Welttag des Buches 2022 - Aktuelle Taschenbuchttipps für Literaturkreise

 

Adkins, Mary: Das Privileg. Roman. Dt. von Marie Rahn. Hamburg: Rowohlt TB 2022. 430 S. ; 19 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-499-27456-5, kart.: 12,00 €

Roman über die Schicksale dreier Frauen an einer Südstaaten-Uni.

Annie, Bea und Stayja – drei junge Frauen, deren Wege sich kreuzen, als der privilegierte Tyler in ihr Leben tritt. Annie behauptet, von Tyler vergewaltigt worden zu sein. Bea wird Tyler wegen des collegeinternen Verfahrens als studentischer Beistand zur Seite gestellt. Und Stayja fühlt sich einfach zu ihm hingezogen und glaubt, dass an den Vorwürfen gegen ihn nichts dran ist.Die drei Frauen verkörpern verschiedene Gründe, aus denen Menschen diskriminiert werden: Annie aufgrund ihres Geschlechts, Bea, weil sie schwarz und Stayja, weil sie arm ist. Ihnen gegenüber steht Tyler als heterosexueller, weißer cis-Mann, dessen Eltern große Summen an das College spenden. Er hat absolut nichts zu befürchten.An manchen Stellen etwas kitschig und vorhersehbar ist der Roman insgesamt doch spannend erzählt und wirft einen differenzierten Blick darauf, wer in unserer Welt Privilegien genießt und wer nicht. Die verschiedenen Perspektiven der drei Protagonistinnen sorgen für Abwechslung beim Lesen.

Ein spannendes Buch für junge Frauen.

Signatur: SL
Schlagworte: #MeToo | Geschlechtergerechtigkeit | soziale Ungleichheit | Chancengleichheit
Bewertung: ++
Rez.: Wiebke Richter

Cournut, Bérengère: Das Lied der Arktis. Roman. Dt. von Stefanie Jacobs. Berlin: Ullstein TB 2021. 254 S. ; 19 cm. Aus d. Franz. ISBN 978-3-548-06487-1, kart.: 11,99 €

Eine junge Inuit wird durch brechendes Eis von ihrer Familie getrennt und kämpft mit unbändigem Willen ums Überleben.

Eine unbarmherzige Geschichte über das einfache Leben der jungen Uqsuralik in der Arktis, aus ihrer Sicht erzählt mit einem tiefgehenden Verständnis der Autorin für die fremde Kultur und Natur. Es sind ungewohnte Töne, die diese fremde Welt vor dem Leser entstehen lassen, die nicht fremder sein könnte. Aber trotz der leisen und zarten Töne entwickelt sich sprachgewaltig und erbarmungslos das Bild einer lebensfeindlichen Natur und Umwelt, die Lebensalltag, Handeln und Gedankenwelt der Inuit bestimmen, in 96 kurzen bis sehr kurzen Kapiteln; eingeschoben in diese – wie aus einer anderen Welt – Lieder, deren Inhalt man eher gefühlsmäßig versteht und intuitiv in Bezug setzt zur fortlaufend erzählten Geschichte der jungen Frau und ihrer rettenden Aufnahme in eine fremde Gemeinschaft: Lieder vom Himmelsgeist und dem Schamanen, von Riesen und den Kleinen Gestalten. Eine höchst eindrucksvolle Begegnung mit einer völlig fremd erscheinenden Welt, die zum Vergleich mit der eigenen geradezu zwingt.

Für anspruchsvolle Lesekreise, die aufgeschlossen für Fremdes und den Wert von fremden Lebensweisen sind.

Signatur: SL
Schlagworte: Inuit | Lebensgeschichte | Frau | Kultur
Bewertung: +++
Rez.: Astrid van Nahl

Durand, Jacky: Die Rezepte meines Vaters. Roman. Dt. von Ina Kronenberger. Hamburg: Rowohlt TB 2021. 185 S. ; 19 cm. Aus d. Franz. ISBN 978-3-499-00230-4, kart.: 10,00 €

Lebensgeschichte und Vermächtnis eines genialen Kochs.

