Sommerlesetipps

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Sommerzeit ist Lesezeit! Und ob mit oder ohne Urlaubsreise – Reisen im Kopf geht immer. Wir haben Ihnen als Ihr literarisches Reisebüro einige reizvolle Destinationen zusammengestellt.

Gutes Reisen wünscht Ihnen

Ihr Eliport-Team

Jm 1 Bilderbücher

Früh los. Daniel Fehr. Ill. von Lotte Bräuning. Stuttgart: Thienemann 2021. O. Pag. : überw. Ill. ; 30 cm. ISBN 978-3-522-45927-3, geb.: 14,00 €

Jon und sein Opa wollen einen großen Berg besteigen. Auf halber Strecke merken sie, dass ihre Kräfte nicht ausreichen.

Jon wohnt mit seinen Eltern in den Bergen, ganz in der Nähe von seinem Opa. Als er bei seinem Opa einen gepackten Rucksack sieht und erfährt, dass sein Opa den großen Berg besteigen will, möchte er mit. Damit er den frühen Aufbruch nicht verpasst, schläft er bei seinem Opa. Bei Sonnenaufgang brechen sie auf, vorbei an Kühen immer mit dem Blick auf den großen Berg. Unterwegs gibt es für Jon viel zu entdecken und so legen sie immer wieder Pausen ein. Als sie mit Blick auf den entfernten Berg feststellen, dass sie müde sind, drehen sie um. Am Abend ist Jon zuversichtlich, dass er den Berg mit seinem Opa bezwingen wird, wenn er groß ist und sein Opa erinnert sich zufrieden: Er war schon auf dem Berg. Aus allen Bildern spricht eine große Vertrautheit und Zuneigung zwischen Enkel und Opa. Durch die Konzentration auf das Wesentliche, unter Verzicht auf viele Einzelheiten, zeigen die doppelseitigen mit Aquarellfarben und Buntstift gemalten Landschaftsbilder die raue Schönheit der Natur.

Eine sehr ruhige Geschichte über Jungsein und Altwerden, die durch viel wörtliche Rede gut zum Vorlesen geeignet ist.

Signatur: Jm 1
Schlagworte: Enkel | Großvater | Alter | Vertrauen
Bewertung: +++
Rez.: Eva Basler

Ich packe in meinen Beutel .... Ein Boot, ein Buch, ein Butterbrot ... Katja Reider. Ill. von Henrike Wilson. Hamburg: Carlsen 2020. O. Pag. : überw. Ill. ; 20 cm. ISBN 978-3-551-17145-0, geb.: 10,00 €

Die Tiere überlegen, was sie zum Badeausflug alles mitnehmen müssen.

„Ich packe in meinen Koffer ein ..." - wer erinnert sich wohl nicht an dieses beliebte Spiel aus seiner Kindheit? Im vorliegenden Pappbilderbuch wird dieses Spielprinzip wieder aufgegriffen und in eine Geschichte eingebettet: Bei schönem Wetter beschließt das Känguru, baden zu gehen und stopft alles Notwendige dazu in seinen Beutel: Luftmatratze, Gummiboot, einen Schirm, ein Buch, ein Kartenspiel. Als das der Bär sieht, begutachtet er die Auswahl, fügt aber noch etwas hinzu. Dieses Prozedere wiederholt sich beim Schwein und dem Hasen, die ebenfalls mitkommen möchten. Schlussendlich kann sich das Känguru mit seinem übervollen Beutel kaum noch von der Stelle bewegen und die Tiere beschließen, das Badevergnügen im eigenen Garten im Planschbecken zu genießen.

Ein lustiges Sommerbuch, das mit seinen kindgerechten Versen und ansprechenden, fröhlichen Illustrationen überzeugt. Gleichzeitig kann man das Vorlesen mit einem Spiel verbinden: Welche Gegenstände sind bereits im Beutel verschwunden? Wem fallen die meisten Dinge ein? Und was würdest du gerne zu einem Badeausflug mitnehmen? - Da sind der Fantasie der kleinen Zuhörer keine Grenzen gesetzt!l

Signatur: Jm 1
Schlagworte: Ausflug | Sommer | Spielen | Pappbilderbuch
Bewertung: +++
Rez.: Petra Schulte

Unter den Wellen. Meritxell Martí. Ill. von Xavier Salomó. Dt. von Nicola T. Stuart. Berlin: Jacoby & Stuart 2020. O. Pag. : überw. Ill. ; 27 cm. Aus d. Span. ISBN 978-3-96428-052-7, geb.: 15,00 €

Ein Abenteuer am Meer.

Ein blonder Junge läuft jauchzend zum Schwimmen ins Meer. Dort trifft er auf den etwa gleichaltrigen Max, der in einem Schwimmreifen dümpelt. Komisch, findet der Blonde und der andere schämt sich. Als dem kleinen Schwimmer kalt wird, macht er sich auf den Rückweg, Max bleibt zurück, lässt sich durch den Reifen gleiten, entdeckt am Meeresgrund ein versunkenes Schiff voller Schätze. Derweil wacht am Strand seine Mutter auf und bekommt einen Heidenschreck: Wo ist ihr Sohn? Panisch rennt sie ins Meer und findet den leeren Schwimmreifen. Der Albtraum eines jeden Elternteils! Doch großes Glück: Prustend taucht der Junge auf, präsentiert stolz eine Kette. Zusammen geht es zurück an den Strand. Beobachtet vom blonden Jungen trägt die Mutter Max zurück zum Liegeplatz. Dort steht ein Rollstuhl, der blonde Junge begreift, nähert sich den beiden, scheint den Irrtum im Meer aufzuklären und dabei etwas verlegen zu sein. Gemeinsam wird gelacht, eine Urlaubsfreundschaft scheint sich anzubahnen.Die Geschichte hat kaum Text. Dank der wunderbar sprechenden Bilder hätte auch ganz auf diesen verzichtet werden können. Sie behandelt das Thema Behinderung mit leichter Hand, sorgt für Überraschungsmomente und bietet viel Erzählstoff.

