Tod und Trauer 2022

Früher oder später müssen wir alle gehen, das eint uns Menschen. So unterschiedlich wir auch sein mögen. Und dass dem so ist, macht das Leben umso lebenswerter und kostbarer. Wie aber mit dem Tod umgehen, wie ihm  begegnen und wohin mit der Trauer? Unsere Auswahl zu Tod und Trauer bietet Orientierung und Anhaltspunkte.

Erzählendes für Kinder und Jugendliche

Für Opa scheint jetzt immer die Sonne. Katja Reider. Ill. von Malin Hörl. Münster: Coppenrath 2022. O. Pag. : überw. Ill. ; 26 cm. ISBN 978-3-649-63484-3, geb.: 16,00 €

Ein schönes Bilderbuch über Abschied, Erinnerungen und Hoffnung.

Mia verbringt gerne Zeit mit ihrem Opa. Sein Garten ist ein gemeinsamer Lieblingsort der beiden. Dort gärtnern sie zusammen, was Opa sehr stolz macht und wichtige Zeit für Mia darstellt. Als Opa ins Altersheim geht überlässt er seinen Garten in Mias kleine Hände, denn er vertraut darauf, dass sie sich gut um seine Blumen kümmert. Opa geht es jedoch nach und nach schlechter. Schließlich stirbt er, für Mia ganz plötzlich. Sie ist sehr traurig, doch die Erinnerungen an ihren Opa trösten sie. Und der Garten hilft ihr dabei, diese Erinnerungen aufrecht zu erhalten.

Dieses sehr anschaulich bebilderte Kinderbuch kann eine große Hilfe dabei sein, auch mit kleineren Kindern über die Themen Tod, Sterben und Trauer zu sprechen. 

Signatur: Jm 1
Schlagworte: Tod | Trauer
Bewertung: +++
Rez.: Julia Brede

Ganz schön traurig. Mit Herkules und Yoda im Herzen. Ayse Bosse. Ill. von Andreas Klammt. Hamburg: Carlsen 2022. O. Pag. : überw. Ill. ; 26 cm. ISBN 978-551-52137-8, geb.: 14,00 €

Einfühlsames Bilderbuch zum Thema Tod eines Haustiers.

Der Tod eines geliebten Haustieres ist für Kinder nur schwer zu verkraften. Bücher zu diesem Thema können dann hilfreich sein, um den Verlust zu verarbeiten. Ein gut einsetzbares Bilderbuch ist Ayse Bosse hier gelungen, ausdrucksstark und eng am Text großflächig bebildert von Andreas Klammt.Erzähler ist der 9-jährige Björn, der mit seinen Eltern und dem Bruder Maik - ein besonderes Kind, "dessen Leben langsamer geht" als das der restlichen Familie - an der Nordsee wohnt. Er liebt sein Kaninchen Yoda sehr, das eines Tages tot in seinem Käfig liegt. Björn trauert, will am liebsten alleine sein und auch kein Ersatztier haben. Maik jedoch verliebt sich in ein totkrankes Meerschweinchen, das nur kurz zu einem Teil der Familie wird. Trotz ihrer Trauer geht das Leben mit Hilfe von Trauerritualen für die beiden Jungs harmonisch weiter.Den Abschluss des gelungenen Bilderbuches bildet die Aufzählung verschiedener Arten zu trauern. Das Buch macht deutlich, dass jeder anders trauert und auch das Recht dazu hat und vermittelt Kindern Möglichkeiten, mit ihrer Trauer umzugehen.

Gut anlassbezogen einsetzbar in Familie und Kita als Gesprächsgrundlage und zur Trauerbewältigung für Kinder ab 4 Jahren.

Signatur: Jm 1
Schlagworte: Tod | Haustier | Trauer | Verlust
Bewertung: ++
Rez.: Gabriele Güterbock-Rottkord

Ein Garten für uns. Zoë Tucker. Ill. von Julianna Swaney. Dt. von Anna Schaub. Zürich: Nord-Süd Verl. 2022. O. Pag. : überw. Ill. ; 29 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-314-10589-0, geb.: 15,00 €

Als die ältere Freundin verstirbt, gibt die Erinnerung an die gemeinsame Gartenarbeit dem kleinen Mädchen Trost.