Auf dem Weg vom Algerienkrieg nach Hause kommen Monsieur Henri und sein Freund Lucien im Osten Frankreichs an einem Gasthaus vorbei, das zu verkaufen ist. Einer spontanen Eingebung folgend kaufen sie das Gasthaus. Obwohl Henri eigentlich Bäcker ist und nicht Koch, hat er ein geniales Gespür für Gerichte und zaubert aus wenigen und einfachen Zutaten köstliches Essen. Seinen Sohn nimmt Henri schon als kleines Kind mit in die Küche und bringt ihm alles bei, was er weiß. Dabei ist er kein geduldiger Lehrer und verlangt oft viel von Julien. Da alle Rezepte nur in Henris Kopf existieren, schenkt seine Frau ihm ein Rezeptbuch, in dem sie für ihn die Rezepte aufschreiben will. Doch so hat Henri sich das nicht vorgestellt. Das Rezeptbuch führt zu Differenzen zwischen ihm und seiner Frau, schließlich kommt es zur Trennung. Julien bleibt beim Vater. Das Rezeptbuch ist für ihn eine wichtige Erinnerung an seine Mutter. Eines Tages wirft Henri es in einem Wutanfall ins Feuer. Lucien rettet es, aber danach bleibt das Buch verschwunden.

Eine berührende Geschichte zwischen Vater und Sohn. Einige der geheimen Rezepte von Monsieur Henri werden am Ende des Buches enthüllt.

Signatur: SL
Schlagworte: Vater | Sohn | Kochen < Familie
Bewertung: ++
Rez.: Lina Francke-Weltmann

Gaarder, Jostein: Genau richtig. Die kurze Geschichte einer langen Nacht. Dt. von Gabriele Haefs. München: Dt. Taschenbuch Verl. 2021. 124 S. ; 19 cm. Aus d. Norw. ISBN 978-3-423-14786-6, kart.: 10,90 €

Ich-Erzähler Albert zieht es aufgrund einer fatalen Krankheitsdiagnose in die Abgeschiedenheit. Dort blickt er zurück.

Seine Ärztin bringt es ihm schonend bei: Albert leidet an amyotrophischer Lateralsklerose. Die Diagnose zieht ihm den Boden unter den Füßen weg. Er fährt zu einem ganz besonderen Ort, um in Ruhe nachdenken zu können. Es handelt sich um ein Haus in der schwedischen Einsamkeit, das er vor vielen Jahren gemeinsam mit seiner Frau Eirin gekauft hatte. Dort gab es von Anfang an viele Glücksmomente. Daran und an vieles andere erinnert sich der Ich-Erzähler. Eine Überlegung liegt ihm besonders auf dem Herzen, nämlich die, seinen Lebensweg hier zu beenden. Da passiert etwas, was Albert so nicht vorgesehen hat und seine Geschichte erfährt eine neue Wendung. Das schmale Büchlein wurde von dem weltberühmten Philosophen und Autor des nicht weniger bekannten Jugendbuches „Sophies Welt“ verfasst. Schon das verspricht tiefe Gedanken sowie Worte, die Probleme auf den Punkt bringen und eine sehr berührende Thematik. Dazu kommen Jostein Gaarders Erzähltalent und seine Art, jeden zum Nachdenken zu bringen.

Ganz sicher kein einfaches Buch; es zu lesen lohnt sich von Anfang bis Ende. Gut einsetzbar auch in (Literatur-)Kreisen, in denen Krankheit und Tod thematisiert werden.

