Newsletter „Bücherei" 02/2021
Liebe Büchereimitarbeiterin! Lieber Büchereimitarbeiter!
Liebe Leserin! Lieber Leser!
Hier in der Geschäftsstelle haben wir Frühlingsgefühle! Beim Joggen dürfen die Waden schon an die frische Luft, der Bürohund juchzt neben uns her und die Schneeglöckchen, Krokusse und Amseln sind außer Rand und Band. Zeit also, sich mit frischen Büchern einzudecken und auf eine Bank ins Freie zu ziehen!
Viel Freude beim Stöbern, Lesen und Sonnetanken wünscht
Ihr Eliport-Team
P.S. Im März erscheint eine neue Eliport-Schultüte mit dem wunderbaren ABC-Buch „Pudel, Pauken und ein Plan“. Schauen Sie doch schon mal vorbei.
Bewertung:
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++ = gut
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C Christlicher Glaube, Religionen, religiöse Weltanschauungen

Gott mitten im Leben entdecken. Impulse und Bausteine für Jugendarbeit, Gemeinde und Schule. Hg. von Dag Heinrichowski SJ. In Zusammenarbeit mit dem Zentrum für ignatianische Pädagogik, Ludwigshafen. Ostfildern: Schwabenverl. 2020. 159 S. : Ill. ; 23 cm. ISBN 978-3-7966-1787-4, geb.: 19,00 €
Tipps für die Durchführung von Exerzitien in Schule und Gemeinde.
Das Buchprojekt ist aus der Praxis des Jesuiten-Kollegs Berlin hervorgegangen und bietet für die in Schulen und Gemeinden üblichen Jugend-Exerzitien der katholischen Kirche eine Fülle von Anregungen. Der Herausgeber, Student der katholischen Theologie, Mitarbeiter am Canisius-Institut und Jesuiten-Ordensbruder, hat in Zusammenarbeit mit Kollegen und in Orientierung an den „Geistlichen Übungen“ des Ignatius von Loyola ein umfangreiches Werkbuch aus Impulsen, Bausteinen und Ideen entstehen lassen. Es ist klar gegliedert: „Mein Leben entdecken“, „Gott entdecken“, „Meine Zukunft entdecken“ und „Gott und das Leben feiern“. In der praktischen Durchführung kommen bekannte Techniken der Sozialpsychologie (z.B. u.a. Regeln der Gruppendynamik) zur Anwendung. Ziel dieses pastoralen Angebots ist es, das eigene Leben als Ort der Begegnung mit Gott deuten zu lernen. Der Jugendliche soll sich dadurch dem jesuitischen Erziehungsideal annähern, selbst Herr der Lage zu sein statt Opfer der Verhältnisse zu werden.
Bei Interesse an „Ignatianischer Pädagogik“ (vielleicht im Vergleich zu Veröffentlichungen der Evangelischen Jugendarbeit) zur Kenntnisnahme empfohlen.
Signatur: Ch 3
Schlagworte: Ignatius von Loyola | Katholische Jugendarbeit
Bewertung: +
Rez.: Margot Rickers

Helmchen-Menke, Heike: Ins Leben begleiten. Religionssensibel durch den Familienalltag. Ostfildern: Patmos 2020. 190 S. : Ill. ; 22 cm. ISBN 978-3-8436-1159-6, kt.: 19,00 €
Ein Familienratgeber zur frühreligiösen Sozialisation – aus katholischer Sicht.
Die Diplomtheologin und Pastoralreferentin für Elementarpädagogik rät Eltern, durch „religionssensible Erziehung die Erfahrungen, Ängste, Wünsche und Hoffnungen der Kinder“ religiös deuten zu lernen. Das erfolgt u.a. durch eine Art religiöser Imprägnierung des Familienlebens mit Gebet, Segen, gemeinsamem Bibellesen, durch Eingehen auf religionsrelevante Kinderfragen, durch Philosophieren und Theologisieren mit den Kindern und durch Beachtung von Ritualen und Vorbildern. Die Kinder sollen auf der Basis katholisch-christlicher Werte und Feste durch das Jahr und das Leben begleitet werden, um auch so die theologische Kompetenz zu stärken. - Die Verfasserin bringt kenntnisreich ihr Erfahrungswissen und eine Fülle praktischer Anregungen zur familiären Lebensgestaltung ein und berücksichtigt dabei auch, dass die Kinder interkonfessionelle und interreligiöse Kontakte haben. Das Buch ist trotz der hochgesteckten Ziele verständlich formuliert und fantasievoll-farbenfroh gestaltet.
Wer speziell an bewusst katholisch-christlicher Erziehung interessiert ist, findet hier ein umfassendes Kompendium vor. Der St. Michaelsbund spricht vom Buch des Monats August 2020.
Signatur: Ce
Schlagworte: Religiöse Sozialisation | Katholischer Familienalltag
Bewertung: +
Rez.: Margot Rickers
Jm 1 Bilderbücher

