IDAHOBIT
Zum Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie haben wir euch ein paar empfehlenswerte Bücher zum Thema Transidentität zusammengestellt.

L wie Liebe. Ein starkes Bilderbuch über Toleranz und Diversität. Martin Baltscheit. Ill. von Sandra Brandstätter. Berlin: Kindermann 2022. O. Pag. : überw. Ill. ; 27 cm. ISBN 978-3-949276-05-7, geb.: 18,00 €
Auf welche Weise lieben wir?
Zu Beginn stellt das Bilderbuch die Frage: „Was ist eigentlich Liebe?“ Und dann geht es los: Anfangsliebe, erste große Liebe, Familienliebe, Lebensliebe, Bücherliebe … Da liebt die Mama den Papa, der Freund der Tante liebte vor ihr einen Mann, die Oma liebt seit Opas Tod vor allem ihre Enkelkinder, Mamas Arbeitskollegin liebt gleich zwei Männer und Katja und Karolin lieben sich schon ein Leben lang und dazu noch ihre drei Straßenhunde. Dazu gibt es noch den Schrebergartennachbarn, der scheinbar die Liebe verabscheut, den Prinzen, der sich nur heimlich mit seinem Geliebten trifft, weil es sich nicht traut die Liebe öffentlich zu mache und den große Bruder, der es etwas mit der Eigenliebe übertreibt, die ja eigentlich auch eine sehr wichtige Sache ist.Ein Bilderbuch, dass sich um die Darstellung von Vielfalt beim wohl schönsten Thema der Welt bemüht. Warum die heimliche, homosexuelle Liebe ins Mittelalter verlegt wurde, wo es sie auch in Deutschland aktuell leider immer noch gar nicht so selten gibt, erschließt sich mir nicht, aber insgesamt gibt das Buch Anlass zu Gespräch und Nachdenken und mag auch Erwachsene anregen, eigene Urteile auf den Prüfstand zu stellen. Illustriert in knalligem Comicstil.
Nett, bunt und divers – ein fröhlicher Einstieg ins Thema Liebe, der Kindern zeigt, auf wie viele Arten wir Menschen lieben können.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Liebe | Vielfalt | Diversität
Bewertung: ++
Rez.: Wiebke Mandalka

Mein Tutu. Zazu Navarro. Ill. von Marta Abad Blay. Dt. von Nicole Abad Bender. Stuttgart: Freies Geistesleben 2021. O. Pag. : überw. Ill. ; 23 cm. Aus d. Span. ISBN 978-3-7725-2914-6, geb.: 14,00 €
Ein Junge trägt ein rosa Tutu – na und?
Tinos favorisiertes Kleidungsstück ist sein rosa Tutu und am allerliebsten würde er dies jeden Tag anziehen. Im Kindergarten weckt das Tutu das Interesse anderer Kinder, die ihm dazu viele neugierige Fragen stellen: „Warum trägst du einen Rock, den sonst nur Mädchen tragen?“ oder „Gibt es heute eine Kostümparty?“ oder auch „Kannst du mit dem Tutu überhaupt spielen?“. In Tinos Antworten spiegelt sich eine große Selbstverständlichkeit hinsichtlich seiner Kleiderwahl wider, was die Kinder zum gemeinsamen Spielen und den Erlebnissen im Kita-Alltag übergehen lässt. Das Bilderbuch stärkt Kinder in ihrer Selbstbestimmung und darin, selbstbewusst zu vertreten, wer sie sein oder wie sie von der Welt wahrgenommen werden wollen. Parallel dazu wird das natürliche kindliche Interesse an Abweichungen von der gesellschaftlichen Norm thematisiert. Die Besonderheit des Buches liegt in der vollkommenen Abwesenheit von Momenten der Ausgrenzung. Die Illustrationen sind minimalistisch gehalten und weisen Ähnlichkeiten mit Kinderzeichnungen auf. Dadurch bilden sie einen gelungenen Identifikationsraum für die kindliche Wahrnehmung.
Ein Buch, das in keiner Kita fehlen sollte und gleichzeitig ein unaufgeregtes Plädoyer für die kindliche Unbefangenheit. Ab 4 Jahren.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Rollenbilder | Gender
Bewertung: ++
Rez.: Lena Danneberg

