Empfehlenswerte Bücher zur Woche der Demenz 2020

Opa Rainer weiß nicht mehr. Kirsten John. Ill. von Katja Gehrmann. München: Knesebeck 2018. O. Pag. : überw. Ill. ; 26 cm. ISBN 978-3-95728-064-0, geb.: 13,00 €
Demenz und Alzheimer aus der Sicht eines Kindes.
Morgens bringt Opa Rainer seine Enkelin Mia zur Schule. Die beiden haben viel Spaß miteinander, rennen um die Wette und jedes Mal gewinnt Opa. Doch dann wird alles anders. Opa kommt mit den alltäglichsten Abläufen nicht mehr zurecht. Er weiß nicht mehr, wie Gegenstände heißen und wofür sie da sind. Zuerst ist Opas bizarres Verhalten wie ein lustiges Spiel für Mia. Doch als Opa Mias Namen nicht mehr kennt, er einnässt und sich beim Essen bekleckert wie ein Baby, erschrickt sie. Bei einem gemeinsamen Schokokeksessen beginnt Mia Verständnis für Opas Hilflosigkeit zu entwickeln und sie verhält sich liebevoll unterstützend. Die Texte im Buch sind kindgemäß. Einladend ist es für kleine Kinder, sprachlich fortzusetzen, was der Opa nicht mehr weiß. So wird der Satz: „Opa Rainer weiß nicht mehr …“ auf jeder Doppelseite fortgeführt bis zum versöhnlichen Ende. Die comicartigen bunten Bilder laden zum Fragen und Erzählen ein und ermöglichen es, bei dem eigentlich traurigen Thema zu schmunzeln.
Empfehlenswert als Gesprächseinstieg zum Thema Demenz und Alzheimer für Kinder von 5-8 Jahren.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Demenz | Alzheimer | Großeltern | Großvater
Bewertung: +++
Rez.: Barbara Cramer

Was ist nur mit Opa los? Andrea Behnke. Ill. von Dorothea Kraft. Grevenbroich: Südpol 2019. O. Pag. : überw. Ill. ; 31 cm. ISBN 978-3-96594-009-3, geb.: 13,00 €
Farbenfroh illustriertes Kinderbuch über das Altwerden am Beispiel einer Rattenfamilie.
Oma und Opa Ratte, Mama und Papa Ratte und Kindratte leben zufrieden und gut versorgt im Keller eines großen Hauses. Eines gefällt der Rattenfamilie aber gar nicht: Opa döst fast nur noch und er atmet schwer. Oma Ratte ist traurig. Papa Ratte kümmert sich um Opa, damit er nicht stinkt. Um Ideen zu sammeln, die Opa aufheitern können, ruft Papa Ratte den Rattenrat ein. Aber Opa lässt sich auf nichts ein. Er hat keine Lust auf Ausflüge, alles ist ihm zu weit und zu beschwerlich. Opa vergisst vieles, bleibt am liebsten zu Hause und erzählt Geschichten von früher. Als aus Mama Rattes Kugelbauch 5 kleine Ratten geboren werden, lächelt Opa. Er legt sich neben das Nest und erzählt Geschichten von früher.Andrea Behnke erzählt schon für kleine Kinder verständlich geschrieben eine Geschichte über das Älter- und Vergesslichwerden und die damit verbundene Trauer und Sorge der gesamten Familie. Dorothea Krafts farbenfrohe und großformatige Illustrationen bebildern die Geschichte anschaulich.
Für den Einsatz im Kindergarten und ersten Grundschulklassen als Gesprächsöffner zum Thema Altwerden der Großeltern sehr zu empfehlen.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Altwerden | Großeltern | Familie | Demenz
Bewertung: +++
Rez.: Christine Helming

Alexander, Nora: Opa und die Nacht der Wölfe. Ill. von Julia Christians. Hamburg: Oetinger 2019. 204 S. : Ill. ; 22 cm. ISBN 978-3-7891-0954-6, geb.: 14,00 €
Ollis Opa ist dement und verhält sich komisch. Nachdem er mit ihm ein Abenteuer mit Wölfen bestanden hat, ist Olli stolz auf ihn.
Olli, 9 J., hat Schwierigkeiten mit seinem Opa, den er eigentlich mag, der sich aber wegen seiner Demenz komisch verhält. Da er in seiner Familie lebt, muss Olli sich mit um ihn kümmern und beim Spaziergang begleiten. Als er dabei ausgerechnet auf fiese Typen aus der Löwen-Bande trifft, schämt er sich für seinen Opa. In einer Vollmondnacht bleibt Olli alleine mit ihm zu Hause, und da passiert etwas Ungewöhnliches. Sein Opa verwandelt sich in einen Wolf und erweist sich als Anführer eines Rudels als sehr mutig, da er ein Rudelmitglied aus den Fängen einer Entführerbande befreit. Auch Olli überwindet seine Angst vor Wölfen. Am Ende sind beide stolz aufeinander. Diese Mischung aus Fantasy-, Abenteuer- und Familiengeschichte setzt das Thema Demenz mit dieser „Traumgeschichte“ ungewöhnlich in Szene. Die ganzseitigen Schwarz-Weiß-Illustrationen und die den Inhalt vorwegnehmenden Überschriften bieten besondere Akzente und Gesprächsanlässe.
Eine spannende Abenteuer- und Enkel-/Großvater-Geschichte für Kinder ab 8 Jahren.
Signatur: Ju 2
Schlagworte: Demenz | Großeltern | Mut
Bewertung: ++
Rez.: Anke Märk-Bürmann