Böwer, Niklas: Mein erstes großes Baustellen-Buch. München: arsEdition 2020. O. Pag. : überw. Ill. ; 28 cm. ISBN 978-3-8458-3043-8, geb.: 10,00 €
Auf der Baustelle gibt immer was zu tun!
Insgesamt 18 Seiten voll mit Baufahrzeugen und Baumaschinen lassen das Herz vieler Kinder höher schlagen. Erst Recht, wenn auch besondere Baustellenmotive vorkommen. Gleich die erste Doppelseite zeigt eine Nachtbaustelle auf der Autobahn und übt eine große Faszination aus. Auch der Bau einer Flussbrücke ist entsprechend spektakulär, da hier ein großer Mobilkran benötigt wird. Außerdem wird u. a. noch ein Tunnel und ein Parkhaus gebaut. Wimmelbuchcharakter erzielt Grafiker Niklas Böwer durch insgesamt sieben Maulwürfe, welche sich auf den Seiten verstecken. Kinder können sich das Buch immer wieder ansehen und auch für Eltern bietet es durch die interessanten Baustellen und schönen Grafiken genug Abwechslung. Ein rundum gelungenes Vorlesebuch, welches sich auch zum selbst Betrachten für Kinder ab 3 Jahren eignet. Sollte in keinem Büchereibestand fehlen.
Von Baustellen-Büchern kann man nie genug haben.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Baustelle | Bagger | Pappbilderbuch
Bewertung: +++
Rez.: Christoph Hoewekamp

Gliori, Debi: Nacht für Nacht. Dt. von Renate Welsh. Innsbruck: Obelisk 2019. O. Pag. : überw. Ill. ; 17 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-85197-923-7, geb.: 13,00 €
Ein Bilderbuch über die Macht der Depression und die Ohnmacht ihres Opfers.
Die Autorin und Illustratorin dieses kleinen Bildbandes beschreibt sich selbst als von Depressionen Heimgesuchte. Entsprechend persönlich ist ihr Versuch, die vernichtende Wirkung einer solchen psychischen Krankheit für Außenstehende verstehbar zu machen. Ihr knapper Text spricht von Müdigkeit und Leere, von Angst und Schlaflosigkeit, über fehlende Worte und vollkommene Desorientierung. So flüchtet sie in die Bilder, die in Schwarz-Weiß gehalten sind. Hier erscheint die Depression als Nebel, dann als unaufhaltsam wachsender Drachen mit einem drohenden Schatten. Unter seinem brutalen Zugriff ergreift die Kranke die Flucht, aber der Drachen vervielfältigt sich, sie kann ihm nicht entkommen. Erleichterung bringt schließlich eine schwarz-weiß gestreifte Vogelfeder. „Nicht nur schwarz. Nicht nur weiß.“ Die Autorin möchte derart Erkrankten eine Sprache geben. Ob sie mit der Metapher des Drachen dabei das treffende Bild gefunden hat, muss den Rezipienten überlassen bleiben.
Es ist schwierig, hier eine Zielgruppe zu benennen. Die Aufmachung als Kinderbuch und das schwierige Thema stehen sich dabei im Wege. Am ehesten für Gesprächsrunden geeignet.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Depression | Heilung
Bewertung: +
Rez.: Barbara von Korff-Schmising

Herr Hepperlin und die vergessenen Schuhe. Nikola Huppertz. Ill. von Gareth Ryans. Berlin: Annette Betz Verl. 2020. O. Pag. : überw. Ill. ; 28 cm. ISBN 978-3-219-11789-9, geb.: 14,95 €
Wie viele Schuhe braucht ein Mensch?
Herr Hepperlin ist ein wirklicher Herr, der großen Wert auf gepflegtes Schuhwerk legt. Dabei helfen ihm ein Schuhmacher und sein Sohn. Herr Hepperlin ist ihr „Ehrenkunde“, mehr noch ein guter Freund. Eines Tages wartet der Schuster vergebens. Hat er doch vier Paar feine Schuhe für seinen besten Kunden besohlt. Erst nach langer Zeit kehrt Herr Hepperlin im Rollstuhl zurück, dennoch lässt er sich ein Paar neue feine Schuhe machen. Klare, detaillierte Illustrationen begleiten diese einfache Erzählung, in der nur drei Personen agieren. Die Schuhmacherwerkstatt mit ihren Utensilien ist auf das Genaueste abgebildet. Geometrische, flächige, naive Formen und glatte Farbflächen geben jedem Gegenstand einen deutlichen Wiedererkennungseffekt, schränken aber gleichzeitig die Lebendigkeit der Bilder ein. Die Zeit scheint seit langem still zu stehen. Ein alter Kanonenofen, ein Telefon mit Wählscheibe und eine Kasse aus den Zeiten der Großeltern kennzeichnen einen fast untergegangenen Beruf.
Text und Bilder verstehen bereits Bilderbuchanfänger mühelos, gleichzeitig ist die viel zu selten gewordene Darstellung eines Handwerks zu loben.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Alter | Handwerk | Freundschaft
Bewertung: +
Rez.: Barbara von Korff-Schmising

