Newsletter „Bücherei" 05/2022

Liebe Büchereimitarbeiterin! Lieber Büchereimitarbeiter!

Hier im Eliport-Büro laufen die Vorbereitungen für die Verleihung des Ev. Buchpreises auf Hochtouren: Das neue Roll-Up ist einsatzbereit und die Anregungen zum Preisbuch gehen morgen in den Druck. Auch für die Jugendarbeit in den Büchereien finden sich dort lohnende Impulse. Im kommenden Ev. Buchberater dürfen Sie sich dann auf das Interview mit Nikola Huppertz und als Beilage die Empfehlungsliste 2022 freuen! Nun wünschen wir Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre unseres Newsletters und der ausgewählten Rezensionen.

Ihr Eliport-Team


Der Countdown läuft

Nur noch wenige Tage sind es bis zur festlichen Verleihung des Ev. Buchpreises an Nikola Huppertz für ihr Jugendbuch „Schön wie die Acht“, erschienen bei Tulipan. In Anwesenheit des Landesbischofs Ralf Meister, der bekannten NDR Literaturredakteurin Katharina Mahrenholtz und anderen namhaften Gästen wird Nikola Huppertz der Preis in Höhe von 5000 € am 01.06. um 15 Uhr in der Marktkirche in Wiesbaden verliehen. Die Veranstaltung ist öffentlich und endlich wieder in Präsenz - und Sie sind herzlich eingeladen!


Neue Formate bei Eliport finden Anklang

 Rund 25 interessierte Büchereimitarbeiter*innen und Rezensent*innen nahmen an der erstmaligen, digitalen Präsentation der Empfehlungsliste des Ev. Buchpreises durch die Jury des Preises teil. Das Format kam sehr gut an, besonders, „dass man über die Einsetzbarkeit der Bücher informiert wurde“, so eine Teilnehmerin im Nachgang. Auch „Lies mal!“, der neue, digitale Eliport-Leseclub, dessen erstes Treffen am 19.05. stattfand, fand großen Anklang. Schon jetzt kann man sich für den neuen Termin am 08.09. um 19.30 Uhr unter info@eliport.de anmelden. Besprochen wird Fatma Aydemirs neuer Roman „Dschinns“.


Schau mal aktuell

Jeden Monat aufs Neue lädt das Evangelische Literaturportal junge Familien und Kindergruppen ein, mit Bilderbüchern auf eine Reise in Gottes Welt zu gehen. Im Mittelpunkt des Angebots „Schau mal – Mit Bilderbüchern Gottes Welt entdecken“ steht im Juni das Bilderbuch "Mutig, mutig" von Lorenz Pauli und Kathrin Schärer.  Den Newsletter und tolle Umsetzungsideen finden Sie ab Anfang Juni hier.


© Luisa Voita

Erlesene Bücher-Podcasts

Einmal im Monat sprechen Maria-Christina Piwowarski und Ludwig Lohmann in ihrem Podcast „blauschwarzberlin – Letzte Lektüren“ eben über diese. Ihr erklärtes Ziel: Literatur ins Gespräch bringen! Beide arbeiten seit langen Jahren in der Buchbranche, setzen sich für ein unabhängiges Publizieren, Feminismus und Vielfalt ein und sehen Literatur als Gesellschaftskritik.


Interkulturelle Woche 2022

Vom 25.09 bis 02.10. findet in diesem Jahr die Interkulturelle Woche 2022 statt. Das hat der ökumenische Vorbereitungsausschuss der IKW bekanntgegeben. Unter dem Motto #offengeht gibt es in mehr als 500 Städten und Gemeinden Veranstaltungen (digital und in Präsenz). Ab Mitte Juli werden alle lokalen Programme auf www.interkulturellewoche.de präsentiert und können auch dort von Akteur*innen hochgeladen werden. Die IKW eignet sich gut für Veranstaltungen der Büchereien zu den Themen der Vielfaltsgesellschaft und friedlichem, respektvollem Miteinander.