Im Frühling sät die kleine Ich-Erzählerin zusammen mit einer alten Frau (woher die beiden sich kennen, bleibt offen) Samen im Gemeinschaftsgarten zwischen hohen Häusern aus. Das Warten, die Pflege, das Wachsen und Gedeihen erleben sie gemeinsam als etwas Wunderbares und freuen sich an Sonnenblumen, Lavendel, Zucchini und Tomaten. Zur Zeit der Ernte wird zusammen gepflückt und gekocht, dann in froher Runde gegessen und erzählt. Schließlich sehen wir das Mädchen am Bett der Freundin. Darauf sind Blumen ausgebreitet, deren Samen die beiden sorgfältig aufbewahren. "Du bist fort", heißt es dann nur, als das Kind vor winterlichen Beeten mit schwarzer Erde steht. Auf den nächsten Bildern ist die alte Frau nicht mehr zu sehen. Im Frühling sät das Mädchen wieder aus und spürt, als sich das erste Grün zeigt, die Gegenwart der Freundin.Die vielfach in Rottönen gehaltenen Bilder zeigen die Gemeinschaft im Garten mit Pflanzen und Tieren, das Werden und Vergehen und die liebevolle Verbundenheit der beiden Freundinnen. Über den Grund des "Fortgehens" sollte beim Vorlesen gesprochen werden.

Zum Vorlesen (vielleicht die Oma der Enkelin?) ab 4, oder als Gesprächsanregung im Senior*innenkreis (was will ich wem weitergeben aus der "Ernte" meines Lebens?).

Signatur: Jm 1
Schlagworte: Garten | Tod | Ernte | Generationen
Bewertung: ++
Rez.: Griet Petersen

Lies, Brian: So groß wie der Himmel. Dt. von Anna Klein. Wuppertal: Peter Hammer 2022. O. Pag. : überw. Ill. ; 24 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-7795-0685-0, geb.: 18,00 €

Ein Bilderbuch, das geschickt eine Freundschaftsgeschichte mit den Themen Verlust und Neuanfang verbindet.

Das Bilderbuch startet mit einer Freundschaftsgeschichte zwischen Eddie - dargestellt als rotbrauner Fuchs in Latzhose - und seinem kleinen Hund. Beide sind unzertrennlich bei Arbeit, Abenteuer, Spiel und Spaß. Am liebsten halten sie sich im Garten auf, um zu pflanzen und zu ernten. Doch eines Tages liegt der Hund tot im Körbchen. Nun beginnt für Eddie eine schwere, traurige Zeit, „nichts war mehr wie zuvor". Den blühenden Garten verwandelt Eddie in einen traurigen, düsteren Ort. Bis durch den Zaun hindurch eine Kürbispflanze ihre Blätter ausstreckt und eine Zeit der Hoffnung anbricht.Erzählt wird die Geschichte in kurzen Textpassagen mit farbenfrohen Bildern in Klein- und Großformat. Im ersten Teil leuchten die Farben, alles ist harmonisch und wunderschön. Mit dem Tod des Hundes werden die Farben gedämpft, selbst der Himmel ist nicht mehr blau sondern grau. Mit dem riesigen, orangeroten Kürbis kommt dann wieder Farbe ins Spiel.Dem Autor ist so ein berührendes Bilderbuch gelungen, das nicht mit dem Trauerprozeß endet, sondern darüber hinausweist in eine hoffnungsfrohe Zukunft.

Gut einsetzbar in der Familie und in Kindertagesstätten zum Thema „Tod und Trauer" mit einem Ende voller Hoffnung.

Signatur: Jm 1
Schlagworte: Freundschaft | Tod | Trauer | Hoffnung
Bewertung: +++
Rez.: Gabriele Güterbock-Rottkord

Opa hat seinen Hut vergessen. Elena Berz. Ill. von Marine Ludin. Düsseldorf: Windy Verl. 2022. O. Pag. : überw. Ill. ; 29 cm. ISBN 978-3-948417-23-9, geb.: 16,00 €

Ida liebt ihren Opa Heinz sehr und verbringt jeden Donnerstag mit ihm. Doch plötzlich ist nichts mehr so, wie es war.

