Weltkrebstag 2021

Der Weltkrebstag findet jährlich am 4. Februar statt. Er hat zum Ziel, die Vorbeugung, Erforschung und Behandlung von Krebserkrankungen ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.

 

Für Kinder und Jugendliche

Meine mutige Piratenmama. Karine Surugue. Ill. von Rémi Saillard. Dt. von Anna Taube. Hamburg: Carlsen 2020. O. Pag. : überw. Ill. ; 24 cm. Aus d. Franz. ISBN 978-3-551-51314-4, geb.: 13,00 €

Mama hat Brustkrebs - auf einfühlsame Weise vermittelt dieses Bilderbuch zuversichtliche Erklärungen.

Die Mutter des jungen Protagonisten geht mehrfach über einen längeren Zeitraum als Piratin mit dem Schiff „Wagemut" auf die gefährliche Suche nach einer Schatzinsel. Dabei begegnet sie allerlei Gefahren durch Ungeheuer, muss schwierige Kämpfe bewältigen, die auch körperliche Spuren in Form von Narben (Operation der Brust), Haarverlust und Erschöpfung (Chemotherapie) hinterlassen. Bei schaukeligem Seegang wird ihr oft übel und sie hat keinen Appetit abends zuhause. Ein starkes Team begleitet sie (zeichnerisch wundervoll ist die Piratenmannschaft mit medizinischen Materialien wie Spritzen, Skalpellen und Kanonen aus denen Pillen abgefeuert werden, dargestellt). Am Ende findet die Mannschaft schließlich ihre Schatzinsel. Dieses Buch spricht in hervorragender Weise bildlich und textlich  unterschiedliche Ebenen (metaphorisch und metakognitiv) an, die je nach Alter und Interesse viel Freiraum für Gespräche über ein ernstes Thema leichter werden lassen. Wärmstens empfohlen!

Dieses Bilderbuch ist ab ca. 4 Jahren einsetzbar in Begleitung Erwachsener. Es ist bei sehr speziellem Themenbereich gerne den Krankenhausbüchereien empfohlen, auch bei anderen Krebserkrankungen von Angehörigen. 

Signatur: Jm 1
Schlagworte: Krankheit | Krebs
Bewertung: ++
Rez.: Ilka Lautner

Lotte und die Chemo-Männchen. Sonja Marschall. Ill. von Sonja Kurzbach. Ostfildern: Patmos 2019. 35 S. : überw. Ill. ; 24 cm. ISBN 978-3-8436-1182-4, geb.: 14,00 €

Wir begleiten Lotte von der Diagnose der Leukämie, über Chemotherapie und Komplikationen bis zur Heilung.

Die ca. 5jährige Lotte entdeckt blaue Flecken. Der Kinderarzt schickt sie ins Krankenhaus, verschiedene Untersuchungen u. a. eine Kurznarkose für eine Knochenmarksbiopsie müssen bewältigt werden, schließlich kommt die Behandlung mit den Chemo-Männchen, die als fleißige Bauarbeiter die Krebszellen abbauen. Auch von ihrem Freund Tyson ist die Rede, der mit den Strahlen-Männchen behandelt wird. Neben freudigen Erfahrungen erlebt Lotte auch Rückschläge wie eine Infektion, Haarverlust und die schweren Erkrankungen anderer Kinder. Das Thema Tod bleibt nicht ausgespart. Die Sorge und Traurigkeit der Eltern kann umschlagen in Freude bei einem großen Fest zu Lottes Heilung. Die Autorin bleibt in der Sprache kindgerecht auch bei schwierigen medizinischen Zusammenhängen oder Gefühlen. Die einfühlsame und ermutigende Sprache zeigt sich ebenfalls in der farbigen Bebilderung. Dabei stehen glücklicherweise die Perspektive und die Gefühlswelt der Kinder im Vordergrund.      

Dieses Buch ist sehr empfehlenswert, wo das Thema in der Lebenswelt der Kinder präsent ist. Der große Textumfang ist erst ab ca. 7 Jahren sinnvoll, aber die Bebilderung lässt sich gut gemeinsam mit einem Erwachsenen angucken.