Hunger! Käpt´n Piet hat Appetit. Hans-Christian Schmidt. Ill. von Andreas Német. Weinheim: Beltz & Gelberg 2020. O. Pag. : überw. Ill. ; 16 cm. ISBN 978-3-407-75475-2, geb.: 13,95 €
Pirat Piet hat Hunger und sucht sich allerhand ungewöhnliche Zutaten zusammen, die er auf sein Sandwich legen kann.
Käpt´n Piet überkommt der große Hunger. Er beginnt zunächst ganz klassisch mit einer Scheibe Brot, auf die er etwas Butter schmiert. Doch dann folgen Käse und Mayonnaise, Chicoreé und Beuteltee sowie Spiegelei und Babybrei. Sogar ein Blauwal und ein Gummilatsch und noch viele andere Dinge stapelt er auf seiner Scheibe Brot.
Am Ende ist das ungewöhnlich belegte Brot so hoch, dass das Buch gedreht werden muss, um es im Ganzen sehen zu können. Dafür ist Käpt’n Piet aber auch endlich satt.
Urkomische Reimwörter und niedliche Illustrationen machen das Buch zu einem wahren Ohren- und Augenschmaus für Groß und Klein, über die auch nach mehrmaligem Lesen noch herzhaft gelacht und gekichert wird.
Ein erfrischend witziges Buch zum Anschauen, Vorlesen, Mitreimen und Lachen für alle ab 4 Jahre.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Pirat | Reime | Humor
Bewertung: +++
Rez.: Darina Saust

Ingpen, Robert: Das Magische Buchregal. Zürich: minedition 2020. O. Pag. : überw. Ill. ; 30 cm. ISBN 978-3-03934-001-9, geb.: 20,00 €
Ingpens Illustrationskunst erweckt literarische Figuren zum Leben.
Wer ein Bilderbuch mit einer schlüssig erzählten Geschichte erwartet, der liegt mit Ingpens Buch falsch. Vielmehr ist „Das magische Buchregal“ eine Art Katalog oder Schlüssel zu einem großen Werk des bekannten Illustrators, das im Original in der National Library of Australia zu besichtigen und als siebenseitiges Leporello im Buch eingeheftet zu bestaunen ist.
Viele Gestalten der klassischen (Kinder-)Literatur, vorwiegend aus dem angelsächsischen Raum, die das große Werk bevölkern, sind im Hauptteil des Buches als Strichzeichnungen abgebildet. Wir entdecken z. B. Alice im Wunderland mit Humpty Dumpty oder Peter Pan und Captain Hook. Jeder kleinen Szene ist eine kleine Textpassage des Werkes beigefügt.
In der Figur des Zwergs Tally, der mit einer Art magischer Fernbedienung die Figuren lebendig werden lässt, zitiert sich Ingpen selbst aus seinem Buch „Der Traumfänger.
Ingpens Illustrationen sind etwas Besonderes, sie erwecken in der Tat fiktive Gestalten zum Leben.
Zweifellos eine Augenweide für Liebhaber von Literatur und Illustration, wird der großformatige Band im Bilderbuchregal einer Bibliothek eher falsche Erwartungen wecken.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Bücher | Literatur | Klassiker
Bewertung: +
Rez.: Birgit Schönfeld

Mein Monster unter dem Spielplatz. Clémentine Beauvais u. Maisie Paradise Shearring. Dt. von Maren Illinger. Weinheim: Beltz & Gelberg 2020. O. Pag. : überw. Ill. ; 28 cm. Aus d. Franz. ISBN 978-3-407-75470-7, geb.: 12,95 €
Das Kinderbuch erzählt davon, dass Kinder von ihren Eltern nicht zu sozialen Kontakten gedrängt werden wollen.
Das Kinderbuch „Mein Monster unter dem Spielplatz" ist ein sehr kurzweiliges Bilderbuch, das aus Sicht eines kleinen Jungen erzählt wird. Dieser ist gerade mit seiner Mutter auf einem Spielplatz und spielt allein. Auf die Aufforderung, mit einem anderen, fremden Jungen gemeinsam zu spielen, stellt sich der Junge vor, dass dieser ein Monster sei, welches Kinder fängt und sie für ihn kochen und arbeiten lässt. Er spinnt diese Vorstellung immer weiter. Seine Mutter hätte nach seinem Verschwinden vermutlich ein schlechtes Gewissen und würde ihn wohl nie wieder zu solchen Kontaktaufnahmen drängen, sondern ihn einfach spielen lassen, mit wem er es möchte: allein oder mit jemanden, den er sich selbst zum Spielen aussucht.Das reich bebilderte Buch eignet sich sowohl zum selbstständigen Lesen als auch zum Vorlesen. Allerdings sei dabei zu beachten, dass die Mutter in diesem Buch nicht wirklich positiv dargestellt wird und die pädagogischen Implikationen zweifelhaft erscheinen.
Für Kinder ab 4 Jahren.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Spielplatz | Eigensinn | Erziehung
Bewertung: +
Rez.: Petra-Kristin Bonitz