Buchtipps

Jm 1 Bilderbücher

Leonard - Ein Traktor sucht das Abenteuer. Suza Kolb. Ill. von Christina Faust. Bamberg: Magellan 2022. O. Pag. : überw. Ill. ; 31 cm. ISBN 978-3-7348-2097-7, geb.: 14,00 €

Ein Traktor führt durch die Welt der Landmaschinen.

Als Traktor Leonard die Arbeit auf dem Bauernhof zu langweilig wird, fährt er auf Abenteuersuche. Begleitet wird er dabei von einem Huhn, das aufgeweckt durch die Bilder flattert. Er hilft in einer Baumschule, auf einer Streuobstwiese, im Weinberg, im Wald und muss erkennen, dass die Arbeit dort gar nicht so einfach ist. Schließlich trifft er neue Freunde auf einem großen Feld. Dort überkommt ihn jedoch das Heimweh und er fährt schnell nach Hause. - In fröhlich bunten Farben gehalten sprechen die lächelnden Landmaschinen Kinder ab 4 Jahren an und erklären nebenbei, was ein Grubber, eine Kreiselegge, Silage, eine Hackmaschine, usw. ist.

Freundliches Bauernhofbuch, auch für Stadtkinder gerne empfohlen.

Signatur: Jm 1
Schlagworte: Bauernhof | Landmaschine | Traktor
Bewertung: ++
Rez.: Bärbel McWilliams

Wenn ich ängstlich bin. Mitmachen und Mut fassen. Nanna Neßhöver. Ill. Eleanor Sommer. Hamburg: Carlsen 2022. O. Pag. : überw. Ill. ; 26 cm. ISBN 978-3-551-52138-5, geb.: 15,00 €

Wie können wir mit Angst umgehen? Murmeltier Mumm lernt verschiedene Strategien kennen und findet letzlich seine eigene.

Mumms Herz klopfte vor Angst, er hat sich im Murmeltierbau verlaufen. Endlich findet er die Öffnung nach draußen, aber er zittert immer noch, denn jetzt ist er allein. Da kommt Mumms Freundin, eine Bärin, die erklärt, dass sie die Angst einfach nieder brummt. Auch der Luchs weiß Rat: er trickst die Angst aus, indem er sich ganz groß macht. Der Mauerläufer denkt  an einen schönen Ort ,wenn er Angst hat. Mumm probiert die Strategien aus und entdeckt schließlich das Pfeifen als seinen eigenen Weg, mit der Angst umzugehen. Mitmach-Aktionen auf jeder Doppelseite laden ein, die Strategien auszuprobieren. Das Nachwort von Dr. M. Stotz zeigt Eltern, wie sie mit Kindern über Angst und deren Bewältigung  ins Gespräch kommen. Mumm als Identifikationsfigur kann dabei helfen - sympathisch, farbenfroh, klar in Form und Ausdruck illustriert. Ein Buch über ein großes Gefühl ist in diesen Zeiten willkommen, allerdings wirkt die Erzählung etwas holprig, um die Strategien „herumkonstruiert".

Zur Auseinanderstzung mit Angst für Erwachsene  mit Kindern ab 4 Jahren empfohlen.

Signatur: Jm 1
Schlagworte: Angst | Mut | Mitmachbuch
Bewertung: ++
Rez.: Susanna Hocher

Ju 1 Erzählungen für das erste Lesealter (6-8 Jahre)

Bienstein, Patrick Maria: Klara Klein - Am liebsten wär ich ein Schulkind.  Ill. von Maja Bohn. Bamberg: Magellan 2022. 140 S. : Ill. ; 25 cm. ISBN 978-3-7348-2866-9, geb.: 15,00 €

Klara Klein erlebt einen Sommer voller Abenteuer, bevor sie endlich, endlich ein Schulkind wird.