Ein tolles Buch zum Thema Behinderung. Allen Büchereien und Kitas wärmstens empfohlen.

Signatur: Jm 1
Schlagworte: Behinderung | Diversität | Inklusion | Meer
Bewertung: +++
Rez.: Wiebke Mandalka

Volle Fahrt voraus! Das große Vorlesebuch der Elbautoren. Mit Beiträgen von Katja Reider, Kai Pannen u.a. Ill. von Miriam Elze u.a. Hamburg: Carlsen 2021. 180 S. : Ill. ; 26 cm. ISBN 978-3-551-51950-4, geb.: 18,00 €

Knapp 40 kurze, illustrierte Geschichten und Gedichte von Hamburger Autor*innen laden zum Vor-/Lesen ein.

Mindestens eine Sache haben die 39 unterhaltsamen Geschichten, Gedichte und Lieder gemeinsam: Sie wurden von rund vierzig, sehr engagierten Hamburger Kinder- und Jugendbuchautor*innen, genannt die Elbautoren, verfasst, welche ihr Publikum mitnehmen auf eine abenteuerliche Reise zu Wasser und zu Land. In dem schweren Buch mit dem attraktiven Cover spielt z. B. ein berühmter Hamburger Haudegen genauso eine tragende Rolle wie die anstrengende Prinzessin Klara, Möchtegern-Möwe Flatterklecks oder Meerschweinchen Helga aus Helgoland. Alle geschilderten Abenteuer sind so vielseitig wie ereignisreich: Miesepeter Beker etwa erfährt von seinem berühmten Vorfahren, Neuronimus Sturmnase rettet Käpt’n Friesels Schiff und Jette begegnet virtuell dem Ei eines Katzenhais. Jeder der phantasievollen Beiträge fesselt Zuhörer wie (Vor-)Leser. Die unterschiedlich gestalteten Illustrationen tragen wesentlich zur Faszination des Vorlesebuches bei. Wenn diese Gemeinschaftsarbeit kein Volltreffer ist, welche dann?

Das ist (Vor-)Lesestoff wie Kinder ihn, ab etwa 5 Jahren, mögen. Er sollte in jeder Kinderbücherei, auch südlich der Waterkant, eingestellt werden.

Signatur: Jm 1
Schlagworte: Vorlesegeschichten | Abenteuer | Meer | Anthologie
Bewertung: +++
Rez.: Martina Mattes

Ju 2 Erzählungen für das zweite Lesealter (9-12 Jahre)

Cameron, Josephine: Wie ich einmal eine Meerjungfrau vor dem Ertrinken rettete. Dt. von Hanna Christina Fliedner u. Jennifer Thomas. Hamburg: Carlsen 2020. 249 S. ; 21 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-551-55195-5, geb.: 13,00 €

Anthoni und ihre Mutter erleben auf einem alten, einsamen Hotelschiff einen spannenden und geheimnisvollen Sommer.

Anthonis Mutter hatte die schönsten Urlaube ihrer Kindheit auf einem spektakulären Hotelschiff verlebt. Nun möchte sie endlich mit ihrer elfjährigen Tochter dorthin. Allerdings ist das Schiff längst nicht mehr das, was es einmal war: Anthoni und ihre Mutter sind die einzigen Gäste. Zudem ist mittlerweile alles ziemlich heruntergekommen. Auch die Besitzerin, eine alte Dame, ist irgendwie unheimlich. Es wird sogar gemunkelt, dass sie eine Meerjungfrau sei. Zu allem Überfluss soll Anthoni in dem furchterregenden See schwimmen lernen. Glücklicherweise findet sie in dem eigenwilligen Jungen DJ einen Freund, der ihr zur Seite steht. Ein wundervolles Mädchenbuch, in dem es um einen geheimnisvollen Ort, um Freundschaft, Mut und Abenteuerlust geht. Die Autorin Josephine Cameron erzählt ihre zeitlos schöne Geschichte spannend, ausdrucksvoll und manchmal witzig. Eine Lektüre zum Abschalten – vielleicht für den Sommerurlaub, den man sich genauso magisch und aufregend zu verbringen wünscht.

Ein fabelhaftes Buch, das vor allem Mädchen im Alter zwischen 10 und 16 Jahren ansprechen dürfte. Sehr lesenswert!

Signatur: Ju 2 | Ju 3
Schlagworte: Sommerurlaub | Freundschaft | Magie | Schiffe
Bewertung: +++
Rez.: Juliane Deinert

Kaurin, Marianne: Irgendwo ist immer Süden. Dt. von Franziska Hüther. Ill. von Friederike Ablang. Zürich: Woow 2020. 228 S. : Ill. ; 22 cm. Aus d. Norw. ISBN 978-3-96177-050-2, geb.: 15,00 €

Was tun, wenn alle in der Klasse in die Sommerferien fahren - nur man selbst nicht? Einfach ein bisschen lügen ...

