Newsletter „Bücherei" 01/2021

Liebe Büchereimitarbeiterin!

Liebe Leserin! Lieber Leser!

 

Von mutige Hasen, kämpferischen Frauen, aufständischen Töchtern und dem alltäglichen Wahnsinn in einer Pfarrfamilie erzählen die Bücher im Januar-Newsletter.

Ein spannendes Bücherjahr wünscht

 

Ihr Eliport-Team

 

Bewertung:

+++      = hervorragend
++        = gut
+          = möglich

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C Christlicher Glaube, Religionen, religiöse Weltanschuungen

Faludi, Katrin: Ohne meinen Zweifel glaub ich gar nichts. Meine Reise zu einem tieferen und befreiten Glauben. Asslar: Gerth Medien 2020. 206 S. ; 22 cm. ISBN 978-3-95734-632-2, kt.: 15,00 €

Dürfen Christen Glaubenszweifel hegen? Ja, sie werden sogar dazu ermutigt, Agnostiker zu sein!

Verfasserin Katrin Faludi, Redakteurin eines christlichen Radiosenders, bezeichnet sich selbst als ehemalige Atheistin, die als Austauschschülerin in den USA in der Begegnung mit sehr verständnisvollen evangelikalen Christen lernt, trotz großer Zweifel an Gott zu glauben. Als Rucksacktouristin wandert sie später mit ihrem Ehemann, einem Pfarrer der landeskirchlichen Gemeinschaft, und zwei weiteren Theologen im Norden Israels den als Jesus-Trail bezeichneten Pilgerweg entlang. Dieser wurde von einem christlich-amerikanischen Wanderexperten angelegt und berührt Stätten, die im NT als mögliche Wirkungsorte Jesu Erwähnung finden. Die Verfasserin schildert in 16, jeweils dreigeteilten Kapiteln Episoden der Wanderung und verbindet diese mit markanten Stationen ihrer Biografie, die sie dann unter dem Aspekt religiöser Erfahrungen und immer wieder auftretenden Zweifeln reflektiert. Sie möchte den Leser ermutigen, „unter der Oberfläche des Zweifels“ Gott zu erleben; Jesus spielt keine Rolle.   

Wer sich von Ermutigung zu fundamentalem Glauben und Glaubenszweifeln angesprochen fühlt, wird von diesem locker formulierten, missionsorientierten Text nicht enttäuscht werden.

Signatur: Cp
Schlagworte: Gottesglaube | Glaubenszweifel | Fundamentalismus
Bewertung: +
Rez.: Margot Rickers

Jm 1 Bilderbücher

Angsthase. Heinz Janisch. Ill. von Helga Bansch. Wien: Jungbrunnen 2020. O. Pag. : überw. Ill. ; 28 cm. ISBN 978-3-7026-5939-4, geb.: 15,00 €

Sind Hasen wirklich so ängstlich, wie es ihr Ruf behauptet?

Die Hasen aus allen Ländern haben sich versammelt, weil sie es nicht länger hinnehmen wollen, dass Kinder als Angsthasen bezeichnet werden. Der ganzen Welt wollen sie zeigen, dass Hasen eigentlich besonders mutig, schnell und unerschrocken sind. Ihre Barthaare zittern nicht aus Angst, sondern weil sie alles um sie herum wittern. Mit ihren starken Beinen können sie weite Sprünge machen und so schnell rennen, dass jeder Jagdhund und jeder Fuchs verzweifelt. Nicht die Angst lässt Hasen also wendig sein, sondern ihre Klugheit und ihr Erfindungsreichtum. Das Thema des Bilderbuches ist es, Mut zu machen und Schwächen in Stärken zu verändern. Die Texte dazu sind kurz und knapp und auch visuell bleibt das Buch sehr sparsam. Die Zeichnungen sind großflächig und grafisch, es gibt wenig zu entdecken und optisch zu erkunden. Für eine aussagekräftigere Umsetzung des Themas hätte es entweder einer ausführlicheren Geschichte oder einer spannenderen Bebilderung bedurft.   

Thematisch für Kindertagesstätten geeignet, aufgrund der Umsetzung nur bedingt empfehlenswert.

Signatur: Jm 1
Schlagworte: Mut | Vorurteile
Bewertung: +
Rez.: Heike Nickel-Berg

Klohann. Rieke Patwardhan. Ill. von Volker Fredrich. München: Tulipan 2020. O. Pag. : überw. Ill. ; 24 cm. ISBN 978-3-86429-463-1, geb.: 15,00 €

Eine Toilette als Spielfreund wird schlussendlich als Nutzgegenstand entdeckt.

