Newsletter „Bücherei" 11/2020
Liebe Büchereimitarbeiterin!
Liebe Leserin! Lieber Leser!
Mit dem November-Newsletter erhalten Sie nebem anderen Titeln noch einige weihnachtliche Nachzügler. Juli Zeh hat eine Weihnachtsgeschichte für Kinder geschrieben (Alle Jahre wieder), Hilja möchte beweisen, dass es den Weihnachtsmann wirklich gibt (Hilja und der Weihnachtszauber) und „Das Wunder von R.“ zeigt, dass eine inklusive Geschichte nicht nur politisch korrekt, sondern auch sehr unterhaltsam sein kann. Die „Weihnachtsgeschichten am Kamin“ liefern wieder Schönes zum Vorlesen und Karl-Heinz Göttert zeigt in seiner Biographie des Weihnachtsfestes u. a. wie es sich über die Jahrhunderte zum zentralen christlichen Familienfest entwickelt hat und wer die jährliche Geschenkeflut mitzuverantworten hat (Weihnachten – Biografie eines Festes).
Viele Freude beim Stöbern und eine besinnliche Adventszeit wünscht
Ihr Eliport-Team
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Jc Christlicher Glaube, Religionen (Kinder)

Die Weihnachtsgeschichte. Christiane Herrlinger. Ill. von Mathias Weber. Stuttgart: Dt. Bibelges. 2020. 39 S. : überw. Ill. ; 22 cm. (Bibelgeschichten für Erstleser). ISBN 978-3-438-04725-0, geb.: 7,95 €
Die Weihnachtsgeschichte für Erstleser*innen.
Die um die Geschichte des Besuchs der drei Weisen bei Herodes erweiterte Weihnachtsgeschichte - schlicht und dabei akzentuiert und eindrücklich in einfachen, klaren Worten und Sätzen erzählt. So ist sie in der Reihe „Bibelgeschichten für Erstleser" erschienen. Die Buchstaben sind angenehm groß, die Komposition von Text und Bild ist so gewählt, dass auch noch nicht so sehr geübte Leser*innen nicht überfordert werden.Die Illustrationen sind in warmen sowie in sehr leuchtenden Farben gehalten und wirken sehr lebendig. Die Figuren weisen durchweg eine sehr differenzierte und reizvolle Mimik und Gestik auf und sind liebevoll und anschaulich gezeichnet. Auf den einzelnen Bildern gibt es etliches an kleinen Details zu entdecken.Aufgrund der gelungenen sprachlichen sowie illustratorischen Gestaltung des Buches ist auch eine Verwendung in Kitas, Grundschulen und im Kindergottesdienst sehr gut vorstellbar.
Für Grundschulen, Kitas und Gemeinden sehr zu empfehlen und für alle, die noch kein schönes und gutes Kinderbuch zur Weihnachtsgeschichte für Kinder im Alter von 5-8 Jahren haben!
Signatur: Jc | Jm 1
Schlagworte: Weihnachten | Bethlehem | Die drei Weisen | Herodes
Bewertung: +++
Rez.: Anne Rank
C Christlicher Glaube, Religionen, religiöse Weltanschauungen

Göttert, Karl-Heinz: Weihnachten - Biographie eines Festes. Ditzingen: Reclam 2020. 252 S. : Ill. ; 22 cm. ISBN 978-3-15-011306-6, geb.: 25,00 €
Ein biographischer Spaziergang durch die Kirchengeschichte mit dem Fokus auf die Entwicklung des Weihnachtsfestes bis heute.
In verzierter Weise wandelt der Autor durch die biblischen Texte und die Kirchengeschichte mit dem gezielten Blick auf die Entwicklung von Weihnachten. Er vergleicht die Befunde, stellt deren Eigenarten und Unterschiede heraus. Von dort aus spezifiziert er, wie sich die Theologie des Weihnachtsfestes durch die Jahrhunderte der Kirche entwickelt hat. Dabei erfahren die Leser*innen, wie sich Weihnachten von einem „Randfest“ zum zentralen christlichen Familienfest entwickelt hat, dass in seiner volkstümlichen Bedeutung das Osterfest längst überholt hat.Diese Wandlung hat Weihnachten im Wesentlichen der theologischen Deutungen durch die Reformation zu verdanken. Hier wurde der „Geschenkcharakter“ der Weihnacht stark hervorgehoben. Im Anschluss daran entwickelte sich daraus ein Fest der Geschenke, das seinen wirtschaftlichen Wert heute in einer ungemeinen Kommerzialisierung gefunden hat.
Ein interessantes und sehr aufschlussreiches Buch, in dem das Wesen des Weihnachtsfestes ausführlich entwickelt wird. Bitte anschaffen!
Signatur: Ch 1
Schlagworte: Weihnachten | Theologie | Reformation | Konsum
Bewertung: +++
Rez.: Dirk Purz