Ina ist 11. Wie es in der Schule so ist, sollen in der letzten Stunde vor den Ferien alle erzählen, was sie im Sommer machen. Alle reisen mit den Eltern ins Ausland, machen teure Fernreisen, tummeln sich in elitären Klubs. Nur Ina nicht. Dafür hat Mama kein Geld. Ina schämt sich – und erfindet eine Reise „in den Süden“, weit weg. Nun gehört sie dazu, ist Teil der Klasse. Aber dann wird sie in den Ferien vom Neuen in der Klasse, Vilmer, entdeckt. Er ist auch zu Hause, ohne Geld, aber er hat kein Problem damit. Und dann werden es grandiose Ferien, denn Vilmer kennt eine aufgegebene Dienstwohnung, in der die beiden ihre Abenteuer erleben. Wunderbare Tage, improvisiert, aufregend, spannend – und schöner als der echte Süden. Aber dann fliegt die Sache auf – und Ina verrät Vilmer. Ein Buch, das das Problem des sozialen Miteinanders und die Schwierigkeit des Muts in der Schule behandelt und die Sehnsucht als treibende Kraft nach Anerkennung, auf der Suche nach dem eigenen Platz im Leben.

Gute Schullektüre für Klasse 5./6., als Diskussionsgrundlage für Themen wie Ausgrenzung, Systemzwang, Gemeinschaft.

Signatur: Ju 2
Schlagworte: Freundschaft | Gemeinschaft | Ausgrenzung | Selbstfindung
Bewertung: +++
Rez.: Astrid van Nahl

Kroon, Oskar: Warten auf Wind. Dt. von Stefan Pluschkat. Ravensburg: Hummelburg 2021. 248 S. ; 22 cm. Aus d. Schwed. ISBN 978-3-7478-0035-5, geb.: 12,99 €

Die Trennung der Eltern und eine erste Verliebtheit stellen Vingas Leben auf den Kopf.

Vinga verbringt die Ferien bei ihrem Opa auf der Insel. Hier kann das Mädchen aufatmen. Zu Hause ist es nach der Trennung der Eltern anstrengend. Die Mutter leidet, der Vater hat eine neue Partnerin und erwartet mit dieser ein Kind. Freund*innen, bei denen sie Halt finden könnte, hat die introvertierte Vinga keine. Bei Opa kann sie so sein wie sie will und still und zufrieden Vögel beobachten und ein kleines Segelboot auf Vordermann bringen. Dann taucht Rut auf. Rut hasst das Meer und die Insel. Sie vermisst ihre Clique und die Stadt. Sie ist ganz anders als Vinga, schöner, cooler, und doch taucht sie immer öfter beim Boot auf, bewundert Vinga und scheint überhaupt gerne mit ihr zusammen zu sein. Und bei Vinga kribbelt alles in ihrer Gegenwart …  Sprachlich noch kindlich, doch in der Beschreibung der ersten Verliebtheit schon recht jugendlich erzählt, ordnet sich das Buch irgendwo zwischen 10 und 13 Jahren ein.

Eine kluge, ernste und sehr sehr schöne Sommererzählung, die trotz schwerer Themen möwenfederleicht und seeluftfrisch daherkommt. Dicke Empfehlung für den Sommerferientisch.

Signatur: Ju 2
Schlagworte: Ferien | Scheidung | Erste Liebe | Tod
Bewertung: +++
Rez.: Wiebke Mandalka

Pennypacker, Sara: Hier im echten Leben. Kann ein Träumer die Welt verändern? Dt. von Birgitt Kollmann. Ill. von Jon Klassen. Frankfurt am Main: Fischer Sauerländer 2021. 301 S. : Ill. ; 22 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-7373-5822-4, geb.: 17,00 €

Ware soll seine Ferien im Sommerlager der Gemeinde verbringen. Ein Albtraum für den introvertierten Jungen.

Auf der Flucht vor einer weiteren Runde „Ums Gemeindehaus rennen“ entdeckt Ware ein Grundstück mit den Überresten einer Kirche. Dort lernt er auch Jolene kennen, ein Mädchen, das eine Papaya-Plantage anlegen möchte, um Geld zu verdienen. Sie hat die Kirche noch kennengelernt und berichtet, dass sich dort Menschen haben taufen lassen, um wie neugeboren aus dem Taufbecken zu steigen. In Ware reift ein Plan: Wenn er das Becken vom Schutt befreien und mit Wasser befüllen kann, vielleicht wird er dann nach einem Taufbad zu dem munteren Kind, das sich seine Eltern wünschen. Nach anfänglichen Streitigkeiten arbeiten die Kinder zusammen an ihren Vorhaben. Doch dann erfahren sie, dass das Grundstück verkauft werden soll. Nun ist ihr ganzer Einfallsreichtum gefragt.

Eine Geschichte, die introvertierten Kindern und deren Eltern Mut machen kann, die aber auch für alle anderen gut zu lesen ist. Kein actiongeladenes Buch, aber ausreichend spannend erzählt, um viele Kinder zu fesseln. Gut auch zum Vorlesen geeignet. In den Passagen um die ehemalige Kirche auch für den Kindergottesdienst anregend z. B. zum Gespräch über verschiedenen Taufformen und die Hoffnungen, die mit diesem Ritus verbunden sind.

Signatur: Ju 2
Schlagworte: Außenseiter | Sommer | Miteinander | introvertiert
Bewertung: +++
Rez.: Wiebke Mandalka

Ramadan, Ortwin: Die Hafenpiraten und der Ritter aus dem Fluss. Ill. von Gerhard Schröder. Zürich: Atrium 2020. 155 S. : Ill. ; 21 cm. ISBN 978-3-85535-646-1, geb.: 10,00 €

Vier Freunde erleben im alten Hafen aufregende Tage, nachdem ihnen ein Außerirdischer eine Kugel mit Superkräften überbracht hat.