Klara Klein, kleiner als ihre Schwester Mia und noch nicht mal ein Schulkind aber seit ein paar Tagen größer als ihr Bruder Leo, braucht ganz unbedingt „Große Schwester Urlaub" um Mama mit dem Baby zu helfen. Immer nur füttern, Windeln wechseln und zuschauen wie Leo schläft ist dann aber doch langweilig. Klara trifft sich wieder mit ihren Freunden und zusammen erleben sie, im letzten Sommer bevor die Schule beginnt, noch viele Abenteuer. Klara hilft Oma beim Stromausfall, zusammen mit ihren Freunden pusten sie Regenwolken herbei um die Bäume in ihrer Straße zu retten oder sie zieht ins Draußen-Zimmer unter den Walnussbaum, weil es drinnen so heiß ist. - Ein witziges Buch über einen letzten Sommer im Kindergarten und die Ungeduld, endlich ein Schulkind zu sein. Die große Schrift lässt sich leicht lesen und die bunten Illustrationen lockern den Text auf.

Eine herrliche Vorlesegeschichte für Mädchen und Jungen, die ganz ungeduldig auf den ersten Schultag warten.

Signatur: Ju 1
Schlagworte: Schule | Abenteuer | Sommer
Bewertung: +++
Rez.: Christine Schwendener

Ju 2 Erzählungen für das zweite Lesealter (9-12 Jahre)

Smith, Dan: Düstere Bedrohung. Ill. von Chris King. Dt. von Julia Süßbrich. Weinheim: Gulliver 2022. 103 S. : Ill. ; 20 cm. (super lesbar). Aus d. Engl. ISBN 978-3-407-82005-1, geb.: 10,00 €

Leas Eltern verhalten sich seltsam. Hängt das mit ihrer Arbeit in der Fracking-Fabrik zusammen? Umweltkrimi für Kinder.

Seit kurzer Zeit sind Leas Eltern nicht wiederzuerkennen: Sie essen nichts, meiden das Tageslicht und ihre Augen sind leer. Als sich immer mehr Bewohner des kleinen Ortes Krumm-Eichen wie Vampire verhalten, wollen Lea und ihre Freunde Peter und Ravi herausfinden, was vor sich geht. Hängt das alles etwa mit der stillgelegten Fracking-Fabrik am Ort zusammen? Bei ihrer Suche dort stoßen die drei auf ein dunkles Geheimnis. Wieder ein spannender Band aus der Reihe „Super lesbar", die durch ein großzügiges Schriftbild und großen Zeilenabstand gerade Weniglesern oder leseschwachen Kindern und Jugendlichen den Lektüreeinstieg erleichtern will. Der Titel ist bei Bedarf auch geeignet für Veranstaltungen zum Thema Umweltkatastrophen und ihre Folgen. Aus der Reihe wurden hier bereits mehrere Titel besprochen und empfohlen.

Leichte, altersgerechte Lektüre zu einem günstigen Preis, das für die Zielgruppe der Wenigleser ab 11 Jahren gedacht ist und wegen des spannenden Themas breit empfohlen wird. Vielleicht auch einsetzbar bei Veranstaltungen für leseschwächere Kinder.

Signatur: Ju 2 | Ju 3
Schlagworte: Umweltkrimi | Mystery | leicht lesbar
Bewertung: +++
Rez.: Wolfgang Vetter

Tienti, Benjamin u. Kiefer, Sebastian: Auf dem Gipfel wachsen Chinanudeln. Ill. von Stephan Pricken. Hamburg: Dressler 2022. 237 S. : Ill. ; 22 cm. ISBN 978-3-7513-0005-6, geb.: 14,00 €

Der selbsternannte Detektiv Elmo ist unterwegs im Berliner Kiez, um seine ersten Fälle zu lösen.