Die schönsten Kurzgeschichten zu Weihnachten. Mit Minutenangaben. Hg. von Katrin Köll u. Ulrike Voigt. Mit Beiträgen von Agnes Sapper, Bertolt Brecht u.a. Stuttgart: camino 2020. 176 S. ; 22 cm. ISBN 978-3-96157-117-8, geb.: 16,95 €
28 mehr oder weniger bekannte Vorlesegeschichten mit Minutenangaben.
An neuen Vorlesegeschichten gibt es für Adventsnachmittage und Gruppentreffen immer wieder Bedarf - dies hier ist eine Zusammenstellung alt- (Waggerl, Lagerlöf, Thoma) und auch weniger bekannter, neuerer Texte unterschiedlicher AutorInnen (unsäglich darunter leider die vom afrikanischen "Sternsinger im bayerischen Alpenvorland", die so manches rassistische Vorurteil bedient). Von der Thematik her sind die Geschichten mit einer Vorlesedauer zwischen 3 und 16 Minuten in der Regel erwartbar und weder sperrig noch provokativ: Immer geht es um Begebenheiten rund ums Fest, etwa eine Panne im Weihnachtsgottesdienst, Geschenke oder Begegnungen am Heiligen Abend, die sich manchmal erst nach und nach als segensreich erweisen, Menschen, die in dieser besonderen Zeit Herz und Haus füreinander öffnen. Kurze Inhaltsangaben wären hilfreich, Kategorien wie "Weihnachtsüberraschung" oder "Wunder der Weihnacht" helfen zur Orientierung nur begrenzt weiter.
Wo derartige Sammlungen nicht schon ausreichend vorhanden sind und für Adventsnachmittage o.ä. nachgefragt werden.
Signatur: Ch 1
Schlagworte: Advent | Weihnachten
Bewertung: +
Rez.: Griet Petersen
Jm 1 Bilderbücher

10 kleine Weihnachtsmänner. Sabine Kullermann. Ill. von Iris Hardt. Stuttgart: Esslinger 2020. O. Pag. : überw. Ill. ; 27 cm. ISBN 978-3-480-23472-1, geb.: 14,00 €
Wie zehn kleine Weihnachtsmänner sich verlieren und wiederfinden.
Alle Kleinkinder, die Krippen, Kitas oder Spielgruppen besuchen, kennen die 10 kleinen Zappelmänner und sind damit bestens vorbreitet auf diese einfache Geschichte in Reimen. „ 10 kleine Weihnachtsmänner hol’n Schlitten aus der Scheun’, der eine schlüpft noch mal ins Bett, da waren’s nur noch neun.“ Im bekannten Versrhythmus wird von weiteren Verlusten durch umgekippte Schlitten, Diebe und Hexen erzählt. Einer friert am Zeh und bleibt zurück, einer hilft einem Tier, einem fährt der Schreck in die Glieder, einer nascht zu viel Brei und einer stolpert über seinen Bart. Als der letzte Weihnachtsmann schließlich nach Hause kommt, sind alle anderen schon da. Das hat alles nichts mit Weihnachten, sondern mehr mit Zählen und Reimen, Quatschmachen und Spaßhaben zu tun, auch wenn am Ende ein Geschenk wartet und ein frohes Fest gewünscht wird: „mit viel Tamtam und Gloria und nur das Allerbest´!“ Hervorzuheben ist, dass sich die Illustratorin Iris Hardt um Vielfalt bemüht hat. Die Weihnachtsmänner haben trotz der uniformhaften Kluft unterschiedliche Haut und Haarfarben, lange und kurze Bärte und unterschiedliche Gesichtsausdrücke. Die recht traditionellen und einfachen Bilder heben das Turbulente und Lustige der Geschichte hervor.
Zur Ergänzung der (Weihnachts)Bilderbücher mit Reimen geeignet.
Signatur: Jc
Schlagworte: Reime | Sprachförderung | Humor
Bewertung: ++
Rez.: Gabriele Kassenbrock

Das Alpaka muss Kacka. Susanne Weber. Ill. von Tanja Jacobs. Hamburg: Oetinger 2020. O. Pag. : überw. Ill. ; 17 cm. (Die kleine Eule & ihre Freunde). ISBN 978-3-7891-1387-1, geb.: 6,00 €
Unterwegs muss das kleine Alpaka ganz dringend Kacka. Da ist guter Rat teuer.
Das kleine Alpaka muss unterwegs ganz dringend Kacka. Die Mutter seufzt. Der Waschbär rät zum Einhalten, der Tukan tröstet, es wird sich schon eine Toilette finden, das Chinchilla Klo ist zu klein, aber das Gürteltier zeigt aufs Stroh. Das Alpaka erleichtert sich und ist froh. - Ein Toilettenbuch für die Kleinen ab 18 Monaten, mit dicken Pappseiten und freundlich bunten Bildern auf denen auch die kleinen Pups-Wölkchen des Alpakas mit den großen Augen zu sehen sind. Neben den exotischen Großtieren krabbeln Ameisen, Fliegen, Schmetterlinge und Mistkäfer durchs Bild.
Harmlos lustiges Toilettenbuch für die Kleinsten ab 18 Monaten.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Pappbilderbuch | Toilette
Bewertung: +
Rez.: Bärbel McWilliams