Eigentlich wollen Lars, Boogie und Timur am ersten Tag der Sommerferien nur den neuen Pedal-Antrieb ausprobieren, den Timur für ihr Piratenfloß Albatros konstruiert hat. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse: Der schreckliche Hubert und seine Bande tauchen mit ihrem Wikingerschiff im Hafen auf und machen den Piraten ihr Revier streitig. Yuki, ein fremdes Mädchen, verschafft sich Zutritt zu ihrem Hauptquartier und ist wenig später bereits Piratenmitglied auf Probe. Einem Ufo, das vom Himmel mitten ins Hafenbecken fällt, entsteigt ein Roboter-Ritter auf einem Schleudersitz und schließlich muss Lars seinem Vater noch ausreden, dass er nach den Ferien auf ein Internat gehen soll. Schon auf den ersten Seiten nimmt die Handlung ordentlich Fahrt auf, bei so vielen Handlungssträngen bleibt der literarische Tiefgang hin und wieder auf der Strecke und auch das Ende kommt ein wenig abrupt, dennoch spannend geschrieben. Viele schwarz-weiß Zeichnungen illustrieren die Handlung, der zweite Band über die Hafenpiraten ist bereits erschienen, ein dritter Band ist in Arbeit.

Turbulentes Lesefutter für geübte Leser ab 8 Jahren, auch geeignet für Schul- und Krankenhausbüchereien.

Signatur: Ju 2
Schlagworte: Abenteuer | Freundschaft | Piraten | Sommerferien
Bewertung: ++
Rez.: Heike Nickel-Berg

Scheffel, Annika: Sommer auf Solupp. Stuttgart: Thienemann 2021. 318 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-522-18571-4, geb.: 15,00 €

Aufregende Sommerferien auf einer kleinen Insel.

Sechs Wochen geht es in diesem Sommer auf eine kleine Insel namens Solupp. Nicht nach Italien, nicht in den Freizeitpark und nicht zum Fußballcamp. Hat Mama so beschlossen und der Rest der Familie bockt. Nach Papas Krankheit ist einfach nichts mehr so wie es mal war und alle haben Sorge, dass es die schlimmsten Wochen ihres Lebens werden. Doch während ihr großer Bruder Kurt mies gelaunt vor sich hinsumpft, nimmt Mari der Anblick der Insel sofort gefangen. Und das zauberhafte Heckenrosenhaus, in dem die Familie wohnen wird, übt seinen ganz eigenen Zauber aus. Neue Freunde, wilde Ponys, ein lang gehütetes Geheimnis und ein verborgener Schatz sorgen dann endgültig dafür, dass dieser Sommer der aufregendste und schönste aller Zeiten wird und auch die Familie wieder zusammenfindet.

Ein inhaltlich wie sprachlich richtig schönes Kinderbuch, das Sehnsucht nach Sonne, Wind, Meer und Abenteuern weckt. Es wird Kindern und Erwachsenen gefallen und ist gut geeignet zum gemeinsamen Lesen in der Familie.

Signatur: Ju 2
Schlagworte: Familie | Ferien | Abenteuer | Insel
Bewertung: +++
Rez.: Wiebke Mandalka

Schomburg, Andrea: Die Spur zum 9. Tag. Ill. von Miryam Specht. Ravensburg: Hummelburg 2021. 182 S. : Ill. ; 22 cm. ISBN 978-3-7478-0036-2, geb.: 12,99 €

Bene und seine neuen Freunde Mia und Ole erleben die aufregendsten Sommerferien ihres Lebens.

Wenn Ich-Erzähler Bene, 12, gleich gewusst hätte, dass die Ferien bei seiner anstrengenden Oma in Duderstedt die spannendsten seines Lebens werden würden, dann hätte er wohl am Anfang nicht so viel Frust geschoben. Auf jeden Fall lernt er gleich auf der Hinfahrt das Greta-Thunberg-Double Mia und ihren Hasen Alice kennen; wenig später kommen noch Ole und der Journalist Viktor Glückland dazu. Selbst nach Benes Drogenfund auf dem Friedhof reißt der Nervenkitzel nicht ab. Die Kinder sind einem illegalen Welpenhandel auf der Spur. Ausgerechnet Viktor gerät ins Visier ihrer Ermittlung. Seine besondere Rolle zeigt sich bald. Dass Hase Alice den fiesen Tiergangster zu Fall bringt, ist ein zusätzliches Wunder, in dem an besonderen Ereignissen nicht gerade armen Kinderroman. Neben dem Spannungsbogen, den sympathischen Protagonisten, dem hinreißenden Happy End und dem attraktiven Cover sind es die ansprechenden Schwarz-Weiß-Zeichnungen, die den Kinderroman zu einem Lesefutter erster Güte machen.

Selbst Gelegenheitsleser*innen werden diesem Titel nicht widerstehen können. Allen Kinderbüchereien sehr gerne empfohlen.

Signatur: Ju 2
Schlagworte:
Welpenhandel | Tierschutz | Familie | Ferien
Bewertung: +++
Rez.: Martina Mattes

Uschmann, Oliver u. Witt, Sylvia: Meer geht nicht. Roman. Weinheim: Gulliver 2020. 141 S. ; 20 cm. (superlesbar). ISBN 978-3-407-74997-0, geb.: 11,95 €

Vier Freunde unternehmen ohne Wissen ihrer Eltern eine Reise ans Meer. Dabei geht einiges schief.

