Leichter lesen: Bücher für Kinder mit Leseschwierigkeiten
In dieser Liste stellen wir Bücher vor, die für Kinder und Jugendliche mit Leseschwierigkeiten oder ausgeprägter Lesemuffeleritis leichter zu lesen sind. Spannende und altersgerechte Geschichten, ein übersichtliches Layout, die geringe Seitenzahl und eine möglichst unkomplizierte Sprache erleichtern den Einstieg enorm.
Ju 2 Erzählungen für das zweite Lesealter (9-12 Jahre)

Blackman, Malorie: Peace Maker. Was tust du, wenn nur Kämpfen einen Krieg verhindert? Ill. von Matthew Griffin. Dt. von Julia Süßbrich. Weinheim: Gulliver 2020. 62 S. : Ill. ; 20 cm. (superlesbar). Aus d. Engl. ISBN 978-3-407-74988-8, geb.: 9,95 €
Ein Buch, das die schwierige Frage der Aggression in die Vorstellungswelt von Kindern trägt.
Ein Raumschiff gleitet durch den Weltraum, die Menschen darauf sind alle durch einen implantierten Chip vollkommen friedlich und gewaltfrei. Plötzlich stellt sich ein fremdes Raumschiff in den Weg und fordert sie zum Kampf auf. Die Kapitänin lehnt dies ab und will sich lieber ergeben. Daraufhin drohen die Fremden ihr mit ewiger Verfolgung. Ihre Tochter Mika aber hat ihrem Peacemaker manipuliert und spürt den Drang, sich den Fremden zu stellen und den Kampf aufzunehmen.Das Buch stellt die ethisch heikle Frage, ob Menschen mit unterdrückter Aggression überhaupt lebensfähig sind, ob absolute Friedfertigkeit ein wünschenswertes Ziel sein kann.Mika geht in die gewaltsame Auseinandersetzung, besiegt den fremden Kämpfer, weigert sich aber ihn zu töten. Dann geschieht etwas Erstaunliches.Dieses schmale Bändchen von 60 Seiten wendet sich eindringlich mit einfacher, aber sehr klarer Sprache an Kinder im Alter von 10 Jahren.
Toll für schwächere Leser*innen. Auch zum Vorlesen geeignet, weil der Roman sehr kurz ist.
Signatur: Ju 2
Schlagworte: Selbstbestimmung | Science Fiction | Werte | leicht lesbar
Bewertung: +++
Rez.: Volker Dettmar

Engel, Sabine: Bühne frei für Ben. Ill. von Barbara Jung. Weinheim: Gulliver 2020. 70 S. : Ill. ; 20 cm. (super lesbar). ISBN 978-3-407-75479-0, geb.: 9,95 €
Star Wars-Fan Ben muss bei der Schulaufführung Schneewittchens Prinzen geben – ein Albtraum für den Viertklässler.
Jedes Jahr führt die Brüder Grimm-Schule an den Märchentagen ein Theaterstück auf. Für Kuchenverkauf, Märchenwald und Party ist die 4a zuständig, die 4b führt das Stück auf. Leider ist Ben in der 4b. Als bekennender Star Wars-Fan hatte er sich für „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ stark gemacht, doch leider wurden die nicht von den Grimms aufgeschrieben und fliegen daher gleich aus dem Rennen. Stattdessen soll Schneewittchen geprobt werden und Ben wird auserkoren, den Prinzen zu geben. In Glitzerleggins, Rüschenhemd und mit echtem Kuss am Ende! Zum Glück hat auch die Zwerge ein hartes Schicksal ereilt: In Ringelstrumpfhosen müssen sie sich von einer Königstochter gängeln lassen, die nicht mehr putzt und kocht, sondern den Zwergenladen entschlossen managt. So erntet er wenigstens Mitleid statt Häme von den Mitschülern. Als der Tag der Aufführung naht steigt die Panik: Immerhin wird das Ganze dank stolzer Eltern, Handys und Youtube für immer für die Nachwelt festgehalten …
„Bühne frei für Ben“ ist eine richtig witzige Geschichte. Mit seiner großen Schrift, großzügigen Zeilenabständen und knackigen 70 Seiten erleichtert das Buch Kindern das Lesen, die sich damit noch schwertun. Der altersgerechte, unterhaltsame Inhalt garantiert, dass sie dranbleiben. Ab 9.
Signatur: Ju 2
Schlagworte: Schule | Theater | Star Wars | Leicht lesbar
Bewertung: +++
Rez.: Wiebke Mandalka

