihren anderen Essays kontrastiert sie diese Gewalttaten mit dem durchaus vorhandenen Bemühen der Weißen, die Schwarzen „zu verstehen“ und „zu integrieren“. Diese paternalistische Haltung versteht sie als einen Grund für die Fortdauer der massiven Auseinandersetzungen.
Ein in der Kürze umfassender Einblick in die Hintergründe der Spaltung der Gesellschaft in den USA. Sowohl zur Einführung als auch zur Vertiefung geeignet.
Signatur: Sb
Schlagworte: Rassismus | Emanzipation
Bewertung: +++
Rez.: Rüdiger Sareika

Catholic Women. Menschen aus aller Welt für eine gerechtere Kirche. Hg. von Ute Leimgruber. Unter Mitarbeit von Anna-Nicole Heinrich u. Magdalena Hürten. Mit Beiträgen von Nuala Kenny u.a. Würzburg: Echter 2021. 298 S. ; 20 cm. ISBN 978-3-429-05653-7, kt.: 19,90 €
Menschen der katholischen Weltkirche erhoffen mehr Geschlechtergerechtigkeit.
Das Herausgeberinnen-Team legt eine Zusammenstellung wichtiger Dokumente zur aktuellen Situation vor. Es handelt sich dabei thematisch zunächst um die seit Jahrzehnten, jetzt aber immer drängender global geführte Debatte um Frauen-Emanzipation im Bereich der katholischen Kirche. Diese Diskussion wird von gläubigen Christinnen – mehrheitlich theologisch hochqualifiziert – schriftlich angestoßen und ist nun zu einer weltweiten Bewegung (katholischer) Frauen geworden. Dabei führt die „Frauen-Frage“ über sich selbst hinaus. Gefordert wird eine geschlechtergerechte Haltung, die jegliche Diskriminierung, auch Vertuschung von Gewalt und Missbrauch, unterbindet. Zunächst erhellen Erfahrungsberichte Betroffener die Problematik. Ein zweites Kapitel dokumentiert mutige Aktionen verschiedener Gruppen. Texte im dritten Teil verdeutlichen eindringlich, dass von der inzwischen internationalen Bewegung nicht nur kirchenintern, sondern auch gesamtgesellschaftlich tiefgreifende Veränderungen erwartet werden.
Eine anspruchsvolle Veröffentlichung des ökumenisch besetzten Teams. Sie dürfte an gleichberechtigter Partizipation in christlichen Kirchen Interessierte besonders ansprechen.
Signatur: Co
Schlagworte: Frauenfrage | Geschlechtergerechtigkeit | Missbrauch und Macht
Bewertung: +++
Rez.: Margot Rickers

Diesteldorf, Jeanne: (K)eine Mutter. Abtreibung. Zwölf Frauen erzählen ihre Geschichte. Jeanne Diesteldorf. Vorwort von Teresa Bücker. Fotos von Laura Wencker. Köln: Kiepenheuer & Witsch 2021. 237 S. : Ill. ; 19 cm. ISBN 978-3-462-00210-2, kt.: 14,00 €
Jeanne Diesteldorf bricht mit dem Tabu: In der Sammlung „(K)EINE MUTTER“ porträtiert sie Frauen, die abgetrieben haben.
Jeanne Diesteldorf will einen Raum schaffen für die Stimmen, die in der öffentlichen Debatte um Abtreibung, zu kurz kommen: Frauen, die selbst diese Erfahrung gemacht haben. Gemeinsam mit der Fotografin Laura Wencker besucht sie die Protagonistinnen und erzählt von deren Erfahrungen: 12 Frauen in verschiedenen Lebenssituationen – divers in Alter, Beruf, Wohnort - nicht allerdings in ihrer Herkunft. Von der Entscheidung bis zum Tag des Abbruchs, von Selbstbestimmung bis hin zu Konflikten werden Erfahrungen sichtbar gemacht, sodass eine persönliche Annäherung an das Tabuthema jenseits von hitzigen Debatten möglich wird. Immer wieder kommen eindringlich die Hindernisse auf dem Weg zur körperlichen Selbstbestimmung zur Sprache: die unklare rechtliche Situation oder bürokratische Hürden etwa. Besonders beeindruckend ist die sensible Darstellung: stets respektvoll, nie voyeuristisch. Texte und Fotografien bilden dabei eine starke Einheit, ergänzt durch ein kluges Vorwort von Teresa Bücker.
Eine Bereicherung für alle Leser*innen, die weniger theoretische Inhalte als vielmehr neue Impulse suchen und ein hilfreicher, berührender Zugang zu einer hochrelevanten Thematik.
Signatur: Sb
Schlagworte: Frauen | Portraits | Abtreibung | Gleichberechtigung
Bewertung: ++
Rez.: Sofie Fiebiger