Jeden Donnerstag wird Ida von Opa Heinz im Kindergarten abgeholt und sie verbringen den Tag miteinander. Am liebsten gehen sie auf den Spielplatz und schaukeln dort zusammen bis hinauf zu den Wolken oder bis Opas Hut vom Kopf fliegt. Opa trägt immer einen Hut oder einen andere Kopfbedeckung, denn er hat keine Haare mehr auf dem Kopf. Doch eines Tages ist das alles ganz plötzlich vorbei, denn Opa ist gestorben. Was bleibt, ist nur sein Hut und die vielen schönen Erinnerungen. Elena Berz nähert sich in ihrem Buch einfühlsam und für Kinder gut verständlich dem Thema „Tod" und was passiert, wenn ein geliebter Mensch stirbt. Sie greift unterschiedliche Arten der Trauer auf, zeigt dass Kinder in dieser Situation nicht alleine gelassen werden und beantwortet einige Fragen die Kinder bei diesem Thema beschäftigt. Die ansprechenden und ausdrucksvollen Aquarell-Illustrationen von Marine Ludin nehmen der Thematik die Schwere und begleiten Kinder und Erwachsene behutsam durch die Geschichte.

Ein wundervolles Buch das mit behutsamen Worten Kinder ab 4 Jahren durch ihre Trauer begleitet. Ich empfehle es für Kindertagesstätten, Büchereien, ebenso für den Gebrauch zu Hause. 

Signatur: Jm 1
Schlagworte: Tod | Trauer | Trauerarbeit | Verlust
Bewertung: +++
Rez.: Barbara Hildenbrand

Eine Tüte voll Papa. Marion Hübinger. Ill. von Sonia Eliashvili. München: Susanne Rieder Verl. 2022. O. Pag. : überw. Ill. ; 29 cm. ISBN 978-3-948410-40-7, geb.: 14,00 €

Ein Bilderbuch das mit dem Tod konfroniert und Gesprächsanlässe erschafft.

Wie schön es ist Rituale zu haben. Rituale geben Sicherheit, sorgen für Geborgenheit und Halt im Leben. Wie schlimm muss es sein, wenn ein wichtiges vertrautes Ritual plötzlich nicht mehr möglich ist? Wie schrecklich ist es, wenn die geliebte Person, mit der man das Ritual pflegte, nicht mehr da ist? Genau das geschieht dem kleinen Mädchen im Buch. Als ihr Papa nicht nur immer schwächer wird sondern schließlich stirbt, gibt es auch das schöne Vater-Tochter-Ritual der beiden nicht mehr. Statt samstags in die Bäckerei zu gehen und Zuckerkringel zu kaufen, versteckt sich das kleine Mädchen im Schrank und fragt sich, wo ihr Papa nun ist. Dieses Bilderbuch mit wenig Text und schön gestalteten Bildern eröffnet Anlässe, um mit Kindern auch in jungen Jahren über Sterben, Tod und Trauer zu sprechen. Es bietet viel Spielraum für eigene Gedanken und Gefühle.

Dieses Buch bietet die Chance mit jüngeren Kindern über diese traumatische Situation ins Gespräch zu kommen.

Signatur: Jm 1
Schlagworte: Tod | Trauer
Bewertung: +++
Rez.: Julia Brede

Slegers, Marlies: 16 x zum Himmel und zurück. Dt. von Andrea Klluitmann. Hamburg: Dressler 2022. 238 S. ; 22 cm. Aus d. Niederländ. ISBN 978-3-7513-0030-8, geb.: 15,00 €

Ein Buch über einen Jungen, der mit dem Verlust des Vaters leben muss und über einen Vater, der sich mehr Zeit wünschte.

„Ich habe auch keine Angst, aber ich finde Sterben total blöd, weil es einem das Leben verdirbt." Pelle fühlt sich, als sei sein Leben verdorben. Als sei sein Zuhause ergraut, nicht nur die Haare seiner Mutter, und alles unter einer Dunstwolke begraben. Seit einem Jahr ist sein Vater tot und seitdem hat Pelle viele Dinge gelernt, auf die er gerne verzichtet hätte. Wie lange dauert Trauern und wird dann alles irgendwann besser?
Dass ausgerechnet sein Vater dafür sorgen würde Pelles Leben wieder interessant zu machen, hätte Pelle nicht vermutet. Doch als seine Mutter ihm einen Schuhkarton mit sechzehn Briefen seines Vaters übergibt, geschehen plötzlich lauter merkwürdige Begebenheiten. Zunächst ist Pelle enttäuscht, dass sich die Briefe in Wahrheit als Zettel mit kurzen Nachrichten entpuppen. Doch diese sind nachdrücklich und begleiten Pelle von nun an auf seinem Weg des Erwachsenwerdens.