Bos, Tamara: Romys Salon. Ill. von Petra Baan. Dt. von Andrea Kluitman. Hildesheim: Gerstenberg 2018. 173 S. : Ill. ; 22 cm. Aus d. Niederländ. ISBN 978-3-8369-5626-0, geb.: 14,95 €
Romys Oma wird immer vergesslicher. Sie kommt in ein Heim. Dort holt Romy sie ab und erfüllt ihr einen Herzenswunsch.
Nach Unterrichtsschluss geht Romy zu ihrer Oma. Der Grund ist, dass Mama den ganzen Tag arbeiten muss und Omas Wohnung über ihrem Friseursalon ein sicherer Aufenthaltsort ist. Romy ist die Erste, der Omas seltsames Verhalten auffällt. Erst „verlegt“ sie Teile ihrer Einnahmen, dann steht sie plötzlich am Nachmittag im Nachthemd im Laden oder erwähnt immer wieder ihre Kindheit in Dänemark und die Ferien am Meer. Der Umzug in ein Pflegeheim scheint die Lösung. Dort ist Oma nicht recht glücklich, bis Romy eine außergewöhnliche Idee hat. Sie will ihr einen Herzenswunsch erfüllen und der verlangt Planung, Geschick und Glück. Aus der Perspektive der 10-jährigen Romy wird eine bitter-süße Familiengeschichte erzählt. Behutsam und immer auf Augenhöhe des jungen Publikums, bringt die niederländische Autorin Lesern die Auswirkungen von Demenz für Betroffene und ihre Angehörigen nahe. Dass Romy ein goldenes Herz hat und sich als Identifikationsfigur anbietet, macht das Buch noch angenehmer zu lesen.
Ein preisverdächtiges Kinderbuch für LeserInnen ab 10 Jahren, dem man ein begeistertes Publikum voraussagen kann.
Signatur: Ju 2
Schlagworte: Großmutter | Demenz | Familie
Bewertung: +++
Rez.: Martina Mattes

Westera, Bette: Omas Rumpelkammer. Ill. von Joanne Lew-Vriethoff. Dt. von Rolf Erdorf. München: Rieder 2017. 204 S. : Ill. ; 23 cm. Aus d. Niederländ. ISBN 978-3-946100-33-1, geb.: 16,00 €
Oma soll vergesslich sein? Das sieht Sofia ganz anders und versteht nicht, warum Oma nicht in ihrem gemütlichen Haus bleiben kann.
Sofia ist gerne bei Oma. Sie weiß ganz genau, was Sofia mag und es ist immer so gemütlich in dem alten Haus mit der Rumpelkammer, wo Oma lauter alte Schätze aufbewahrt. Dass Oma auch schon mal etwas vergisst, stört Sofia nicht im Geringsten, das passiert jedem doch mal! Doch das sehen Sofias Eltern ganz anders. Für sie ist die Vergesslichkeit der Oma ein Zeichen dafür, dass sie nicht mehr alleine in dem großen Haus wohnen kann und sie sich bald damit abfinden muss, eine Wohnung in einer betreuten Einrichtung zu beziehen. Damit ist Sofia gar nicht einverstanden… Eine warmherzige Geschichte über eine Enkelin-Oma-Beziehung und deren Umgang mit der beginnenden Demenz. Den kleinen LeserInnen bleibt ein Ende mit den schlimmsten Auswirkungen dieser Krankheit erspart. Die Geschichte verdeutlicht aber, dass Kinder hiermit ganz anders umgehen. Einziger Minuspunkt dieses Buches: Die Oma aus dieser Geschichte hat so gar nichts zu tun mit der heutigen Großelterngeneration.
Ein Buch zum Vor- und Selberlesen, das sich sehr gut eignet, um mit Kindern das Thema „Demenz“ zu besprechen und diese behutsam auf kommende Veränderungen vorzubereiten.
Signatur: Ju 2
Schlagworte: Demenz | Großeltern | Altersheim
Bewertung: +++
Rez.: Helena Schäuble