Signatur: SL
Schlagworte: Selbstbestimmung | Krankheit | Suizid
Bewertung: +++
Rez.: Martina Mattes

Göpel, Maja: Unsere Welt neu denken. Eine Einladung. Berlin: Ullstein TB 2021. 206 S. ; 19 cm. ISBN 978-3-548-06466-6, kart.: 11,99 €Ein erfrischend handlungsorientierter Blick auf die Grenzen des Wachstums, die Klimakrise und die Verteilungskämpfe.Maja Göpel, Jahrgang 1976, hat sich als Politökonomin und Nachhaltigkeitswissenschaftlerin durch die gesamte Fachliteratur von Adam Smith bis Thomas Piketty gearbeitet, die Krisenberichte vom Club of Rome seit den frühen 1970er Jahren studiert und ist in vielen politischen und wissenschaftlichen Gremien zur Zukunftssicherung engagiert. Nun hat sie ihr Fachwissen und ihre Erkenntnisse zur absoluten Notwendigkeit des Stopps bei der Plünderung unseres Planeten in einem sehr gut zu lesenden, großen Essay zusammengefasst. Mit aller Dringlichkeit stellt sie ein Modell des nachhaltigen Wirtschaftens vor, in dem nicht ein selbstbezogenes Wachstum, sondern ein verantwortlicher Umgang mit den begrenzten Ressourcen der Erde im Mittelpunkt steht. Natürlich geht es nicht ganz ohne Exkurse in die Theorie der Wirtschaft, Ökologie und Politik, aber ihre Art der Darstellung und ihre Beispiele sind immer wieder so packend und plastisch, dass die unmittelbare Einsichtigkeit nicht verloren geht. Ein erzählendes Sachbuch, das zum Handeln „verführen“ will. Gleichzeitig ein Appell, gerade nach der Corona-Krise nicht so weiterzumachen wie bisher. 

Signatur: Se
Schlagworte: Nachhaltigkeit | Generationen | Religion | Literaturgeschichte
Bewertung: +++
Rez.: Rüdiger Sareika

Lüpkes, Sandra: Die Schule am Meer. Roman. Hamburg: Rowohlt TB 20202. 576 S. ; 19 cm.
ISBN 978-3-499-27677-4 , : 12,00 €

Eine reformpädagogische Schule auf Juist zur Zeit der Weimarer Republik.

Juist 1925: Eine Gruppe hochmotivierter Lehrer*innen gründet auf der Nordseeinsel ein reformpädagogisches Internat. Schüler*innen und Lehrkräfte bilden eine ganz besondere Gemeinschaft. Der Tag beginnt mit einem gemeinsamen Bad in der Nordsee, Jungen und Mädchen werden zusammen unterrichtet, abends wird in sog. Kameradschaften gebastelt, musiziert, Sport getrieben oder über Politik diskutiert. Die Autorin erweckt teilweise historische Personen zum Leben, wie z. B. das Lehrerehepaar Paul und Anni Reiner, andere erfindet sie, wie den Schüler Maximilian, genannt Moskito, oder den Insulaner Gustav Wenniger, Vorsitzender der NSDAP-Ortsgruppe. Das Aufkommen der Nationalsozialisten ist es dann auch, was zu einem Ende des Schulbetriebs führt.
Durch den Wechsel zwischen den verschiedenen Perspektiven bleibt das Buch immer abwechslungsreich und spannend.

Für historisch interessierte Leser*innen und natürlich für alle, die Urlaub auf einer Nordseeinsel machen. Sehr gerne empfohlen.

Signatur: SL
Schlagworte: Weimarer Republik | Pädagogik | Nordsee | Internat
Bewertung: +++
Rez.: Maike Linne

Nothomb, Amélie: Die Passion. Roman. Dt. von Brigitte Große. Zürich: Diogenes 2022. 123 S. ; 18 cm. Aus d. Franz. ISBN 978-3-257-24639-1, kart.: 12,00 €

Der Weg Jesu von der Gefangennahme bis zum Kreuz, seine Gedanken und Gefühle, literarisch verarbeitet.