Waldtage! Stefanie Höfler. Ill. von Claudia Weikert. Weinheim: Beltz & Gelberg 2020. O. Pag. : überw. Ill. ; 28 cm. ISBN 978-3-407-75810-1, geb.: 12,95 €
Die schüchterne Ich-Erzählerin erlebt mit ihrer Kindergartengruppe eine Waldwoche.
Als der Kindergarten eine Waldwoche ausschreibt, geraten Kinder und Eltern in Aufregung. Hoffentlich holen die Kinder sich keinen Schnupfen und eine neue Matschhose muss auch angeschafft werden. Endlich geht es mit der ganzen Gruppe in den grünen Wald zum großen Abenteuer. Wie viele Grüntöne es gibt. Wie der Wald riecht und wie die Vögel zwitschern. Die Kinder richten sich einen Waldplatz her, sie basteln Musikinstrumente, klettern auf Bäume, verfolgen und legen Spuren, beobachten Tiere und deren Ausscheidungen, die zum Schluss der Woche in einem Kaka Museum ausgestellt werden. Hoffentlich finden die Tiere auch bald den Weg zum Kindergarten. - Ein fröhliches, mit karikierenden Bleistiftzeichnungen illustriertes Buch, das anschaulich vom Kindergartenalltag erzählt und das neben der eigentlichen Geschichte viele Gesprächsanreize in den Bildern versteckt hält. Gerne für Kindergruppen empfohlen, auch zur Vor- bzw. Nachbearbeitung von Waldtagen.
Besonders für Kindergruppen, die ebenfalls Waldtage planen.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Wald | Natur | Tiere
Bewertung: ++
Rez.: Bärbel McWilliams
Ju 1 Erzählungen für das erste Lesealter (6-8 Jahre)

Viherjuuri, Heidi: Hilja und der Weihnachtszauber. Ill. von Nadja Sarell. Dt. von Tanja Küddelsmann. Zürich: Woow 2020. 149 S. : Ill. ; 21 cm. Aus d. Finn. ISBN 978-3-96177-073-1, geb.: 10,00 €
Grundschulkind Hilja möchte beweisen, dass es den Weihnachtsmann und die Weihnachtswichtel wirklich gibt.
So ganz sicher ist sich Ich-Erzählerin Hilja nicht. Gibt es den Weihnachtsmann und die Weihnachtswichtel tatsächlich oder ist alles nur Schau? Beweise müssen her und da die kleine Finnin recht findig ist, denkt sie sich u. a. eine Wichtelfalle aus. Operation Weihnachtszauber beginnt. Bis die Wahrheit ans Licht kommt, geschieht noch eine ganze Menge, z. B. die Episode „Weihnachtsnotizen“ und das Krippenspiel in der Schule. Möglichst viele Kinder sollen nämlich eine Rolle bekommen, so auch eine Skatergruppe, Hilja in ihrem Astronautenkostüm und natürlich die heilige Familie. Am Schluss sind Hilja, ihre beiden Schwestern, die Eltern und Opa einig: Der wahre Weihnachtsmann und echte Wichtel haben wieder den schönsten Weihnachtszauber zu ihnen gebracht. Neben der warmherzigen Geschichte um die beste Zeit im Winter sind es die liebenswerten Illustrationen, das attraktive Vorsatzpapier und das Rezept der finnischen Blätterteigsterne, die auch den 3. Band der Hilja-Reihe unwiderstehlich machen.
Ein turbulentes Weihnachtsbuch ganz nach dem Geschmack kleiner Leseratten. Der Band und seine beiden Vorgänger sollten in jeder Kinderbibliothek ausgeliehen werden können.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Weihnachten | Finnland | Weihnachtsmann | Krippenspiel
Bewertung: +++
Rez.: Martina Mattes

Zeh, Juli: Alle Jahre wieder. Ill. von Lena Hesse. Hamburg: Carlsen 2020. 69 S. : Ill. ; 22 cm. ISBN 978-3-551-51917-7, geb.: 12,00 €
Mountainbike, iPhone, Klavier: Lena und Josh freuen sich. Aber am Abend ist da kein Baum - und keine Geschenke in Sicht.
Zweifellos das originellste Weihnachtsbuch, das ich je gelesen habe. Anfangs bin ich überzeugt, es wendet sich gegen den Kommerz des Festes, verwerfe den Gedanken aber wieder, als ein verletzter, merkwürdiger Vogel in der Schutzwarte des Vaters Aufmerksamkeit erfordert. Und die Kinder – und nur sie – entdecken Unglaubliches: In seine großen Flügel gewickelt kauert sich, eingesperrt im Käfig, kein Vogel, sondern das verletzte Christkind, scheu, ängstlich. Sie wissen, sie müssen es retten, nicht wegen der Geschenke, sondern einfach weil es Hilfe braucht und nicht fliegen kann. Nur langsam gewinnen sie sein Vertrauen, bringen Essen, Spielzeug, trainieren mit ihm den gebrochenen Flügel, damit es wieder fliegen kann. Geschenke sind vergessen. Und dann ist es gesund – und fliegt weg, lässt Geschenke zurück. Aber die sind unwichtig geworden. Die Kinder haben entdeckt, was Weihnachten wirklich bedeutet. Eine wunderschöne Parabel, was wirklich zählt an dem christlichen Fest, ohne es zu benennen.
Ein Vorlesebuch für Kinder ab 6, vor allem innerhalb der Familie oder in so kleinem Kreis, dass während des Vorlesens die Bilder angeschaut werden können.
Signatur: Ju 1
Schlagworte: Weihnachten | Konsumdenken | Familie | Hilfsbereitschaft
Bewertung: +++
Rez.: Astrid van Nahl
Ju 2 Erzählungen für das zweite Lesealter (9-12 Jahre)