Filker, Claudia u. Sspecht, Andrea: Weltbewegerinnen. 40 starke Frauen und ihre Geschichte. Gießen: Brunnen 2021. 190 S. : Ill. ; 21 cm. ISBN 978-3-7655-0758-8, geb.: 12,00 €
Einblicke in das Leben starker Frauen, die um Anerkennung kämpfen, die helfen, die mitreden wollen, oft mit Gottvertrauen.
Eine Schweizer Wanderpfarrerin, die mit den Menschen ganz einfach ins Gespräch kommt, die Begründerin der Hospizbewegung, die Missionarin, die NASA-Mathematikerin, die Pianistin aus Theresienstadt - was haben sie gemeinsam? Sie sind starke Frauen. Seit zehn Jahren gibt es den FrauenTaschenKalender mit Frauenporträts. Dies ist auf 190 Seiten eine Auswahl von 40 daraus. Es sind berühmte dabei wie Selma Lagerlöf und Bonhoeffers Verlobte, aber vor allem unbekannte, wie die Kauffrau mit Depressionen, die umdenken muss, nicht »Ich bin, was ich leiste«, sondern »Ich bin wertvoll« Aber nicht das Erreichte ist das Wesentliche, sondern der schwierige Weg mit Gottvertrauen dorthin, wie der Kampf der Schweizer Flüchtlingsmutter oder der Kenianerin, die zur »Mutter der Bäume wird« und 2004 den Friedensnobelpreis erhält. Ihr Mann bei der Scheidung: Sie sei zu gebildet, zu stark, zu erfolgreich und zu eigensinnig. Kurze, eindrucksvolle Lebensausschnitte, die für »Oh«-Momente und Nachdenken sorgen.
Mit jeweils einem Zitat und Foto, in Leinen gebunden - darf in keiner Bibliothek fehlen. Der kurzen Texte und Unterschiedlichkeit der Vorgestellten wegen auch geeignet für Gruppen.
Signatur: Ba
Schlagworte: Frauenporträts | Emanzipation | Gottvertrauen | Mut
Bewertung: +++
Rez.: Delia Ehrenheim-Schmidt

Hoeder, Ciani-Sophia: Wut und Böse. München: hanserblau 2021. 206 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-446-27115-9, geb.: 18,00 €
Nicht alle können gleichermaßen wütend sein - „Wut und Böse“ beleuchtet Facetten weiblicher Wut und deckt Vorurteile auf.
Ciani-Sophia Hoeders feministisches Sachbuch ist eine „kleine Anleitung zum Wütendsein“ und will weiblichen Mut legitimieren und zum Empfinden inspirieren. Ausgehend von grundlegenden Begriffsklärungen und Unterscheidungen setzt sich die Autorin mit der häufig negativ bewerteten Emotion auseinander. Sie zeigt auf, warum Wut besser ist als ihr Ruf. Der Fokus liegt dabei auf der schöpferischen Kraft, die Veränderungen voranbringen kann. Historische und aktuelle Beispiele sowie Studien und Zitate dienen der Illustration und führen dazu, dass sich vermutlich viele Frauen* in Beschreibungen wiedererkennen können. Besonders stark und zeitgemäß ist der konsequent intersektionale Ansatz, der Mehrfachdiskriminierungen sichtbar macht. Grundlegende Kenntnisse in feministischen Debatten könnten bei der Lektüre hilfreich sein: Durch ein Glossar und ein ausführliches Quellenverzeichnis wird das aktuelle Buch jedoch auch für Einsteiger*innen zu einer gewinnbringenden Lektüre.
Ein unterhaltsames Sachbuch – besonders geeignet für wütende Frauen und alle Leser*innen, die sich mit Feminismus und Antirassismus beschäftigen wollen.
Signatur: Sb
Schlagworte: Feminismus | Wut | Emotionen
Bewertung: ++
Rez.: Sofie Fiebiger