Gestatten, Klohann. – Klohann ist die Toilette der Familie und Fannis bester Freund. Während Fanni jede Menge Spaß mit Klohann hat, sei es Badeschaum und Klopapier in Klohann hineinzustopfen, ihn anzumalen oder das Quietscheentchen in der Schüssel schwimmen zu lassen, finden Mama und Papa das nicht so erfreulich. Denn eigentlich soll Fanni lernen, aufs Töpfchen zu gehen. Und so schleppen die Eltern einen Kindertoilettensitz und ein Töpfchen an, aber Fanni hat andere Pläne, denn diese sind absolute Spaßbremsen. Beides kann man besser verbauen: Als Rettungsring und als Blumentöpfchen. Klohanns eigentliche Bestimmung wird von Fanni letztendlich doch noch entdeckt und auf unterschiedlichste Weise getestet.Ein liberal gehaltenes Bilderbuch, welches Kinder anregen soll, die Toilette zu benutzen. Fraglich, ob hier nicht eher dazu inspiriert wird, die Schüssel auf unterschiedlichste Art und Weise zu verstopfen. Wenig Inhalt mit seltsamer Geschichte.

Ein ungezwungenes Vorlesebuch für Kinder im Kindergartenalter mit vielen bunten Bildern.

Signatur: Jm 1
Schlagworte: Toilette
Bewertung: +
Rez.: Anne Tebben

Stalder, Maria: Die Waldlinge. Zürich: Atlantis 2020. O. Pag. : überw. Ill. ; 28 cm. ISBN 978-3-7152-0794-0, geb.: 15,00 €

Gebastelte Waldfiguren erleben Streit und Versöhnung.

In diesem Waldbilderbuch haben Kinderhände aus Tannenzapfen und Stöckchen kleine Waldbewohner gebastelt, die beim Spielen im Wald ihr eigenes Abenteuer erleben. Weil es angefangen hat zu regnen, wollen die Waldlinge einen Unterstand bauen, dabei geraten Zirbel und Ragnar in Streit um ein Brett. Sie laufen weg und finden beim nächsten Regenguss unter einem Pilz gemeinsam Schutz. Wie gut, dass sie nicht alleine sind. Nach dem Regen vertragen sie sich wieder und bauen gemeinsam einen neuen Unterstand in dem auch Platz für alle anderen Waldlinge ist. - Buntstiftzeichnungen auf den Umschlagseiten von Kinderhand in der Geschichte realistisch und die angedeuteten Kinderhände, lassen erkennen, dass hier ein Waldprojekt beschrieben wird. Kinder basteln ihre eigenen Spielfiguren und erleben ihren Kindergartenalltag im Wald nach. Das Bilderbuch regt zu eigenen Projekten an. Basteln, erzählen, zeichnen, Szenen nachstellen, warum nicht auch fotografieren. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Als Projektanregung empfohlen nicht nur für Waldkindergruppen.

Signatur: Jm 1
Schlagworte: Miteinander | Natur | Basteln | Wald
Bewertung: +
Rez.: Bärbel McWilliams

SL Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Belletristik

Fassnacht, Lucas: Die Mächtigen. Thriller. Lucas Fassnacht. München: Blanvalet 2020. 665 S. ; 22 cm. ISBN 978-3-7645-0723-7, geb.: 20,00 €

Thriller um kriminelle Machenschaften bei der Einführung eines europaweiten digitalen Bezahlsystems.

Ein skrupelloser Firmenchef, dessen Konzern von der EU mit der Einführung eines digitalen Bezahlsystems beauftragt wurde, versucht um jeden Preis, die entsprechende Software termingerecht zu liefern. Ein bekannter IT-Spezialist, der betriebsintern mit der Prüfung des Programms beauftragt wurde, entdeckt mysteriöse Fehler, quasi einen Trojaner, im Code, was ihm zu Verhängnis wird. Als er flüchtet, wird die ehemalige Kampfschwimmerin Anna-Lena Herbst auf ihn angesetzt, um ihn auszuschalten. Doch schnell treten weitere Killer auf den Plan und aus der Jägerin wird selbst eine Gejagte. Im Hintergrund ziehen nicht nur kriminelle Wirtschaftsbosse die Fäden, auch mehrere Großmächte (Russland, China, Frankreich) und Geheimdienste sind an der Jagd beteiligt und alle Beteiligten gehen dabei buchstäblich über Leichen. Ein solide, spannend und flüssig geschriebener Thriller mit schnell wechselnden Schauplätzen, der allerdings in den Personenbeschreibungen von Stereotypen nur so strotzt.