Jesus wird der Prozess vor Pilatus gemacht. Die Nutznießer der Wunder des Mannes aus Galiläa klagen: Der nun sehende Blinde darüber, wie hässlich die Welt sei, Lazarus über den zurückgebliebenen Leichengeruch. Man folgt den Gedanken Jesu durch die Nacht, zum Kreuz und selbst darüber hinaus. Er blickt auf sein Leben zurück, auf seine Liebe zu Maria Magdalena, er denkt an das Weinwunder zu Kana, daran, wie Judas, der nie lügen konnte, zu ihnen kam. Je näher er seinem Tod kommt, desto mehr rechtet er mit Gott, seinem Vater. Der sei zwar die Liebe, weil er aber körperlos sei, könne er nicht lieben. Jesus hingegen weiß, dass er der „bestverkörperte“ Mensch ist, fähig zu unglaublicher Lust und unfassbarem Schmerz.Das „Siegertrio“ von Jesus ist Liebe, Tod und Durst. Der letzte Begriff ist erstaunlich: Durst öffnet das Tor zum Mystischen. Das Ende des Hungers ist Sattheit, aber für das Ende des Durstes gibt es kein Wort. Durst ist eine Lust, die das Begehren nicht mindert.

Das Buch tritt nicht in Konkurrenz zur Theologie, sondern eröffnet noch einen anderen, tiefen Zugang. Geeignet für Gesprächskreise oder zur theologischen Bereicherung.

Signatur: SL
Schlagworte: Passion | Jesus | Auferstehung | Liebe
Bewertung: +++
Rez.: Volker Dettmar

Rothmann, Ralf: Hotel der Schlaflosen. Erzählungen. Berlin: Suhrkamp 2021. 204 S. ; 19 cm. ISBN 978-3-518-47185-2, kart.: 12,00 €

Ralf Rothmann steigt mit seinem neusten Erzählband hinab in die Niederungen alles Menschlichen.

In elf Erzählungen beschreibt der Autor Angst als Naturgewalt der menschlichen Existenz. Ob sie geteilt wird oder allein erfahren, treibt sie die Menschen um, manchmal auch an. Viele der Geschichten lösen „ein leises Ziehen in der Herzgegend" aus, so auch der Titel der letzten Geschichte. Das Buch nimmt die Leser*innen mit an Orte, die niemand freiwillig betreten würde. Eine Autopanne in der Wüste mit nächtlichem Überfall, ein einsames Treppenhaus, in dem ein Kind schon vor der nächsten Prügelstrafe zittert, ein Spaziergang eines Jungen mit seinem Vater, bei dem beide plötzlich bedroht werden. Dieses Buch ist nicht nur finster. Manchmal ist die Angst wie ein Antriebsmotor, sich dem Leben zu stellen, den eigenen Kurs endlich selbst zu bestimmen. Beeindruckend ist die prägnante Sprache. Es gibt kein Wort zu viel. Jedes ist klug bedacht. Manches weggelassene Wort eröffnet eine Welt. Viele der Geschichten haben auch ein offenes Ende. Leser*innen können sie für sich weitererzählen.

Ein empfehlenswertes Buch für Gesprächsgruppen.

Signatur: SL
Schlagworte: Angst | Liebe | Erinnerungen | Seele
Bewertung: +++
Rez.: Christine Behler

Stamm, Peter: Wenn es dunkel wird. Erzählungen. Frankfurt am Main: Fischer TB 2022. 190 S. ; 19 cm. ISBN 978-3-596-03125-2, kart.: 13,00 € (Erscheint im Juli 2022 als TB)

Erzählt werden Alltagsgeschichten: liebevoll, verstörend, gespensterhaft, zart und fantastisch überraschend.

Georg steht kurz vor der Pensionierung, da passieren merkwürdige Dinge: Seine Kollegen übersehen ihn, die Kassiererin im Supermarkt bedient ihn nicht, eine Frau setzt sich im Bus beinahe auf ihn, Listen, die er in der Arbeit schreibt, liest niemand, seine Frau Hedwig frühstückt alleine und geht durch ihn durch. Als sie das Fenster öffnet, schwebt er schwerelos einfach davon. Eine Polizistin in den Schweizer Bergen wird durch Wanderer auf eine Frau aufmerksam gemacht, die sich mit ihren Kindern in einer einsamen Almhütte versteckt haben soll. Als sie der Sache nachgeht, wird sie mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert. Alltagssituationen sind der Ausgangspunkt aller elf Erzählungen, die sich dann von der Wirklichkeit entfernen, Einblicke in Träume, Sehnsüchte gewähren, die uns Lesende stark berühren. Die Menschen in diesen Geschichten verlassen ihre festen Lebenswege, Abzweigungen, Nebenplätze werden zu Möglichkeiten das Leben anders zu betrachten.