Cavallo, Francesca: Das Wunder von R. Eine revolutionäre Weihnachtsgeschichte. Ill. von Verena Wugeditsch. Dt. von Daniela Papenberg. Berlin: Mentor Verl. 2020. 128 S. : Ill. ; 20 cm. Aus d. Ital. ISBN 978-3-948230-15-9, geb.: 24,90 €
Eine unfreundliche Stadt erlebt ein Weihnachtswunder.
Familie Greco-Aiden musste ihr Heimatland verlassen, weil der Präsident Familien mit gleichgeschlechtlichen Eltern verboten hat. In der Stadt R. hoffen sie auf einen Neuanfang. Doch schnell müssen sie feststellen, dass R. eine äußerst unfreundliche Stadt ist. Die Erwachsenen leben in großem Misstrauen voreinander und Freunde zu finden scheint hier ein Ding der Unmöglichkeit. Da flattert zwei Tage vor Weihnachten Post vom Weihnachtsmann ins Haus, der die Geschwister Manuel, Camila und Shonda bittet, ihn und seine Elfen beim Geschenkeeinpacken zu unterstützen. Und plötzlich wird es bunt und trubelig in der kleinen Wohnung. Das bleibt aber auch den miesmopsigen Nachbarn nicht verborgen, plötzlich geht alles drunter und drüber und es droht das traurigste Weihnachtsfest aller Zeiten zu werden. Zum Glück gibt es die kleine Olivia und ihre Freunde, die erfahren, was los ist und einfallsreich zur Hilfe eilen.
Eine Geschichte mit einem Plädoyer für Offenheit und Nächstenliebe. Diversität wird hier großgeschrieben, so dass sich viele Kinder und Eltern in dem Roman wiederfinden können. Das ist nicht nur lobenswert, sondern auch recht gut gelungen und zeigt: Political correctness und eine spannende Geschichte schließen sich nicht aus.
Signatur: Ju 2
Schlagworte: Weihnachten | Nächstenliebe | Hilfsbereitschaft | Diversität
Bewertung: ++
Rez.: Wiebke Mandalka
Ju 3 Erzählungen für Jugendliche ab 13 Jahren

Herwig, Johannes: Scherbenhelden. Roman. Hildesheim: Gerstenberg 2020. 269 S. ; 22 cm. ISBN 978-3-8369-6059-5, geb.: 16,00 €
Teenager-Roman über eine Punk-Jugend im Leipzig der 1990er-Jahre.
Nino schafft die Versetzung in die 10. Klasse am Gymnasium gerade so. Schule ist für ihn Nebensache. Und auch sonst ist sein Leben nicht gerade rosig. Perspektivlosigkeit greift da um sich, wo Familien die Existenzgrundlage wegbricht oder Kinder ohne Vater oder Mutter aufwachsen. Nino findet ein zweites Zuhause bei einer Gruppe Punks. Unter und mit ihnen erlebt er Rebellion, Gewalt, Sexualität und neue Hoffnung. Was Johannes Herwig in diesem Roman schildert, erscheint sehr authentisch. Und tatsächlich war der Autor in den 1990er-Jahren Teil der Punk-Szene. Leider wirkt die Lektüre insgesamt zu ziellos - als Zeitdokument zu wenig detailliert, als psychologischer Roman zu flach, als innovative Coming-of-Age-Geschichte zu bekannt in ihrer Struktur. In Menschen, die selbst einmal der Punk-Szene angehört haben, wird diese Erzählung viel auslösen, ansonsten lässt sie einen durchaus zufrieden, aber etwas ratlos zurück.
Annehmbarer Roman für junge Erwachsene ab 15 Jahren, dem in den Büchereien schlichtweg die Zielgruppe fehlen dürfte.
Signatur: Ju 3 | SL
Schlagworte: Coming-of-Age | Punks | Ostdeutschland
Bewertung: +
Rez.: Marcel Lorenz
Sachbücher für Kinder und Jugendliche

Menschen aus aller Welt. Texte von Penelope Arlon, Lorrie Mack u.a. Dt. von Cornelia Panzacchi u.a.. Überarb. Neuausg. München: Dorling Kindersley 2020. 304 S. : überw. Ill. ; 28 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-8310-4044-5, geb.: 24,95 €
Kurzporträts verschiedenster Völker der Erde.
Erklärtes Ziel des reich bebilderten Jugendsachsbuchs ist es, einen „Eindruck von der Vielfalt der Kulturen unserer Erde" zu vermitteln und den Lesern Alltag, Lebensweise, Bräuche und Feste verschiedener Völker näher zu bringen. Dies gelingt zwar teilweise mit der Vorstellung von 80 verschiedenen Kulturen, denen jeweils eine Doppelseite gewidmet ist, doch folgt die Auswahl und Gliederung innerhalb der einzelnen Kontinente keinem klar erkennbaren Prinzip. So ist beispielsweise innerhalb des Kapitels „Menschen Europas" nicht ersichtlich, warum die Flamen, Korsen oder Sarden keine Aufnahme erfahren haben, wohl aber die Holländer, Kreter und Sizilianer. Die Anordnung erscheint zudem oftmals willkürlich, viele Informationen sind allzu klischeehaft, die Fotos zuweilen von minderer Qualität.
Bestenfalls geeignet, um sich einen oberflächlichen Überblick zu verschaffen oder sich an der vor allem durch die Fotos gezeigten bunten Vielfalt der Erdbevölkerung zu erfreuen.
Signatur: Je
Schlagworte: Völker | Kulturen | Toleranz | Weltbevölkerung
Bewertung: +
Rez.: Claudia Birk-Gehrke