Elmo muss mit seinen jungen 11 Jahren schon einen schweren Schicksalsschlag verarbeiten. Seine überforderte Mutter ist dabei keine Hilfe und meist arbeiten, so dass Elmo weitestgehend sich selbst überlassen ist. Erst der Streuner Idefix erweckt Elmo wieder zum Leben und gleichzeitig auch dessen detektivische Ader. Gemeinsam stolpern sie von einem zu lösenden Fall in den nächsten und treffen dabei auf einige besondere Charaktere, wie die talentierte Gamerin Tuna und Birol, den eigentlichen Besitzer von Idefix sowie einige typische Berliner Bewohner:innen aus Elmos Nachbarschaft. Allesamt charakterlich passend und lebensnah dargestellt. Die Geschichte ist teilweise chaotisch und durcheinander erzählt, der Schreibstil manchmal gewöhnungsbedürftig abgehackt, ansonsten jedoch locker und jugendgerecht. Es werden viele Handlungsstränge begonnen und Fragen aufgeworfen, doch leider nicht befriedigend zu Ende geführt oder aufgeklärt. Vielleicht muss dafür auf die Folgebände gewartet werden.

Für Kinder ab 10 Jahre, die Lesefutter brauchen und sich von einer Erzählung ohne roten Faden und einem offenen Ende nicht abschrecken lassen.

Signatur: Ju 2
Schlagworte: Detektivgeschichte | Freundschaft | Hilfsbereitschaft | Trauer
Bewertung: +
Rez.: Darina Saust

Walder, Vanessa: Die weiße Wölfin. Ill. von Simona M. Ceccarelli. Bindlach: Loewe 2022. 202 S. : Ill. ; 22 cm. (Das geheime Leben der Tiere; Wald. Band 1). ISBN 978-3-7432-0837-7, geb.: 9,95 €

Eine junge Wölfin mit schlechten Startchancen kämpft sich selbstbewusst und mutig durch eine Welt voller Abenteuer.

Die Wölfin Vollmut bringt in ihrer Höhle fünf Welpen zur Welt. Das letztgeborene ist das zugleich kleinste und schwächste von ihnen. Es ist eine helle Wölfin, die auf den Namen „Fünf“ getauft wird. Trotz ihrer körperlichen Unterlegenheit zeigt Fünf sich als kämpferisch und zäh. Sie hegt den Traum, einmal eine große Jägerin zu werden. Doch vorher muss sie allerhand Regeln lernen und Erfahrungen sammeln. Einen wertvollen Verbündeten findet sie in dem Raben Raak. Als eines Tages im Revier des Rudels ein Feuer ausbricht, trifft Fünf eine schwere Entscheidung … Das Buch bietet den Auftakt zu einer neuen Reihe rund um das Thema: „Das geheime Leben der Tiere – im Wald“. Glaubwürdig und spannend wird hier vom Leben einer jungen Wölfin erzählt. Zugleich vermittelt die Geschichte reichlich Hintergrundwissen über die Tierart selbst. Zusätzlich finden sich am Ende des Buches noch weiterführende Informationen zum Thema Wolf. Dazu passen wunderbar die eindrucksvollen authentischen Zeichnungen.

Ein lehrreiches und zugleich packendes Buch über eine junge Wölfin, das nicht nur Natur- und Tierfreunden gefallen dürfte. Absolut empfehlenswert für Kinder ab 8 Jahren.

Signatur: Ju 2
Schlagworte: Wölfe | Wald | Tiere
Bewertung: +++
Rez.: Juliane Deinert

Ju 3 Erzählungen für Jugendliche ab 13 Jahren

Ley, Aniela: London Whisper. Als Zofe ist man selten online. Roman. München: Dt. Taschenbuch Verl. 2022. 326 S. ; 22 cm. ISBN 978-3-423-76369-1, geb.: 15,00 €

Die 15jährige Zoe macht nach einer coolen Mitternachtsparty unfreiwillig eine Zeitreise ins London des Regency. Und nun?