Eine Wiese für alle. Hans-Christian Schmidt. Ill. von Andreas Német. München: Klett Kinderbuch 2020. O. Pag. : überw. Ill. ; 24 cm. ISBN 978-3-95470-242-8, geb.: 14,00 €
Ein Schaf kommt mit dem Boot übers Meer und wird von der einheimischen Herde zunächst abgewiesen.
Zu Beginn ergeht die Aufforderung, sich als Mitglied einer glücklichen Schafherde auf einer Klippe hoch über dem Meer zu fühlen. Eines Tages kommt ein etwas dunkleres Schaf angerudert. Wölfe haben seine Familie gefressen; es konnte gerade noch fliehen. Das Boot ist leck, ein herunter geworfener Eimer beruhigt nur die Herde. Deren fremdenfeindliche Argumente gegen eine Rettung/Aufnahme des Geflüchteten kommen Erwachsenen dann sehr bekannt vor. Das Schaf versinkt, alle verschließen angesichts des nahenden Todes die Augen; die nächsten Seiten des Buches sind schwarz. Dann soll die Identifikation mit dem Herdentier aufgegeben werden und es folgen - rhetorische - Fragen: Schaust du auch weg? Du willst helfen? - Auf der nächsten Seite steht der Flüchtling oben auf der Wiese (wie genau das möglich wurde, bleibt ungewiss) und dankt seinem Helfer; die Herde wundert sich, lässt es aber geschehen. - Niemanden ertrinken lassen! Der Aufruf ist (über-)deutlich.
Die schwarzen Seiten könnten gefüllt werden mit Gespräch über Gefühle, Hilfsmöglichkeiten, Mut zum Widerspruch ...
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Asyl | Flucht | Solidarität | Nächstenliebe
Bewertung: +
Rez.: Griet Petersen
Ju 2 Erzählungen für das zweite Lesealter (9-12 Jahre)

Griechische Mythen und Sagen. Von tragischen Helden, streitlustigen Göttern und vielköpfigen Ungeheuern. Jean Menzies. Ill. von Katie Ponder. Dt. von Karin Hofmann. München: Dorling Kindersley 2020. 160 S. : überw. Ill. ; 29 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-8310-4040-7, geb.: 19,95 €
Informationsgewaltiges Sach-Bilderbuch über griechische Mythen und Sagen.
Die Welt der griechischen Sagen erzählt von waghalsigen Heldentaten, schicksalhaften Begegnungen, großer Liebe und großen Kriegen. Es gab unzählige Götter und Helden und Ungeheuer. In über 30 Geschichten, einem großen Stammbaum und zahlreichen Steckbriefen erzählt und erklärt Jean Menzies in diesem Buch die Sagen und Mythen der Griechen. Dabei versorgt er die Lesenden mit Hintergrundinformationen und den Verwandtschaftsverhältnissen der Helden und Götter.Farbenfroh ist dabei jede einzelne Seite passend und detailreich von Katie Ponder gestaltet. Neugierigen und wissbegierigen Grundschülern erleichtert die große Schrift das eigenständige Lesen. Darüber hinaus ist es ein anschauliches Nachschlagewerk für alle, die sich in dieser Thematik mal ungezwungen informieren und einlesen wollen.
Für thematisch Interessierte oder als Nachschlagewerk.
Signatur: Ju 2
Schlagworte: Griechen | Mythologie | Sagen | Helden
Bewertung: +
Rez.: Sandra Groß

Sigg, Stephan: Kein Plastik für den Wal. Lena kauft unverpackt. Ill. von Anna-Katharina Stahl. 2. Aufl. Stuttgart: camino 2020. 128 S. : Ill. ; 21 cm. ISBN 978-3-96157-092-8, geb.: 9,95 €
Lena wird zur Umweltaktivistin, nachdem sie ein neues Geschäft entdeckt, in dem unverpackte Produkte verkauft werden.
Stephan Sigg führt mit seinem Buch in die „Zero Waste"-Philosophie ein. Ausgangspunkt ist ein Unverpackt-Laden und ein Experiment zur Vermeidung von Verpackungsmüll. Es kommen weitere Themen wie Sharing Economy, Upcyling und DIY zur Sprache. Hauptfigur Lena hat dabei nicht nur ihre Eltern zu überzeugen, sondern auch eine ganze Klasse voll ungläubiger Mitschüler*innen. Gut, dass zumindest ihre beste Freundin Hannah zu ihr hält und gemeinsam mit der Ladenbesitzerin Patrizia einiges ins Rollen bringt. Irgendjemand muss schließlich anfangen, damit Wale irgendwann wieder glücklich schwimmen können! Das Buch ist leicht zu lesen und setzt wenige Vorkenntnisse voraus. Wer sich also noch nicht mit den Themen Müllvermeidung und Plastik in den Weltmeeren beschäftigt hat, wird hier gut informiert. Die Illustrationen von Anna-Katharina Stahl sind schön anzusehen und runden das Buch ab.
Leichter Zugang zum Thema „Zero Waste" in Form einer kurzweiligen Geschichte.
Signatur: Ju 2
Schlagworte: Nachhaltigkeit | Plastik | Umweltschutz | Müllvermeidung
Bewertung: ++
Rez.: Christoph Hoewekamp
Je Erd-, Länder- und Völkerkunde, Reisen