Solide geschriebenes Lesefutter. Für Thrillerfreunde breit empfohlen mit den genannten Einschränkungen.

Signatur: SL
Schlagworte:
Thriller | IT-Branche
Bewertung: ++
Rez.:
Wolfgang Vetter

Fitzek, Sebastian: Der Heimweg. Psychothriller. München: Droemer 2020. 392 S. ; 22 cm. ISBN 978-3-426-28155-0, geb.: 22,99 €

Eine flüchtende Frau und ein Anruf, der Sicherheit bringen soll. Doch wer braucht hier Hilfe von wem?

Als Jules, der für einen Freund beim Begleittelefon eingesprungen ist, eines Nachts einen Anruf von einer beunruhigten Frau bekommt, weiß er noch nicht, was an diesem Tag auf ihn zukommen wird. Denn Klara ist auf der Flucht vor einem Serienmörder, der für jedes Opfer im Vorfeld einen Todestag beschließt. Da der für sie ausgewählte Tag immer näher rückt, versucht Jules, sie zu beruhigen, indem er von seiner eigenen Geschichte erzählt, die überraschend viel mit ihrer zu tun hat. Und während sich langsam ein Vertrauen zwischen den beiden aufbaut, stellt Jules fest, dass er nicht alleine zuhause ist. Doch die Situation spitzt sich immer mehr zu, so dass keiner mehr weiß, ob er sich selbst noch trauen kann.
Der Psychothriller, der häusliche und sexuelle Gewalt thematisiert, ist aus zwei verschiedenen Sichtweisen geschrieben, die dem Leser viel Raum zum Mitdenken lassen. Durch mehrere überraschende Wendungen und die sich immer weiter aufbauende Spannung bleibt es bis zur letzten Seite interessant und ist kaum aus der Hand zu legen.

Nicht nur für Fitzek-Fans ein absolutes Muss, sondern für alle, die gerne Psychothriller lesen und sich vor gewissen Grausamkeiten in der Schilderung nicht fürchten!

Signatur: SL
Schlagworte:
Psychothriller | Spannung | Verrat | Gewalt
Bewertung: +++
Rez.:
Caroline Peter

Herzensfreundin. Die schönsten Geschichten. Hg. von Julia Gommel-Baharov. Mit Beiträgen von Ronja von Rönne, Zsuzsa Bánk u.a. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verl. 2020. 206 S. ; 19 cm. ISBN 978-3-596-90399-3, kt.: 10,00 €

Die schönsten Geschichten verschiedener Autorinnen über die Herzensfreundin.

Merci, dass es dich gibt. Elke Heidenreich sagt: »Freunde sollte der Mensch schon haben, sonst wird es wirklich kalt in der Welt. Ohne die wirklich gute, enge Herzensfreundin, die alles versteht, über Jahre alles mitkriegt, alles erzählt und tröstet und getröstet wird, ohne diese Freundin ist das Leben trübe.« Die Herausgeberin Julia Gommel-Baharov hat in ihrem Buch Herzensfreundin diverse Autorinnen zu Wort kommen lassen, die eine Hommage an die eine beste Freundin schrieben. Von Silvia Bovenschen über Alice Munro bis Anne Frank sind Geschichten entstanden, die mal witzig, mal hintergründig sind. Aber immer ehrlich und manchmal schonungslos. So beginnt gleich zu Anfang Elke Heidenreich damit, zu erzählen, wie ihre Herzensfreundin nach über zwanzig Jahren Freundschaft explodiert und ihr den Spiegel vorhält. Und wie gelassen und fröhlich es danach mit ihrer Freundschaft weitergeht. Auch die unterschiedlichen Sprachstile machen das Buch zudem sehr lesenswert.

Eine sehr lesenswerte Sammlung für Freundinnen, ein Geschenk für dieselbe. Gerade in diesen Zeiten.

Signatur: SL | Fd
Schlagworte: Freundin | Leben | Beziehungen
Bewertung: ++
Rez.: Andrea Zimmermann

Kaiser, Ann-Sophie: Unter den Linden 6. Roman. Berlin: Ullstein 2020. 454 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-550-20060-1, kt.: 14,99 €

Berlin, 1907. Drei Frauen kämpfen um ihren Platz im Leben - für die Rechte der Frauen in Gesellschaft und Universität.

