14. Mai 1948 - Gründung des Staates Israel

 Am 14. Mai 1948 wurde der Staat Israel gegründet. Und auch 75 Jahre später ist das Staatsgebiet noch immer ein umkämpftes und der „Nahost-Konflikt“ hat nicht an Aktualität oder Brisanz verloren. Wir haben in dieser Liste einige Titel zusammengestellt, die vom Leben und dem Alltag der Menschen in Israel erzählen und die Hoffnung auf Frieden machen.

Jaffa und Fatima - Schalom, Salām. Nacherzählt von Fawzia Gilani-Williams. Ill. von Chiara Fedele. Dt. von Myriam Halberstam. Berlin: Ariella 2018. O. Pag. : überw. Ill. ; 23 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-945530-20-7, geb.: 12,95 €

Ein Bilderbuch einer muslimischen Autorin und einer jüdischen Illustratorin über eine jüdisch-muslimische Freundschaft.

Die alte, vermutlich aus dem jüdisch-arabischen Kontext stammende, Legende von den beiden Brüdern, die sich in Zeiten der Not gegenseitig heimlich Korn zukommen lassen, wird hier neu und aktuell erzählt.
Jaffa ist Jüdin und betet in der Synagoge, Fatima ist Muslima und betet in der Moschee. Beide besitzen in dem Land, in dem „Milch und Hong fließen", eine Dattelplantage und sind Freundinnen. In einem Jahr mit sehr magerer Ernte versorgen sie sich heimlich gegenseitig mit Datteln. Ihre Freude ist groß, als sie aufeinander treffen und erkennen, dass sie beide aneinander gedacht und sich um die andere gesorgt haben.
Die Illustrationen des Buches sind ansprechend und detailreich und unterstreichen Jaffas und Fatimas Persönlichkeiten, leider sind sie insgesamt in recht dunklen Farben gehalten.
In klarer, weitestgehend einfacher und dabei eindrücklicher Sprache gibt das Buch der Hoffnung Ausdruck, dass Frieden und Freundschaft über alle Unterschiede und Grenzen hinaus möglich sind.

Sehr zu empfehlen für Büchereien mit religionspädagogischem und interreligiösem Schwerpunkt.

Signatur: Jc | Jm 1
Schlagworte: Frieden | Freundschaft | Judentum | Islam
Bewertung: +++
Rez.: Anne Rank

 

 

Schäuble, Martin u. Flug, Noah: Die Geschichte der Israelis und Palästinenser. München: Dt. Taschenbuch Verl. 2016. 213 S. : Ill. ; 24 cm. (Reihe Hanser). ISBN 978-3-423-62631-6, kt.: 12,95 €

Informatives Jugendsachbuch, das deutlich macht, dass es im Nahostkonflikt nicht die eine Wahrheit gibt.

Der Nahostkonflikt zwischen Israelis und Palästinensern dauert seit Jahrzehnten an und scheint offenbar unlösbar zu sein. In seinem informativen Band gibt Schäuble, der fast zwei Jahre im Krisengebiet recherchiert hat, zunächst einen kurzen geschichtlichen Überblick über die Zeit vor der Gründung Israels und zeichnet dann den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern durch die Jahrzehnte in den wesentlichen Linien klar und gut lesbar nach, wobei er anhand von O-Tönen beide Seiten zu Wort kommen lässt. So wird schnell deutlich, wie unterschiedlich und scheinbar unvereinbar deren Erfahrungen und Sichtweisen sind. In diesem Sinne kann und will der Band keine Lösungsvorschläge bieten, sondern gerade jugendlichen Lesern die Komplexität des Konflikts veranschaulichen. Mit Karten, Zeittafel und Medienhinweisen. Der Titel (erstmals 2009) erscheint in einer aktualisierten Auflage (Stand Oktober 2015).

Zielgruppe sind vorzugsweise SchülerInnen und alle, die sich einen aktuellen und leicht verständlichen Überblick über das Thema verschaffen wollen. Entsprechend breit empfohlen.