Ólafsdóttir, Auður Ava: Miss Island. Roman. Dt. von Tina Flecken. Berlin: Insel 2021. 235 S. ; 22 cm. Aus d. Isländ. ISBN 978-3-458-17902-3, geb.: 22,00 €
Eine Reise ins Island der 60er Jahre, in der die Vulkane vital sind und die Gesellschaft festgefahren ist.
Hekla, Ólafsdóttirs Protagonistin, zieht es 1963 mit 22 mit ihrer Schreibmaschine vom Land in die Hauptstadt Reykjavik. Dort möchte sie Schriftstellerin werden. Das wollen in der Hauptstadt viele, alles Männer. Und außerdem ist die nach einem Vulkan benannte Hekla schön und ihr wird nicht nur einmal angetragen, an der Wahl der Miss Island teilzunehmen. Doch sie lehnt ab, arbeitet für einen Hungerlohn im Hotel und schreibt in jeder freien Minute, lange sogar ohne ihren Freund, „den Dichter“ einzuweihen. Zu recht, denn als er von ihren bereits veröffentlichten Texten erfährt, kommt sein Selbstverständnis gehörig ins Wanken. Der Roman erzählt von einer literaturverrückten aber männerdominierten Gesellschaft ohne Vorbilder für Frauen jenseits der klassischen Rolle als Hausfrau und Mutter. Während Kennedy ermordet wird und Martin Luther King seine berühmte Rede hält, stehen die Uhren in Island still. Nicht nur Heklas homosexuellem Jugendfreund Jón John, sondern auch Hekla wird immer mehr klar, dass sie die Insel hinter sich lassen müssen.
Ein eigenwillig geschriebener Roman, dessen Dialoge manchmal etwas konstruiert erscheinen, was seiner Sogkraft aber keinen Abbruch tut. Geeignet für alle, die gern historische Fakten über eine Romanhandlung vermittelt bekommen und sich für Islands Kultur und Natur interessieren.
Signatur: SL
Schlagworte: Island | Schriftstellerin | Emanzipation
Bewertung: +++
Rez.: Marie Varela

Rebellische Frauen - Women in Battle. 150 Jahre Kampf für Freiheit, Gleichheit, Schwesterlichkeit. Marta Breen. Ill. von Jenny Jordahl. Dt. von Nora Pröfrock. München: Elisabeth Sandmann 2019. 119 S. : überw. Ill. ; 28 cm. Aus d. Norw. ISBN 978-3-945543-65-8, geb.: 25,00 €
Comic zur Geschichte der Frauenbewegung von den Anfängen bis heute.
Die Autorin und die Illustratorin Jenny Jordahl aus Norwegen legen einen großformatigen Band vor, der mit der Geschichte der Abolitionismus-Bewegung in den USA beginnt und schwarze Frauen wie Harriet Tubman einbezieht. Sie verbanden den Kampf gegen die Sklaverei mit dem Einsatz für Frauenrechte. Ein weiterer Schwerpunkt sind die englischen Suffragetten um Emmeline Pankhurst, die sich auch mit militanten Mitteln für das Frauenwahlrecht einsetzten. Auch auf die sozialistische Frauenbewegung um Clara Zetkin wird eingegangen. Der Kampf um legale Verhütung und gegen die Kriminalisierung der Abtreibung sind weitere Aspekte. Die Legalisierung der Homosexualität und der lesbischen Liebe sind Errungenschaften der letzten Dekaden, die in vielen Ländern noch nicht erreicht wurden. Die Unterdrückung der Frau durch religiöse Fundamentalisten wird am Beispiel von Malala Yousafzai geschildert. Die knappen Texte werden durch ausdrucksstarke comicartige Zeichnungen anschaulich. Wegen des begrenzten Platzes kann nur ein kleiner Teil der Geschichte der Frauenbewegung geschildert werden.
Der gelungene erste Überblick über die Frauenbewegung informiert und regt zu Diskussionen an.
Signatur: Sb
Schlagworte: Frauenbewegung | Suffragetten | Malala | Schwarze Frauen
Bewertung: ++
Rez.: Peter Bräunlein