Kim, Young-Ha: Aufzeichnungen eines Serienmörders. Roman. Dt. von Inwon Park. Bad Berka: cass 2020. 152 S. ; 20 cm. Aus d. Korean. ISBN 978-3-944751-22-1, geb.: 20,00 €
Der Tierarzt und „pensionierte“ Serienmörder Byongsu Kim (70) schildert sein bisheriges und gegenwärtiges, von der Alzheimer-Demenz bestimmtes Leben.
„Mein Leben lässt sich in drei Phasen teilen. Meine Kindheit, bevor ich meinen Vater umbrachte. Die frühen und die reifen Jahre als Mörder. Das friedliche, mordlose Leben.“ In der Gegenwart gilt seine Aufmerksamkeit seiner Tochter Unhi und deren Schutz vor einem vermeintlich neuen Serienmörder. Er beschließt schließlich, einen letzten Mord zu begehen, um seine Tochter zu retten. Dabei ist er immer im Kampf gegen das Vergessen, gegen die fortschreitende Demenz. Der koreanische Autor verzichtet auf die gängigen Gewaltdarstellungen. Sein Protagonist erinnert in seinem Tagebuch die einzelnen Morde eher lakonisch. Für den Leser wird dabei der Kopf frei für die Empathie des Autors, der den von Alzheimer geplagten Mörder selbst sprechen lässt: „In meinem Kopf herrscht Durcheinander. Mit dem Schwinden des Gedächtnisses weiß auch das Herz nicht mehr, wohin.“ Der Autor lässt den Mörder am Anfang und am Ende seiner Aufzeichnungen ein Gedicht zitieren, das die Auflösung all dessen, was das Ich ausmacht, in das Nichts eindrucksvoll beschreibt.
Die Geschichte überzeugt auf der vordergründigen Handlungsebene (Was ist Wirklichkeit? Was ist das subjektive Erleben des Dementen?) und der Ebene des verschwindenden Innenlebens des Protagonisten. Sehr empfohlen.
Signatur: SL
Schlagworte: Krimi | Demenz
Bewertung: +++
Rez.: Reinhold Zenke

Schertenleib, Hansjörg: Die Fliegengöttin. Novelle. Zürich: Gatsby 2018. 172 S. ; 19 cm. ISBN 978-3-311-21002-3, geb.: 18,00 €
Im Zentrum der Novelle steht Willem de Wit, ein Mann, der sich um seine an Alzheimer erkrankte Frau Eilis kümmert.
Eilis ist an Alzheimer erkrankt. Sie wird umsorgt von ihrem Ehemann. Neben der Gebrechlichkeit des Alters beschwert Willem das Versprechen, das sich das Paar in guten Tagen gegeben hat: Sie haben sich versprochen, bis zum Ende ihrer Tage füreinander da zu sein. Einen dieser Tage am Ende ihres gemeinsamen Lebens schildert die Novelle: vom Aufstehen und dem Trick, seiner Frau eine Auswahl von Kleidern vorzulegen, um den allmorgendlichen Kampf ums Anziehen zu verhindern über den Besuch der Tochter mit Pflegerin im Schlepptau, die Willem einige Stunden entlasten soll bis zum Einschlafen mit Songs von der geliebten Roy-Orbison-CD. Dazwischen tauchen Erlebnisse aus der Vergangenheit auf, Freunde, Reisen - vor allem aber ihr gemeinsames Leben. Willem und Eilis haben nicht an das Licht am Ende des Tunnels geglaubt – nur an die Liebe. Das könnte genügen.
Ein bemerkenswertes Buch über das Leben mit Demenz, Sterbehilfe und die Liebe eines altgewordenen Paares, das sich lohnt in Literaturkreisen zu lesen.
Signatur: SL
Schlagworte: Demenz | Alter | Sterbehilfe | Liebe
Bewertung: +++
Rez.: Christine Stockstrom