Kevin hat noch nie das Meer gesehen. Seine Freunde Samuel, Bina und Sharif können es nicht fassen. Also starten die 13jährigen eine heimliche Mission, ohne Wissen der Eltern, und machen sich auf die Reise. Die gestaltet sich allerdings von Beginn an gar nicht so, wie sie sich das vorgestellt haben: Der Zug, mit dem sie fahren, bleibt auf offener Strecke stehen, die günstige Mitfahrgelegenheit entpuppt sich als diebisches Pärchen, das ihnen alles abnimmt, und ohne Zelt und Proviant müssen sie ein Gewitter und eine Nacht im Wald überstehen. Werden die vier ihr Ziel erreichen? O. Uschmann und S. Witt erzählen eine dialogreiche und amüsante Geschichte, die zu einem kleinen spannenden Roadtrip gerät. Dieser Titel ist Teil der neuen Lesereihe „super lesbar“ bei Gulliver, die durch großzügiges Schriftbild und großen Zeilenabstand gerade Weniglesern den Lektüreeinstieg erleichtert. 3 weitere Titel aus der neuen Reihe sind bereits erschienen.

Leichte, altersgerechte Lektüre zu einem günstigen Preis. Für die Zielgruppe der Wenigleser ein tolles Buch, das deshalb breit empfohlen wird. Gut einsetzbar auch bei Veranstaltungen für leseschwächere Kinder. Ab 11.

Signatur: Ju 2 | Ju 3
Schlagworte:
Roadtrip | Freundschaft | einfache Sprache | leicht lesebar
Bewertung: +++
Rez.:
Wolfgang Vetter

Ju 3 Erzählungen für Jugendliche ab 13 Jahren

Holzinger, Michaela: Funkensommer. Stuttgart: Freies Geistesleben 2021. 240 S. ; 19 cm. ISBN 978-3-7725-2918-4, kt.: 10,00 €

Wut, Angst, Liebe. Die ganze Pubertäts-Gefühlspalette prägt diesen Jugendroman über einen Sommer des Erwachsenwerdens.

Jenseits verklärter Land-Idylle wächst Hannah auf dem elterlichen Hof auf. Die geforderte Mitarbeit bedeutet für die 16-Jährige oftmals Verzicht. Darauf, sich mit Finn zu treffen zum Beispiel, und mit ihm aufregende Zweisamkeit zu genießen. Oder etwas mit ihrer Freundin Jelly zu unternehmen. Im Gegensatz zu ihrem älteren Bruder hat Hannah kein Interesse an der Landwirtschaft; er jedoch kann - schwer gesundheitlich beeinträchtigt - nicht mithelfen. Hannah beginnt zu rebellieren und ihre Interessen durchzusetzen. Doch das ist nicht der einzige Konflikt. Familie, Freundschaft und Liebe werden durch Unaufrichtigkeit und Geheimnisse belastet, bis endlich alle den Mut aufbringen, einander zuzuhören und offen miteinander zu reden. Sprachlich fallen die kurzen, manchmal fast lyrisch anmutenden Sätze und einige österreichische Besonderheiten auf, die man hätte erläutern können.

Ein wenig gewollt und nicht restlos überzeugend hat der fesselnde Roman mit seiner authentischen Gefühlswelt an der Schwelle zum Erwachsenwerden, vielfältigen Identifikationsfiguren und dem überschaubaren Umfang und Preis das Zeug zur Gruppenlektüre. Zum Einstieg seien Kalendersprüche empfohlen! (Neuauflage)

Signatur: Ju 3
Schlagworte:
Pubertät | Landwirtschaft | Sommer | Erste Liebe
Bewertung: ++
Rez.:
Katja Henkel

SL Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Belletristik

Arenz, Ewald: Der große Sommer. Roman. Köln: DuMont 2021. 317 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-8321-8153-6, geb.: 20,00 €

Eine einfühlsame, aus der Retrospektive erzählte, Coming-of-Age-Geschichte.


Der 16jährige Friedrich hat die Versetzung nicht geschafft, nur eine Nachprüfung kann ihn retten. Auf die soll er sich bei seinen Großeltern vorbereiten; seine große, chaotische Familie fährt ohne ihn in den Sommerurlaub. Was Friedrich zunächst als Zumutung betrachtet, entwickelt sich zum prägenden Sommer seines Lebens. Er erlebt die erste große Liebe und Momente beglückender Freundschaft. Die flirrende Spannung der Versprechungen des Lebens an ihn lassen ihn zwischen Verwirrung und Klarheit in seinen Gefühlen schweben. Die Zukunft liegt verheißungsvoll vor Friedrich: Haben seine Großeltern vielleicht das Gleiche gefühlt wie er? Behutsam nähert sich Friedrich der Vergangenheit seiner Großeltern und damit auch seiner eigenen Familiengeschichte. Als unerwartet der Vater seines besten Freundes stirbt, zerbirst die Leichtigkeit des Sommers. Der Roman fängt sensibel und einfühlsam die Gedanken- und Seelenwelt des Träumers Friedrich ein, der nach diesem Sommer kein Kind mehr ist.

Die leicht melancholische Coming-of-Age-Geschichte atmet die Sehnsucht nach dem Zauber des Erwachsenwerdens. Eine romantische (Sommer-)Lektüre für jugendliche und jung gebliebene Leser*innen.

