Nichts ist okay!
Aus aktuellem Anlass haben wir eine Liste mit lesenswerten Büchern und Hörbüchern zum Thema Rassismus mit dem Schwerpunkt USA zusammengestellt. Empfehlenswerte Titel die sich mit Rassismus in Deutschland beschäftigen, finden Sie in unserem Themenheft „Demokratie – Streiten, lernen, leben“.
Erzählendes für Kinder und Jugendliche

Der Bus von Rosa Parks. Fabrizio Silei. Ill. von Maurizio A.C. Quarello. Dt. Sarah Pasquay. 1. Aufl. Berlin: Jacoby & Stuart 2011. O. Pag. : überw. Ill. ; 31 cm. Aus d. Ital. ISBN 978-3-941787-40-7, geb.: 14,95 €
Historie, erzählt für Kinder: Der kleine Ben lernt im Museum den Ursprung der schwarzen Bürgerrechtsbewegung kennen.
Ben geht mit seinem Opa in Detroit ins Museum und ist enttäuscht, als er nur einen alten Bus gezeigt bekommt. Doch dann berichtet Opa von einer historischen Begebenheit, die uns heutzutage, da ein Farbiger Präsident der USA ist, fast unglaublich erscheint. Dennoch ist es erst 66 Jahre her, als in den USA Schwarze aufzustehen hatten, sobald Weiße sich im Bus hinsetzen wollten. „Rassentrennung“ ist ein böses Wort aus dieser Zeit. Die mutige Rosa Parks saß in diesem Bus, der nun im Museum steht. Sie weigerte sich, für einen Weißen ihren Platz aufzugeben und wurde verhaftet. Dies wurde von der afroamerikanischen Gemeinschaft mit einem Boykott gegen die Busgesellschaft beantwortet – Ursprung der schwarzen Bürgerrechtsbewegung. - Der italienische Politologe Silei hat ein erschütterndes, von Illustrator Quarello eindrucksvoll bebildertes, Zeitdokument geschaffen. - Wegen der verstörenden Schilderung brutaler, rassistischer Gewalt des Ku-Klux-Klans sollten Kinder bei der Lektüre begleitet werden.
Geeignet sowohl für Kinder ab 8 J. zum Selberlesen als auch für den Sozialkunde- und Geschichtsunterricht und Gemeindearbeit (Konfirmationsunterricht).
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Rassismus | USA | Afroamerikaner | Zivilcourage
Bewertung: +++
Rez.: Katharina Katt

Dunlap, Shannon: We Will Fall. Eine Liebesgeschichte. Dt. von Henriette Zeltner. Frankfurt am Main: Sauerländer 2019. 365 S. ; 22 cm. Aus d. amerikan. Engl. ISBN 978-3-7373-5601-5, geb.: 17,00 €
Moderne Romeo-und-Julia-Geschichte vor dem Hintergrund der Black-Lives-Matter-Demonstrationen.
Als die 16-jährige Izzy mit ihrem Zwillingsbruder und ihren Eltern von der trendigen Lower East Side in einen Problembezirk von Brooklyn zieht, prallen zwei Welten aufeinander. Doch dann verliebt sich Izzy auf ihrer neuen Schule in den begabten Schachspieler Tristan, dessen Cousin Marcus der Anführer einer Gang ist ... Als Marcus sich ausgerechnet Izzy als neue Flamme aussucht, beginnen Tristan und sie ein riskantes Versteckspiel. Zunächst nimmt die Tragödie den zu erwartenden Verlauf, doch zum Ende wandelt sich die Handlung: Tristan wird nicht von der Gang getötet, sondern stirbt während einer Black-Lives-Matter-Demonstration, als ein Polizist in die Menge schießt.
Der Debütroman der in Brooklyn lebenden Autorin wird aus drei Perspektiven erzählt und lässt nicht nur die Liebenden zu Wort kommen, sondern auch Izzys Freundin Brianna, die selbst in ein Netz aus Eifersucht und Schuldgefühlen verstrickt ist. So entsteht ein intensiver Blick auf die jugendliche Gefühlswelt.
Im Unterricht als moderne Interpretation von Shakespeares Original einsetzbar, aber auch zum Thema Rassenungleichheit in den USA.
Signatur: Ju 3
Schlagworte: Liebe | Familie | Rassismus
Bewertung: +++
Rez.: Amelie Sareika