Auf den Spuren der Wölfe. Smriti Prasadam-Halls. Ill. von Jonathan Woddward. Dt. von Sophie Birkenstädt. 2. Aufl. Stuttgart: Aladin 2019. 48 S. : überw. Ill. ; 32 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-8489-0139-5, geb.: 17,00 €
Bilderbuch mit Text
Ein auffallend großformatiges in Hartkarton gefasstes Buch. In 48 Kapiteln die jeweils eine Doppelseite umfassen, wird mit umfassenden Kurzinformationen aus dem Leben der Wölfe berichtet. Inhalte sind u. a. Leben im Rudel, hervorragende Sinnesorgane, Anpassung ans Klima. Beutetiere. Insgesamt ein Werbebroschüre für den Wolf mit wenig ansprechenden und unnatürlich wirkenden Zeichnungen, die zwar als Kinderbuch geeignet ist, aber weitere Ansprüchen, vor allem in Bezug auf den Wolf in Europa bzw. Deutschland, in keinster Weise bedienen kann. Dazu ist die Spurensuche zu einseitig ausgelegt.
Kein Muss in der Bücherei.
Signatur: Jn
Schlagworte: Wölfe | Säugetiere
Bewertung: +
Rez.: Stephan Bömelburg

Möller, Stefanie: 24 x Basteln. Weihnachtliche Projekte für Kinder. Fotos von der Autorin. 2. Aufl. Igling: Ed. Michael Fischer 2020. 110 S. : überw. Ill. ; 24 cm. ISBN 978-3-96093-887-3, geb.: 12,99 €
Mit einfachen Projekten in der Adventszeit kreativ werden.
Bastelprojekte für jeden Tag im Advent finden sich in diesem Buch. Es spricht die Kinder direkt an und etwas ältere Grundschulkinder können die Ideen sicher alleine umsetzen. Aber auch jüngere Kinder werden mit etwas Anleitung Spaß an den Arbeiten haben. Zu Beginn gibt es einen Überblick über benötigte Materialien und Werkzeuge. Jedes Projekt wird mit einem großen Bild vorgestellt. Die notwendigen Zutaten werden aufgelistet und sind auf einem Bild zu sehen. Die einzelnen Bastelschritte sind beschrieben, zusätzlich gibt es zu jedem Schritt ein Bild, das genau zeigt, was getan werden muss. Manchmal gibt es noch hilfreiche Tipps, wie etwas ersetzt oder abgeändert werden kann. Vielleicht werden nicht alle Vorschläge umgesetzt, aber das Buch gibt genügend Anregung für kreative Beschäftigung in der Weihnachtszeit. Ob es allerdings eine gute Idee ist, ausgerechnet für den Heiligen Abend eine Bastelarbeit vorzuschlagen, bei der schon zu Beginn steht, dass es eine „kleine Sauerei“ gibt, sei dahingestellt.
Das Buch eignet sich sowohl für den Einsatz in der Familie, als auch in Kindertagesstätten, die Projekte können mit etwas Hilfe auch von Kindergartenkindern umgesetzt werden.
Signatur: Jr
Schlagworte: Basteln | Advent | Weihnachten
Bewertung: ++
Rez.: Monika Betz
SL Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Belletristik

Coe, Jonathan: Middle England. Roman. Dt. von Catherine Hornung u. Dieter Fuichs. Wien: Folio 2020. 477 S. ; 22 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-85256-801-0, geb.: 25,00 €
Gesellschaftssatire über die Entwicklung in England im vergangenen Jahrzehnt.
Der englische Autor erzählt am Beispiel einer Familie und ihrer Bekannten die Entwicklung der sozialen und politischen Lage in England bis zum Brexit. Der bisher erfolglose liberale Schriftsteller Benjamin veröffentlicht einen Roman über seine gescheiterte Beziehung. Nach dem Tod seines konservativen Vaters zieht er mit seiner Schwester Lois nach Frankreich. Sein wohlhabender Freund Doug, ein linksliberaler Journalist, beginnt eine Affäre mit einer konservativen Abgeordneten, die wegen ihrer Opposition zum Brexit bedroht wird. Dougs ultralinke Tochter veranlasst eine Anklage gegen Lois‘ Tochter, eine Kunstdozentin, wegen angeblicher Diskriminierung einer transsexuellen Studentin.
Die verschiedenen Erzählstränge sind miteinander verflochten. Sie zeigen eine zunehmend diskriminierende Gesellschaft, während Linke und Liberale an ihren Überzeugungen zweifeln. Das führt zu etlichen komischen Szenen.
Der Roman zeigt die Entwicklung England in einem komischen Gesellschaftspanorama. Eher etwas für größere Bibliotheken.
Signatur: SL
Schlagworte: England | Brexit | Komik | Kritik
Bewertung: ++
Rez.: Peter Bräunlein