Signatur: SL | Ju 3
Schlagworte:
Erwachsenwerden | Erste Liebe | Familie
Bewertung: ++
Rez.:
Christine Heymer

Desarthe, Agnès: Die Chance ihres Lebens. Roman. Dt. von Cordula Unewisse. Stuttgart: Oktaven 2020. 365 S. ; 21 cm. Aus d. Franz. ISBN 978-3-7725-3015-9, geb.: 24,00 €

Eine Familie auf einem ungewöhnlichen Weg.


Zu dritt haben sie Paris verlassen, um ein halbes Jahr in den USA zu leben – Hector, Sylvie und ihr Sohn Lester. Unter den aufregenden Herausforderungen der neuen Umgebung nimmt jede/r von ihnen einen unerwarteten Weg. Besonders für Sylvie, die eigenwillige Hauptperson und emotionale Mitte in diesem anschaulichen Roman von Agnès Desarthe, liegt hier die Chance für Vergewisserung und Veränderung zugleich. Sylvie liebt die Gelassenheit, sie möchte das „Laken der Zeit“ am liebsten nicht zerwühlen. Doch das halbe Jahr an der Universität in South Carolina, wo ihr Mann Hector eine Gastprofessur hat, stellt sie vor eine Herausforderung. Während Hector im Uni-Milieu in jeder Hinsicht umschwärmt wird, macht Sylvie nur zögerliche erste Schritte in dem fremden Milieu. Wo liegt ihr eigener Weg nach Jahrzehnten der Ehe? Vielleicht ist die Bearbeitung des Tons in einer Töpferwerkstatt der Anfang? So ruhig Sylvie sein mag, die Entdeckung von Hectors neuem Lebenswandel wühlt sie auf.

Ein kluger Roman über Liebe und Leidenschaft, Treusein und Freilassen, gemeinsames Altern in einer Partnerschaft und individuelle Aufbrüche im Jugendalter.

Signatur: SL
Schlagworte:
Familie | Liebe | Partnerschaft | Veränderung
Bewertung: ++
Rez.:
Andrea Zimmermann

Fouchet, Lorraine: Pinguine bringen Glück. Roman. Dt. von Katrin Segerer. Hamburg: Atlantik 2021. 252 S. ; 21 cm. Aus d. Franz. ISBN 978-3-455-00986-6, kt.: 16,00 €

Ein Roman über das Glück, eine Familie zu haben.

Dass er vor Jahren von seiner Mutter verlassen wurde, die am Ende der Welt als Chirurgin arbeitet, damit kommt der fünfzehnjährige Dom irgendwie zurecht. Dass gerade sein Vater verstorben ist, kommt völlig überraschend. Dom erfährt, eine blonde Frau sei bei seinem Vater gewesen, als er starb. Dom hat Sehnsucht nach Groix, einer bretonischen Insel. Es ist sein Sehnsuchtsort, den er seine Heimat nennt, als ob er nur dort glücklich sein könnte. Stattdessen ist er in dem Pariser Haus, in dem die gesamte Familie wohnt, Onkel, Tanten, eine Concierge und eine Mieterin im Dachgeschoss. Und alle Frauen sind blond. Der Junge fühlt sich allein. Auf der Suche nach der mysteriösen Blonden findet Dom noch mehr über seinen Vater heraus. In einem Beileidsschreiben wird eine Tochter seiner Eltern erwähnt. Davon weiß er nichts, wieso hat er eine Schwester, die er nicht kennt? Und wo findet er seine Mutter? Die Fragen führen Dom von Paris über die Bretagne, woher sein Vater kommt, bis nach Argentinien.

Eine traurige, zugleich optimistische Geschichte, mit einer poetischen Melancholie und vielen Geheimnissen, die den Roman spannend machen.

Signatur: SL
Schlagworte: Familie | Frankreich | Geheimnis
Bewertung: +++
Rez: Andrea Zimmermann

Janovjak, Pascal: Der Zoo in Rom. Roman. Dt. von Lydia Dimitrow. Basel: Lenos 2021. 270 S. ; 20 cm. Aus d. Franz.ISBN 978-3-03925-003-5, geb.: 24,00 €

Eine kurzweilige Zeitreise durch das Italien des 20. Jahrhunderts.

1911 wird der Zoo in Rom eingeweiht, entworfen durch Carl Hagenbeck nach dem Vorbild seines Hamburger Tierparks. Immer am Rande der finanziellen Pleite, dient er zahlreichen Prominenten und Politikern als Projektionsfläche ihrer Inszenierungen. Benito Mussolini lässt sich mit der Löwin Italia ablichten, Salman Rushdie und der Schah von Persien besuchen werbewirksam den Zoo. Doch vor seinem 100. Geburtstag steht er wieder kurz vor der Pleite, soll sogar geschlossen werden. Die neue Kommunikationschefin Giovanna und der Tierarzt Moro setzen ihre Hoffnungen auf Oscar, den letzten Ameisenbären seiner Art weltweit. Tatsächlich nimmt der Rummel um ihn ungeahnte Ausmaße an, bis ein Tierwärter dem Ganzen ein Ende macht. Der Roman spiegelt anhand der Geschichte des Zoos das Verhältnis der Menschen zu den Tieren und verpackt bittere Wahrheiten in leichtfüßige Anekdoten. Die elegante Sprache bereitet zusätzliches Lesevergnügen.   

Sehr gut geeignet für den Italienurlaub, aber auch für Lesekreise.