Ein Kinderbuch, das aber auch Erwachsenen die Augen öffnen kann. Was soll von mir bleiben, wenn ich gehe? Was möchte ich meinen Kindern noch mitgeben?

Signatur: Ju 2 | Ju 3
Schlagworte: Trauer | Tod | Verlust | Trauerrituale
Bewertung: +++
Rez.: Julia Brede

Hussey, William: Letztendlich waren wir auch nur verliebt. Roman. Dt. von Alexandra Rak. München: Dt. Taschenbuch Verl. 2022. 314 S. ; 21 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-423-74080-7, kt.: 15,00 €

Wer hat Dylan aus dem versinkenden Unfallauto gerettet, seinen Freund Ellis aber - womöglich bewusst - sterben lassen?

Ich klappe das Buch zu und hole erstmal tief Luft. Was für ein Parforceritt, diese queere Liebesgeschichte zwischen dem eher unscheinbaren Dylan und dem extrovertierten Ellis! Ganz dicht dran an Dylan, wird man emotional hin- und hergeworfen zwischen der kürzlichen, alles verändernden Verliebtheit und der gegenwärtigen wütenden Trauer. Bedrückend der erwartete, detailliert geschilderte Unfall; kaum zu ertragen die Szene, in der Dylan am offenen Sarg Abschied nimmt von Ellis. Dylans besessene Suche nach der Wahrheit um den Unfall lässt kaum ein Trauma oder Drama aus: Verrat, Eifersucht, Gewalt, Drogen, Zerwürfnisse, Doppelmoral, Vergewaltigung, Krebserkrankung und natürlich Homosexualität und Coming Out, Tod und Trauer. Und dennoch ist nichts zu dick aufgetragen, all dem Schweren steht viel Schönes und Federleichtes gegenüber. Die Wahrheit tut hier oft richtig weh, aber getragen vom Füreinander-Einstehen schafft man es gemeinsam mit Dylan, nicht in einem emotionalen Loch zu versinken.

Ein beeindruckend modernes, intensives Buch über und für die Zeit der Ablösung von den Eltern. Die Themen sind fordernd und stellen die emotionale Stabilität auf die Probe. Ein Buch, das tief berührt!

Signatur: Ju 3
Schlagworte: Coming Out | Tod | Trauer | Liebe
Bewertung: +++
Rez.: Katja Henkel

Kohm, Matthias: Ewig braucht doch keiner. Roman. Zürich: Atrium 2022. 377 S. ; 22 cm. ISBN 978-3-03880-057-6, geb.: 16,00 €

In der Krebs-Reha treffen sechs junge Menschen aufeinander und gründen eine Bande, um den Tod abzuschaffen.

Meyer, Tischlerlehrling und Ich-Erzähler, steht kurz vor seinem achtzehnten Geburtstag. Er trägt stets eine Mütze auf dem Kopf, denn durch die Chemo wachsen seine Haare nur noch in einzelnen Büscheln nach. Bereits wenige Tage nach seiner Ankunft in der Klinik macht er die Bekanntschaft von Adrian, dem Meisterdenker, der mit einem Aushang für die Idee, eine neue Religion zu gründen, wirbt. Neben den beiden lassen sich dafür noch Benno mit der großen Klappe begeistern, die meist schweigende Ioanna, die stark geschminkte Natascha, und Johanna, in die sich Meyer nicht nur wegen ihrer tiefbraunen Augen umgehend verliebt. Alle sechs sind oder waren todkrank und es ist fraglich, ob sie die Reha jemals lebend verlassen werden. Sie bilden fortan eine fragile Gemeinschaft, in der gestritten, geliebt, verletzt und gelacht wird. Protagonist Meyer erzählt sehr umgangssprachlich über die gemeinsame Suche nach einer neuen Religion, den tristen Klinikalltag, trauernde Angehörige und seine erste Liebe.