Teddy Tilly. Jessica Walton. Ill. von Dougal MacPherson. Dt. von Anu Stohner. Frankfurt: Sauerländer 2016. O. Pag. : überw. Ill. ; 26 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-7373-5430-1, geb.: 14,99 €
Ein Kinderbuch der besonderen Art, über ein Tabuthema, das mit kindlicher Leichtigkeit einfach aufgelöst wird.
Finn und sein Teddybär Thomas sind sehr gute Freunde und spielen jeden Tag zusammen. Eines Tages wacht Thomas traurig auf und bleibt nachdenklich, nichts kann ihn aufmuntern. Finn demonstriert wahre freundschaftliche Treue und fragt seinen Teddy so lange danach, was ihm denn fehlt, bis Thomas sich endlich traut, ihm von seinem „Problem“ zu erzählen: Thomas möchte kein Teddybär, sondern eine Teddybärin sein. Mit kindlicher Leichtigkeit und herzlicher Wärme geht Finn auf seinen Freund ein und macht schnell deutlich, dass es ihm egal ist, ob Teddy nun ein Junge oder ein Mädchen ist.
Das Buch thematisiert auf spielerische und sympathische Art das Tabuthema Transsexualität. Im Fokus stehen hierbei die Kommunikation und der zwischenmenschliche Umgang.Für junge Leser/innen, begleitend betreut.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Transsexualität | Freundschaft | Anderssein | Toleranz
Bewertung: +++
Rez.: Petra-Kristin Bonitz

Orghandl, Franz: Der Katze ist es ganz egal. Ill. von Theresa Strozyk. Leipzig: Klett Kinderbuch 2020. 94 S. : Ill. ; 21 cm. ISBN 978-3-95470-231-2, geb.: 13,00 €
Die Geschichte von Jennifer, die den Menschen in ihrem Leben klar macht, dass sie nicht mehr Leo ist und wohl nie war.
Jennifer liebt ihren neuen Namen. Sie ist ein Mädchen. Ein Mädchen mit Penis. Ihren Freund*innen in der Grundschule, dem Hausmeister und der Lehrerin leuchtet das ein. Doch Jennifers Eltern nennen sie noch immer Leo und wollen nicht verstehen, dass sie es ernst meint und das Ganze kein Witz ist. Besonders Jennifers Vater ist stur und will unbedingt, dass sie sein Sohn bleibt. Zum Glück hat Jennifer gute Freunde, die hinter ihr stehen und es schließlich gemeinsam schaffen, dass Jennifer endlich voll und ganz Jennifer sein kann. Ein berührendes Kinderbuch, das aus Jennifers Perspektive für geschlechtliche Vielfalt sensibilisiert. Schade jedoch, dass Jennifers guter Freund Gabriel trotz aller Sensibilität nur als „der dicke Gabriel“ im Buch auftaucht. Ebenso wie Diskriminierung aufgrund der Geschlechtsidentität, sollte im Sinne der Intersektionalität auch auf einen sensiblen Umgang mit Körpernormierungen etc. geachtet werden! Ansonsten eine absolute Leseempfehlung.
Ein schön zu lesendes Kinderbuch, das junge und alte Leser*innen auf erfrischende Weise für das Thema Transidentität sensibilisiert.
Signatur: Ju 1
Schlagworte: Transidentität | Geschlechterklischees | Rollenvorbilder | Freundschaft
Bewertung: +++
Rez.: Rosa Bömelburg

Nessensohn, Hansjörg: Mut. Machen. Liebe. Berlin: Ueberreuter 2021. 341 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-7641-7119-3, geb.: 18,00 €
Zwei ineinander verwobene queere Geschichten in den 1950er-Jahren und heute.
Paul will sich selbst finden. Und dabei auch herausfinden, ob ihn mit Jonas noch irgendetwas verbindet. Jonas und er verliebten sich ineinander. Doch dann hat Jonas Paul geoutet und damit jede Vertrauensbasis zerstört. Auf seiner Reise zu Fuß durch Italien begegnet Paul der 80-jährigen Liz, die ihm eine Geschichte aus ihrer Vergangenheit erzählt: die Geschichte von Helmut und Enzo, die sich in den 1950er-Jahren ineinander verliebten und nicht miteinander glücklich werden konnten. Hansjörg Nessensohn verwebt zwei in sich gelungene Geschichten miteinander und erzählt sowohl eine moderne Coming-of-Age-Story als auch eine hintergründige Geschichte über Schwulsein zu Zeiten, in denen Homosexualität in Deutschland noch strafbar gewesen ist. Obwohl die Verbindung der Geschichten und die Figuren selbst zunächst recht künstlich konstruiert wirken, überzeugt der Roman insgesamt dennoch durch das Herz am rechten Fleck und einen wahrhaftigen Gesamteindruck.
Jugendlichen Leser*innen ab 14 Jahren mit Interesse an realistischer Literatur und/oder historischen Themen gern empfohlen.
Signatur: Ju 3
Schlagworte: Coming of Age | Homosexualität | 20. Jahrhundert | Liebe
Bewertung: ++
Rez.: Marcel Lorenz