Reynolds, Jason u. Kiely, Brendan: Nichts ist okay! Zwei Seiten einer Geschichte. Roman. Dt. von Klaus Fritz u. Anja Hansen-Schmidt. München: Dt. Taschenbuch Verl. 2016. 319 S. ; 21 cm. (Reihe Hanser). Aus d. Engl. ISBN 978-3-423-65024-3, kt.: 14,95 €
Schweigen ist eine andere Form von Gewalt.
Rashad, 16 Jahre alt und dunkelhäutig, wird als vermeintlicher Dieb und ohne Widerstand zu leisten von einem weißen Polizisten auf brutalste Weise zusammengeschlagen. Quinn, der dieselbe Schule besucht wie Rashad, ist zufälliger Beobachter des Vorfalls und erkennt in dem prügelnden Polizisten den Bruder seines Freundes, der für Quinn nach dem Tode seines Vaters eine Art Ersatzvater geworden ist.
Dieser vielschichtige Jugendroman beschreibt sehr eindrücklich die Ereignisse, Gedanken und Gefühle der folgenden sieben Tage abwechselnd aus Rashads und Quinns Perspektive. Neben den dringlichen Fragen des innerlich und äußerlich schwer verletzten Rashad und des erschütterten und verwirrten Quinn werden differenziert und stellenweise sehr berührend die Reaktionen der Familien, Freunde und Lehrer sowie die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen und die Rolle der Bericht erstattenden Medien entfaltet. Das Buch endet mit dem engagierten Aufruf jeglichem Rassismus entgegenzutreten.
Ein Buch, das viel über alltäglichen Rassismus (nicht nur in den USA) erzählen kann - daher sehr zu empfehlen für Jugendliche ab 15 Jahren sowie durchaus auch für Ältere.
Signatur: Ju 3
Schlagworte: Rassismus | Polizeigewalt | Gewissenskonflikt
Bewertung: +++
Rez.: Anne Rank

Thomas, Angie: On The Come Up. Dt. von Henriette Zeltner. München: cbj 2019. 508 S. ; 22 cm. Aus d. Amerikan. ISBN 978-3-570-16548-5, geb.: 18,00 €
Die 16-jährige afro-amerikanische Rapperin Bri wehrt sich gegen den alltäglichen Rassismus in den USA.
Die 16-jährige Bri will die größte Rapperin aller Zeiten werden. Talentiert ist sie und in Rap-Battles schlägt sie sich hervorragend, dennoch stehen ihre Chancen auf den großen Durchbruch schlecht, denn sie ist schwarz. Als ihre alleinerziehende Mutter ihren Job verliert, stapeln sich plötzlich Rechnungen und Kündigungen, Gas und Strom werden abgestellt, der Kühlschrank ist leer und Bri erkennt, dass sie den Durchbruch nicht nur schaffen will, sondern muss.
Thomas‘ zweiter Roman zeigt mit klaren Worten emotional und authentisch die aktuelle Situation schwarzer Bevölkerungsteile US-Amerikas. Bri lebt in einem verarmten Viertel und begegnet Vorurteilen beim Einkaufen, Rassismus bei Kontrollen durch Sicherheitsbeamte und offenem Hass durch abfällige Bemerkungen. Waffen, Drogen, Arbeitslosigkeit und Verschuldung spiegeln die Armut und Perspektivlosigkeit wider, aus der die Protagonistin auszubrechen versucht. Mit Leidenschaft, Wut, Schmerz und Angst stellt sie sich gegen die Ungerechtigkeit.
Berührender Gesellschaftsroman für Leser*innen ab 14, der die Realität, aber auch Rap als Instrument, zeigt, um die Stimme zu erheben. Auch als Schullektüre zum Thema „race relations“ geeignet.
Signatur: Ju 3
Schlagworte: Gesellschaftskritik | Rassismus | Vorurteile | Armut
Bewertung: +++
Rez.: Anne Tebben

Thomas, Angie: The Hate U Give. Dt. von Henriette Zeltner. München: cbt 2017. 508 S. ; 22 cm. Aus d. Amerikan. ISBN 978-3-570-16482-2, geb.: 17,99 €
Die 16jährige Starr wird Zeugin, als ein weißer Polizist ihren Jugendfreund Khalil bei einer Verkehrskontrolle erschießt.
Starrs Leben ist zweigeteilt: Zuhause im Schwarzen-Ghetto Garden Hights ist sie Big Mavs Tochter, ihre überwiegend weißen Mitschüler kennen ein ganz anderes Mädchen. Als Kind einer afroamerikanischen Familie ist es Starr von klein auf eingebläut worden: Bleib unauffällig und verhalte dich klug, wenn du einem weißen Cop begegnest. Aber als sie im Auto mit ihrem Jugendfreund Khalil von der Polizei angehalten wird, fallen Schüsse, und sie muss hilflos zusehen, wie ihr Freund stirbt.
Als Zeugin gerät Starr zwischen alle Fronten. Soll sie aus Angst still bleiben oder aussagen, als Gerüchte, Polizeiberichte und die Presse Khalil als wertlos und schuldig am eigenen Tod darstellen? THUG LIFE – Verbrecherleben. Der abschätzige Begriff ist auch ein Akronym für “The hate u give little infants fucks everyone”. Diese Einsicht motiviert Starr, sich dafür einzusetzen, dass Kinder nicht mit diesem Hass aufwachsen, der zu Perspektivlosigkeit, Verstrickung in kriminelle Banden und Gewalt führt.
Die vom Rap geprägte Sprache des Originals nimmt viele Slang-Ausdrücke auf. Die Übersetzerin lässt klugerweise vieles davon stehen, ein Glossar am Ende des Buches ist hilfreich.
Ein unbedingt empfohlenes Buch, das differenziert amerikanische Ghetto-Realität darstellt und gleichzeitig überzeugend vom Erwachsenwerden eines jungen Mädchens erzählt. Ab 14 J.
Signatur: Ju 3
Schlagworte: Rassismus | Ghetto | Erwachsenwerden
Bewertung: +++
Rez.: Birgit Schönfeld