Die promovierte Physikerin Lise Meitner kommt aus Wien, um in Berlin bei Max Planck zu studieren. Sie ist begabt und hat viel vor. Jedoch stößt sie immer wieder auf Widerstände, die ihr als Wissenschaftlerin in den Weg gelegt werden. Frauen wurden zu der Zeit nicht gerne gesehen im Wissenschaftsbetrieb, offizielle Immatrikulation von Frauen war verboten, sie wurden lediglich als Gasthörer zugelassen und hatten unter Hohn und Spott vieler Kommilitonen zu leiden. Zusammen mit Hedwig, einer patenten Unternehmersgattin und Anni, Dienstmädchen bei Althoffs (damaliger Kulturminister) kämpft sie für die Rechte der Frauen. Es geht um Bildung, den Hunger der Frauen nach Teilhabe an Wissenschaft und Karriere. Geschildert wird das Universitätsleben der Humboldt Universität, die Entstehung der Kaiser Wilhelm-Gesellschaft, der heutigen Max Planck-Gesellschaft - alles wie nebenbei. Im Fokus stehen die Lebenswege der drei Frauen, ihre Sehnsucht nach geistiger Teilhabe, nach Anerkennung und Liebe.

Unterhaltsamer leicht zu lesender Schmöker - für Büchereien jeder Größe.

Signatur: SL
Schlagworte: Frau | Universität | Jahrhundertwende | Physik
Bewertung: ++
Rez.: Bettina Wolf

Maurer, Martin: Die Krieger. Ein Fall für Nick Marzek. Köln: DuMont 2020. 361 S. ; 22 cm. ISBN 978-3-8321-8376-9, kt.: 16,00 €

Wer steckt hinter dem Anschlag auf die Münchner Diskothek Liverpool?

Als zu Beginn des Jahres 1984 ein Brandanschlag auf die Münchner Diskothek Liverpool verübt wird, deutet zunächst alles auf Revierkämpfe im Rotlichtmilieu. Doch dann taucht in Mailand ein Bekennerschreiben der Gruppe LUDWIG auf, die auch weitere Morde in Amsterdam und Italien für sich reklamiert. Mit der Reinigungskraft Graziella Altieri als Übersetzerin fährt der Ermittler Nick Marzek nach Mailand. Dort beginnt für das ungleiche Gespann eine Schnitzeljagd durch halb Italien, an deren Ende der Fall eine überraschende Wendung nimmt. - Basierend auf einem wahren Fall führt Martin Maurers zweiter Thriller in die Achtzigerjahre. Das Ermittlerduo aus Kommissar und Reinigungskraft ist sympathisch und glaubwürdig gezeichnet und die politischen Hintergründe sauber recherchiert. Aber über dem oft seitenlangen Aktenstudium der beiden und ihrem Warten auf Fortschritte im Fall kommt die Spannung etwas zu kurz. Hier hätte eine Straffung dem Krimi gut getan.

Für Krimilesende mit Interesse an Zeitgeschichte und Italien dennoch möglich.

Signatur: SL
Schlagworte: Krimi | Achtzigerjahre | Politik
Bewertung: +
Rez.: Claudia Puschmann

Murata, Sayaka: Das Seidenraupenzimmer. Roman. Dt. von Ursula Gräfe. Berlin: Aufbau 2020. 252 S. ; 22 cm. Aus d. Japan. ISBN 978-3-351-03793-2, geb.: 20,00 €

Hier zeigt die Autorin Sayaka Murata, wohin der Zwang zur Anpassung in der japanischen Gesellschaft führen kann.

Das alljährliche Familientreffen bei ihren Großeltern ist für Natsuki ein wichtiger Lichtblick. Denn von ihrer Mutter wird sie nicht gut behandelt. Immer muss sie hinter ihrer Schwester zurückstehen. Um die Demütigen auszuhalten, flieht sie in eine Parallelwelt und verbündet sich mit ihrem Cousin Yu. Auch er fühlt sich nicht heimisch auf der Welt und wartet auf sein Raumschiff, dass ihn heimbringt. Doch bei einem Treffen gehen sie zu weit. Ertappt sollen sie sich fortan nicht mehr treffen. Als Natsuki dann von ihrem Lehrer missbraucht wird und in ihrer Not keine Hilfe findet, wählt sie den Weg der Anpassung nach außen, um endlich dem gesellschaftlichen Druck zu entkommen. Doch auch das ist schlussendlich keine Lösung. Murata findet extreme Bilder, um das ständige Scheitern der Menschen zu erfassen, die nicht bereit sind, sich einzuordnen.Als jemand, der selbst in Japan war, finde ich das Bild, das Murata malt, einerseits zwar nachvollziehbar, aber andererseits zu drastisch und extrem.