Lanen, Anna van: Das Schoko-Geheimnis. Ill. von Regina Kehn. Weinheim: Gulliver 2020. 78 S.: Ill. ; 20 cm . (super lesbar). ISBN 978-3-407-75481-3, geb.: 9,95 €
Ein Erpresser geht um in Marienwalde - Theo und ihre neuen Freunde ermitteln.
Theo (eigentlich heißt sie Theodora Augusta Maria) ist neu in Marienwalde. Sie ist schüchtern und versteckt sich am liebsten im Schoko-Laden der netten Ella und zeichnet. Doch genau da stöbern ihre Mitschüler Leonie, Finn, genannt der Professor, und der coole Jacke sie auf. Die drei brauchen Hilfe: Willi, das Hängebauchschwein ist verschwunden. Doch damit nicht genug, auch dessen Besitzer Herr Ritter ist unsichtbar. Ein Erpresser treibt sein Unwesen, um seine Sichtbarkeit wieder zu erlangen, soll Herr Ritter 1.000 Euro zahlen. Theo, Leonie, Finn und Jacke planen eine Falle, bei der Geldübergabe wollen sie zuschlagen. Ob das gut geht und wer hinter der Erpressung steckt, erfährt die Leserin in diesem Kinderbuch. Die Geschichte ist spannend und unterhaltsam erzählt. Die Sprache ist einfach und gut verständlich. Schwere Wörter werden von Finn, dem Professor, erklärt. Kurze Absätze, große Schrift und kleine Illustrationen erleichtern das Lesen, auch für Ungeübte.
Gern empfohlen, hervorragend auch für Wenigleser*innen geeignet.
Signatur: Ju 2
Schlagworte: Erpressung | Freundschaft | Abenteuer | leicht lesebar
Bewertung: ++
Rez.: Maike Linne

Reider, Katja: Ein Fall für die Kichererbsen. Ill. von Isabelle Metzen. Ravensburg: Ravensburger Buchverl. 2020. 59 S. : Ill. ; 22 cm. (leichter lesen). ISBN 978-3-473-36141-0, geb.: 5,99 €
Der Mädchenclub „Kichererbsen“ befreit einen befreundeten Jungen vom Verdacht eines Handtaschendiebstahls.
Im Kichererbsenclub der Freundinnen Nelly, Maja und Jette gibt es immer was Lustiges zu Kichern, doch nun sind die drei Mädchen kriminalistisch unterwegs. Jo, ein Junge aus ihrer Schulklasse, soll angeblich die Handtasche einer Dame in der Eisdiele gestohlen haben. Auf einem Foto, das ein Touristenpaar aufgenommen hatte, können sie den wirklichen Dieb entdecken und der Polizei melden. Jo, der nur zufällig in der Eisdiele war, gehört zu den „Lakritzschnecken“, zwei Jungen, die durch ihre Vorliebe für Lakritz, ihre schwarzen T-Shirts und die langsam-schleichende Gangart einer Schnecke auffallen. Also sehr cool und im Geheimen besonders für Nelly. – Thematisch ist die Geschichte interessant für Leser der dritten oder vierten Jahrgangsstufe, ausgestattet ist sie mit Fibelschrift, kurzen Sätzen, einem einfachen Satzbau, bekannten Worten, einem Wortschatzglossar und einem Verständnistest am Schluss. Damit werden ein schneller Leseerfolg und ein unmittelbares Leseerlebnis möglich.
Die Ausgaben der Serie „leichter lesen“, empfohlen von der Stiftung Lesen, eignen sich als niederschwelliges Angebot für Kinder mit Leseschwierigkeiten.
Signatur: Ju 2
Schlagworte: eicht lesbar | Clique | Detektive
Bewertung: ++
Rez.: Natascha Rothert-Reimann