Wer die Nachtigall stört.... Harper Lee. Ill und bearb. von Fred Fordham. Dt. von Claire Malignon. Reinbek: Rowohlt Taschenbuch Verl. 2018. 272 S. : überw. Ill. ; 24 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-499-21822-4, geb.: 20,00 €
Würdige Comicadaption des großen amerikanischen Klassikers über Rassismus und soziale Ungleichheit.
Die Graphic-Novel Adaption des amerikanischen Klassikers von Harper Lee erzählt die Geschichte des Geschwisterpaares Scout und Jem im Alabama der Dreißigerjahre. Im klassischen Format eines gebundenen Romans gehalten und mit sehr schönen, detaillierten Zeichnungen versehen, erlebt man auf 300 voluminösen Seiten eine Jugend in den amerikanischen Südstaaten zur Zeit der Wirtschaftskrise. Der Clou an der Erzählung ist hierbei die Erzählperspektive der siebenjährigen Scout, die die Gesellschaft um sich herum entdeckt und zu begreifen versucht. Dabei werden Themen wie soziale Ungleichheit, Politik, Armut und die Geschlechterfrage aufgenommen. Das wichtigste, sich durch das ganze Buch ziehende Thema, ist allerdings der Rassismus innerhalb der Südstaatengesellschaft. So ist einer der Höhepunkte, der Gerichtsprozess gegen einen Afroamerikaner, den Scouts Vater Atticus vertritt. Eine würdige Comicadaptionen eines der besten amerikanischen Romane aller Zeiten.
Für junge Erwachsene und alle interessierten Erwachsenen eine schöne Ergänzung zum Roman, der in keiner Bücherei fehlen sollte.
Signatur: Ju 3 | SL
Schlagworte: Rassismus | USA | Südstaaten
Bewertung: +++
Rez.: Christian Prange

Yoon, David: Frankly in Love. Dt. von Claudia Max. München: cbj 2020. 490 S. ; 22 cm. Aus d. amerikan. Engl. ISBN 978-3-570-16575-1, geb.: 19,00 €
Ein koreanisch-amerikanischer Jugendlicher durchlebt in den letzten Highschool-Monaten ein Wechselbad der Gefühle.
Frank Li, Sohn koreanischer Einwanderer, steht kurz vor den SAT-Tests an einer Highschool in Kalifornien. Sorgen bereitet dem begabten Schüler jedoch hauptsächlich sein Liebesleben: Entgegen der Vorgabe seiner Eltern, nur koreanisch-stämmige Mädchen zu treffen, verliebt er sich in eine weiße Mitschülerin. Um die familiären Regeln zu umgehen, schmiedet er gemeinsam mit seiner Freundin Joy einen Plan: Beide sind Kinder befreundeter Familien, die in den frühen 1990ern aus Korea in die USA übersiedelten und an alten Traditionen festhalten. So erscheint es zunächst ideal, den jeweiligen Eltern eine Beziehung vorzugaukeln, um sich heimlich mit den eigentlichen Freunden zu treffen. Doch schon bald nimmt das Gefühlskarussell an Fahrt auf: Frank erkennt seine Liebe zu Joy, beide trennen sich von ihren Partnern. Was die ideale Lösung sein könnte, wird erneut zum Problem als die Elternpaare des neuen Liebespaars sich zerstreiten. Und dann wird auch noch bei Franks Vater Krebs diagnostiziert ...
In seinem eindrucksvollen Debüt beleuchtet der Autor die verschiedenen Facetten des Rassismus in den USA und findet eine jugendnahe Sprache, die auch in der Übersetzung überzeugt.
Signatur: Ju 3
Schlagworte: Liebe | Familie | Rassismus
Bewertung: ++
Rez.: Amelie Sareika
Sachbücher für Kinder und Jugendliche