Signatur: Ju 1
Schlagworte: Krankheit | Krebs
Bewertung: ++
Rez.: Ilka Lautner

Angel, Frauke: Das tut weh und ist schön. Wien: Jungbrunnen 2020. 167 S. ; 22 cm. ISBN 978-3-7026-5941-7, geb.: 15,00 €

Zwei Kinder durchleben zusammen die Krebserkrankungen ihrer Mütter.

Hedis Mutter, elfenhaft und ihr großes Vorbild, erkrankt an Brustkrebs. Das Leben der Zehnjährigen wird damit von heute auf morgen vollends auf den Kopf gestellt. Richard ist vierzehn und kennt sich seit drei Jahren auf der Krebsstation bestens aus. Denn auch seine Mutter hat Brustkrebs. Richard ist an ihrer Seite, Tag für Tag. Für ihn gibt es nur die Schule und das Krankenhaus. Anders als Hedi, die ihren Vater, ihre Großmutter und viele Freunde ihrer Eltern um sich hat, ist Richard mit seiner Mutter alleine. Doch in Hedis Familie findet er ein zweites Zuhause. Und das kleine Mädchen, mit ihrer forschen Art, begeistert Richard auf eine ganz neue Weise. Sie ist bereit, mit ihm zusammen den letzten Wunsch seiner Mutter zu erfüllen - auf der Hochzeit ihres Sohnes mit dem Bräutigam tanzen. Zusammen stürzen sich die beiden Kinder in ihre eigenen Hochzeitsvorbereitungen. Aber der Tod fragt nicht danach, wann man bereit für ihn ist!

Das Buch beleuchtet die Krebserkrankungen der Mütter aus der Kinderperspektive und ermöglicht es so, sich deren Fragen zu nähern.

Signatur: Ju 2
Schlagworte: Krankheit | Kindheit | Trauer | Tod
Bewertung: +++
Rez.: Julia Brede

Nilsson, Moni: So viel Liebe. Dt. von Angelika Kutsch. Hamburg: Carlsen 2020. 125 S. ; 21 cm. Aus d. Schwed. ISBN 978-3-551-55392-8, geb.: 12,00 €

Eine Familie muss lernen, mit der Krebsdiagnose der Mutter zu leben.

„So viel Liebe kann nicht sterben“ lautet der übersetzte Titel des schwedischen Originals, und das ist eindeutiger als der deutsche. Was für ein schreckliches, was für ein trauriges und was für ein großartiges Buch. Es erzählt ohne Sentimentalität die Geschichte einer Familie mit zwei Kindern, in der das Schicksal zuschlägt: Mama war schon lange krank, aber nun ist der Krebs zurückgekehrt und Lea, zwischen Hoffnung, Verzweiflung und Aufbegehren, muss erkennen, dass die gemeinsame Zeit begrenzt ist. Aber was für eine Leistung von der Mutter, die dem Tod mutig ins Auge blickt, dass sie ihre Kinder noch lehren kann, was Liebe bedeutet, und dass es eben die Liebe der gemeinsam verbrachten Zeit ist, die niemals stirbt und an die man sich ein Leben lang erinnern wird, vor allem auch in Zeiten, in denen man einmal besonders traurig ist. Ein zu Tränen der Betroffenheit rührendes und doch in der Trauer ein unendlich tröstendes Buch über das, was für immer bleibt.

Für Familien, in denen man sich mit Krankheit und Tod auseinandersetzen muss.

Signatur: Ju 2
Schlagworte: Krankheit | Trauer | Familie | Liebe
Bewertung: +++
Rez.: Astrid van Nahl

Woltz, Anna: Haifischzähne. Dt. von Andrea Kluitmann. Ill. von Alexandra Helm. Hamburg: Carlsen 2020. 89 S. : Ill. ; 21 cm. Aus d. Niederländ. ISBN 978-3-551-55515-1, geb.: 10,00 €

In 24 Stunden einmal um das IJsselmeer mit dem Fahrrad - denn dann wird die Mutter ganz bestimmt wieder gesund ...