Oseman, Alice: Heartstopper - Boy trifft Boy. Dt. von Vanessa Walder. Bindlach: Loewe 2022. 285 S. : überw. Ill. ; 22 cm. (Volume 1). Aus d. Engl. ISBN 978-3-7432-0936-7, geb.: 15,00 €
Der 14-jährige Charlie freundet sich mit Nick an, doch merkt er bald darauf, dass er mehr für diesen empfindet.
Charles Spring ist schwul - nach seinem Outing in der Schule wissen das alle. Das scheint für ihn auch kein Problem zu sein, bis er sich in den zwei Jahre älteren Nick anfreundet und schlussendlich verliebt. Denn Nick, der beliebten Rugby-Spieler, ist auf keinen Fall homosexuell, oder?Die Graphic Novel ist sauber und ansprechend, wenn auch schlicht, gezeichnet. Auch die Geschichte um Nick und Charlie ist einfach gehalten, ohne sich in zu viele Details zu verlieren. Eine kurze Wohlfühl-Lektüre mit Cliffhanger für all jene, die sich mit ihrer eigenen Sexualität auseinandersetzen oder einfach gerne Geschichten rund um LGBTQ+-Charaktere lesen wollen. Der Band enthält auf den letzten Seiten ein paar zusätzliche Informationen sowie Steckbriefe zu den wichtigsten Charakteren der Geschichte.Bisher sind in 4 Bände zu dieser Reihe erschienen. Band 3 wurde 2020 mit den Goodreads Choice Award in der Kategorie Beste Graphic Novels & Comics ausgezeichnet.
Die Geschichte eignet sich besonders für Jugendliche ab 13 Jahren.
Signatur: Ju 3
Schlagworte: Graphic Novel | LGBTQ+ | Homosexualität | Liebe
Bewertung: ++
Rez.: Stefanie Schmettlach

Oseman, Alice: Loveless. Dt. von Vanessa Walder. Bindlach: Loewe 2022. 477 S. ; 21 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-7432-1219-0, kt.: 14,95 €
Die junge Studentin Georgia Warr findet heraus, dass sie asexuell und aromantisch ist.
Georgia Warr ist mittlerweile achtzehn Jahre alt. Sehnsüchtig wartet sie auf die erste große Liebe. Ihre Leidenschaft sind romantische FanFiction, kitschige Hollywood Streifen und Happily-Ever-Afters. Doch in ihrem eigenen Leben war da eigentlich noch nie jemand, in den*die sie sich verliebt hat, noch nicht mal für eine echte romantische Schwärmerei hat es ausgereicht. Schon bei dem Gedanken einen anderen Menschen zu küssen wird Georgia eigentlich eher kotzübel. Was ist bloß los mit ihr? Immer mehr kommen bei Georgia Selbstzweifel auf und sie wünscht sich nichts sehnlicher als das zu fühlen, was so viele Menschen fühlen. Zum Glück gibt es da noch ihre besten Freund*innen Pip und Jason und Rooney, die Georgia im ersten Collegejahr wichtigen Rückhalt geben. Als Georgia Sunil, den Vorsitzendes der Pride Society kennenlernt findet sie endlich Worte, die ihre sexuelle Identität beschreiben. Sie ist asexuell und aromantisch.
Empfehlenswert für Jugendliche, die mehr über sexuelle und geschlechtliche Vielfalt erfahren möchten oder sich vielleicht selbst noch im Findungsprozess befinden.
Signatur: Ju 3
Schlagworte: Asexualität | Aromantik | Freundschaft Identität
Bewertung: ++
Rez.: Rosa Bömelburg