Nürnberger, Christian: Mutige Menschen. Für Frieden, Freiheit und Menschenrechte. Ill. von Katharina Bußhoff. Stuttgart: Gabriel 2008. 253 S. : Ill. ; 24 cm. ISBN 978-3-522-30158-9, geb.: 14,90 €
Zwölf Porträts von Menschen aus Vergangenheit und Gegenwart, die mit mutigem Tun der Geschichte wichtige Impulse gaben.
Sie wussten nie, ob ihr wagemutiger Einsatz für Menschenrechte, Frieden, Freiheit und Demokratie sich lohnen oder sie selbst gefährden würde. Sie haben dennoch auf Missstände verwiesen, mit Leib und Seele gekämpft gegen politische und religiöse Diktatur, Apartheid, Krieg und Gewalt, Unterdrückung von Frauen und Minderheiten. Sie haben für freie Meinung gekämpft, sich Verfolgten zur Seite gestellt. – Ungemein frisch, lebensnah und durchaus kritisch hat der Journalist Nürnberger 12 Porträts gezeichnet, nicht als traditionelle „Helden“-Biografien, sondern eingebunden ins historische, politische, soziale Umfeld, auf das diese Menschen reagierten, das sie zu dem machte, was sie damals und heute wurden; seien sie nun anerkannt wie Martin Luther und Bertha von Suttner, wie Nelson Mandela, Anna Politkowskaja und Bärbel Bohley oder umstritten wie Ayaan Hirsi Ali und Alice Schwarzer.
In Auswahl und Darstellung ansprechende, lebensnahe Porträt-Sammlung. Sie vermeidet „Heldenlob“, zeigt Menschen, die in kleinen Schritten begannen, Großes zu wagen. – Für alle Büchereien.
Signatur: Jb | Ba
Schlagworte: Zivilcourage | Menschenrechte | Freiheit | Biografien
Bewertung: +++
Rez.: Heide Germann

Die Klappe aufmachen. Von Menschen, die sich einmischen. Hg. von Carolin Eichenlaub u. Beatrice Wallis. Weinheim: Beltz & Gelberg 2017. 190 S. : Ill. ; 21 cm. ISBN 978-3-407-82327-4, geb.: 16,95 €
Demokratie lebt von Auseinandersetzung, von Gespräch und Streit. 18 Beispiele, die Mut machen, Demokratie zu wagen.
Die Überzeugung, dass Demokratie nur leben kann, wenn Menschen unterschiedlicher Meinung das Gespräch miteinander suchen und dabei auch bereit sind, die eigene Position infrage zu stellen, vereint die AutorInnen dieses Sammelbandes. In 18 Texten und Interviews, teilweise bereits in Blogs oder Zeitschriften erstveröffentlicht, erzählen sie, wie es ihnen gelungen ist, in schwierigen Situationen nicht den Mund zu halten, sondern die Auseinandersetzung zu wagen. Friederike z. B. wird in Russland mit antisemitischen Vorurteilen konfrontiert, eine Schulklasse setzt sich für Mitschüler ein, die von einer Abschiebung bedroht sind, Tobias berichtet von seinem Coming-Out. Andere Beiträge stellen sehr anschaulich Grundlagen der Kommunikationswissenschaft dar. Eine durchaus anspruchsvolle, vor allem aber Mut machende Lektüre, die der Verlag durch die schöne Gestaltung des Bandes sehr erleichtert.
Angesichts zunehmender Demagogie ein wichtiges Buch für ältere Jugendliche und Erwachsene, die sich um die Zukunft unserer Demokratie Gedanken machen.
Signatur: Js
Schlagworte: Demokratie | Kommunikation | Engagement
Bewertung: +++
Rez.: Erhard Reschke-Rank
Erzählendes für Erwachsene

Annas, Max: Finsterwalde. Roman. Reinbek: Rowohlt Hundert Augen 2018. 395 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-498-07401-2, geb.: 22,00
In einem zukünftigen Deutschland, das ethnische Minderheiten einsperrt, gelingt einer Schwarzen die Flucht.
Der mehrfach mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnete Autor erzählt in seinem neuen dystopischen Thriller von der schwarzen Mutter Marie, die mit ihren beiden Kindern in einem Lager eingesperrt ist, und von dem Griechen Theo, dessen Frau Maries Praxis übernommen hat. Theo forscht nach Marie und beobachtet, wie sie zusammen mit ihrem Sohn Kodjo und weiteren Schwarzen flüchtet. Sie wollen von einem ermordeten Priester versteckte Kinder in Berlin retten. Theo und seine türkischen Freunde helfen ihnen – trotz gefährlicher Verfolgungsjagden. Der Roman wirft einen pessimistischen Blick in die nahe Zukunft, in der der Rassismus eskaliert ist und Angehörige ethnischer Minderheiten verfolgt werden. Einige Weiße helfen ihnen. Bei der Rettung der Kinder geraten die ungeklärten Morde vom Anfang des Romans in den Hintergrund.
Ein beeindruckender und spannender Roman, der nicht nur bei den Fans des Autors gut ankommen sollte. Breit empfohlen.
Signatur: SL
Schlagworte: Deutschland | Rassismus | Verantwortung | Dystopie
Bewertung: ++
Rez.: Peter Bräunlein