Thome, Stephan: Pflaumenregen. Roman. Berlin: Suhrkamp 2021. 525 S. ; 22 cm. ISBN 978-3-518-43011-8, geb.: 25,00 €
Ein packender Familienroman führt ein in die komplexe Welt pazifisch-asiatischer Beziehungen.
Thome hat Philosophie, Religionswissenschaften und Sinologie studiert, über 15 Jahre in verschiedenen Ländern Ostasiens gelebt, geforscht und gelehrt. Seit einigen Jahren wohnt er in Taipeh. Mit seiner Belletristik und den Sachbüchern zu deutschen und asiatischen Themen hat er großen Erfolg. Wie in seinen anderen literarischen Werken entwickelt er auch in diesem Roman mit erstaunlicher Leichtigkeit ein differenziertes Bild zwischenmenschlicher Beziehungen und verbindet sie mit authentischem gesellschaftlichem Geschehen. Im Mittelpunkt steht Umeko. Als junges Mädchen schwärmt sie in den frühen 1940er Jahren für ihren sportlich erfolgreichen Bruder und begeistert sich für die vornehme Welt der japanischen Besatzer. Als ältere Frau blickt sie zurück auf die harten Auseinandersetzungen im Zeichen der Befreiung Taiwans und der chinesischen Festlandstruppen unterschiedlicher Couleur und erlebt die Auswirkungen der Globalisierung am Schicksal einzelner Familienmitglieder.
Ausgestattet mit allen Details einer Familiensaga entsteht ein realitätsnahes Bild einer in Deutschland noch sehr fremden Welt und ihrer dramatischen Geschichte und Gegenwart.
Signatur: SL
Schlagworte: Asien | Internationale Beziehungen | Emanzipation
Bewertung: +++
Rez.: Rüdiger Sareika

Tlusty, Ann-Kristin: Süß. Eine feministische Kritik. München: Hanser 2021. 196 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-446-27101-2, geb.: 18,00 €
Ein gesellschaftskritisches Essay aus feministischer Perspektive.
Ann-Kristin Tlustys Buch „SÜSS-Eine feministische Kritik“ ist ein flüssig zu lesendes, gesellschaftskritisches Essay. Nicht ohne Humor analysiert Tlusty das Ideal der zarten, sanften und süßen Weiblichkeit im Kontext eines kapitalistischen, patriarchalen Systems, das auf Eigentum, Profit und Wettbewerb ausgelegt ist. Untermauert sind ihre Thesen von aktuellen wissenschaftlichen Studien, eigenen Erfahrungen und Anekdoten aus ihrem Freundes- und Bekanntenkreis. Gekonnt deckt sie auf, dass die westliche Gesellschaft keineswegs so aufgeklärt ist, wie diese es gerne vorgibt. Patriarchale Denkmuster sind noch immer tief in gesellschaftlichen Denkmustern verwurzelt und blockieren nicht nur den Weg zur Geschlechtergerechtigkeit bis heute. Tlusty macht sich stark für eine Gesellschaft ohne Unterdrückung, Ausbeutung und Zwang und schließt mit ihrem passenden Motto: Dolce Vita für Alle! Ein Werk, das gleichzeitig wütend und stark macht. Es wurde schon viel erreicht, aber da geht noch mehr.
Empfehlenswert für junge und "alte" Erwachsene mit und ohne feministische Vorkenntnisse.
Signatur: Sb
Schlagworte: Feminismus | Politik | Kapitalismus | Patriarchat
Bewertung: +++
Rez.: Rosa Bömelburg