Signatur: SL
Schlagworte: Zoo | Italien
Bewertung: +++
Rez.: Claudia Puschmann

Korn, Carmen: Und die Welt war jung. Roman. Hamburg: Kindler 2020. 635 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-463-40704-3, geb.: 22,00 €

Drei Familien - drei Städte, Europa in den 1950ern.

Die Aldenhovens in Köln, Familie Borgfeldt in Hamburg und die Cannas in San Remo - alle begrüßen freudig das neue Jahrzehnt: die Fünfziger! Fünf Jahre ist der Krieg nun her und überall bemerkt man noch seine Spuren, zerstörte Städte, vermisste Familienmitglieder und Schuld und Geheimnisse in den Herzen. 10 Jahre begleitet die Leserin die verschiedenen Familienmitglieder der drei verwandten / befreundeten Familien. Nachdem sich die erste Verwirrung um die vielen Namen gelegt hat, (sehr hilfreich das Personenregister am Anfang) wachsen sie einem schnell ans Herz und man verfolgt eifrig ihren Lebensweg. Da ist z. B. Elisabeth Borgfeldt, die verzweifelt auf die Rückkehr ihres Schwiegersohnes wartet. Oder Gianni aus San Remo, den Zweifel plagen: Soll er in den Blumenhandel der Familie einsteigen oder seinen eigenen Weg suchen? Sprachlich eher einfach, gelingt es der Autorin dennoch die Leserin zu fesseln und einen Nachmittag lang bestens zu unterhalten.

Da das Buch als Teil 1 der „Drei-Städte-Saga“ beworben wird, lässt sich eine Fortsetzung erahnen. Wo die „Jahrhundert-Trilogie“ derselben Autorin gut ausgeliehen wurde, wird auch dieses Buch reißenden Absatz finden.

Signatur: SL
Schlagworte:
Nachkriegszeit | Deutschland | Italien | 1950er
Bewertung: ++
Rez.:
Maike Linne

Landau, Grit: Die sardische Hochzeit. Roman. München: Droemer 2020. 381 S. ; 20 cm. ISBN 978-3-426-28227-4, geb.: 18,00 €

Eine große Familiengeschichte mit Drama und viel Zeit- und Lokalkolorit.

Im Mittelpunkt dieser interessanten, emotionalen Geschichte stehen zwei junge Menschen, die unterschiedlicher nicht sein können, die aber die Liebe zur Musik verbindet. Leo ist ein junger Mann, der unter den Nachwirkungen seines Fronteinsatzes leidet. „Überlebende. Außen und innen Beschädigte. Die den Krieg zwar gewonnen, ihren Frieden aber verloren haben“. Solche Sätze gehen unter die Haut und beschreiben mit eindringlichen Worten, was der Krieg mit so vielen gemacht hat. Gioia passt so gar nicht in ihre Familie, die sich durch Egoismus und Macht auszeichnet. Sie soll heiraten, um den Frieden zwischen zwei Familien zu sichern und das Blutvergießen zu beenden. Doch dann begegnet sie Leo. Grit Landau stellt jedem Kapitel ihres beeindruckenden Romans, der viele sardische und italienische Redewendungen enthält, einen Einblick in die sardische Mythologie voran. Mal wird ein Fabelwesen beschrieben, oder es sind Geschichten, die sich mit dem Aberglauben der Sarden beschäftigen.

Eine fesselnde Geschichte einer brillanten Erzählerin für alle, die beim Lesen tief eintauchen möchten. Und am Ende seufzen können. Perfekt recherchiert und durchaus nicht nur für Frauen.

Signatur: SL
Schlagwoorte: Liebe | Familien | Italien | Geschichte
Bewertung: +++
Rez.:
Andrea Zimmermann

Laurain, Antoine: Glücklicher als gedacht. Roman. Dt. von Claudia Steinitz. Hamburg: Atlantik 2020. 283 S. ; 21 cm. Aus d. Franz. ISBN 978-3-455-65047-1, kt.: 16,00 €

Der langjährige Bürgermeister von Perisac verliert die Wiederwahl. Seine Tage füllt er mit interessanten Begegnungen.

Eine kleine Sensation: Der langjährige Bürgermeister des französischen Ortes Perisac, François Heurtevent, verliert nur knapp seine Wiederwahl. Zuerst fällt er in ein tiefes Loch. Bald darauf kommt er in die Gänge, mietet eine Wohnung in Paris und begibt sich auf die Spuren der Vergangenheit. Ein 30 Jahre altes Klassenfoto gibt den Ausschlag, dass er eine Reihe ehemaliger Schulfreund*innen aufsucht, darunter ein Pornoregisseur, ein Auktionator, eine Friseurin und ein Callgirl. Bei seinen Treffen findet François viel über sich selbst heraus und erkennt, dass das Lebensglück für jeden etwas anderes bedeutet. Das ist noch längst nicht alles. Ich-Erzähler François punktet, genauso wie der charmante, etwas melancholische Roman, auf der ganzen Linie. In leichter, bildhafter Sprache wird hier die Episode im Leben eines super sympathischen Mannes erzählt, der von einem kuriosen Abenteuer ins nächste stolpert. Man mag dieses liebenswerte, spannende Buch mit dem unerwarteten Schluss kaum weglegen.

Jede Bibliothek, die ihren Lesern gerne besondere Romane gönnt, sollte das Buch unbedingt einstellen. Auch für Literaturzirkel ein guter Tipp.