Mit dem Roman zeigt Murata fast rücksichtslos drastisch, wohin es führen kann, wenn Traditionen und Regeln über individuelle Bedürfnisse gestellt werden. Ein krasses Buch, das durch seine Darstellungsweise fast zum Widerspruch herausfordern muss.

Signatur: SL
Schlagworte: Tradition | Individualität | Familie | Japan
Bewertung: +
Rez.: Ute Lawrenz

Procházková, Iva: Die Residentur. Thriller. Dt. von Mirko Kraetsch. Wien: Braumüller 2020. 573 S. ; 22 cm. Aus d. Tschech. ISBN 978-3-99200-273-3, geb.: 24,00 €

Ein spannender und nachdenklicher Krimi auf dem Hintergrund der Situation im tschechisch-slowakischen Grenzgebiet.

Die 1953 in der damaligen Tschechoslowakei geborene tschechisch-deutsche Autorin ist vor allem durch Kinder- und Jugendbücher bekannt geworden. Mit vielen Preisen (Ev. Buchpreis) wurde ihre sprachliche Ausdrucksfähigkeit gewürdigt. Diese bestätigt sie auch im angezeigten Thriller. In ihm schildert sie die Zustände im tschechisch-slowakischen Grenzgebiet, wo sich ehrbare Bürger als korrupt erweisen, bereit, unliebsame Zeitgenossen brutal zu beseitigen. Sie entlarvt die fragwürdigen Praktiken der Nachrichten- und Geheimdienste. Die im Titel genannten „Residenturen“ sind Stützpunkte dieser Dienste im Ausland. Aus diesem Geflecht entwickelt die Autorin einen spannenden Handlungsstrang (mit einigen Längen) Dabei verfällt sie nicht dem üblichen Krimi-Schema von Täter und Opfer, zwingt vielmehr dazu, darüber nachzudenken, in wie weit nicht jeder gute und böse Anteile hat.

Bei entsprechendem Bedarf für Gemeindebüchereien zu empfehlen.

Signatur: SL
Schlagworte:
Krimi | Tschechien
Bewertung: +
Rez.: Karl Foitzik

Spannagel, Mercedes: Das Palais muss brennen. Roman. Köln: Kiepenheuer & Witsch 2020. 189 S. ; 20 cm. ISBN 978-3-462-05509-2, geb.: 18,00 €

Luise plant mit Freunden eine Kunstaktion, um gegen ihre Mutter – die Bundespräsidentin Österreichs – zu protestieren.

Vom Plattenbau bis ins Palais, den Amtssitz der österreichischen Bundespräsident*innen, hat Luises Mutter es geschafft. Aber leider als Chefin der rechtskonservativen Partei. Auf ihre Art probt Luise den Aufstand: sie kauft einen Mops, weil ihre Mutter neun Windhunde hat, skandiert „Mensur ist Menstruationsneid“ und plant mit ihrer Schwester und einigen Freund*innen eine Kunstaktion auf dem berühmten Wiener Opernball. Was eigentlich relativ harmlos sein sollte, gerät aus den Fugen und bringt die politischen Verhältnisse ins Wanken.Der Roman überrascht mit originellen Einfällen und beißendem Humor. Die Hauptfigur ist aber weniger überzeugend. Luise ist eher unselbstständig, flaniert durch die Cafés Wiens, lebt in den Tag hinein. Man fragt sich: Ist sie sich ihrer Privilegien bewusst? Warum wohnt sie mit ihrer Mutter im Palais, wenn sie sich so schlecht verstehen? Der humoristische Umgang mit dem Rechtsruck ist zwar unterhaltsam, nimmt der Kritik an rechter Politik aber ihre Schärfe.

Vor allem jungen Erwachsenen zu empfehlen bei Frustrationen verursacht durch rechte Parteien.

Signatur: SL
Schlagworte: Humor | Politik | Rebellion | Österreich
Bewertung: +
Rez.:Wiebke Richter

B Biographien, Briefe, Tagebücher

Ebstein, Katja: Das ganze Leben ist Begegnung. Mit Uwe Baumann. Frankfurt am Main: Fischer Krüger 2020. 254 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-8105-0058-8, geb.: 20,00 €

Katja Ebstein präsentiert einen biographischen Streifzug durch ihr Leben.