Zoe zeigt sich erstaunlich unbeeindruckt, als sie sich plötzlich im Jahr 1816 wiederfindet. Statt panisch eine Rückreisemöglichkeit zu suchen, nimmt sie unerschrocken ihr neues Leben in Angriff – und das der in etwa gleichaltrigen Miss Lucie gleich mit. Die Tochter aus herrschaftlichem Hause leidet unter sozialen Ängsten, aus denen Zoe sie als ihre Zofe mit allerlei Tricks und Kniffen souverän zu befreien weiß. So kommt sie auf die Idee, auch die übrige Damenwelt diskret zu coachen. Es hätte eine erfrischende Zeitreise-Story sein können, in der die taffe Zoe ihren Insta-Account ins Regency überführt und so die aristokratische (Frauen-)Welt ordentlich aufmischt. Stattdessen kommt im gewollt locker-flockigen und wenig authentischen Schreibstil eine öde Lovestory daher, die den Zeitsprung zurück in Aussicht stellt - und dann mitten in der durchaus spannenden Handlung abbricht. Band zwei folgt. Irgendwann. Schade, da wäre mehr drin gewesen!

Die Lust, sich mit den gesellschaftlichen Lebensumständen im Regency auseinanderzusetzen, wird durchaus geweckt, aber die Erzählweise ist wenig inspirierend, das Ende echt frech. Vermutlich wird das Buch trotzdem begeisterte Leserinnen finden.

Signatur: Ju 3
Schlagworte:
Zeireise | Regency | London
Bewertung: +
Rez.:
Katja Henkel

Sharif, Gulraiz: Ey hör mal! Roman. Dt. von Meike Blatzheim u. Sarah Onkels. Zürich: Arctis 2022. 205 S. ; 22 cm. Aus d. Norw. ISBN 978-3-03880-054-5, geb.: 15,00 €

Ein zehnjähriger Junge entdeckt seine weibliche Identität und überzeugt mithilfe seines großen Bruders auch seinen Vater.

Der 15-jährige Mahmoud, der mit seiner aus Pakistan stammenden Familie in Norwegen lebt, lässt sich über sein Leben als ausländischer Jugendlicher in Oslo aus. Mit sehr ausgeprägtem und manchmal auch drastischem Jugendslang und einer guten Portion Humor wendet er sich an einen (männlichen) Zuhörer und kommentiert seine Erlebnisse, die Erfahrungen von Rassismus wie auch die politische Situation in Norwegen und vor allem immer wieder sein Familienleben. Sein zehnjähriger Bruder Ali liebt die Kleider und den Schmuck seiner Mutter und fühlt sich wie ein Mädchen. Mahmoud setzt sich für Ali ein. Es gelingt ihm mit viel Mühe; auch seinen noch sehr in pakistanischer Tradition verhafteten Vater für die Gefühle von Ali zu gewinnen. Das Buch weckt Verständnis für das Thema Geschlechtsidentität. Schade aber, dass es Geschlechterrollen ziemlich klischeehaft darstellt: Ali mag rosa Kleider, spielt mit einer Schmink-App, bleibt eher passiv und lässt sich von seinem großen Bruder „retten“.

Für Jugendliche, die sich für die Themen Geschlechteridentität und Migration interessieren und an dem zum Teil redundanten Jugendslang Gefallen finden.

Signatur: Ju 3
Schlagworte:
Gender | Identität | Migration | Geschwister
Bewertung: +
Rez.:
Christopher Krieghoff

SL Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Belletristik

Kroker, Torben u. Schulz, Karl-Heinz: 5.000 km Freundschaft. Der Roadtrip unseres Lebens. Mit Leo G. Linder. München: Knaur 2021. 191 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-426-28600-5, kt.: 16,99 €

Ein 94-jähriger Senior und sein 22-jähriger Nachbar erfüllen sich einen Traum. Sie gondeln im Oldtimer 22 Tage durch Europa.