Russo, Meredith: Birthday - Eine Liebesgeschichte. Dt. von Anne Brauner u. Susanne Klein. Bindlach: Loewe 2021. 314 S. ; 21 cm. Aus d. Amerikan. ISBN 978-3-7432-0973-2, kt.: 16,95 €
Bis Morgan sich traut, seinem besten Freund zu sagen, dass er eigentlich ein Mädchen ist, vergehen viele Jahre.
Dass Morgan im falschen Körper steckt, erfahren wir gleich auf den ersten Seiten dieses Romans. Vom gemeinsamen dreizehnten Geburtstag an begleiten wir die Freunde Morgan und Eric. Jedem Geburtstag sind Kapitel aus Morgans und aus Erics Perspektive gewidmet. Sie erzählen von Morgans Angst, Eric nach einem Coming-Out zu verlieren, von Erics mehr als freundschaftlichen Gefühlen gegenüber Morgan, von seinem Wissen, dass etwas Morgan bedrückt und seinen Überlegungen, ob der feminine Freund vielleicht schwul sein könnte. Eric ist nicht schwul und das ist der Clou der Geschichte: Ohne dass Morgan es weiß, fragt sich Eric immer wieder, warum er seinen Freund so oft als Mädchen wahrnimmt und zart begehrt. Bis zu ihrem 17. Geburtstag haben die beiden mit ihren Ängsten und Gefühlen, mit einem um seine Frau trauernden Vater (Morgans) und einem homophoben Machovater (Erics) zu kämpfen. Und natürlich insgesamt mit ihrem Umfeld, das gerade Morgan das Leben oft sehr schwer macht. Dann jedoch kommt es zu einem wunderbaren, hoffnungsvollen Happy-End.
Man fiebert mit in dieser Geschichte, die dank des beschriebenen Clous etwas Frisches und Aufregendes hat. Ein tolles Buch zu einem aktuellen Thema.
Signatur: Ju 3
Schlagworte: Transsexualität | Coming-out | Gender | Freundschaft
Bewertung: +++
Rez.: Wiebke Mandalka

Oud, Pauline: Schau mal, das ist meine Familie. Dt. von Andrea Kluitmann. Münster: Coppenrath 2022. O. Pag. : überw. Ill. ; 27 cm. (Ich bin schon groß, das weiß ich schon). Aus d. Niederländ. ISBN 978-3-649-64025-7, geb.: 15,00 €
Jede Familie ist anders - ein Bilderbuch über die Vielfältigkeit von Familienkonstellationen.
Familie, was ist das? Wer wohnt mit dir zusammen und habt ihr alle denselben Nachnamen? Hanna lebt mit Mama, Papa, Bruder Finn und Hund Kira zusammen. Marie dagegen wohnt in zwei Wohnungen, in der ersten mit Mama, Schwester Emma und Katze Minka bei Mama und in der zweiten Wohnung zusammen mit Emma bei Papa. In Linas Haus wohnen viele Menschen - sie sind eine Patchworkfamilie. Und Lukas wohnt mit seinen beiden Mamas und Kater Boris zusammen. Auf natürliche Art und Weise stellt dieses Bilderbuch verschiedene Familienformen mit konkreten Charakteren vor. Die Betrachter werden in die Diskussionen und Dialoge, die sich auf jeder linken Doppelbuchseite abspielen - alle rund um das Thema Familie - eingebunden, indem am Ende eine Frage steht. Ein Sachbuch für Kindergartenkinder mit viel Text und vielen farbenfrohen Illustrationen, das Gesprächsstoff zu vielfältigen Themen bietet, Kinderfragen aufgreift und ohne Wertung die bestehenden Familienformen vorstellt.
Anregend zur Auseinandersetzung mit verschieden Familienformen in Kita und Familie.
Signatur: Js
Schlagworte: Familie | Sachbuch | Vielfalt
Bewertung: ++
Rez.: Susanna Hocher

Daas, Fatima: Die jüngste Tochter. Roman. Dt. von Sina de Malafosse. Berlin: Claassen 2021. 192 S. ; 21 cm. Aus d. Franz. ISBN 978-3-546-10024-3, geb.: 20,00 €
Autobiografischer Roman einer jungen homosexuellen Muslimin aus Frankreich.
„Ich heiße Fatima Daas.“ So beginnt, fast gebetsartig, jedes Kapitel des Romans, gefolgt von kurzen Sentenzen zu Religion, Herkunft, Homosexualität und vor allem Schuld. Als jüngste Tochter – die Eltern hatten sich einen Jungen gewünscht - kommt Fatima nicht in Algerien, sondern in Frankreich zur Welt. Sie beschreibt, nicht chronologisch, ihr Erwachsenwerden, ihr Unangepasstsein und ihre Rebellion als Schülerin, ihre Ablehnung von Mädchenkleidung und ihre Neigung zu Frauen, daneben die Sprachlosigkeit in der Familie über bestimmte Themen und Tabus, die man nicht zu erwähnen wagt. Und dennoch möchte Fatima eine gute Muslimin sein, erhält aber auch im Gespräch mit Imamen nur die Antwort, dass der Koran Homosexualität verurteile. Als fast Dreißigjährige blickt Fatima zurück und sucht Versöhnung und Einklang mit ihrer Familie und mit ihrer Religion. Sie „erzählt die Geschichte eines Mädchens, das kein richtiges Mädchen ist, das weder algerisch noch französisch ist, weder Vorstädterin noch Pariserin, eine Muslimin, glaube ich, aber keine gute Muslimin, eine Lesbe mit anerzogener Homophobie.“
Der Roman stand lange auf der französischen Bestsellerliste und ist durchaus lesenswert.
Signatur: SL
Schlagworte: Homosexualität | Koran | Frau | Frankreich
Bewertung: ++
Rez.: Cornelia von Forstner