Teilweise wirkt der Schreibstil gewollt jugendlich, wodurch Natürlichkeit und Authentizität verloren gehen. Trotzdem ein besonderes Buch über Krankheit, Freundschaft und Religion.

Signatur: Ju 3
Schlagworte: Tod | Erste Liebe | Religion | Trauer
Bewertung: ++
Rez.: Heike Nickel-Berg

Lewinsky, Micha: Holly im Himmel. Ill. von Lawrence Grimm. Zürich: Diogenes 2022. 286 S. : Ill. ; 20 cm. ISBN 978-3-257-01306-1, kt.: 14,00 €

Abenteuerlicher Fantasie-Jugendroman über das Leben nach dem Tod.

Holly stirbt, kommt in den Himmel und erlebt dort Erstaunliches. Insbesondere lernt sie Frida kennen und will mit ihr zusammen Engel werden, um so auf die Erde zurückreisen zu können, was der oberste Engel verhindern möchte. Ein Abenteuer beginnt ...
Micha Lewinsky ist es gelungen, eine kluge, spannungsreiche, überraschende, fantasievolle und lebensbejahende Geschichte mit Bezug zu ernsten Themen wie Trennung der Eltern, Depression und Tod zu gestalten. In die heitere und kurzweilige Erzählung von Hollys „himmlischen" Erlebnissen sind sehr eindrücklich und anschaulich der Trauerprozess der Mutter um Holly sowie Hollys Erkenntnisse zur Depression des Vaters, zur Trennung der Eltern und zum Umgang mit dem neuen Partner der Mutter eingeflochten. Ein weiterer Erzählstrang, der mit Frida zusammenhängt, handelt von den Bedingungen und Zuständen in Waisenhäusern in früheren Zeiten. Ein sehr unterhaltsamer und inhaltsreicher, amüsanter und zum Nachdenken anregender Jugendroman!

Allen Büchereien für Jugendliche und deren Begleitpersonen sehr zu empfehlen.

Signatur: Ju 3
Schlagworte: Jenseits | Tod | Trauer | Trennung
Bewertung: +++
Rez.: Anne Rank

Sprinz, Sarah: In unserem Universum sind wir unendlich. Stuttgart: Thienemann 2022. 427 S. ; 22 cm. ISBN 978-3-522-20278-7, geb.: 16,00 €

Ansel und Emil lernen sich auf der Intensivstation kennen und lieben. Doch Emil ist todkrank.

Ansel möchte Medizin studieren und absolviert ein Praktikum auf der Intensivstation. Nicht unbedingt der Ort, an dem man die Liebe seines Lebens vermutet. Doch dann kommt Emil aus dem OP - sterbenskrank und unheilbar. Nicht unbedingt der Zustand, in dem man über die Liebe seines Lebens nachdenkt. Doch dann schauen sich die beiden jungen Männer in die Augen, und die Liebe ihres Lebens schlägt die ersten Funken. Es beginnt die schönste Zeit ihrer beiden Leben und gleichzeitig schwebt Emils Diagnose stetig darüber. Während Ansel durch Emil lernt, wie er zu sich und seiner Liebe stehen kann, ermöglich Ansel es Emil, sich seine letzten Wünsche zu erfüllen. Auch wenn man von Beginn an ahnt, dass es kein Happy End geben kann, fiebert man mit den beiden, hofft und bangt und trauert am Ende um ein viel zu kurzes Leben und eine tragisch-schöne Liebe.

Eine der schönsten, tragischsten und romantischsten Liebesgeschichten, die zeigt, wie ungerecht der Tod ist.

Signatur: Ju 3
Schlagworte: Tod | Trauer | Liebe
Bewertung: +++
Rez.: Julia Brede

Erzählendes für Erwachsene

Der Atem. Eine Entscheidung. Graphic Novel. Thomas Bernhard. Ill. von Lukas Kummer. Salzburg: Residenz 2021. 108 S. : überw. Ill. ; 25 cm. ISBN 978-3-7017-1746-0, geb.: 22,00 €

Graphic Novel zu Thomas Bernhard über eine schwere Erkrankung.