Bücher, die Krankheiten von Eltern thematisieren, sind selten einfach zu lesen, ihr Unterhaltungswert ist meist eher gering. Hier nicht. Es ist grandios, wie es Anna Woltz gelingt, die Krebserkrankung von Atlantas Mutter in eine Geschichte über Familie so einzubinden, dass man das Buch als aufregendes Abenteuer und spannende Freundschaftsgeschichte liest. Es dauert trotz vager Hinweise lange, bis überhaupt klar wird, warum Atlanta die Tour machen will und warum der Junge, mit dem sie so hart zusammenstößt, ausgerissen ist: Atlanta, mit der Angst um die Mutter, Finley mit der Wut auf die Mutter – und beide machen sich gemeinsam auf den Weg, zwischen ihnen die Haifischzähne, die Glück bringen sollen … Das omnipräsente Thema Krankheit/Wut ist ganz an den Rand der Geschichte gedrängt, obwohl jede Szene des Romans von ihm lebt. Anna Woltz ist es großartig gelungen, beide als Teil des Lebens darzustellen und zu zeigen, dass man es nicht einfach hinnehmen muss und die Hoffnung nie aufgeben darf.

Hilfreiche Lektüre vor allem für Kinder in besonderen familiären Verhältnissen, geprägt von der schweren Krankheit eines Erwachsenen oder anderen misslichen Gefühlslagen.

Signatur: Ju 2 | Ju 3
Schlagworte: Familie | Krankheit | Freundschaft
Bewertung: +++
Rez.: Astrid van Nah

Herlofsen, Sarah: Wie ist das mit dem Krebs? Ill. von Dagmar Geisler. Stuttgart: Gabriel 2018. 93 S. : Ill. ; 21 cm. ISBN 978-3-522-30504-4, geb.: 12,99 €

Dieses Sachbuch gibt Antworten auf Fragen zum Thema „Krebs“ wenn Kinder selbst oder ein Familienmitglied erkrankt sind.

Kindgerecht wird zunächst auf ca. 70 Seiten die Entstehung von verschiedenen Krebserkrankungen beschrieben, die körpereigene Abwehr skizziert und schließlich die Behandlungsmöglichkeiten aufgezeigt. Auch psychosoziale Fragen wie „Muss ich jetzt immer lieb zu meinem Bruder sein?“ oder Fragen nach Tod und Sterben werden erörtert. Eine den Text unterstützende bunte Bebilderung der bekannten Graphikerin Dagmar Geisler fügt sich mit einem hälftigen Anteil  sehr gut ein. Im zweiten Teil folgt auf ca. 15 Seiten ein Nachwort für Erwachsene mit hilfreichen Adressen. Themen wie Ehrlichkeit, normale Reaktionen, Zeitpunkt der Mitteilung und Unterstützungen werden hier aufgegriffen. Leider fehlt ein Glossar. Trotz des eher randständigen Themas (1800 krebserkrankte Kinder pro Jahr unter 15 Jahren in Deutschland) ist dies ein herausragendes Buch, da es Kindern und Eltern eine Sprache und Form der gemeinsamen Auseinandersetzung gibt. Denn immerhin ca. 12 % aller an krebserkrankten Erwachsenen haben minderjährige Kinder. Und es gibt ja auch noch Freunde, Bekannte oder Prominente…

Insbesondere Krankenhausbüchereien, aber auch allen am Thema Interessierten ab ca. 6 Jahren ans Herz gelegt. 50ct/Buch gehen an die Deutsche Krebshilfe, repräsentiert durch ein sehr persönliches Vorwort von Cornelia Scheel.

Signatur: Jn
Schlagworte: Krebserkrankung | Medizin | Krankheiten
Bewertung: +++
Rez.: Ilka Lautner

Für Erwachsene

Steinbach, Jan: Willems letzte Reise. Roman. Berlin: Aufbau Taschenbuch Verl. 2020. 301 S. ; 19 cm. ISBN 978-3-7466-3671-9, kt.: 10,00 €

Ein alter Mann, sein Traktor und die Reise seines Lebens.

Willem lebt als Eigenbrödler alleine auf seinem Bauernhof in Ostfriesland. Zu seinen Kindern hat er keinen Kontakt und seine Frau ist früh verstorben. Plötzlich taucht sein Enkel Finn ihn seinem Leben auf und Willem wird ganz zuerst ganz ungewollt, und dann herzlich gerne, von ihm in Beschlag genommen. Die beiden entdecken schnell ihre Leidenschaft für Oldtimer und alten Fahrzeugen und beschließen, gemeinsam einen alten Traktor zu restaurieren. In den Ferien wollen sie zusammen zu einem Oldtimertreffen fahren. Doch dann erhält Willem die Diagnose Krebs und um sein Versprechen einzulösen, begibt er sich auf eine verrückte Reise quer durch Deutschland. Dabei erlebt der knurrige alte Mann herzliche Gastfreundschaft, findet neue Freunde und trifft auf andere Traktorliebhaber. So ist Willems letzte Reise vor allem eine Reise zu sich selbst und ein Aussöhnen mit sich und seiner Vergangenheit.