Uschmann, Oliver u. Witt, Sylvia: Meer geht nicht. Roman. Weinheim: Gulliver 2020. 141 S. ; 20 cm. (superlesbar). ISBN 978-3-407-74997-0, geb.: 11,95 €
Vier Freunde unternehmen ohne Wissen ihrer Eltern eine Reise ans Meer. Dabei geht einiges schief.
Kevin hat noch nie das Meer gesehen. Seine Freunde Samuel, Bina und Sharif können es nicht fassen. Also starten die 13jährigen eine heimliche Mission, ohne Wissen der Eltern, und machen sich auf die Reise. Die gestaltet sich allerdings von Beginn an gar nicht so, wie sie sich das vorgestellt haben: Der Zug, mit dem sie fahren, bleibt auf offener Strecke stehen, die günstige Mitfahrgelegenheit entpuppt sich als diebisches Pärchen, das ihnen alles abnimmt, und ohne Zelt und Proviant müssen sie ein Gewitter und eine Nacht im Wald überstehen. Werden die vier ihr Ziel erreichen? O. Uschmann und S. Witt erzählen eine dialogreiche und amüsante Geschichte, die zu einem kleinen spannenden Roadtrip gerät. Dieser Titel ist Teil der neuen Lesereihe „super lesbar“ bei Gulliver, die durch großzügiges Schriftbild und großen Zeilenabstand gerade Weniglesern den Lektüreeinstieg erleichtert. 3 weitere Titel aus der neuen Reihe sind bereits erschienen.
Leichte, altersgerechte Lektüre zu einem günstigen Preis. Für die Zielgruppe der Wenigleser ein tolles Buch, das deshalb breit empfohlen wird. Gut einsetzbar auch bei Veranstaltungen für leseschwächere Kinder. Ab 11.
Signatur: Ju 2 | Ju 3
Schlagworte: Roadtrip | Freundschaft | einfache Sprache | leicht lesebar
Bewertung: +++
Rez.: Wolfgang Vetter
Ju 3 Erzählungen für Jugendliche ab 13 Jahren

Cole, Steve: Jäger in der Tiefe. Ill. von Oriol Vidal. Dt. von Julia Süßbrich. Weinheim: Gulliver 2020. 117 S. : Ill. ; 20 cm. (super lesbar). Aus d. Engl. ISBN 978-3-407-75487-5, geb.: 10,95 €
Tono muss in der Zinn-Mine des Onkels arbeiten und erlebt ein großes Abenteuer.
Tono lebt mit seiner Familie in der Provinz Bangka/Indonesien. Sie holen illegal Zinn aus den Tiefen des Meeres. Als er eines Tages einen Wunderstein findet, wird er zum Helden. Dieses an der Realität und den Lebensumständen der Familien in der indonesischen Provinz orientierte Buch ist gut formuliert und spannend gestaltet. Es schildert als Ich-Erzählung den jungen Tono und seine Erlebnisse, Sehnsüchte und Gefahren dort am Meer, aus dessen Tiefe das Erz Zinn unter schwierigen Bedingungen geholt werden muss. Sein Kontakt mit dem Mädchen Kemela und die Entdeckung des geheimnisvollen roten Steines lassen ihn für etliche Menschen zum Supertaucher werden. Er kann dieses für sich gut mit den Helden von Comics verbinden. Als tin-boy (Zinnjunge) entdeckt er in diesem gut illustrierten Buch nicht nur die Tiefe des Meeres, sondern auch seine eigene Tiefe und Möglichkeiten in dieser Menschen ausbeutenden Welt, in der für uns das Material unter Lebensgefahr geborgen wird, das wir in unseren Handys benötigen.
Das Buch ist dank seiner einfachen Sprache und überschaubaren Seitenzahl für Jugendliche ab 12 J. mit Leseschwierigkeiten geeignet und lässt sich sehr gut lesen.
Signatur: Ju 3
Schlagworte: Indonesien | Kinderarbeit | Abenteuer | leicht lesebar
Bewertung: +++
Rez.: Kurt Triebel

Linke, Dorit: Wir sehen uns im Westen. Hamburg: Carlsen 2019. 103 S. ; 19 cm. (Carlsen Clips). ISBN 978-3-551-31841-1, kt.: 4,99 €
Berlin, 9. November 1989 - ein historisches Datum. Und eine Schriftstellerin erinnert sich, wie es war ...
Es ist die Geschichte dieser Nacht zum Anfassen, erzählt aus der Sicht zweier Jugendlicher, die einander lieben. Aber Nina ist mit ihren Eltern in den Westen ausgereist, Lutz ist jenseits der Mauer geblieben – hoffnungslos, wie sie denken. Und dann diese Nacht, in der sich die Mauer öffnet und nicht mehr schließen wird. Aber Letzteres weiß man noch nicht wirklich, und so machen sich beide, im Wechsel erzählend, unabhängig voneinander auf den Weg, den Anderen zu suchen – und fahren erst mal aneinander vorbei ... Es ist eine einfach geschriebene Geschichte, die in Lutz und Nina ihren Lesern perfekte Identifikationsmöglichkeiten bietet und sie unmittelbar an den Geschehnissen teilhaben lässt; sie vermittelt aber nicht nur ein minutiöses Bild der äußeren Ereignisse, sondern vielmehr auch der komplexen Welten und Denkweisen, der Kulturen und Glaubenskonzepte beider Teile. Ganz ohne Klischees und einfühlsam ein Roman über Liebe, Beziehungen, Ängsten und das Gewaltpotenzial von Menschen.
Vorschlag als Schullektüre beim Thema neue deutsche Geschichte; auch empfohlen als Diskussionsgrundlage im heutigen angespannten Verhältnis Ost-West.
Signatur: Ju 3
Schlagworte: Deutsche Geschichte | Wiedervereinigung | Ostberlin | leicht lesebar
Bewertung: ++
Rez.: Astrid van Nahl