Der österreichische Illustrator gibt mit einfachen Schwarz-Weiß-Zeichnungen, die öfter leicht variiert werden, eindrücklich die Eintönigkeit der langen Krankenhausaufenthalte und die deprimierte Grundstimmung der Hauptfigur wieder. Der 18Jährige wird mit einer verschleppten nassen Rippenfellentzündung eingeliefert, wo er lange zwischen Tod und Leben schwebt. Aufgemuntert wird er durch seinen Großvater, der allerdings während seines Aufenthaltes stirbt. Doch inmitten der Sterbenden stärkt sich der Überlebenswille des jungen Mannes. Schließlich wird er in ein Erholungsheim entlassen, bekommt dort aber eine Lungenkrankheit, was zu einem Aufenthalt in einer Lungenheilstätte führt.Bild und Text bilden eine überzeugende Einheit, die den Intentionen Bernhards gerecht wird. Zwar mag der Band gelegentlich deprimierend wirken, doch am Ende siegt der Überlebenswille.  

Ein beeindruckender Band, der sich wohl auch für eine Krankenhausbibliothek eignet. Empfohlen.

Signatur: SL | Bb
Schlagworte: Graphic Novel | Krankenhaus | Sterben | Überlebenswille
Bewertung: ++
Rez.: Peter Bräunlein

Barbery, Muriel: Eine Rose allein. Roman. Dt. von Norma Cassau. Berlin: List 2022. 204 S. ; 20 cm. Aus d. Franz.ISBN 978-3-471-36046-0, geb.: 19,99 €

Auf der - widerwilligen - Auseinandersetzung mit den eigenen Wurzeln findet Rose ihr Leben.

Rose hat mit ihren vierzig Jahren das Gefühl, noch gar nicht richtig gelebt zu haben. Als Botanikerin kennt sie Blumen, aber sie betrachtet sie nicht; nichts dringt zu ihr durch, nichts kann sie berühren. Sie ist einsam, hat viel Leid erfahren. „Leben tut weh", sagte Rose. „Etwas Gutes ist dem Schmerz nicht abzugewinnen." Ein unerwarteter Anruf reist sie aus ihrem Alltag: Sie soll für die Testamentseröffnung ihres Vaters nach Kyoto fliegen. Als sie widerwillig zustimmt, ahnt sie nicht, wie sehr das fremde Land mit seinen Tempeln und Zen-Gärten sie aufwühlen wird. Auf der Reise zu ihren Wurzeln begegnet sie Paul, der ebenfalls mit seiner Trauer zu kämpfen hat. Die beiden nähern sich an „Sie kamen zum Haus, und Paul verabschiedete sich vor der Schiebetür. Sie hätte ihn gerne zurückgehalten, er machte einen Schritt nach hinten, lächelte sie an. Der Mond verschwand hinter einer Wolke, sie sah ihn nicht mehr, hörte, wie er das kleine Tor schloss und sich in seinem ruhigen und zugleich brüchigen Schritt entfernte.“ „Eine Rose allein“ ist ein stiller, leiser, poetischer Roman.

Ein stilles, berührendes Buch über Trauer und Glück, das zum Nachdenken anregt.

Signatur: SL
Schlagworte:
Trauer | Frau | Japan
Bewertung: ++
Rez.:
Christine Stockstrom

Kühnel, Miku Sophie: Triskele. Roman. Frankfurt am Main: S. Fischer 2022. 269 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-10-397111-8, geb.: 23,00 €

Ein Trauerjahr und drei Schwestern aus drei Generationen.

Was bleibt, wenn die eigene Mutter sich das Leben nimmt? Mit dieser Frage werden die drei Schwestern Mercedes, Mira und Matea konfrontiert. Jeweils ein Jahrzehnt trennt die Schwestern voneinander und jede hat eine ganz eigene Version der Mutter erlebt. Die Schwestern treffen sich, um Abschied zu nehmen und versuchen herauszufinden, was sie außer der gemeinsamen Mutter verbindet. Mercedes, die Älteste, nimmt die erst 16-jährige Matea und die alte Katze mit nach Berlin. Mit der Trauer geht jede Schwester anders um und so bleiben Konflikte, Schmerz, Wut und Enttäuschung aufeinander und auf die Mutter nicht aus. Sie arbeiten sich aneinander und an der Mutter ab, mal wild und wütend, Mal ironisch und voller Melancholie. Miku Sophie Kühmel ist ein kraftvoller und doch behutsamer Roman über Trauer, Schmerz, Frausein und Schwesternschaft gelungen. Sie beleuchtet klug und fast schmerzhaft nah mit großer Leichtigkeit das komplexe Beziehungsgeflecht der drei Schwestern und begleitet sie im Erinnern, Suchen und gegenseitigem Entdecken.