Annas, Max: Morduntersuchungskommission. Roman. Hamburg: Rowohlt Hundert Augen 2019. 345 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-498-00103-2, geb.: 20,00 €
Dieser erste Großkrimi aus der DDR ist ein durch und durch politisches Buch.
Seit 2014 hat Max Annas vier Kriminalromane veröffentlicht. Drei wurden mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet. Der neue Roman schließt in Thematik und Qualität nahtlos an. Annas, der einige Jahre in der DDR lebte, lässt einfühlsam die politische und gesellschaftliche Lage in der DDR der Vorwendezeit lebendig werden. Die Routinearbeit der Morduntersuchungskommission wird unterbrochen als 1983 an einem Bahngeleis die Leiche eines Vertragsarbeiters aus Mozambique gefunden wird. Annas bezieht sich auf einen bis heute ungeklärten historischen Kriminalfall. Die Ermittler gehen verschiedenen Spuren nach, stoßen aber immer wieder auf Schweigen. Ausländerhass gibt es in der DDR offiziell nicht. Neonazis erst recht nicht. Als der Verdacht auf neonazistische DDR-Bürger fällt, wird das Verfahren von höchster politischer Stelle eingestellt. Was nicht sein soll, darf nicht sein. Soll der brutale Mord ungesühnt bleiben? Ein Mitglied der Kommission ermittelt weiter und gerät in Gefahr.
Ein spannender Krimi und zugleich ein gesellschaftskritisches Buch. Sehr zu empfehlen!
Signatur: SL
Schlagworte: Krimi | Rassismus | Justiz | DDR
Bewertung: +++
Rez.: Karl Foitzik

Baldwin, James: Von dieser Welt. Ungekürzte Lesung. Gelesen von Wanja Mues. Dt. von Miriam Mandelkow. Berlin: Der Audio Verl. 2018. 6 CDs ; 480 Min. Aus d. amerikan. Engl. ISBN 978-3-7424-0409-1, : 22,00 €
Geschichte um John, der sich gegen seinen Vater, einen fanatischen Prediger, auflehnt, dann aber selbst spirituell erwacht.
James Baldwins Erstlingsroman mit der Anprangerung von Rassismus und religiösem Fanatismus als CD, nach einer neuen Übersetzung, sprachlich gelungen von Wanja Mues vorgetragen. Im Mittelpunkt des Romans steht die Gebetsversammlung in einer Kirche in Harlem. Der 14jährige John soll in dieser Nacht „den Herrn erkennen“ und dem Beispiel seines Stiefvaters Gabriel als Laienprediger folgen. Zwischen Andacht und Johns Bitte um göttliche Gnade wird das Leben von Johns Mutter, seines Stiefvaters und seiner Tante Florence erzählt. Die Kindheits- und Jugenderfahrungen in der heimatlichen Baptistenkirche von Baldwin prägen diese CD. Das Thema Rassismus und Polizeigewalt ist erschreckend aktuell. Zugleich schwingt immer wieder die Heimatlosigkeit des Autors durch. Ein nach wie vor beeindruckendes Werk.
Ein Klassiker, der gesellschaftspolitisch wieder aktuell ist und eigentlich in jeden Hörbuchbestand gehört.
Signatur: SL
Schlagworte: Rassismus | Polizeigewalt | USA
Bewertung: +++
Rez.: Martin Ertz-Schander

Jordan, Hillary: Mudbound - Die Tränen vom Mississippi. Ungekürzte Lesung. Dt. von Karin Dufner. Gelesen von Detlef Bierstedt, Walter Kreye u.a. Hamburg: Osterwold Audio 2017. 8 CDs ; 586 Min. Aus d. Engl. ISBN 978-3-86952-380-4, : 20,00 €
Epos um eine weiße Baumwollplantagenbesitzerfamilie und ihre schwarzen Pächter.
Das Hörbuch des international erfolgreichen Debütromans der amerikanischen Autorin wird von sechs renommierten Schauspielern und Sprechern gelesen. Diese präsentieren die Texte der je drei weißen und schwarzen Figuren, aus deren Perspektiven die Geschichte um Baumwollfarmer v. a. in den Vierziger Jahren erzählt wird. Die einfühlsame Laura heiratet Henry, einen profitorientierten Plantagenbesitzer, der wenig Mitgefühl für seine schwarzen und weißen Pächter hat. Sein jüngerer Bruder Jamie wird als Bomberpilot im Zweiten Weltkrieg traumatisiert. Dagegen erlebte der schwarze Soldat Ronsel, Sohn der schwarzen Pächter Hap und Florence, Europa als Befreiung. Als bekannt wird, dass Ronsel von einer Weißen in Europa ein Kind bekam, wird er fast gelyncht. Jamie versucht ihm zu helfen, kann aber nicht verhindern, dass Ronsel schwer verletzt wird. Das weit ausholende Familienepos ist spannend und gibt einen guten Eindruck in die damalige vorurteilsbeladene Gesellschaft des amerikanischen Südens.
Das überzeugend produzierte Hörbuch sollte nicht nur bei denen ankommen, die sich für moderne amerikanische Literatur interessieren. Breit empfohlen.
Signatur: SL
Schlagworte: USA | Vierziger Jahre | Rassismus | Süden
Bewertung: +++
Rez.: Peter Bräunlein