Yehoshua, Abraham B.: Der Tunnel. Roman. Dt. von Markus Lemke. München: Nagel & Kimche 2019. 366 S. ; 22 cm. Aus d. Hebr. ISBN 978-3-312-01148-3, geb.: 24,00 €
Ein israelischer Ingenieur im Ruhestand kämpft mit beginnender Demenz.
Jahrzehntelang hat Zvi Luria in Israel Straßen und Tunnel geplant. Nun ereilt ihn als Pensionär die Diagnose einer dementiellen Erkrankung. Seine Frau steht ihm zur Seite, weiß aber als Ärztin um die Schwere der fortschreitenden Einschränkungen. Er beginnt beispielsweise, Vornamen zu vergessen - zunächst nur die von anderen Menschen - und dann auch die eigene Adresse. Umso wichtiger ist es ihm, aktiv zu bleiben. Die Möglichkeit, als unbezahlter externer Berater einen unerfahrenen Mitarbeiter seiner alten Behörde bei einem Straßenbau in der unwirtlichen Wüste Negev im Süden des Landes zu unterstützen, kommt ihm deshalb gelegen. Er trotzt den krankheitsbedingten Widrigkeiten, einschließlich seines Führerscheinverlusts. - Der Stil des bekannten israelischen Autors besticht bei aller inhaltlichen Tragik durch den humorvollen Unterton. Das Buch hat einige Längen, aber nebenbei erfährt man auch viel über das problembehaftete Land und seine komplizierten gesellschaftlichen Strukturen.
Ein leicht lesbares Werk zu einer schweren Krankheit, das auch für die Gemeindearbeit geeignet ist.
Signatur: SL
Schlagworte: Demenz | Israel | Ruhestand | Altern
Bewertung: +++
Rez.: Tobias Behnen

Wagner, David: Der vergessliche Riese. Hamburg: Rowohlt 2019. 268 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-498-07385-5, geb.: 22,00 €
Vater und Sohn kommen sich in der fortschreitenden Demenz näher.
David Wagner schreibt von der unzerstörbaren Würde eines alten Menschen, der noch in der Phase des fortschreitenden Verfalls eine reichlich sprudelnde Quelle von Überraschungen und Geheimnissen ist. In liebevollen Gesprächen zwischen Vater und Sohn skizziert er wie schmerzlich es ist, wenn durch fortschreitende Demenz die Erinnerungen verloren gehen. Gerade in diesen Gesprächen, die die Erinnerungen wecken sollen, wird aber das Leben und die Geschichte seines Vaters und der Familie deutlich. Er beschreibt das Abschiednehmen als Gelegenheit, sich wirklich kennenzulernen und nahezukommen. Und so gelingt David Wagner eine sensible Annäherung an elterliche Demenz und die Verantwortlichkeiten, die mit dieser Erkrankung auf die Kinder übergehen. Er lässt zwischendurch schmunzeln, ohne lächerlich zu machen. Die Zwischentöne machen dieses Buch zu etwas Besonderem. Eine berührende, zarte Geschichte, die die Demenz nicht schönredet, aber trotzdem die Angst vor ihr mindern kann.
Hervorragend geeignet für Menschen, die sich dem Thema Demenz in der Familie nähern wollen.
Signatur: Fd
Schlagworte: Demenz | Vater | Sohn | Altern
Bewertung: +++
Rez.: Christine Stockstrom

Krag, Werner: Das Alzheimer-Stopp-Programm. Es ist nie zu spät: Die besten Strategien gegen das Vergessen. Stuttgart: Trias 2020. 183 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-432-11068-4, kt.: 16,99 €
Antworten auf Fragen, wie man Alzheimer stoppen, erfolgreich behandeln oder seine Entstehung direkt verhindern kann.
Motiviert durch die väterliche Alzheimer-Erkrankung hat der Autor W. Krag zahlreiche seriöse Daten zusammengetragen und einen ganzheitlichen Ansatz für therapeutische Konzepte entwickelt. Neben den Grundlagen des Hirnstoffwechsels (Mitochondrien) und der Darm-Hirn-Achse werden die Wechselbeziehungen zu diversen Giften, (Mikroplastik u. Aluminium), über Stresswirkung (Smartphonepausen) und andere Risikofaktoren erörtert. Enorm wichtig sind die richtigen Ernährungsschwerpunkte wie auch Aspekte z. B. der Lebensführung Hundertjähriger ohne Demenz in Japan. Ferner das (Intervall-)Fasten als Jungbrunnen für den Körper und besonders für das Gehirn. Ebenso der Neuaufbau von Gehirnzellen durch körperliches Training. Weitere positive Verbindungen sind nachgewiesen durch gesunden ausreichenden Schlaf, Meditation, Musik und Tanz, soziale Kontakte. Am Ende erfährt man etliches über den „Dünger für’s Gehirn“ mit wertvollen Tipps zur Rolle von Vitaminen und vielen weiteren kleinen Helfern.
Bei der Sorge um Demenz im Alter ist es nie zu spät: die besten Strategien gegen das Vergessen auf dem neuesten Stand. Anleitungen zu mehr Gesundheit, Lebensfreude und Glück.
Signatur: Nm
Schlagworte: Alzheimer | Demenz | Gesundheit | Prävention
Bewertung: +++
Rez.: Rudolf Venus