Geeignet für Literaturkreise und gut zum Vorlesen.  d

Signatur: SL
Schlagworte:
Erzählungen | Alltag | Beziehungen | Umbrüche
Bewertung: +++
Rez.:
Gesine Meerheimb

Sukegawa, Durian: Die Katzen von Shinjuku. Roman. Dt. von Sabine Mangold. Köln: DuMont 2022. 253 S. ; 19 cm. Aus d. Japan. ISBN 978-3-8321-6620-5, kart.: 12,00 €

Die Außenseiter Yama und Yume begegnen sich in einer schäbigen Bar. Die Liebe zu Katzen verbindet sie.

Shinjuku, ein Stadtviertel in Tokio Ende der Achtzigerjahre. Der glücklose Autor Yama trifft eines Abends in einer schäbigen Bar voller seltsamer Typen auf die Kellnerin Yume. Beide spüren, dass das Schicksal zu keinem von ihnen bislang gut war. Yama wird von seinem Chef schikaniert; Yume erträgt die Arbeit nur, weil sie immer Katzen um sich hat und ihre Gefühle in Gedichten ausdrücken kann. Sie lässt sich von Yama in ein baufälliges Hotel begleiten. Dort versorgt sie Straßenkatzen. Es kommt zu einem Kuss. Dann wendet sich das Blatt. Yama bekommt eine berufliche Chance, Yume muss wegen eines schweren Delikts ins Gefängnis. 25 Jahre später besucht Yume Yama in eben jener Bar und macht ihm ein ganz besonderes Geschenk. – Von Anfang an legt sich eine melancholische Stimmung über den poetischen Roman aus Japan, die auf den Leser überspringt. Es gibt vereinzelte Lichtblicke und auch der Schluss macht Hoffnung, trotzdem sollte man für dieses Buch der leisen Töne innerlich gewappnet sein.

Mittleren bis größeren Büchereien dann zu empfehlen, wenn Liebhaber japanischer Gegenwartsliteratur unter den Kunden sind.

Signatur: SL
Schlagworte: Japan | Katzen | Außenseiter
Bewertung: ++
Rez.: Martina Mattes

Wolff, Iris: Die Unschärfe der Welt. Roman. Stuttgart: Klett-Cotta 2021. 213 S. ; 20 cm. ISBN 978-3-608-98486-6, kart.: 11,00 €

Banat ist nicht Rumänien. Es ist eine Kulturlandschaft, die voller Geschichten steckt. Iris Wolff findet und liebt sie.

Welch ein Geschenk! Offenbar hat uns da Siebenbürgen, die alte Heimat großer Dichter und Dichterinnen, ein Geschenk gemacht: eine Erzählerin voller Feinsinn und Verstand, die mit sprachlicher Sicherheit und Präzision die Geschichten nacherzählt, die ihr der Wind zuflüstert und deren Tiefe sie von Daheim mitgebracht hat. Nicht nur die Sprache ist überwältigend, auch die Menschlichkeit. Und es ist so mild, dass es nur ein totes Kind gibt und sich sonst alle Unglücke, in die andere Autorinnen tappen würden wie in Honignäpfchen, nicht ereignen, sondern das Gute überwiegt und die Liebe siegt. Danke! Jede Person, der die Autorin Wort und Herz leiht, wächst der Leserin an dasselbe und am Ende heule ich wie ein Schlosshund, als das kleine Mädchen an der Hand ihrer Mutter in der Tür steht. Das müssen Sie lesen! Sogar das im westlichen Kontext gern ausufernd ausgeschlachtete Phänomen der Securitate wird in solcher Klarheit entlarvt, dass es durch Mark und Bein geht und im Kopf haften bleibt.

Für viele Lesende ein Geschenk! Für Literaturgottesdienst und Lesekreis sehr gut geeignet.

Signatur: SL
Schlagworte:
Liebe | Vertrauen | Mut < Rumänien
Bewertung: +++
Rez.: Christiane Thiel