Morrison, Toni: Gott, hilf dem Kind. Roman. Dt. von Thomas Piltz. Reinbek: Rowohlt 2017. 203 S. ; 21 cm. Aus d. Engl.ISBN 978-3-498-04531-9, geb.: 19,95 €
Souverän erzähltes Drama um Hautfarbe, Liebe und Vertrauen.
Die große Erzählerin Toni Morisson kann aus der banalsten Szene des Lebens Stoff für einen sagenhaften Roman machen. Und sie kann so erzählen, dass die Sprache Wucht entwickelt und ins Staunen versetzt. In diesem knappen Buch ist es Bride, die so schwarz geboren wird, dass ihre Mutter sie am liebsten aussetzen würde. Ihre Hautfarbe ist ihr Fluch von Stund an. Ihre Kindheit bleibt kalt und ohne Zärtlichkeit. Was soll aus ihr werden? Zu Disziplin und Selbsthass erzogen, wird sie Karriere machen. Aber auch Bride bleibt nicht schuldlos. Auch sie ist Teil des Dramas um Liebe und Wertschätzung. Als erfolgreiche Kosmetikdesignerin wird sie von einem Mann verlassen, den sie - wie sie nach einigen Turbulenzen entdecken muss (oder darf) - geliebt hat. Sie überwindet ihre Angst und vermag sich diese Liebe einzugestehen und erlaubt sich, um sie zu kämpfen. Auf der Suche nach diesem Mann begegnet sie Menschen, die ihr durch Ehrlichkeit und Demut neue Perspektiven öffnen. Am Ende siegt die Liebe.
Für eine Toni-Morrison-Nacht. Auch für Literaturkreise und das eigene Lesevergnügen!
Signatur: SL
Schlagworte: Rassismus | Frauenhass | Verlangen | Mut
Bewertung: +++
Rez.: Christiane Thiel

Olmi, Véronique: Bakhita. Roman. Dt. von Claudia Steinitz. Hamburg: Hoffmann & Campe 2019. 414 S. ; 21 cm. Aus d. Franz.ISBN 978-3-455-00601-8, geb.: 25,00 €
Romanbiographie über die später heilig gesprochene Nonne Bakhita (1869-1947), die als Kind im Sudan versklavt wurde.
Bakhita wurde als siebenjähriges Mädchen im Südsudan von Sklavenhändlern geraubt und immer weiter verkauft, dadurch kam sie letztendlich auf abenteuerliche Weise in ein italienisches Kloster. Auf dem Weg dorthin muss sie über viele Jahre massive brutale körperliche und seelische Gewalt erdulden, die ihr Leben prägt. Bei einem Sklavenhalter wird sie mit Narben verziert, indem man ihr Schnitte zufügt und die Wunden mit Salz füllt, bis sie ohnmächtig ist. In Italien ist Bakhita endlich keine Sklavin mehr, aufgrund ihrer schwarzen Hautfarbe wird sie jedoch bestaunt, gefürchtet oder dämonisiert. In der italienischen Familie, deren Tochter „Mimmina“ sie vor dem Tod rettet, wird sie auf abenteuerliche Weise Christin, schließlich Nonne, aber die Spuren der Vergangenheit sind Bakhita ein Leben lang auf den Körper geschrieben. Sie wird von Johannes Paul II. heiliggesprochen, da es ihr als selbstlose Nonne gelingt, das Leben von Geschundenen und Kranken zu retten.
Die Grausamkeiten im Buch sind kaum zu ertragen, eine erschütternde Mahnung gegen den Menschenhandel.
Signatur: SL
Schlagwort: Kolonialismus | Sklaverei | Heilige | Rassismus
Bewertung: +++
Rez.: Martin Ertz-Schander

Porter, Regina: Die Reisenden. Ungekürzte Lesung. Dt. von Tanja Handels. Gesprochen von Benjamin Sadler, Vera Teltz u.a. Berlin: Argon 2020. 2 mp3-CDs ; 688 Min. Aus d. amerikan. Engl. ISBN 978-3-8398-1753-7, : 24,95 €
Zwei Familien in den USA: Eine ist weiß, die andere afro-amerikanischer Herkunft. Beide Familien kommen im Lauf der Geschichte zusammen. Der Zeitraum umfasst die Jahre 1947 bis 2010.
Es ist die Geschichte von 32 Personen. Sie hat ihren Sitz im Leben in der Geschichte der USA. Was die Personen erleiden und aktiv gestalten, ihre Gefühle, ihre Lebensziele, ihr Glück und ihre Katastrophen sind aufregend und interessant. Porter erzählt oft Kleinigkeiten, die nicht notwendig sind, aber man möchte sie nicht missen. Die 32 reisen äußerlich durch Raum und Zeit, aber auch innerlich, und sie verlieren sich oder finden sich selbst oder andere Menschen. Das Verhältnis zwischen Weißen und Afroamerikanern bleibt eine offene Wunde. Ehrlichkeit und der Umgang mit Traumata sind ein wichtiges Thema. Porter hat wunderbar die Geschichte von Rosencrantz und Guildenstern (Shakespeare!) eingearbeitet. Der Ton der Sprecher*innen trifft den Inhalt: aufmerksame Anspannung, klar bei der Sache und emotional eher zurückhaltend.
Zielgruppe sind Autofahrer, anspruchsvolle Hörer mit Durchhaltevermögen; Mutige, die mit einem Ausschnitt einen Literaturgottesdienst gestalten wollen, zeitgeschichtlich Interessierte, Liebhaber von Familiengeschichten.
Signatur: SL
Schlagwort: Familie | Rassismus | Bürgerrechtsbewegung | USA
Bewertung: ++
Rez.: Martin Schulz