Dabei geht es um ihre Laufbahn mit der Fokussierung auf Begegnungen, die den Alltag bereichern, Horizonte öffnen, die eine kostbare Bereicherung sein können, an denen man wächst. Sie erweitert diese Besonderheiten auf Landschaften, Literatur und- ihrem künstlerischen Weg entsprechend -  auf die Musik. Die Interpretin gründet die Katja-Ebstein-Stiftung mit Fürsprache bekannter Politiker, kauft ein Haus auf Amrum, schafft damit ein sicheres Domizil für ihr schöpferisches Schaffen, eine Oase, die gleichzeitig einen psychisch-physischen Entspannungskokon und Energiespender darstellt, umhüllt von der wohligen Wärme eines Kaminfeuers, somit der Gegenpol zu ihrem -zwar geliebten- aber hektisch-turbulenten Berlin. Die Autorin rollt ihre Kindheit auf, erinnert sich an namhafte Prominente, dramatische Ereignisse, entwickelt in diesem Kontext ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden verbunden mit einem politischen Bewusstsein, primär gefördert durch ihren "Ziehvater", Willy Brandt.
In ihrem bunten Alltag trifft sie auf Jazz-Clubs, Liedermacher, Maler etc. Sie verkehrt in Szene-Lokalitäten, begegnet dabei einer Vielzahl illustrer, namhafter Persönlichkeiten jeden erdenklichen Genres, reiht sich ein, avanciert zu einer weltbekannten Sängerin, als Teil einer globalen Kulturbewegung.

Ein Generations-Rückblick. Bestens geeignet für alle (Patienten-) Büchereien mit hohem Diskussions-Potential.

Signatur: Bb
Schlagworte:
Politik | Kultur | Musik
Bewertung: ++
Rez.:
Brigitta Morgenstern

Fang, Fang: Wuhan Diary. Tagebuch aus einer gesperrten Stadt. Dt. von Michael Kahn-Ackermann. Hamburg: Hoffmann & Campe 2020. 348 S. ; 22 cm. Aus d. Chines. ISBN 978-3-455-01039-8, geb.: 25,00 €

Zwei Monate COVID-19-Tagebuch einer Bloggerin in Wuhan.


Die in China bekannte Literatin Fang Fang wurde erst gefeiert für ihr Online-Tagebuch, dann zensiert und schließlich als Verräterin bezeichnet. Denn sie stellt in ihrem Tagebuch Fragen nach Verantwortlichkeiten und Vertuschung. Gefeiert wurde sie vor allem von der Bevölkerung in der Provinz Hubei, weil sie den Ängsten und täglichen Sorgen der "einfachen" Menschen eine Stimme verlieh. Als die Kritik an China im Ausland lauter wurde, mehrten sich auch ihre Kritiker, die nicht wollten, dass die negative Außensicht von China durch Fang Fang weitere Nahrung erhielt. Das Buch ist die erste deutsche Veröffentlichung Fang Fangs. Es ist kaum wegen seiner literarischen Qualität zu lesen, sondern bedient eher unsere Neugier auf authentische Stimmen aus China. Die Tagebuchform bedingt viele Wiederholungen von Gedanken und Alltäglichem. Eine gestraffte Reportageform mit halber Länge hätte dem zweifellos interessanten Einblick in Fang Fangs Blog gut getan und einer Lese-Ermüdung entgegengewirkt.

Für Interessent*innen chinesischer Literatur und Gesellschaft sowie aktueller COVID-19-Perspektiven.

Signatur: Bb
Schlagworte:
COVID 19 | China | Blog
Bewertung: +
Rez.:
Katharina Katz

Kolbe, Rainer: Meine Tage als Herr Pastorin. Das Kind, das Dorf und der Hund. Das Beste aus 400 Kolumnen. Ill. von Sina Arlt. Hamburg: KJM 2020. 136 S. : Ill. ; 21 cm. ISBN 978-3-96194-123-0, geb.: 16,00 €

Amüsantes und Nachdenkliches aus dem Leben eines Familienvaters und Ehemann einer Pastorin.