Wir sind gleich und doch verschieden. Marie Murray. Ill. von Hanane Kai. Dt. von Kristina Petersen. Stuttgart: Gabriel 2020. 32 S. : überw. Ill. ; 23 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-522-30562-4, geb.: 10,00 €
Bilderbuch zum Thema kultureller und religiöser Unterschiedlichkeit.
Menschen sind unterschiedlich, je nachdem wo sie leben, was sie essen, was sie glauben, wie sie feiern, welche Religion und Kultur und welche Werte sie haben. Als Menschen sind sie alle gleichwertig. Das Bilderbuch erklärt, was Kultur ist, und führt Beispiele für verschiedene Bräuche, Religionen und Werte auf. So wirbt es für Vielfalt und Offenheit, das Kennenlernen des "Anderen" und gegenseitige Achtung.
Das Sachbilderbuch gehört zu der Reihe „Weltkugel", die Themen wie Klimaschutz, globale Konflikte und hier globales Zusammenleben und kulturelle Vielfalt aufgreift. Am Ende des Bandes sind interessante Links für weitere Sachinformationen sowie Worterklärungen angefügt.
Das Buch greift kindgerecht ein wichtiges aktuelles und fundamentales Thema auf, sein Inhalt ist „politisch korekt", aber leider eher leicht belehrend und weniger alle Sinne ansprechend, mitreißend oder emotionsreich gestaltet.
Als Basis- und Ausgangslektüre für Kitas und Grundschulen durchaus sehr geeignet, die daraufhin individuelle, bunte und lebendige Projekte entwickeln und gestalten können.
Signatur: Je | Jm 1
Schlagworte: Interkulturalität | Interreligiosität | Vielfalt
Bewertung: ++
Rez.: Anne Rank
SL Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Belletristik

Dalgamoni, Philipp: Flut und Tod. Kriminalroman. Meßkirch: Gmeiner 2019. 250 S. ; 20 cm. ISBN 978-3-8392-2467-0, kt.: 12,00 €
Die Geschichte einer Trennung - hier endet sie mit einem Mord.
Ein Roman/Krimi über eine eheliche Katastrophe-heutzutage beinahe alltäglich. Aber hier gerät man unvermittelt mitten hinein in die gnadenlose, nicht enden wollende Abrechnung zwischen der erschöpften, fast hilflosen Anke und dem erfolgreichen, eiskalten, narzisstischen Unternehmensberater Erik. Nüchtern und schonungslos schildert der Autor (Fachanwalt für Familien- und Verwaltungsrecht) die Situation: Sätze wie Pfeile, jeder ein Treffer. Ein Kampf über viele Runden mit ungewissem Ausgang. Die Figur der Psychologin Miriam ist zwielichtig und spielt ein hinterhältiges Spiel mit ihrer Patientin Anke. Ein Wochenende im Dünenhaus, wo ihre Liebe einst begann, soll Anke helfen, sich endgültig von Erik zu trennen. Am Ende ereignet sich dort ein schrecklicher Mord. Über 200 Seiten läuft der Schlagabtausch der beiden einstigen Partner fast gemächlich dahin ohne rechte Dramaturgie, auf den letzten 30 Seiten jedoch wird der Leser nach alter Krimitradition aufs Beste entschädigt ...
Bedingt geeignet für Literaturzirkel und Gesprächskreise.
Signatur: SL
Schlagworte: Krimi | Psychologie | gescheiterte Ehe
Bewertung: +
Rez.: Christiane Weppner

Höhtker, Christoph: Schlachthof und Ordnung. Roman. Zürich: Weissbooks 2020. 409 S. ; 22 cm. ISBN 978-3-86337-180-7, geb.: 24,00 €
Eine parallele Welt der nahen Zukunft: Die Welt steht unter Drogen. Marazepam, ein neues Arzneimittel, macht abhängig.
Marazepam ist für verschiedenste Krankheitsbilder einsetzbar. Es passt sich quasi den Wünschen des Einnehmenden an. Ein Wundermittel, eine glückverheißende Droge, die süchtig macht. Christoph Höhtker nimmt uns mit in einen Roman wie ein ungesunder Trip: Endgültige Wahrheiten gibt es hier nicht, nicht einmal zuverlässige Erzähler. Erzählpassagen wechseln sich mit fiktionalen Wikipedia-Einträgen, dramenartigen Dialogen und journalistischen Berichten ab, Erzählebenen überlappen sich. TerroristInnen, ein offenbar ewig lebender Arzt, ein medikamentenabhängiger Schriftsteller, ein sexhungriger Firmenchef und viele andere skurrile Figuren bevölkern die über 400 Seiten, die mal wie eine Sozialstudie, mal wie ein Tarantino-Film wirken. Ein Werk, das polarisiert und nach Diskussion lechzt. Oder, um es mit der Figur der Elisabieta zu sagen: "Dein Buch ist mehrere Bücher, und Autor ist mehrere Idioten." Wer Political Correctness sucht, wird enttäuscht.
Ein Roman, der die Auseinandersetzung mit ihm und um ihn benötigt. Für Fans heutiger, provokanter Literatur.
Signatur: SL
Schlagworte: Dystopie | Sucht
Bewertung: +
Rez.: Marcel Lorenz