Fried, Amelie: Die Spur des Schweigens. Roman. München: Heyne 2020. 495 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-453-27048-0, geb.: 22,00 €
Aufklärung brisanter Umstände.
Die Journalistin Julia, sie ist unabhängig tätig, dabei ihrem Berufs-Ethos, Objektivität, Wahrheitstreue und Neutralität, verpflichtet, gerät bei der Themenvergabe jedoch immer wieder an dubiose Unternehmen. Sie wird ihrer verantwortungsvollen Aufgabe, die Politik zu kontrollieren, gesellschaftliche Unregelmäßigkeiten aufzudecken zwar gerecht, wird dabei jedoch teilweise mit ominösen Machenschaften konfrontiert, die sie häufig an der Lauterkeit der Befragten zweifeln lässt. Als sie in einem renommierten Forschungsinstitut, wegen möglicher sexueller Übergriffe recherchiert, gerät sie in einen Strudel irritierender, sich widersprechender Vorkommnisse, angesiedelt in den „Chefetagen". Es beginnt eine herausfordernde Odyssee, die sie privat belastet, als Indizien auftauchen, die auf ihren vor zwölf Jahren verschollenen Bruder Robert hinweisen. Die aktuelle ME-TOO-Debatte avanciert zu einem persönlich geprägten Konflikt Julias, in dem eine Lebensphase Roberts retroperspektiv mit ihren dramatischen Geschehnissen aufgerollt wird. Unerbittlich-investigativ durchbricht die Reporterin die Mauer der Sprachlosigkeit mit Zähigkeit und erreicht ihr Ziel.
Brisantes, aktuelles Thema. Einfühlsam - schonungslos -spannend präsentiert. Lesenswert, mit hohem Diskussionspotential. Zu empfehlende Ablenkung im Klinikalltag. Geeignet für alle (Patienten-)Büchereien.
Signatur: SL
Schlagworte: Frau | Sexueller Missbrauch | Anklage | Journalismus
Bewertung: ++
Rez.: Brigitta Morgenstern

Koester, Elsa: Couscous mit Zimt. Roman. Frankfurt am Main: Frankfurter Verl. - Anst. 2020. 445 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-627-00278-7, geb.: 24,00 €
Drei Frauenschicksale, die durch Neid und Unglück miteinander verklebt sind. Tunesien oder Algerien? Weite Wege.
Auf dem Cover steht es etwas von sprühender Erzähllust. Mir gingen die ausufernden Betrachtungen über die Farben der Pariser Metro und die Haare der Protagonistinnen bald auf die Nerven. Die Schicksale der Frauen haben sicher Potential zum Erzählenswerten, aber das verliert sich zwischen Neid und Missgunst, die allenthalben durchschimmern. Der Radius bleibt extrem klein, auch wenn die Pariser Proteste um die Geflüchtetencamps oder die 68 er Studentenrevolte vorkommen. Die Autorin erzählt von den Düften der Gerichte, die ihre unglückliche Großmutter zur Freude der Familie aufzutischen wusste. Der Hass auf die ungewollten Kinder, Alkoholsucht, Gewalt, Missbrauch - nichts bleibt ausgespart, aber nichts davon kommt wirklich an. Alles schwebt. Reflexionen bleiben aus. Episode reiht sich an Episode. Die Protagonistin hat Phobien, die sie uns im Einzelnen erzählt. Besonders der TGV macht es ihr schwer. Nein. Kolonialismus und Schuld werden gestreift, aber auch unscharf.
Für Leser*innen, die sich in ambivalente Frauenfiguren vertiefen mögen.
Signatur: SL
Schlagworte: Kochen | Mutter | Gewalt | Erinnerung
Bewertung: +
Rez: Christiane Thiel

Lappert, Rolf: Leben ist ein unregelmäßiges Verb. Roman. München: Hanser 2020. 974 S. ; 22 cm. ISBN 978-3-446-26756-5, geb.: 32,00 €
Vier Kinder werden in einer Landkommune entdeckt und in das Westdeutschland der 80er Jahre hineinbefreit. Ein Unglück!
Sie leben einfach, rustikal, vielleicht etwas grob, emotional unterversorgt - auch das mag sein, aber sie haben sich, ihre Welt, die Alten, denen sie vertrauen. Sie haben eine Welt, die ihnen Heimat ist. Der Tag ihrer Entdeckung entreißt sie aller vertrauten Zusammenhänge und spült sie in ein System aus Hilfestellungen von Jugendämter, Pflegefamilien und Angehörigen, das ihnen fremd ist und bleibt. Drei Jungs und ein Mädchen, die man voneinander trennt und wofür meine keine Mühe scheut, die Trennung konsequent umzusetzen. Sie gehen sich verloren und so gehen sie verloren. Die Welt des Westdeutschland, das Lappert hier zeichnet, ist kalt und verbittert. Großmütter, deren Schweigen wie Stein ist. Pflegefamilien, bei denen sich ein hoffnungsloser Kandidat an den anderen reiht, Amtspersonen, die mit Akribie an falschen Abstammungen feilen. Sollte mal etwas Wärme zu spüren sein, wird der Autor nicht vor Tricks zurückschrecken, um den Tod ins Spiel zu bringen.
Es ist grausam. Und sehr lang. Lesende müssen einiges aushalten.
Signatur: SL
Schlagworte: Geborgenheit | Freundschaft | Betrug | Gewohnheit
Bewertung: +
Rez.: Christiane Thiel