In dem etwa 140-seitigen Buch sind die besten aus 400 Kolumnen von Rainer Kolbe abgedruckt. Er berichtet darin von seinem Alltag als Vater, Hausmann und Gatte einer Pastorin auf einem Dorf im hohen Norden auf der Halbinsel Eiderstedt. Rainer Kolbe beschreibt einerseits den alltäglichen Wahnsinn einer Familie, erzählt lustige Anekdoten aus seinem Leben als Hundebesitzer, Vater und Hausmann und gibt Einblicke in sein Leben als ‚Herr Pastorin‘ in einem dörflichen Pastorat. Rainer Kolbes Berichte aus seinem Leben als ‚Herr Pastorin‘ geben den Kolumnen das gewisse Etwas und heben es aus anderen Kolumnen hervor. Er berichtet amüsant und doch mit oft tiefem Sinn über sein Familienleben im Pfarrhaus. Ich empfand seine Erzählungen als sehr einladend für den christlichen Glauben und auch als Plädoyer dafür, Kinder ganz selbstverständlich in das Gemeindeleben einzubeziehen. Pastorenfamilien sind eben auch ganz ‚normal‘ und haben dieselben Fragen und Probleme wie andere.

Allen Eltern kleiner Kinder empfohlen, um zu erkennen, dass es in (fast) allen Familien ähnliche Fragen und Sorgen gibt. Kurzweilige Lektüre für Zwischendurch.

Signatur: Bb
Schlagworte:
Familienleben | Leben im Pfarrhaus | Hausmann
Bewertung: +++
Rez.:
Margot Haffke

Silver, Greta: Alt genug um mich jung zu fühlen. Hamburg: Rowohlt Polaris 2019. 223 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-499-00117-8, kt.: 16,00 €

Die bekannte YouTuberin vermittelt locker und amüsant, dass auch das letzte Lebensdrittel Überraschungen bereit hält.

„Alter ist Erntezeit: Vorher war Pflicht, jetzt kommt die Kür, mit allen Möglichkeiten der Jugend, nur ohne deren Stress und Ängsten" - so einer der Kernsätze, mit denen die Autorin ihre Erfahrungen auf den Punkt bringt. Sie rät dabei etwa zum Energiemanagement zur Erkennung kreativer Phasen oder auch dazu, hindernde Blockaden zu durchbrechen. Anhand der eigenen Entwicklung von der Familienfrau über die erfolgreiche Unternehmerin bis zum Best-Ager-Model zeichnet die Autorin auch einen Teil ihres Lebens nach. - In einer Gesellschaft, in der immer mehr Frauen bis weit ins Rentenalter Angehörige pflegen, oder aber trotz langer Erwerbsbiografien im Alter von Armut betroffen sind, ist der hier vorgestellte Lebensentwurf nicht ohne weiteres umsetzbar. Unabhängige, gut situierte Frauen dürften aber begeistert zugreifen, spiegelt die launige Lektüre doch ein trendiges Lebensgefühl wieder. Trotz einer gewissen Oberflächlichkeit enthält das Buch auch etliche kluge Gedanken für jedes Lebensalter.

Flott geschriebener Ratgeber für mittlere Büchereien mit entsprechender Leser*innenschaft.

Signatur: Bb
Schlagworte: Frauen | Selbstverwirklichung | Älter werden
Bewertung: +
Rez: Margarete Barth-Specht

F Familie, Ehe, Lebensfragen

Leiris, Antoine: Danach, das Leben. Dt. von Doris Heinemann. Frankfurt am Main: S. Fischer 2020. 191 S. ; 21 cm. Aus d. Franz.ISBN 978-3-10-397044-9, geb.: 18,00 €

Der Autor verlor seine Frau 2015 beim Attentat auf das Bataclan und berichtet nun vom Leben mit seinem Sohn.

Wie schwer muss es sein, nach solch einem Erlebnis den Weg zurück ins Leben zu finden?! Und wie schwer muss es sein, nach einem so überwältigenden Erfolg von „Meinen Hass bekommt ihr nicht" als „öffentliche Person" einen Nachfolgeband zu präsentieren?! Gerade dieses Thema berührt der Autor leider nur sehr knapp. Im Juli 2016 lässt der Autor seine Erzählung beginnen, die die vielfältigen Herausforderungen alleinerziehender Väter im Alltag darstellt in einem Leben, das neu gestaltet werden soll und muss. Dabei kehren die Erinnerungen an das alte Leben immer wieder zurück - und greifen auch darüber hinaus in die eigene Familiengeschichte.Der Bericht überzeugt durch seine Lebensnähe, die zwischen Schrecken, Trauer, Schmunzeln, Freude mitfühlen lässt. „Die Geister haben ihren Platz" (S. 191) - das ist dem Autor zu wünschen.