Joyeux, Odette: Delphine über den Dächern. Ein Ballettroman aus Paris. Dt. von Hildegard Lest. Ill. von Leanne Shapton. Berlin: Insel 2020. 255 S. : Ill. ; 19 cm. (insel taschenbuch 4794). Aus d. Franz. ISBN 978-3-458-36494-8, geb.: 14,00 €
Zwei kleine Ballettschülerinnen kämpfen um die Hauptrolle an der Pariser Oper.
Die kleine Ballettschülerin Delphine liebt das Tanzen. Besondere Aufregung herrscht zurzeit, da sie darum kämpft, die Hauptrolle neben dem von ihr angeschwärmten großen Ivan Barlof zu spielen. denn Delphine ist nicht Klassenerste. Gleichwohl erhält sie die Rolle, sehr zum Missfallen ihrer Mitschülerin Julie. - Als die Ballettschülerinnen aus Übermut einen waghalsigen Ausflug auf die Dächer des Opernhauses unternehmen, was streng verboten ist, erleidet ein Mädchen einen Unfall. Delphine nimmt aus Edelmut die Schuld auf sich und wird daraufhin von der Schule verwiesen. Wie sich dennoch endlich alles zum Guten kehrt, wird in diesem kleinen Roman sehr nett erzählt. - Die französische Originalausgabe erschien bereits 1966. Die Neuauflage ist mit einem Infoteil der Tanzkritikerin Dorion Weickmann und einem Vorwort der Primaballerina Polina Semionova angereichert.
Sprache und Inhalt sind vielleicht nicht mehr ganz zeitgemäß und werden bei Spannungs-Leserinnen nicht unbedingt auf positive Resonanz stoßen.
Signatur: SL | Ju 3
Schlagworte: Ballett | Freundschaft | Ehrgeiz
Bewertung: +
Rez.: Cornelia von Forstner

Schulteisz, Christian: Wense. Roman. Berlin: Berenberg 2020. 124 S. ; 20 cm. ISBN 978-3-946334-67-5, geb.: 22,00 €
Der 'Universaldilletant' (Klappentext) Hans Jürgen von der Wense erwandert in der Nazizeit den Göttinger Raum.
Der ungewöhnlich schmale Debütroman von Schulteisz erkundet ohne biographische Genauigkeit die Zeit Wenses in Göttingen während der Nazizeit. Schwul, hochbegabt, sprach- und wissenschaftlich vielseitig interessiert erwandert er die Gegend Südniedersachsens, die Flure Göttinger Bibliotheken und Institute während seiner Göttinger Zeit als Ersatzdienstleistender bei Siemens und photografiert extensiv.
Er sprüht vor Einfällen, macht sich tausende von Notizen, plant Bücher und Essays - und bringt nichts fertig. Der Roman beeindruckt durch das psychologische Portrait eines begabten Universalisten, der, sich selbst überschätzend, im Strudel seiner Einfälle versinkt. Die Nazizeit, die Landschaft, der wissenschaftliche Themenkreis der Zeit, das wird alles lebendig, die Hauptfigur streckenweise dagegen etwas hölzern.
Der Roman macht dem Leser vor allem im schwer lesbaren Mittelteil den hektischen Ideensturm Wenses erlebbar. Bei Kriegsende steht Wense auf einer Klippe, voller neuer Projekte. Er bleibt seinem undisziplinierten Genie treu. Das ist ein beeindruckendes Debüt, der Erzähler behält die Figur durchgehend im Fokus, bleibt aber erstaunlich unemotional und neutral. Die Struktur ist durchgehend in kurze dramatische Abschnitte gegliedert, was wohl der Dramen- und Hörspielerfahrung des Autors geschuldet ist.
Für Leser, die sich im Weserbergland und Göttingen auskennen macht dieses Büchlein ausgesprochen Spaß.
Signatur: SL
Schlagworte: Nationalsozialismus | Göttingen | Homosexualität
Bewertung: ++
Rez.: Hans-Wolfgang Schaller

van den Berg, Laura: Das dritte Hotel. Roman. Dt. von Sabine Schwenk. München: Penguin 2020. 238 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-328-60083-1, geb.: 22,00 €
Clares Mann ist bei einem Unfall gestorben. Aber in Kuba trifft sie ihn wieder. Hier streiten Fantasie und Wirklichkeit.
Clare ist in Trauer um ihren Mann, der bei einem Autounfall umkam. Als Hommage an ihn reist sie nach Havanna. Dort wollten sie zusammen ein Filmfestival besuchen. Doch plötzlich taucht der Totgeglaubte wieder auf. Genauso schnell verschwindet er wieder. Clare will ihn wiedersehen, spürt ihm nach, besucht Events, bei denen man ihn vermutet hätte: Der Filmwissenschaftler hatte sich in erster Linie mit verstörenden Horrorfilmen beschäftigt. Elemente dieses Genre nutzt Laura van den Berg in ihrem Buch. Clares Mann hatte über einen Film geschrieben, in dem Tote ins Leben wiederkehren. Passiert genau das in dem Roman? Ähnlich wie der Regisseur David Lynch spielt die Autorin mit den Grenzen zwischen Realität und Vorstellungskraft, doch ihr Buch gelingt längst nicht so packend. Hat Clare sich in ihrer großen Trauer so stark mit dem "Verstorbenen" beschäftigt, dass er aus dem Jenseits wiederkehren konnte? Ist sie dabei, den Verstand zu verlieren? Wie stark kann ihr Unbewusstes sie dirigieren?
Wer sich schnell fürchtet, sollte dieses Buch keinesfalls direkt vor dem Zubettgehen lesen. Ein Muss für Fans von Horrorfilmen.
Signatur: SL
Schlagworte: Horror | Realität - Fiktion | Unsterblichkeit
Bewertung: +
Rez: Ute Lawrenz