Rai, Bali: Außer Kontrolle. Wenn aus Spiel bitterer Ernst wird. Dt. von Julia Süßbrich. Weinheim: Gulliver 2021. 77 S. ; 20 cm. (superlesbar). Aus d. Engl. ISBN 978-3-407-82389-2, geb.: 9,95 €
Wenn aus Spiel bitterer Ernst wird.Jonas, Binny und Kamal sind Freunde, mehr noch, Brüder. Sie leben in einem Stadtviertel, dass von Armut, Bandenkrieg und Gewalt geprägt ist. Man muss gucken, wo man bleibt. Nach einem Raubüberfall bei dem die drei zufällig in der Nähe sind, findet Jonas die Waffe vom Tatort und nimmt sie mit. Unfreiwillig überlässt er sie Kamal. Kamal ist voller Wut und Frustration. Er nutzt die Macht, die ihm der Besitz der Schusswaffe vermeintlich verleiht aus, um sich an Mitgliedern der verfeindeten Bande zu rächen und begeht schließlich sogar mehrere Überfälle. Jonas und Binny haben Angst vor ihm. Dann vergreift sich Kamal an Jonas Schwester, um seine Macht zu demonstrieren. Die Lage eskaliert und einer stirbt.Bali Rai erzählt trocken, distanziert und in klarer Sprache den schrecklichen Vorfall aus Jonas Perspektive. Gerade die ungeschmückten Sätze machen die Geschichte besonders eindringlich und dennoch gut zu lesen und verstehen. Auch für ungeübte Leser und für Lesemuffel gut zu schaffen. Eignet sich als Gesprächsanlass mit Jugendlichen und als Lektüre auch für ungeübte Leser.
Signatur: Ju 3
Schlagworte: Gewalt | Angst | Freundschaft | leicht lesbar
Bewertung: +++
Rez.: Sandra Groß

Wich, Henriette: Immer on. Hamburg: Carlsen 2019. 110 S. ; 19 cm. (Carlsen Clips). ISBN 978-3-551-31763-6, kt.: 4,99 €
Luna ist 14 und handysüchtig. Als Freundschaften zerbrechen und die Symptome schlimmer werden, sucht sie sich Hilfe.
Typisch für die Reihe „Carlsen Clips": Es steckt viel drin in diesen 106 leicht zu lesenden Seiten: Luna und ihre Freundinnen nutzen wie fast alle in ihrem Alter ganz selbstverständlich ihre allgegenwärtigen Smartphones. Luna jedoch kommt bald nicht mehr heraus aus der Abhängigkeit von den sozialen Netzwerken. Die Beliebtheit in der virtuellen Welt ist ihr schnell wichtiger als reale Freundschaften. Die Symptome der Handysucht in Form von Schlafstörungen und Konzentrationsschwierigkeiten machen sich zunehmend bemerkbar. Das entgeht weder den Eltern, Lehrern noch ihrer Freundin, die allesamt umsichtig reagieren. Doch Luna muss selbst die Einsicht gewinnen, dass ihr Verhalten in hohem Maße bedenklich ist - was sie zum Glück auch tut.Das kurze Buch bietet eine Fülle an Identifikationsmöglichkeiten für ca. 12 bis 14-jährige Mädchen. Es entspringt genau ihrer Lebenswelt und regt hoffentlich dazu an, über das eigene Handyverhalten nachzudenken. Im Anhang finden sich wertvolle Tipps zum Thema.
Leider ein reines Mädchenbuch, ansonsten eine tolle Gruppenlektüre, die eine umfassende Beschäftigung mit diesem wichtigen Thema unterstützt. Auch für leseschwache Jugendliche.
Signatur: Ju 3
Schlagworte: Medienkonsum | Freundschaft | Social Media | leicht lesbar
Bewertung: +++
Rez.: Katja Henkel