Seuthe, Dieter David: Zu Ende ist nichts. Roman. Frankfurt: Weissbooks 2017. 236 S. ; 22 cm. ISBN 978-3-86337-113-5, geb.: 22,00 €
Die Liebe zwischen einer jungen Neuseeländerin und einem Maori in den 30er Jahren in Neuseeland.
1933 Neuseeland: Die junge Geigerin Josie English, genannt Seppi, kehrt nach ihrer musikalischen Ausbildung im Frankfurter Konservatorium in ihre Heimat zurück. Seppi verliebt sich in Sio Sanft, einen jungen Maori mit deutsch-samoanischen Wurzeln. Dieser wiederum ist mit John D. Montague befreundet, dessen Familie aus England stammt und der der Oberschicht angehört. John ist ein „Freigeist“, liebt Frauen und Männer und kann sich auch eine Beziehung zu dritt vorstellen. Diese „Dreiecksgeschichte“ wird vor dem Hintergrund der neuseeländischen Gesellschaft erzählt, in der rassistische Vorurteile als Auswirkungen der aus der Kolonialzeit stammenden Gesellschaftsentwürfe an der Tagesordnung sind. Die Handlung schließt an den ersten Roman des Autors „Frankfurt verboten“ an. Eingebettet in eine kurze Rahmenhandlung wird die romantische Liebesgeschichte zwischen Sio und Seppi, die ein jähes Ende findet, rückblickend von ihrem gemeinsamen Sohn erzählt.
Für Leserinnen und Leser mit Interesse an menschlichen Schicksalen, die auf dem Hintergrund der jeweiligen Zeithistorie erzählt werden. Ebenso für Neuseeland-Fans.
Signatur: SL
Schlagwort: Neuseeland | Rassismus
Bewertung: ++
Rez.: Anke Märk-Bürmann

Wenzel, Olivia: 1000 Serpentinen Angst. Roman. Frankfurt am Main: Fischer 2020. 347 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-10-397406-5, geb.: 21,00 €
Roman im Hier und Jetzt über die Rassismuserfahrungen einer jungen in der DDR geborenen person of color.
Das Buch gliedert sich in drei große Abschnitte, in denen die Ich-Erzählerin Passagen aus ihrem Leben erzählt. Teils in Dialogen, die wie Selbstgespräche anmuten, teils in gedankenstromartigen Schilderungen geht es um ihre Identität als person of color. Hin- und hergerissen zwischen der extremen Ungerechtigkeit, die sie ihrer Hautfarbe wegen täglich erfährt, und ihren unfassbaren Privilegien als deutsche Staatsbürgerin sucht sie ihren Platz in der Welt. Dabei kreisen ihre Gedanken um ihren toten Zwillingsbruder, ihre Mutter, die in der DDR und auch danach nie solche Freiheit hatte und um ihre Angststörung, mit der sie sich bei den weißen Therapeut*innen nicht gut aufgehoben fühlt.
Besonders beeindruckt hat mich die große Sensibilität der Ich-Erzählerin für den allgegenwärtigen Rassismus nicht nur an der Oberfläche. Gleichzeitig macht sie aber auch immer wieder klar, dass sie nicht nur zu den Opfern zählt, wenn sie als Deutsche zum Beispiel in Vietnam Touri-Urlaub macht.
Ein Buch, das unserem (weißen) Blick auf Rassismus eine neue Perspektive geben kann.
Signatur: SL
Schlagwort: Rassismus | Identität | Verlust | Liebe
Bewertung: +++
Rez.: Wiebke Richter
Sachbücher für Erwachsene