Wood, Naomi: Diese goldenen Jahre. Roman. Dt. von Claudia Feldmann. Hamburg: Atlantik 2020. 347 S. ; 19 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-455-00899-9, geb.: 12,90 €
Hinter dem freien, kunstbegeisterten Leben von 6 Studenten zeichnen sich Ideen und Geschichte des Bauhauses ab.
1922 schreiben sich sechs Studenten in der 1919 von Walter Gropius gegründeten Kunstschule des Bauhauses in Weimar ein. Sie sind begeistert von dem neuen Konzept, das Kunst und Handwerk verbindet. Sie lernen von namhaften Künstlern, arbeiten in den Werkstätten. Sie fühlen sich jung und frei, genießen eine Zeit voller Ekstase rund um Freundschaft, zwiespältiger Liebe, Misstrauen, Intrigen, Verrat. Sie erleben, wie das Bauhaus in Bedrängnis gerät, von Weimar nach Dessau, dann nach Berlin umziehen muss, 1933 nach einer Razzia von den Nazis aufgelöst wird. Bis auf wenige Künstlernamen (Johannes Itten, Paul Klee, Wassily Kandinsky u.a.) sind die Figuren rund um den Erzähler Paul und seine geliebte Charlotte in dem spannend mit Vor- und Rückblenden komponierten Roman fiktiv. Bauhaus-Milieu und Zeitgeschichte spiegeln sich darin als „Geschichte von unten“, finden hautnah ihr Echo im Blick auf die Freunde, auf Zweifel, Zögern, Versagen, Schuld und Ausblick.
Über die fiktive Studentengeschichte bietet der flott geschriebene Roman einen sachbezogenen Blick auf Idee und Geschichte des Bauhauses. Entsprechend vielseitig einsetzbar.
Signatur: SL
Schlagworte: Bauhaus | Kunst | Freundschaft | Liebe
Bewertung: ++
Rez.: Heide Germann
B Biographien, Briefe, Tagebücher

Brandstetter, Alois: Lebensreise. Wallfahrt, oder Werdegang und Lebenslauf. Salzburg: Residenz 2020. 394 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-7017-1735-4, geb.: 26,00 €
Autobiografie des österreichischen Schriftstellers.
Der mehrfach ausgezeichnete Autor gibt am Beispiel einer Reise zu seinem Namenspatron Aloysius von Gonzaga einen Einblick in sein Leben und v.a. seine Begegnungen mit Akademikern, Künstlern und Schriftstellern. Dabei schreibt er stilsicher, oft etwas ironisch aus der Perspektive eines geistig offenen, konservativen Katholiken, der als Germanistikprofessor in Saarbrücken und Klagenfurt tätig war. Während er nur knapp über sein eigenes Elternhaus und seine Familie berichtet, geht er ausführlich auf das Leben des Pestheiligen Aloysius und dessen Verwandte ein.
Häufig beschäftigt er sich mit wichtigen katholischen Personen, oft Jesuiten wie der gegenwärtige Papst. Mehrfach beschreibt er Begegnungen u.a. mit dem österreichischen Maler Ernst Fuchs oder dem Dichter H.C. Artmann. Trotz dessen Kirchenaustritts fasziniert ihn auch Thomas Bernhard. Der Autor hat ein umfassendes Wissen v.a. zum Katholizismus und der österreichischen Geschichte und Literatur.
Empfohlen für Bibliotheken mit einer von den Romanen Brandstetters begeisterten Leserschaft. Ansonsten eher etwas für größere Bibliotheken.
Signatur: Bb
Schlagworte: Autobiografie | Österreich | Katholizismus | Literatur
Bewertung: ++
Rez.: Peter Bräunlein

Brett, Lily: Alt sind nur die anderen. Dt. von Melanie Walz. Berlin: Suhrkamp 2020. 81 S. ; 21 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-518-42946-4, geb.: 15,00 €
Lebenseindrücke der australisch-amerikanischen Schriftstellerin.
Augenzwinkernd präsentiert Brett einen Streifzug zu dem sensiblen Thema „Altern", reflektiert dabei den 100. Geburtstag ihres Vaters, für sie ein beeindruckendes Vorbild an Würde und Heiterkeit. Sie erinnert sich an die Vergangenheit, registriert dabei sehr deutlich die psychisch-physischen Veränderungen der Gegenwart. Als Wahl-New Yorkerin ist sie fasziniert von den Einwohnern, deren Mentalität, sowie dem pulsierenden Charakter der Metropole. Die Autorin übernimmt phasenweise die Gepflogenheiten der Bürger, spürt eine gewisse Alterslosigkeit in einem Umfeld, in dem sie sich aufgehoben, respektiert und verehrt fühlt, sie dabei ihren ganz persönlichen Prozess des Älterwerdens jedoch nicht ignorieren kann. Lily Brett schätzt in diesem Kontext den unverblümten teils hintergründigen Humor der Großstädter, aus dem sie ihre Themen rekrutiert, den sie aufnimmt in ihre Kolumnen, die häufig enden mit liebevoll - ironischen Einschätzungen, bei einer Allgemeingültigkeit mit der Erkenntnis, dass das Leben einem ständigen, unaufhaltsamen Wandel unterliegt.
Interessante, liebevoll gestaltete Sammlung unterschiedlichster Alltagsepisoden. Warmherzig. Geistreich. Nachdenklich. Eine Bereicherung für alle (Patienten-)Büchereien mit aufmunternden Impulsen.
Signatur: Bb
Schlagwoorte: Frau | Alter | Veränderungen
Bewertung: ++
Rez.: Brigitta Morgenstern