Signatur: SL
Schlagworte:
Frankreich | Politik | Freundschaft | Familie
Bewertung: +++
Rez.: Martina Mattes

Némus, Gesuino: Die Theologie des Wildschweins. Sardinien-Krimi. Dt. von Sylvia Spatz. München: Eisele 2021. 284 S. ; 21 cm. Aus d. Ital. ISBN 978-3-96161-098-3, kt.: 16,00 €

Ein sardischer Dorfkrimi mit überraschendem Ende.

Im Juli 1969 betritt der erste Mensch den Mond, doch im beschaulichen Bergdorf Telévras-  im Süden Sardiniens - geht davon unbeeindruckt alles seinen gewohnten Gang. Der Pfarrer Don Cossu schreibt an seiner „Theologie des Wildschweins“ und unterrichtet den hochbegabten Matteo, der seinen Lehrer regelmäßig in seiner Grammatik verbessert. Derweil versucht der neue Carabiniere De Stefani aus Norditalien vergeblich, die ungeschriebenen Gesetze der Dorfbewohner zu durchschauen. Als eines Tages der Vater von Matteo ermordet aufgefunden wird, ist er auf die Hilfe Don Cossus angewiesen. Nach kurzer Zeit wird ein Täter verhaftet; aber nicht der richtige, wie sich allerdings erst Jahre später herausstellt. In seinem Debütroman gelingt es Némus (eigentlich Matteo Locci) mit Humor und kraftvoller Sprache, dem traditionellen sardischen Dorf an der Schwelle zur Moderne ein Denkmal zu setzen. Interessanter noch als die Krimihandlung ist die liebevolle Charakterzeichnung der skurrilen Dorfbewohner. Dabei kommt die Spannung etwas zu kurz, aber das tut dem Vergnügen an diesem originellen Dorfkrimi aus Sardinien keinen Abbruch.   

Für alle Liebhaber der sardischen Dorfkultur und –Küche bestens geeignet.

Signatur: SL
Schlagworte:
Dorfkrimi | Sardinien
Bewertung: ++
Rez.:
Claudia Puschmann

Stelter, Bernd: Mieses Spiel um schwarze Muscheln. Camping-Krimi. Köln: Lübbe 2021. 412 S. ; 22 cm. ISBN 978-3-7857-2678-5, geb.: 22,00 €

Es beginnt mit einem Familienzwist und einer Leiche - ein Camping-Krimi aus den Niederlanden.

Der dritte Camping-Krimi von Bernd Stelter führt in die Welt der Muschelfischer der Provinz Zeeland. Eine Leiche wird am Pier aus der Nordsee gefischt und gibt nicht nur Kommissar Houvenkamp Rätsel auf. Die Camper aus Deutschland, die ihren Osterurlaub wieder auf dem Campingplatz „De Grevelinge“ verbringen, sind mit von der Partie. Und ebenso die bunte Figur eines Foodbloggers, der mit dem Opfer zuvor ein Interview geführt hatte.  
So arbeitet sich Stelter auf mehreren Ebenen an die Lösung des Falls heran. Dabei bringt er etliche geografische und historische Besonderheiten ein. Er hat sich intensiv mit der Muschelzucht, deren Vermarktung und Zubereitung beschäftigt. Es ist ein Spaß, den Wendungen der Geschichte und den Speisezetteln der Restaurants zu folgen. Die niederländischen Ausdrücke und Namen sind etwas gewöhnungsbedürftig, machen aber den Roman authentisch. Auch die Spannung kommt nicht zu kurz; dabei werden die Akteure mit ihren jeweiligen Möglichkeiten konfrontiert.

Ein unterhaltsamer anregender Krimi im gut lesbaren Stil nach Art der Regionalkrimis. Urlaubslektüre.

Signatur: SL
Schlagworte:
Lokalkrimi | Niederlande | Miesmuscheln
Bewertung: +++
Rez.:
Renate Schalück

Werf, Gerwin van: Der Anhalter. Roman. Dt. von Marlene Müller-Haas. Frankfurt am Main: S. Fischer 2020. 285 S. ; 21 cm. Aus d. Niederländ. ISBN 978-3-10-397466-9, geb.: 20,00 €

Ein hochdramatischer Roman vor ebensolcher Kulisse, abenteuerlich und  beeindruckend zugleich.

Wie kann man eine zerrüttete Ehe retten? Das Muttersöhnchen Tiddo, ein nie erwachsen gewordener Ehemann und hilfloser Vater, wählt eine seltsame Möglichkeit: die lang ersehnte Traumreise durch Island mit einem Wohnmobil. Eine Insel voller Naturgewalten, rau und unwirtlich, fast menschenfeindlich und dennoch von Touristen bevölkert. So auch von typischen Anhaltern, die sich gern an die Fersen der selbstfahrenden Reisenden heften, um ans Ziel zu kommen. So ergeht es auch Tiddo und seiner Familie. Der Isländer Svein ist so eine Type, ein aufdringlicher Schwätzer und Lebenskünstler, der es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. Er nistet sich ein und bestimmt fortan Weg, Ziel und Gesprächsthemen. Er erkennt sehr schnell die verfahrene Situation der Familie und spielt sich  auf als Retter, Wegweiser und Therapeut. Bald will Tiddo ihn loswerden und beschwört damit eine lebensgefährliche Situation für alle herauf. So entwickelt sich die Traumreise zu einem Albtraum mit bizarrem Ende.

Ein vielschichtiger Roman mit fast genialer Dramaturgie, für  Literaturzirkel und Gesprächskreise gut geeignet.

Signatur: SL
Schlagworte:
Familie | Island | Krise
Bewertung: ++
Rez.:
Christiane Weppner