Mayonga, David: „Ein Neger darf nicht neben mir sitzen“. Eine deutsche Geschichte. Mit Nils Frenzel. München: Komplett Media 2019. 276 S. : Ill. ; 22 cm. ISBN 978-3-8312-0485-4, kt.: 18,00 €
Ein persönlicher Bericht über Ausgrenzungen im Alltag und der Weg des Musikers damit umzugehen.
Immer wieder fühlt sich der„Mischling" seiner dunklen Haut wegen als Außenseiter, obwohl er in Bayern geboren wurde und dort aufwuchs, den Dialekt perfekt beherrscht. Den Kongo, aus dem der Vater kommt, kennt er nicht einmal. Doch die irritierende Situation am ersten Tag im Kindergarten der Kleinstadt, als ein Kind nicht möchte, dass ein „Neger" neben ihm sitzt, wiederholt sich in ähnlichen Erfahrungen im Alltag immer wieder. Das führt ihn zur intensiven Beschäftigung mit den Ursprüngen des Rassismus. Er fragt sich, was er tun kann, um seiner Umgebung die Angst vor dem Fremden zu nehmen, aber auch die Gefühle eines wegen seiner anderen Hautfarbe Ausgegrenzten zu verstehen. Eindrucksvoll beschreibt Mayonga, was ihm geholfen hat, seinen Weg zu gehen und Verletzungen durch Freundlichkeit, nicht Aggression und Verbitterung, zu begegnen.
Eine einfühlsame, nicht larmoyante Beschreibung des Musikers, die zum Umdenken anstoßen möge.
Signatur: Bb
Schlagwort: Rassismus | Fremdsein | Miteinander | Integration
Bewertung: ++
Rez.: Halgard Kuhn

Ribbat, Christoph: Deutschland für eine Saison. Die wahre Geschichte des Wilbert Olinde Jr. Berlin: Suhrkamp 2017. 269 S. : Ill. ; 22 cm. ISBN 978-3-518-42772-9, geb.: 24,00 €
Lebensgeschichte des Wilbert Olinde, der als Basketballer in die Bundesrepublik kam und als Mensch hier blieb.
Christoph Ribbat spannt mit den Mitteln der Vorausdeutung und der Rückblende - meist im Stil der Reportage – einen zeitlichen Bogen, der sich vom Ende des 18. Jahrhundert bis ins Jahr 2017 zieht. Dabei tritt der Verfasser bis zum letzten Kapitel hinter die Geschichte zurück. Die Geschichte handelt auf mehreren inhaltlichen Ebenen, die miteinander verknüpft werden. Es ist nicht nur die Geschichte des Wilbert Olinde und seiner Familie, sondern auch die der klassischen und modernen Sklaverei, die des amerikanischen und des deutschen Rassismus, die der Migration innerhalb der USA (von den 20er bis zu den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts), die der Migranten in Deutschland. Es ist auch die politische und kulturelle Geschichte der Nachkriegszeit in den USA und der Bundesrepublik und natürlich im Kern: die vergleichsweise kurze Geschichte des Basketballs in der Bundesrepublik. Dies alles bildet den Rahmen der Entwicklung des heute zweiundsechzigjährigen Wilbert Olinde, der sich in seinem Leben durch äußere Einflüsse und Schicksalsschläge mehrmals neu erfinden musste. Das Buch richtet sich nicht nur an Basketballfans, sondern an alle, die an den gegenwärtigen gesellschaftlichen Problemen interessiert sind.
Sehr empfohlen.
Signatur: Bb
Schlagwort: Deutschland | 1970er | Basketball | Rassismus
Bewertung: +++
Rez.: Reinhold Zenke

Eddo-Lodge, Reni: Warum ich nicht länger mit Weißen über Hautfarbe spreche. Dt. von Anette Grube. Stuttgart: Tropen 2019. 263 S. ; 21 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-608-50419-4, kt.: 18,00 €
Analytisches und kämpferisches Buch über Rassismus.
Weiße Lesende seien gewarnt: es ist schmerzhaft dieses Buch zu lesen, aber es ist wichtig. Die preisgekrönte Journalistin und Bloggerin setzt sich darin mit dem strukturellen, systemimmanenten Rassismus in westlichen Gesellschaften auseinander. Auslöser war ein blogpost, den sie 2014 veröffentlichte und in dem sie eben die im Titel übersetzte Äußerung tat. Die Empörung war immens, dabei wollte sie doch nur klarstellen, dass die Kommunikation zwischen Schwarzen und Weißen immer von Machtverhältnissen und Ungleichheit geprägt ist. Natürlich stoßen ihre Thesen auf Widerspruch, auch die Rezensentin hat sich bisher nicht als Rassistin gesehen. Und tatsächlich will das Buch ja genau das Gegenteil des Titels, nämlich ein Angebot für eine ehrliche Kommunikation sein. Systematisch blättert sie die verschiedenen Felder des strukturellen Rassismus auf: die britische Geschichte mit Kolonialismus, Sklaverei und Migration, das System der vermeintlichen Farbenblindheit, die Polizeiwillkür gegenüber people of color, die Privilegien Weißer, die Angst vor einem schwarzen Planeten (Können Sie sich z.B. eine schwarze Hermine Granger im Harry Potter-Film vorstellen?), die Feminismusfrage und die Überschneidung zweier Arten von Diskriminierung bei Frauen (Intersektionalität) und die Frage nach Hautfarbe und sozialer Klasse.
Das gut lesbare und aufwühlende Buch sei allen sehr empfohlen. Es berührt die Identität eines jeden Lesenden, weil es zeigt, wie tief Rassismus noch verwurzelt ist.
Signatur: Sa
Schlagwort: Rassismus | Kommunikation
Bewertung: +++
Rez.: Gabriele Kassenbrock