Wer sich eine literarisch ansprechende Auseinandersetzung mit dem „Leben danach" wünscht, wird seine Erwartungen nicht zu hoch ansetzen dürfen.Zum Verschenken; auch in der seelsorgerlichen Begleitung.

Signatur: Fd | Fc
Schlagworte: Trauerarbeit | Tod | Vaterschaft
Bewertung: +
Rez.: Frauke Thees

Willkommen zu Hause. Unsere Ideen für ein ganzes Jahr mehr Liebe im Alltag. Andachten, Dekorationen, Rezepte. Inka Hammond, Luisa Seider u. Miriam Müller. Moers: Brendow 2020. 159 S. : überw. Ill. ; 24 cm. ISBN 978-3-96140-174-1, geb.: 20,00 €

Ideen zur bewussten Gestaltung des Familienalltags.

Die drei Autorinnen haben es sich zum Ziel gesetzt, Unterstützung dabei zu geben, den Familienalltag schöner und abwechslungsreicher zu erleben und dabei immer die Liebe Gottes im Blick zu haben. So finden sich für jeden Monat passende Vorschläge zur Dekoration des Zuhauses, leckere Rezepte, Ideen zur Gestaltung wertvoller Familienzeit und Inspirationen zu kleinen Andachten, die zur Besinnung und zum Innehalten motivieren. Insgesamt entsteht eine überwiegend gelungene Mischung verschiedenster Impulse, zahlreiche ansprechende Fotos machen Lust, die Ideen in die Tat umzusetzen. Leider werden vorhandene Rollenklischees durch die sich wiederholende ausschließliche Ansprache von Müttern verstärkt - was ist mit all den Vätern, die auch ihren Beitrag zu einem gelungenen Familienalltag leisten? Zudem sind einige Formulierungen recht übertrieben, wenn die Autorinnen beispielsweise darauf hinweisen, dass die Liebe Gottes aus jedem gebackenen Keks sprechen soll.

Geeignet für Familien, die ihren Alltag bewusst und in dem Vertrauen auf Gott gestalten möchten.

Signatur: Fc | Ra
Schlagworte:
Familienalltag | Dekoration | Rezepte | geistliche Impulse
Bewertung: +
Rez.:
Claudia Birk-Gehrke

R Rund um Hobby, Haus und Garten, Sport und Spiel

Iburg, Anne: Die einfachste Gesundküche aller Zeiten. Rezeptfotos: Daniela Sonntag. Stuttgart: Trias 2020. 126 S. : Ill. ; 22 cm. ISBN 978-3-432-11150-6, kt.: 12,99 €

50 einfache und gesunde Rezepte mit wenigen Zutaten.

In diesem Kochbuch werden 50 Rezepte präsentiert, deren Grundlage die Autorin als die „zwölf magischen Gesundmacher" bezeichnet; als da wären: Grünes Gemüse, Tomaten, Beeren, Linsen, Hafer, Leinsamen, Walnüsse, Olivenöl, Lachs, Joghurt, Knoblauch und Kurkuma. Jedes Rezept besteht aus maximal sechs Zutaten, die als Foto jeweils auf der linken Buchseite inklusive Mengenangaben, Zubereitungsanleitung und -zeit sowie Portionsangaben abgebildet sind. Auf der rechten Seite befinden sich sehr appetitliche Bilder des fertigen Gerichts, die oft ergänzt werden durch eine interessante Information zu einem Inhaltsstoff oder Lebensmittel. In einer mehrseitigen Einleitung erklärt die Autorin, welche Lebensmittel gesund sind und welche nicht und warum das so ist. Außerdem beschreibt sie jeden der 12 Gesundmacher in einem kurzen Absatz. Das Buch ist thematisch unterteilt in Abschnitte wie Frühstück, Suppen, kleine Gerichte, Vegetarisches usw. Das ganze Buch ist sehr übersichtlich und ansprechend gestaltet. Es lädt dazu ein, sofort mit dem Kochen zu beginnen. 

Geeignet ist es eher für Erwachsene als für Kinder und aufgrund der Portionsangaben mehr für Singles und Paare als Familien.

Signatur: Ra 2
Schlagwoorte: kochen | Rezepte | Gesundheit
Bewertung: +++
Rez.:
Lina Francke-Weltmann