Signatur: Jg | Js
Schlagworte: Nahostkonflikt | Geschichte | Israel | Palästina
Bewertung: +++
Rez.: Wolfgang Vetter

 

 

Glidden, Sarah: Israel verstehen in 60 Tagen oder weniger. Sarah Glidden. Dt. von Gerlinde Althoff. Berlin: Reprodukt 2018. 204 S. : überw. Ill. ; 23 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-95640-133-6, kt.: 24,00 €

Nachdenkliche Comicreportage zum Thema Israel-Palästinakonflikt aus amerikanischer Studentensicht.

Diese umfangreiche autobiographische Graphic Novel beschreibt eine  Reise nach Israel, die die Studentin Sarah Glidden mit Unterstützung einer Organisation unternahm, die Reisen nach Israel für Juden, die noch nie in diesem Land waren, organisiert. Die Comicreportage, die im Wasserfarbenstil und einer klaren Struktur, neun Bilder pro Seite, gehalten ist, versucht die Eindrücke und Erfahrungen ihrer Erzählerin einzufangen. Hauptthema dabei ist natürlich der Israel-Palästinakonflikt. Die Hauptfigur Sarah steht der Reise skeptisch gegenüber und hat ein eher negatives Bild von Israel. Ihr Bemühen um Neutralität führt sie dabei nicht selten auf eine emotionale Achterbahnfahrt. In Gesprächen mit vielen Bewohnern Israels erfährt sie, dass die Menschen hier durchaus unterschiedliche Einstellungen zu dem Konflikt haben und so mancher, den sie von vornherein als urkonservativ abgestempelt hatte doch ziemlich liberal denkt und andersherum. Eine sehr nachdenkliche Graphic Novel, die die inneren Kämpfe, die in den involvierten Menschen stattfinden, veranschaulicht.

Kann als interessanter Einstieg in die Geschichte des Konfliktes genutzt werden und ist somit für Büchereien und für Lesekreise junger Erwachsener zu empfehlen.

Signatur: Ju 3 | Jb
Schlagworte: Nahostkonflikt | Judentum | Heiliges Land | Graphic Novel
Bewertung: +++
Rez.: Christian Prange

 

 

Doron, Lizzie: Sweet Occupation. Dt. von Mirjam Pressler. München: Dt. Taschenbuch Verl. 2017. 202 S. ; 21 cm. Aus d. Hebr. ISBN 978-3-423-26150-0, kt.: 16,90 €

Porträts von fünf Friedenskämpfern aus Israel und Palästina.

Die erfolgreiche israelische Autorin schildert die Begegnungen einer jüdischen Journalistin aus einer vom Holocaust betroffenen Familie mit zwei jüdischen und drei palästinensischen gewaltlosen Kämpfern für ein friedliches Zusammenleben von Juden und Palästinensern. Schon die ersten Begegnungen sind schwierig, da sie z.T. auf palästinensischem Territorium stattfinden, in das Israelis nicht legal einreisen dürfen. Die Biografien machen die großen Schwierigkeiten deutlich, unter denen sich heute Menschen zu dem eigentlich naheliegenden Ziel bekennen. Ein israelischer Soldat etwa weigerte sich nach seinen Erfahrungen in Gaza weiter Militärdienst zu leisten und endet im Gefängnis. Ein den Frieden liebender nach Israel eingewanderter Jude aus Polen wird persönlich und beruflich ausgegrenzt. Die drei Palästinenser überwanden ihren gewaltsamen Protest gegen die israelische Besetzung in ihrer Jugend. Auch sie wurden für ihr Friedensengagement diffamiert und verbrachten lange Zeit im Gefängnis.

Der emotional berührende Roman ist nicht nur spannend, sondern zeigt auch die heutigen Probleme einer Friedenslösung. Breit empfohlen.

Signatur: SL
Schlagworte: Israel | Palästina | Friede | Gewaltlosigkeit
Bewertung: +++
Rez.: Peter Bräunlein

McCann, Colum: Apeirogon. Roman. Dt. von Volker Oldenburg. Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verl. 2022. 608 S. ; 19 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-499-27187-8, kt.: 14,00 €

Ein literarisches Meisterwerk und ein flammender Aufruf zur Versöhnung.