Flügel, Agnes Johanna: One-Way-Ticket nach Lissabon. Das Jahr, in dem ich noch mal ganz von vorn anfing. Hamburg: Rowohlt Polaris 2020. 220 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-499-00089-8, kt.: 16,00 €
Überraschende Neufindung.
Die Protagonistin zieht mit ihrem Mann - nach hektischem Engagement als Redakteurin- in ländliche Gefilde, erfüllt sich damit die Lebensphilosophie, Natur und Alltag zu genießen, beides sinnvoll miteinander zu vereinen, widmet sich in dem neuen Umfeld ihrer Passion, der Imkerei, entwickelt damit einen völlig neuen Tagesrhythmus in einem Bereich, den sie für sich , als biologisch-dynamischen Kokon der Geborgenheit empfindet. Der Tod des Vaters traumatisiert Johanna. Es entstehen fundamentale Unsicherheiten mit gravierenden Verlustängsten, die sie psychisch - und - physisch schwächen, sie sich mit der Obhut der dementen Mutter restlos überfordert sieht. Nachdem in diesem Kontext auch ihre Ehe scheitert, ist sie gezwungen, ihre Zukunft neu zu definieren, sich selbst zu finden, eine neue Perspektive zu entdecken. Die erhoffte Regenerierung gelingt ihr in Lissabon. Sie überlässt sich,erstmalig, einer berauschenden, fast magischen Atmosphäre mit träumerischen Phantasien, melancholischen FADO-Klängen, die sie tief innerlich berühren, sie dabei, in Verbindung mit ungezwungenen Menschen, eine neue weibliche Autonomie entdeckt mit dem tiefen Wissen, ihre ganz persönliche Bestimmung gefunden zu haben. Leicht und unbeschwert lässt sie ihre Persönlichkeitsveränderung zu, „verabschiedet" sich, mit Briefen an den verstorbenen Vater, endgültig von dessen, immer latent vorhandener Moralisierung und beschließt das Wagnis „Neue Existenz" mit einem verheißungsvollen, selbstbewussten Start in der schillernden Metropole LISSABON.
Leichte Lektüre mit Nachdenklichkeit. Unterhaltsame Ablenkung im Klinik-Alltag. Geeignet für alle (Patienten-) Büchereien.
Signatur: Bb
Schlagworte: Frau | Neubeginn | Loslösung | Autonomie
Bewertung: +
Rez.: Brigitta Morgenstern
F Familie, Ehe, Lebensfragen

de Roulet, Daniel: Brief an meinen Vater. Dt. von Maria Hoffmann-Dartevelle. Zürich: Limmat 2020. 76 S. ; 19 cm. Aus d. Franz. ISBN 978-3-03926-004-1, kt.: 18,00 €
Der Brief eines Sohnes über seine Gedanken und Gefühle zum selbstbestimmten Sterben seiner Mutter.
Daniel de Roulets Mutter beschließt 97jährig mit Hilfe der Organisation Exit selbstbestimmt ihr Leben zu beenden. Sie ist blind und bettlägerig. Daniel de Roulet erfährt von diesem Wunsch und beginnt einen Brief an seinen verstorbenen Vater, einem kalvinistischen Pfarrer. Es ist fast mehr ein Tagebuch über seine Gedanken, Erinnerungen, Prägungen und eine Beschreibung, „wie alles abläuft". Doch das Buch ist keineswegs eine Gebrauchsanweisung zum Sterben. Es geht nicht um eine moralisch-ethische Fragestellung. Vielmehr geht es um die Frage nach dem Tod und was kommt dann. Für den Vater kam die Antwort aus seinem Glauben, seiner Religion. Der Sohn versucht jetzt seine Antwort ohne Religion und ohne Gott zu finden. Ein „unerschrockenes" Buch über den Tod, weil es von einer unerschrockenen Frau vor dem Sterben erzählt. Durch die Gedanken und Gefühle im imaginären Gespräch zwischen Vater und Sohn werden wir Lesenden eingeladen, selber Antworten zu finden.
Als gemeinsame Lektüre um über das Leben und den Tod und das selbstbestimmte Sterben ins Gespräch zu kommen gut geeignet.
Signatur: Fd
Schlagworte: selbstbestimmtes Sterben | aktive Sterbehilfe | Abschied | Tod
Bewertung: ++
Rez.: Christine Stockstrom