Miaojin, Qiu: Aufzeichnungen eines Krokodils. Roman. Dt. von Martina Hasse. Mit einem Nachwort von Hannah Lühmann. Roßdorf: Ulrike Helmer Verl. 2020. 317 S. ; 21 cm. Aus d. Chines. ISBN 978-3-89741-441-9, kt.: 20,00 €
Entwicklungsroman über Studienzeit und Diskriminierungserfahrungen als Lesbe im Taiwan der 1980er Jahre.
Lazi ist jung, privilegiert, und exzentrisch. An ihrer Elite-Uni herrscht Aufbruchstimmung und sie begibt sich als Lesbe auf die Suche nach sich selbst. Ihre große Sehnsucht nach Liebe und ihre tiefen Zweifel wegen ihrer sexuellen Orientierung werden in ihrer Beziehung zur Kommilitonin Shuiling zur Zerreißprobe. In acht Notizbüchern werden Gedanken, Gefühle und Erlebnisse der Hauptfigur präsentiert. Dazu verwendet die Autorin verschiedenste literarische Formen wie Liebesbriefe, Tagebucheinträge und bewegende Dialoge. Und immer wieder gibt es Episoden über das Krokodil: Scheu versteckt es sich in seiner Menschenhaut, ist person of interest und traut sich doch nicht seine wahre Existenz zu offenbaren. Neben allen herzzerreißenden und bitteren Passagen wirken die Krokodil-Erzählungen komisch und erheiternd. Sie sind eine gelungene Metapher auf die Situation Homosexueller in Taiwan der 1980er Jahre.
Das Buch ist sehr bewegend, witzig, traurig und intelligent und hat mich tief beeindruckt.
Eine zugleich herausfordernde und lohnende Lektüre nicht nur für die queere Comunity.
Signatur: SL
Schlagworte: Homosexualität | Taiwan | Identität | Entwicklungsroman
Bewertung: +++
Rez.: Wiebke Richter

Angello, Michele u. Bowman, Alisa: Mein Kind ist transgender - und jetzt? Wie Ihr Kind glücklich aufwächst und seinen eigenen Weg findet. Dt. von Daniela Kosic. Stuttgart: Trias 2020. 301 S. ; 21 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-432-10961-9, kt.: 24,99 €
Ein Ratgeber für Eltern transidenter Kinder.
Eltern, die feststellen, dass ihr eigenes Kind Transgender ist, sind nicht selten verunsichert und stellen sich viele Fragen. Wissenschaftlich fundiert und zugleich anschaulich und einfühlsam, versucht dieser Ratgeber Antworten zu geben und Eltern darin zu unterstützen, ihr transidentes Kind glücklich aufwachen zu lassen. Autorinnen sind die klinische Sexologin Dr. Michele Angello sowie Alisa Bowman, die selbst Mutter eines Trans*Jungen ist. Beide arbeiten beruflich zusammen mit transidenten Menschen und teilen mit ihren Leser*innen Erkenntnisse aus Forschung, jahrelanger Erfahrung und Wissenschaft. In sechzehn Kapiteln bringen sie Licht in das Dunkel aus Vorurteilen, unwissenschaftlichen Theorien und gefährlichem Halbwissen. Ziel ist es die Leser*innen, also insbesondere Eltern, Angehörige und Freunde transidenter Personen, für Geschlechtervielfalt zu sensibilisieren, damit diese transidente Kinder auf ihrem Weg bestmöglich begleiten und unterstützen können.
Besonders empfehlenswert für Angehörige und Freunde transidenter Personen sowie Berater*innen, Lehrer*innen Erzieher*innen etc.! Allerdings auch für alle anderen Leser*innen bestens geeignet, um sich für Geschlechtervielfalt zu sensibilisieren.
Signatur: Ra 4 | Fd
Schlagworte: Transidentität | Ratgeber Eltern | Erziehung | Geschlechtervielfalt
Bewertung: +++
Rez.: Rosa Bömelburg