5.500 km hinter dem Steuer - nie hätte Torben Schulz, 22, geglaubt, dass er einmal solange und so gerne quer durch Europa fahren würde, am Beifahrersitz seinen 94-jährigen Nachbarn Carlos. Dessen Traum war es, noch einmal eine ungewöhnliche Reise in seinem geliebten Oldtimer zu unternehmen, mit täglich wechselnden Schauplätzen. Mit dabei haben sie den Rollator, Erinnerungen, philosophische Einsichten und die Erkenntnis, dass das Damoklesschwert Corona der Unternehmung schnell ein Ende setzen könnte. – Das unterhaltsame Buch bzw. die beiden vom Alter her recht ungleichen Reisgefährten erregten in den Medien Aufsehen. Das macht es natürlich attraktiv. Viel anziehender ist aber der Inhalt, der nichts verklärt, von Pleiten, Pannen und dem Glück einer ungewöhnlichen Freundschaft aus abwechselnder Perspektive erzählt und wertvolle Botschaften enthält wie: „Reisen kennt kein Alter“, „Wir müssen die Älteren unterstützen“. Wenn das keine Gründe sind, diesen ungewöhnlichen Reisebericht zu lesen!

Als Interessentengruppe könnte man sich Senior*innen genauso wie junge Erwachsene vorstellen, die das Reisefieber gepackt hat.

Signatur: SL
Schlagworte: Reise | Senioren | Generationen
Bewertung: +++
Rez.: Martina Mattes

Mwanza Mujila, Fiston: Tanz der Teufel. Roman. Dt. von Katharina Meyer u. Lena Müller. Wien: Zsolnay 2022. 283 S. ; 21 cm. Aus d. Franz. ISBN 978-3-552-07277-0, geb.: 25,00 €

Kaleidoskopartiger Roman, der das Lebensgefühl im Westafrika der 1980er einzufangen versucht.

Der aus dem Kongo stammende und in Graz lebende Autor widmet sich den politisch unruhigen Zeiten zu Ende der 1980er Jahre in seinem Herkunftsland und dem angrenzenden Angola. In 54 Kurzkapiteln springt er zwischen Zeiten und Regionen und lässt Minenarbeiter, Diamantensucher, Straßenkinder, windige Geschäftsleute, Geheimdienstler, die „Madonna der Minen“ und dem österreichischen Schriftsteller Franz auftreten und zu Wort kommen. Sie alle versuchen, sich einzurichten zwischen Bestechung und Zerfall, Tradition und Magie, Armut und (Klebstoff-)Rausch und ihre Würde zu behaupten. Sie halten sich als Glücksritter oder Kleinkriminelle über Wasser und treffen sich im Club Mambo de la fête, um beim „Tanz der Teufel“ den Alltag zu vergessen. Diese Rumba ist der Lebensrhythmus in Lumumbashi. Sie scheint auch dem atemlosen Erzählstil der verschiedenen Protagonist:innen zugrunde zu liegen, die Mwanza Mujila zwischen Überschwang und Absturz, inniger Freundschaft und tiefster Feindschaft schlingern lässt.

Leser:innen mit dem Bedürfnis nach einem roten Faden dürften sich schwertun. Experimentierfreudige finden hier durchaus ein Lesevergnügen. Für diese Gruppe lohnt die Anschaffung.

Signatur: SL
Schlagworte: Zaire | Kongo | 20. Jahrhundert | Politische Unruhen | Kolonialismus
Bewertung: ++
Rez.: Kerstin Wohne

Pfizenmaier, Sven: Draußen feiern die Leute. Roman. Zürich: Kein & Aber 2022. 333 S. ; 19 cm. ISBN 978-3-0369-5874-3, geb.: 24,00 €

Rätselhafte und komische Vorgänge in der deutschen Provinz.

Ein Dorf in Niedersachsen. Mit allem was dazugehört: ein Kreisel, die Volksbank, eine Polizeistation und das jährliche Zwiebelfest. Aber auch mit Menschen, die eben nicht dazugehören. Hannover ist nicht weit entfernt und zieht viele Dorfbewohner an. Im Mittelpunkt des Buches stehen Timo, dessen pflanzenähnlicher Körper die meisten abstößt, Valerie, die unter einer rätselhaften Schlafkrankheit leidet und Richard, der abgrundtiefe Langeweile erzeugt. Seit im ganzen Land Menschen verschwinden und auch Flora aus dem Dorf darunter ist, machen sich die drei Außenseiter auf die Suche und finden aberwitzige Dinge heraus. Ein vor Ideen nur so sprudelndes Romandebüt über die deutsche Provinz, Aus- und Abgrenzung, Zugehörigkeit und Identitätssuche, insbesondere von Familien mit Migrationshintergrund. Eine fantasiereiche Geschichte mit Sprachbildern und Metaphern, mysteriösen Gestalten und surrealen Situationen bis hin zu Drogen- und Menschenhandel.