Nur sehr wenige Romane haben mich in den letzten Jahren so gepackt wie dieser: McCann erzählt die Geschichte des Palästinensers Bassam Aramin und des Israelis Rami Elhanan, die durch den gewaltsamen Tod ihrer Töchter zueinanderfinden und sich fortan für Frieden und Versöhnung einsetzen. Die wahre Geschichte der beiden Männer hat der Autor auf faszinierende Weise fiktionalisiert: 1.000 Kapitel, teilweise bestehend nur aus einzelnen Sätzen oder Bildern, setzen sich – wie in einem Mosaik – zur Geschichte der Männer zusammen. Das Ergebnis ist nicht weniger als ein Kunstwerk. Eines, bei dem mir aufgrund des Schreckens der Geschehnisse aber auch aufgrund der Kraft und Beharrlichkeit dieser Männer mehr als einmal der Atem stockte.

Für politisch interessierte Leser:innen aber auch für solche, die sich für besondere literarische Formen begeistern können.

Signatur: SL
Schlagworte: Israel | Palästina | Frieden
Bewertung: +++
Rez.: Wiebke Mandalka

 

 

Mishani, Dror: Drei. Roman. Dt. von Markus Lemke. Zürich: Diogenes 2019. 335 S. ; 19 cm. Aus d. Hebr. ISBN 978-3-257-07084-2, geb.: 24,00 €

Drei Frauen lernen in Tel Aviv auf unterschiedliche Weise den gleichen Mann kennen. Psycho-Krimi in drei Teilen.

Jedes der drei Kapitel erzählt die Geschichte einer Frau, die einen Mann in Tel Aviv kennenlernt, den Rechtsanwalt Gil, und sich verliebt. Die Kapitelüberschriften lauten "Eins", "Zwei" und "Drei". Bei der ersten Geschichte um die alleinerziehende Lehrerin Orna kann man noch gar nicht glauben, was man liest und will Verlauf und Ende nicht wahrhaben. Die zweite Frau, Emilia, eine aus Riga stammende Pflegekraft, kümmert sich um Gils Vater und gerät so in sein Blickfeld. Die dritte Frau, Ella, eine junge Mutter lernt Gil in einem Cafe kennen, wo sie sich mit ihrer Masterarbeit abmüht. Gils Beschreibung bleibt blass, im Mittelpunkt stehen die drei Frauenporträts, die Mishani einfühlsam und glaubhaft zeichnet. Der israelische Autor und Literaturwissenschaftler ist international mit seinen Kriminalgeschichten um den Inspektor Avi Avraham bekannt. Mit "Drei" legt er ein ungemein vielschichtiges Werk vor - subtile Spannung bis zum überraschenden Ende.

Monatelang auf Platz 1 der Bestsellerliste in Israel, wird der Titel auch hier seine LeserInnen finden, bitte mit starken Nerven. Eine Verfilmung ist geplant.

Signatur: SL
Schlagworte: Psychologie | Israel
Bewertung: +++
Rez.: Bettina Wolf

 

 

Nevo, Eshkol: Über uns. Roman. Dt. von Markus Lemke. München: Dt. Taschenbuch Verl. 2020. 317 S. ; 19 cm. Aus d. Hebr. ISBN 978-3-423-14751-4, kt.: 11,90 €

Romanhafter Blick in ein Mietshaus in Tel Aviv aus drei verschiedenen Perspektiven. Es geht um Moral, Schuld und eigenverantwortliches Handeln.

Der erfolgreiche israelische Autor (Jg. 1971) betreibt auch eine private Schreibschule und die Lust am Fabulieren, am Spiel mit Perspektiven und den Erwartungshaltungen der Leserschaft merkt man auch diesem Buch an. Nevo versteht es, Spannung aufzubauen und mit Leerstellen zu spielen. Die drei Teile des Romans spielen in der ersten, zweiten und dritten Etage eines Hauses und haben wenig Berührungspunkte. Gemeinsam ist ihnen die suggestive stets direkt an einen Adressaten gerichtete Sprache: Der junge ehemalige Offizier Arnon berichtet seinem Bruder von seiner Sorge um die kleine Tochter, die er in der Betreuung durch das Rentnerpaar im Haus in großer Gefahr wähnt. Im zweiten Teil schreibt eine junge Frau an ihre Studienfreundin, die in Amerika lebt und offenbart ihr ihre Einsamkeit und das Geheimnis, dass sie den zur Fahndung ausgeschriebenen Schwager versteckt hat. In der dritten Etage beichtet die erst kürzlich verwitwete Richterin ihrem verstorbenen Mann den Wunsch, ihr Leben neu zu ordnen, den Kontakt zu dem verstoßenen Sohn wieder aufzunehmen und sich aus dem Haus zu verabschieden.