McConaghy, Charlotte: Zugvögel. Roman. Dt. von Tanja Handels. Frankfurt am Main: Fischer 2020. 398 S. ; 21 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-10-397470-6, geb.: 22,00 €
Getrieben von Sehnsucht und Unruhe macht sich eine Frau auf den Weg den letzten Küstenseeschwalben hinterher.
Der Roman spielt in einer nicht allzu fernen Zukunft, in der fast sämtliche Wildtierarten ausgestorben sind. Ich-Erzählerin Franny geht an Bord eines der letzten Fischerboote, um den fast ausgestorbenen Küstenseeschwalben in ihr Brutgebiet in der Antarktis zu folgen. In vielen, eher verwirrenden Rückblenden erfahren die Lesenden immer mehr über Frannys düstere Vergangenheit und den Grund ihrer Reise: es geschieht aus tiefer Liebe zu ihrem Ehemann, der als Ornithologe seine Arbeit diesen außergewöhnlichen Zugvögeln gewidmet hat.
Anders als der Titel vermuten lässt, spielen die Küstenseeschwalben und das Artensterben aber eine eher untergeordnete Rolle. Im Zentrum steht die komplizierte Ich-Erzählerin mit ihren Schicksalsschlägen, Verlusten, der Heimatlosigkeit und den Wanderfüßen. Es werden ihre traumatische Kindheit und ihre unglückliche Liebe aufgearbeitet, nicht ohne eine ordentliche Portion Kitsch und ein ziemlich aus der Luft gegriffenes Ende. Das Buch war anders als erwartet.
Als Schmöker über große Gefühle nicht unspannend. Als Roman über das Artensterben eher enttäuschend.
Signatur: SL
Schlagworte: Liebe | Trauer | Meer | Romantik
Bewertung: +
Rez.: Wiebke Richter

Mingels, Annette: Dieses entsetzliche Glück. Roman. München: Penguin 2020. 347 S. ; 22 cm. ISBN 978-3-328-60100-5, geb.: 20,00 €
15 Menschen mit verschiedenen Lebenswegen. Alle leben in der Kleinstadt Hollyhock. Und manchmal kreuzen sich ihre Wege.
Da ist das Paar Robert und Amy mit einer Vereinbarung zum Fremdgehen. Und da ist Aiko, die nach Hause kommt, um von ihrer Mutter zu hören, dass diese plant, den Vater zu verlassen. Sie will zurück in ihre Heimat Japan. In der Drogerie, in der Lizzy, Ellie und Zora arbeiten, treffen sie viele der Kleinstadtbewohner. Meisterhaft unspektakulär führt die vielfach ausgezeichnete Autorin Annette Mingels die verschiedenen Lebensgeschichten zusammen - hier durch eine kurze Begegnung, dort durch kunstvolle Verflechtung von Wegen gedacht ohne Verbindung. Ein fast amüsanter Schachzug gelingt ihr damit, dass sie ihre Aufgabe gewissermaßen an eine Romanfigur weitergibt: Aikos Bruder ist auf dem Weg, ein bekannter Schriftsteller zu werden - mit seiner Geschichte aus der Kleinstadt. Viele, die mit ihm in Hollyhock leben, werden sich in seinem Buch wiederfinden. Jeder Leser kann in Mingels' Roman Züge seiner eigenen „Kleinstadt" entdecken.
„Dieses entsetzliche Glück" ist das richtige Buch für lange Leseabende in der dunkler werdenden Jahreszeit. Es macht Spaß, die Geschichten der doch so verschiedenen Figuren zu verfolgen und zu einem großen Ganzen zu verbinden.
Signatur: SL
Schlagwoorte: Gesellschaft | Psychologie | Suche nach Lebensinhalt | Beziehungen
Bewertung: ++
Rez.: Ute Lawrenz

Steinbach, Jan: Willems letzte Reise. Roman. Berlin: Aufbau Taschenbuch Verl. 2020. 301 S. ; 19 cm. ISBN 978-3-7466-3671-9, kt.: 10,00 €
Ein alter Mann, sein Traktor und die Reise seines Lebens.
Willem lebt als Eigenbrödler alleine auf seinem Bauernhof in Ostfriesland. Zu seinen Kindern hat er keinen Kontakt und seine Frau ist früh verstorben. Plötzlich taucht sein Enkel Finn ihn seinem Leben auf und Willem wird ganz zuerst ganz ungewollt, und dann herzlich gerne, von ihm in Beschlag genommen. Die beiden entdecken schnell ihre Leidenschaft für Oldtimer und alten Fahrzeugen und beschließen, gemeinsam einen alten Traktor zu restaurieren. In den Ferien wollen sie zusammen zu einem Oldtimertreffen fahren. Doch dann erhält Willem die Diagnose Krebs und um sein Versprechen einzulösen, begibt er sich auf eine verrückte Reise quer durch Deutschland. Dabei erlebt der knurrige alte Mann herzliche Gastfreundschaft, findet neue Freunde und trifft auf andere Traktorliebhaber. So ist Willems letzte Reise vor allem eine Reise zu sich selbst und ein Aussöhnen mit sich und seiner Vergangenheit.Ein berührender, einfühlsamer Roman über Schuld, Vergebung und echte Verbundenheit.
Ein leicht zu lesender, unterhaltsamer Roman für entspannte Herbstabende.
Signatur: SL
Schlagworte: Familie | Ostfriesland | Krebs
Bewertung: ++
Rez.: Susanne Hartmaier