Ein sehr berührender Roman für alle Leser*innen die Freude an großartigen Nahaufnahmen der Protagonistinnen haben und sich auf die Themen Tod und Trauer einlassen möchten. 

Signatur: SL
Schlagworte:
Familie | Tod | Abschied | Schwestern
Bewertung: +++
Rez.:
Susanne Hartmaier

Sachbücher für Erwachsene

Slupetzky, Stefan: Nichts als Gutes. Grabreden. Wien: Picus 2021. 158 S. ; 20 cm. ISBN 978-3-7117-2111-2, geb.: 20,00 €

16 fiktive Grabreden der besonderen Art.

„Grabreden sind eine literarisch vernachlässigte Kurzform des biographischen Erzählens“: Slupetzky widmet sich mit seinem Buch „Nichts als Gutes" dieser Gattung auf besondere Weise, indem er 16 Grabreden für fiktive Personen schreibt. Immer stellt er der Rede ein kurzes Vorwort, eine Einführung, voran, damit man sich besser in die Situation hineinversetzen kann. Über Tote, heißt es, soll man nichts als Gutes sagen. Slupetzkys pointierte und hintergründige Grabreden halten sich nicht an diese Regel. Sie erzählen ebenso viel über die Verstorbenen wie über die Redner selbst und am Ende meint man, diese fiktiven Person zu kennen oder wünscht sich, sie gekannt zu haben. Der Autor erschafft mit außergewöhnlichem Gespür für jede Rede eine entsprechende sprachliche Aura – mal still berührend, mal polternd, mal überraschend, jedoch stets menschlich. Einige Grabreden haben mich schmunzeln lassen, wieder andere haben mich sehr bewegt. Immer jedoch trifft der Autor den „richtigen“ Ton.

Ein wundervoll lebendiges Buch, das zum Schmunzeln und zum Nachdenken anregt. Sehr empfehlenswert!

Signatur: Bb
Schlagworte:
Grabrede | Biografie | Lebensgeschichte | Tod und Leben
Bewertung: +++
Rez.:
Christine Stockstrom

Büdenbender, Elke u. Nagel, Eckhard: Der Tod ist mir nicht unvertraut. Berlin: Ullstein 2022. 224 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-550-20211-7, geb.: 24,00 €

Nachdenken über das Sterben und den Tod.

Elke Büdenbinder, Juristin und Frau des Bundespräsidenten und Eckhard Nagel, Transplantationsmediziner, Theologe und Philosoph, verbindet eine tiefe Freundschaft. Sie unterhalten sich über das Leben und das Sterben. Der persönliche Hintergrund: Elke Büdenbinder lebt seit über 11 Jahren mit einer transplantierten Niere, Eckhard Nagel hat zwei verstorbene Kinder. Diese persönlichen Erlebnisse kombiniert mit ihren beruflichen Hintergründen, angereichert auch durch ihren persönlichen Glauben und die Offenheit machen diese Gespräche zu etwas Besonderem. Es geht um die eigene Einstellung zu Leben und Tod, Selbstbestimmheit, Umgang mit Sterbenden, gesellschaftliche Entwicklungen, Würde und Schmerz, Trauer, Glaube und die Fragen nach Ritualen - immer im Kontext eigener Erlebnisse und gesellschaftspolitischer Herausforderungen. Sehr empfehlenswert für alle, die das Sterben und den Tod, unsere Endlichkeit ins Leben einbeziehen wollen.

Sehr geeignet für Gesprächs-, Hospiz- und Gemeindekreise, für öffentliche Diskussionen und persönliche Auseinanderetzung.

Signatur: Fd | Pa 3
Schlagworte:
Tod | Trauer | Würde | Selbstbestimmtheit
Bewertung: +++
Rez.:
Christine Stockstrom

Horvilleur, Delphine: Mit den Toten leben. Dt. von Nicola Denis. München: Hanser Berlin 2022. 181 S. ; 21 cm. Aus d. Franz. ISBN 978-3-446-27229-3, geb.: 22,00 €

Eine Rabbinerin berichtet über den Tod und feiert darin das Leben.