Ein berührender, einfühlsamer Roman über Schuld, Vergebung und echte Verbundenheit.Ein leicht zu lesender, unterhaltsamer Roman für entspannte Herbstabende.

Signatur: SL
Schlagwort: Familie | Ostfriesland | Krebs
Bewertung: ++
Rez.: Susanne Hartmaier

Bánk, Zsuzsa: Sterben im Sommer. Frankfurt am Main: S. Fischer 2020. 237 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-10-397031-9, geb.: 22,00 €

Eine Tochter ringt mit dem Sterben des Vaters. Sie kämpft, sie zweifelt, sie klagt, sie liebt.

Die Autorin Zsuzsa Bank bricht zu einer letzten Ungarnreise mit dem schwer kranken Vater auf. Bei ihr die Familie, in der er wie ein Licht die Anderen beschienen hat. Es bleiben dem Vater nur wenige Tage in der alten Heimat im Paradiesgarten des geliebten Sommerhauses. Kein erfrischendes Schwimmen im See mehr, keine gedeckten Tische mit Familie und Verwandten. Eine Odyssee durch Krankenstationen beginnt. Die Tochter verhandelt mit Ärzten. Sie erduldet Wartezeiten. Sie kämpft um eine noch bleibende Zeitspanne. Sie schmiegt sich an den Vater und hält seine Hand, bis sie loslassen muss. Eine gnadenlose Zumutung für sie. Es ist mehr als ein Buch über das Sterben und die Tränen darum. Es ist eine Ehrung des Vaters, der sie behütet hat. Zärtlich blickt sie zurück. Sie hebt Schätze. Sie gestaltet Erinnerungsmahle mit Freundinnen. Sie stützt ihre Mutter. Sie lässt ihren Vater weiter durch ihr Leben ziehen.

Ein persönliches, anrührendes Buch, das geschrieben werden musste. 

Signatur: SL
Schlagwort: Abschied | Krankheit | Tod | Familie | Biografie
Bewertung: +++
Rez.: Christine Stockstrom

Reinker, Susanne: „Kopf hoch, Brust raus!" Was wir im Umgang mit Krebs alles richtig machen können. Berlin: Ullstein leben 2019. 282 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-96366-056-6, kt.: 16,99 €

Der etwas andere Ratgeber für „Krebsneulinge".

S. Reinker bekommt mit 44 Jahren die Diagnose Krebs. Als„Krebsneuling“  macht sie die Erfahrung, dass Krebs die Fantasie auslöst: „Krebs=Tod“. 14 Jahre nach ihrer Diagnose erklärt sie humorvoll Krebstherapien, Spätfolgen der Behandlungen sowie alles rund um das Thema Krebs, um Betroffenen und Angehörigen die Angst vor dem Unbekannten zu nehmen. Aus ihrer eigenen Erfahrung und umfangreichen Recherchen hat sie diesen Mut machenden Ratgeber entwickelt. In radikaler Offenheit und Ehrlichkeit, manchmal sarkastisch beschreibt sie Reaktionen von Angehörigen, Ärzten, gibt hilfreiche Tipps für den Umgang mit „Finanzschieflage“ bis zu „Nachsorgeblues“, spricht Ärzte, Filmemacher, Vorgesetzte in Briefform an und regt die Apothekenrundschau an, eine Solidaritäts- oder Ehrennadel für Krebsveteranen zu entwickeln, damit erkennbar ist, dass Krebs eine ernste, aber nicht grundsätzlich tödliche Erkrankung ist.

Für alle, die mit Krebs in Berührung kommen, wunderbar geeignet - auch für Veranstaltungsarbeit zum Thema „Leben mit Krebs".

Signatur: Fd
Schlagwort: Krebs | Krebstherapien | Mutmach-Buch
Bewertung: +++
Rez.: Christine Stockstrom