Thornley, Scott: Der gute Cop. Kriminalroman. Hg. von Thomas Wörtche. Dt. von Karl-Heinz Ebnet u. Andrea O´Brien. Berlin: Suhrkamp 2020. 523 S. ; 21 cm. (surhkamp taschenbuch 5081). Aus d. Engl. ISBN 978-3-518-47081-7, kt.: 16,00 €
Eine Mordserie an Frauen mit Migrationshintergrund und weitere Morde in einer kanadischen Altindustrie-Stadt.
Detailreiche Schilderungen der Leichen von Ermordeten in allen Zuständen (erschossen, aufgeschlitzt, erstickt, verwest, in Beton gegossen): Da muss die Leserschaft der bis zum Ende sehr breit angelegten Story mit dem intuitiv-genialen Ermittler MacNeice als Protagonisten und sehr vielen Nebenakteuren durch. Der Autor hat die zahlreichen Morde in einer wenig spektakulären Stadt am Ontariosee angesiedelt. Nach und nach lösen der Detective Superintendent und sein leistungsfähiges Team durch detektivische Hartnäckigkeit, Geschick, High-Tech und auch manchen Zufall die Fälle. Das schon 2012 im Original erschienene Buch ist der zweite Band der mittlerweile vier Krimis umfassenden Reihe, es wurde aber als erstes übersetzt. Die psychologische Tiefe ist begrenzt, der Sprachstil aber unkompliziert und die Struktur durch die vielen Kapitel dynamisch. Störend sind einige Stereotypen: knallharte Rocker, dubiose Italiener, eiskalte Soldaten und ein schizophrener Fremdenhasser.
Lesefutter für ausdauernde und abgebrühte Krimifreundinnen und -freunde.
Signatur: SL
Schlagworte: Krimi | Kanada | Fremdenhass
Bewertung: +
Rez.: Tobias Behnen

Weihnachtsgeschichten am Kamin 35. Gesammelt von Barbara Mürmann. Mit Beiträgen von Karin Lippelt, Josef Marx u.a. Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verl. 2020. 262 S. ; 19 cm. ISBN 978-3-499-00434-6, kt.: 10,00 €
50 Kurzgeschichten, eingereicht aus der gesamten Republik, von 1929 bis zur Gegenwart.
Der Weihnachts-Kurzgeschichtenspagat ist wieder gelungen: Die eingereichten Stories reichen vom Fest 1929 bis zur Sprachassistentin ALEXA: Auch die weiß genau, der Weihnachtsmann wohnt im Herzen der Menschen. Alles hat hier seinen Platz, Fantasievolles wie der Tausch von Osterhase und Christkind, der Dieb, der etwas zurücklässt, der Weihnachtsbesen, der Kummer wegfegt, der weggetanzte Stress im Supermarkt, Wichtel, Gänse und Spielzeuge, die sprechen, der Streit von Frau Holle und Väterchen Frost um das Wetter zum Fest sowie Reales wie die Erinnerung ans Stollenbacken im Erzgebirge, Stress und Versöhnung mit der Verwandtschaft. Kinderperspektiven sind da, wie die Gabe von Schnuller und Windel statt Myrrhe und der Dino für Opas Krippe. Aber auch um Ausgrenzung geht es, um eine Geflüchtete, die verfolgt wird und bei einer Witwe klingelt, um den Obdachlosen vor der Kirchentür, um Heiligabend 1944 mit dem Gedanken 2020: „Versöhnen mit der Vergangenheit, Vergeben nicht Vergessen.“
Wieder ein sehr gelungenes Generationen-Familienbuch, textlich und mit vier bis acht Seiten jeweils auch zum Vorlesen und zur Gesprächsanregung geeignet.
Signatur: SL
Schlagworte: Weihnachten | Erinnerungen | Anthologie | Vorlesen
Bewertung: +++
Rez.: Delia Ehrenheim-Schmidt

Wo Maria den Josef küsst. Schaffhauser Weihnachtsgeschichten. Hg. von Richard Kölliker. Ill. von Kooni. Mit Beiträgen von Lukas Linder, Erna Heller u.a. Zürich: TVZ 2020. 225 S. : Ill. ; 20 cm. ISBN 978-3-290-18333-2, kt.: 19,90 €
Nachdenkliche Weihnachtsgeschichten aus Schaffhausen.
Richard Kölliker hat 28 Geschichten zur Weihnachtszeit gesammelt, die von Schaffhauser Autorinnen und Autoren aus Gegenwart und Vergangenheit geschrieben wurden. Oft spielen die Geschichten auch in und um Schaffhausen. Es sind besinnliche, oft ernste Geschichten, die zum Nachdenken anregen und nicht immer leichte Kost sind - aber auf diese Weise wohltuend aus dem Einerlei der eher seichten Weihnachtsgeschichten hervorstechen. Ich halte das Buch aber für Büchereien, die nicht im Bereich Schaffhausen und Umgebung liegen, für schwierig. Manche Geschichten sind im Dialekt verfasst und für Nicht-Einheimische kaum zu verstehen. Andere Geschichten setzen voraus, dass man Sitten und Gebräuche aus dem Schaffhauser Land kennt und versteht.
Ich halte ich das Buch zwar für gut - aber nur regional gut verständlich und einsetzbar.
Signatur: SL
Schlagworte: Weihnachten | Schweiz | Dialekt | Traditionen
Bewertung: +
Rez.: Margot Haffke