Delphine Horvilleur begleitet Trauernde, Hinterbliebene und Tote bei ihrem letzten Gang, der Trauerfeier. Als Rabbinerin findet sie die passenden Worte des Trostes und kann sich empathisch auf die oft tragischen Situationen einlassen. Die Unbegreiflichkeit des Todes lässt sich kaum in Worte fassen, doch Delphine Horvilleur beschreibt auch dies treffend. Sie gibt einen großen Einblick in ihre Arbeit und ihre gesammelten Erfahrungen. Diese sind vielfältig, vom Verlust eines Partners, eines Elterteils bis hin zum Verlust eines Kindes und dem darauf folgenden Umgang der Familie.

Dieses Buch regt zum Nachdenken an und beschreibt Situationen, in die keiner kommen möchte, in denen man sich im Ernstfall aber eine Begleitung wie Delphine Horvilleur wünscht. 

Signatur: Fd
Schlagworte: Tod | Trauer
Bewertung: +++
Rez: Julia Brede

Krautgartner, Brigitte: Hinter den Wolken ist es hell. Von Krankheit und Abschied und dem Glück des Neubeginns. Innsbruck: Tyrolia 2021. 165 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-7022-3967-1, geb.: 19,95 €

Brigitte Krautgartner lässt die Leser sehr tief in ihre Geschichte von Krankheit und Abschied einblicken.

Brigitte Krautgartners Partner erhält die Diagnose Krebs. Dieser hat bereits gestreut und es ist klar, dass man auf Heilung nicht mehr hoffen kann. Die Autorin beschreibt wie sie und ihr Partner mit der Diagnose umgegangen sind, welche Hilfe sie in Anspruch genommen haben und wie wichtig es ist, sich nicht selbst zu vergessen. Den Zwiespalt, trotz der alltagsbestimmenden Krankheit sein Leben auch mit den positiven Facetten weiterzuleben, zeigt Krautgartner sehr anschaulich auf. "Von Krankheit und Abschied und dem Glück des Neubeginns" lautet der Untertitel und beschreibt damit sehr gut, welche Themen aus Sicht der Autorin eindrucksvoll behandelt werden. Trauernde Leser sollten bereit sein, sich mit dem Leben ohne den Verstorbenen auseinandersetzen zu wollen, um in diesem Buch einen Gewinn zu erkennen.

Dieses Buch braucht den Mut, sich mit Sterben, Tod und Trauer befassen zu wollen. 

Signatur: Fd | Bb
Schlagworte: Trauer | Tod | Krankheit
Bewertung: +++
Rez.: Julia Brede

Weingardt, Beate Maria: Wer das Leben liebt, darf den Tod nicht fürchten. Frieden finden mit der eigenen Endlichkeit. Stuttgart: camino 2021. 216 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-96157-162-8, geb.: 19,95 €

Leben lernen und sich aussöhnen mit der eigenen Sterblichkeit.

Die ev. Theologin und Psychologin Beate Weingardt fragt in diesem Buch „Wie gehen wir mit dem Tod und der eigenen Endlichkeit um?“ Der Umgang damit fällt vielen schwer. Doch sie beschreibt, dass durch die Auseinandersetzung damit viel für das eigene Leben gewonnen werden kann. In 9 Kapiteln nähert sie sich dem Thema durch Gedanken zum „Vertrauen“ oder durch Erfahrungen mit dem Tod in der Geschichte. Außerdem widmet sie sich dem Thema, wenn Kinder und Jugendliche wissen, dass sie sterben müssen und setzt sich sowohl mit Nahtoderfahrungen als auch Gedanken zum selbstbestimmten Sterben auseinander und der Angst vor der Begegnung mit sterbenden Menschen. Sie lädt ein, daraus Konsequenzen für die eigene Lebensgestaltung und den Umgang mit trauernden Menschen zu ziehen.

Das Buch bietet sich für eine Veranstaltungsreihe zum Thema „Eigene Sterblichkeit" in Gemeinde und hospizlichem Kontext an. 

Signatur: Fd | Cn
Schlagworte:
Tod | Endlichkeit | Trauer | Umgang mit Tod und Sterben
Bewertung: ++
Rez.:
Christine Stockstrom