Ein berührendes Buch für Lesende mit Interesse an Psychologie. Auch ein spannender Blick in die gegenwärtige israelische Gesellschaft. Mir hat die dritte Episode am besten gefallen.

Signatur: SL
Schlagworte: Israel | Familie | Schuld | Erzählen
Bewertung: ++
Rez.: Gabriele Kassenbrock

 

 

Yehoshua, Abraham B.: Der Tunnel. Roman. Abraham B. Yehoshua. Dt. von Markus Lemke. München: Nagel & Kimche 2019. 366 S. ; 22 cm. Aus d. Hebr. ISBN 978-3-312-01148-3, geb.: 24,00 €

Ein israelischer Ingenieur im Ruhestand kämpft mit beginnender Demenz.

Jahrzehntelang hat Zvi Luria in Israel Straßen und Tunnel geplant. Nun ereilt ihn als Pensionär die Diagnose einer dementiellen Erkrankung. Seine Frau steht ihm zur Seite, weiß aber als Ärztin um die Schwere der fortschreitenden Einschränkungen. Er beginnt beispielsweise, Vornamen zu vergessen - zunächst nur die von anderen Menschen - und dann auch die eigene Adresse. Umso wichtiger ist es ihm, aktiv zu bleiben. Die Möglichkeit, als unbezahlter externer Berater einen unerfahrenen Mitarbeiter seiner alten Behörde bei einem Straßenbau in der unwirtlichen Wüste Negev im Süden des Landes zu unterstützen, kommt ihm deshalb gelegen. Er trotzt den krankheitsbedingten Widrigkeiten, einschließlich seines Führerscheinverlusts. - Der Stil des bekannten israelischen Autors besticht bei aller inhaltlichen Tragik durch den humorvollen Unterton. Das Buch hat einige Längen, aber nebenbei erfährt man auch viel über das problembehaftete Land und seine komplizierten gesellschaftlichen Strukturen.

Ein leicht lesbares Werk zu einer schweren Krankheit, das auch für die Gemeindearbeit geeignet ist.

Signatur: SL
Schlagworte: Demenz | Israel | Ruhestand | Altern
Bewertung: +++
Rez.: Tobias Behnen

 

 

Mendel, Meron: Über Israel reden. Eine deutsche Debatte. Köln: Kiepenheuer & Witsch 2023. 215 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-462-00351-2, geb.: 22,00 €

Warum wird in Deutschland so viel über Israel gesprochen und warum haben so viele Menschen eine dezidierte Meinung darüber?

Die Sicherheit Israels sei ein Teil deutscher Staatsräson, so sagte es A. Merkel 2008 vor dem israelischen Parlament. Damit hat sie in der dt. Politik einen Meilenstein gesetzt, den sich quasi alle Parteien mit je eigener Interpretation und Zielen zu eigen gemacht haben.An diesem und an anderen aktuellen Ereignissen (Documenta 2022), sowie an der BDS-Bewegung (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen) zeigt der Autor, wie brisant, politik- und interessengeleitet die Diskussionen um die „Israel-Frage“ stets waren und immer noch sind. Dabei zeigt M. Mendel eine eigene verstehende Position und polarisiert nicht. Dieses Buch öffnet die Hintergründe, beschreibt die Zusammenhänge und erörtert die Schwierigkeiten aller politischen Debatten zum Thema „Israel“. Ohne diese Kenntnisse sollte niemand verantwortlich in der Schule unterrichten, sich journalistisch äußern oder sich an der Theke exponieren. Hier sind die wesentlichen gegenwärtigen Aspekte dargestellt und äußerst klug kommentiert.

Bitte dringend anschaffen!

Signatur: Sa
Schlagworte: Israel | Deutschland
Bewertung: +++
Rez.: Dirk Purz