Überraschendes, sprachlich anregendes, komisches und skurriles Debüt über jugendliche Menschen, die sich nach einem besseren Leben sehnen. 

Signatur: SL | Ju 3
Schlagworte: Identität | Außenseiter | Dorfleben | Mystery
Bewertung: ++
Rez.: Stefanie Drüsedau

Töteberg, Michael: Falladas letzte Liebe. Roman. Berlin: Aufbau 2021. 335 S. ; 22 cm. ISBN 978-3-351-03894-6, geb.: 22,00 €

Ein Porträt der beiden letzten Lebensjahre des bekannten Autors vor dem Hintergrund des Berlins der Nachkriegszeit.

Mit seinen Romanen „Kleiner Mann – was nun?“, „Wolf unter Wölfen“ und „Wer einmal aus dem Blechnapf fraß“ schrieb Fallada (1893 – 1947) nicht nur packende Analysen zur Zeit zwischen den Weltkriegen, sondern formulierte seither vielzitierte Metaphern für Schicksalsschläge, die auch sein Leben als „Hans im Glück“ prägten. Töteberg präsentiert mit seinem dokumentarischen Roman die letzten beiden Lebensjahre des Erfolgsautors im Sowjetsektor im kriegszerstörten Berlin mit einer Eindringlichkeit, als wäre es ein Buch von Fallada selbst. Auf der Basis vieler Briefe und einiger erst in den letzten Jahren zugänglich gewordenen Schriften thematisiert er verschiedene Lebensphasen des Autors: seine Trennung von der Ehefrau Anna Issel; die Amour fou mit der fast 30 Jahre jüngeren Morphinistin Ulla Losch; den Überlebenskampf während der Zeit des Nationalsozialismus zwischen Anpassung und Rückzug als Nebenerwerbslandwirt in Mecklenburg-Vorpommern sowie seine Abhängigkeit von Alkohol und Morphium.

Die tiefen Einblicke in das Leben und die Arbeit Falladas eröffnen viele Zugänge in Wege und Abwege der deutschen Kulturpolitik nach 1945 und in die Abgründe menschlicher Existenz.

Signatur: SL
Schlagworte:
Bewertung: ++
Rez.: Rüdiger Sareika

Sachbücher für Erwachsene

Tucker, Abigail: Was es bedeutet, eine Mutter zu werden. Die Superkräfte von Müttern und was die Wissenschaft heute darüber weiß. Dt. von Susanne Reinker. Berlin: Ullstein extra 2021. 412 S. ; 21 cm. Aus d. amerikan. Engl. ISBN 978-3-86493-188-8, kt.: 17,99 €

Ein humorvoller Mamaratgeber.

Das Buch ist in insgesamt 10 Kapitel unterteilt sowie eine ausführliche Einführung und eine Danksagung am Ende. In den zehn Kapiteln geht die Autorin, Abigail Tucker, auf das Mamasein ein und was es eigentlich bedeutet eine Mutter zu werden und letztendlich auch zu sein. Auch erklärt sie sehr sympathisch die Verwandlung zur Mutter und wie aus starken Frauen fast über Nacht „Superheldinnen“ werden. Das ist die Frage, die sich viele Mütter stellen, wenn sie ein Kind erwarten.Die jeweiligen Kapitel beginnen mit den eigenen Erfahrungen und Geschichten der Autorin. Hinzu kommt noch, dass sie ihre Aussagen mit wissenschaftlichen Fakten unterlegt.

Das Buch ist sehr lesenswert.

Signatur: Fd
Schlagworte: Mama sein | Superheldinnen | Ratgeber | Babyglück
Bewertung: +++
Rez.: Jenny Weger



Bewertung:

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