Newsletter „Bücherei" 12/2021

Liebe Büchereimitarbeiterin! Lieber Büchereimitarbeiter!  

Das Jahr neigt sich dem Ende und Sie erhalten den letzten Bücherei-Newsletter in diesem Jahr. Neben bunten Leseempfehlungen und letzten Weihnachtsnachzüglern haben wir interessante Fortbildungsangebote für Sie als Büchereimitarbeitende zusammengestellt sowie Aktuelles aus der Geschäftstelle, die sich bis zum 05.01.2022 in der Weihnachtspause befindet. Verleben Sie ein gesegnetes Weihnachtsfest!

Ihr Eliport-Team


Fit für Instagram: Es gibt noch Plätze!

Sie wollen Ihre Bücherei erfolgreich auf dem sozialen Netzwerk Instagram präsentieren?  Das kann richtig kreativ sein und Spaß machen! Wir verschaffen Ihnen einen guten und einfachen Einstieg: Für unsere Online-Schulung "Fit für Instagram", am 26. Januar 2022 von 17 bis 19 Uhr, hat das Evangelische Literaturportal noch Plätze frei! Die Schulung wendet sich an Einsteiger*innen, die einen ersten Einblick in die Insta-Welt gewinnen wollen. Anmeldungen nehmen wir gerne unter stefanie.schmettlach@eliport.de entgegen.


Erste Auswahl beim 44. Ev. Buchpreis

Anfang Dezember traf sich die Jury des 44. Ev. Buchpreises in Göttingen und sichtete in 2 Tagen fast 100 Bücher: vom Sachbuch über Lyrik, Kinder- und Jugendbuch, Belletristik bis hin zum Bilderbuch. 25 Bücher wurden dabei ausgewählt, die nun weiter im Rennen um den Ev. Buchpreis sind. Die aktuellen Coronaregeln wurden dabei natürlich beherzigt. In der zweiten Sitzung Anfang Februar muss sich die Jury auf den Gewinner/die Gewinnerin verständigen. Es bleibt spannend!


Schau mal aktuell

Jeden Monat aufs Neue lädt das Evangelische Literaturportal junge Familien und Kindergruppen ein, mit Bilderbüchern auf eine Reise in Gottes Welt zu gehen. Im Mittelpunkt des Angebots „Schau mal – Mit Bilderbüchern Gottes Welt entdecken“ steht im Januar das Bilderbuch „Sternenbote. Eine Weihnachtsgeschichte“, eine Einladung zum Nachdenken über die Faszination der Sterne und die Bedeutung des Sterns von Betlehem. Mehr Infos und Umsetzungsideen finden Sie hier.


Jahresstatistik 2021

Noch einmal zu Erinnerung: Im Dezember wird wie im Vorjahr die Eingabe der Online-Jahresstatistik 2021 freigeschaltet. Hierfür erhalten Sie von Ihren Fachstellen bzw. von Eliport rechtzeitig die notwendigen Informationen und Unterlagen, um Ihre Statistik abgeben zu können.


Fortbildungsangebot „Sachbücher für Besserwisser und Mitmacher“

Ein spannendes und kostenloses Fortbildungsangebot für Ehrenamtliche in Bibliotheken und Büchereien gibt es am 9.2.22 in Lingen. Im Fokus steht die Literaturvermittlung bei Sachbüchern. Insbesondere Sach(bilder)bücher mit naturwissenschaftlichen Themen, z. B. über Tiere oder Naturphänomene, lassen sich gut für kreative und spielerische Vorleseaktionen u.a. in Büchereien nutzen. Die Verbindung von Vorlesen, Erzählen und wenig aufwendigen Aktionen setzt ganz auf die Neugier der Kinder und die Lust am Ausprobieren. Im Rahmen des Workshops werden besonders schöne und aktuelle Buchtitel für Kinder zwischen ca. 3 und 10 Jahren mit passenden Spiel- und Aktionsanlässen vorgestellt und ggf. praktisch vorgeführt. Anmeldungsschluss ist der 01.02.22.

Mehr Infos gibt es hier.


Buchtipps

Jm 1 Bilderbücher

Bonilla, Rocio: Babymia - Wo ist der Teddybär? Hamburg: Jumbo 2021. O. Pag. : überw. Ill. ; 16 cm. Aus d. Span. ISBN 978-3-8337-4330-6, geb.: 9,00 €

Baby Mia muss ins Bett, aber nicht ohne Teddybär.

Baby Mia muss ins Bett, denn es ist Schlafenszeit. Sie hat gebadet und hat eine Milch getrunken. Den Schnuller hat Baby Mia auch, also ist sie bereit fürs Bett. Der Teddybär ist nicht da. Wo kann der Teddybär sich nur versteckt haben? Baby Mia sucht überall: hinter den Kissen, in der Spielkiste oder ist er auf den Bücher...? Doch der Teddybär ist einfach nicht zu finden ... wo kann er denn nur sein? Geht zusammen mit Baby Mia auf die Suche nach ihrem Teddybär und helft mit Teddybär zu finden.Das Buch ist eine schöne, kurze Vorlesegeschichte für Kleinkinder. Es ist schön illustriert und am Ende sind einzelne Bilder aus der Geschichte aufgezeigt, so kann man mit seinem Kind die ersten Wörter lernen.

Kinderzimmer, Kita

Signatur: Jm 1
Schlagworte: Einschlafen | Kuscheltier | Pappbilderbuch
Bewertung: ++
Rez.: Jenny Weger

Brauer, Sybille: Bilder suchen - Wörter finden. Im Kindergarten. Münster: Coppenrath 2021. O. Pag. : überw. Ill. ; 31 cm. ISBN 978-3-649-63600-7, geb.: 10,00 €

Sechs verschiedene Situationen aus dem Kindergartenalltag werden bildlich dargestellt. Szenenausschnitte regen zum Suchen und Finden an.

Der Kindergartenbeginn stellt für viele Kinder eine große Unbekannte dar. Um diesen neuen Lebensabschnitt vorab schon ein Bild zu geben und die Angst zu minimieren, bietet dieses Pappbilderbuch eine gute Möglichkeit. Realitätsgetreu und der aktuellen Corona-Zeit entsprechend werden die verschiedenen Situationen dargestellt, z. B. in dem die Eltern in der Garderobe eine Maske tragen. Jeder Doppelseite ist eine Situation gewidmet, beispielsweise Bringzeit in der Garderobe, Spielen im Gruppenrau, Garten, im Bad und Essen, in der Turnhalle und im Streichelzoo. Sehr gut können die verschiedenen Bereiche mit dem jungen Leser besprochen werden. Besondere Merkmale sind rund um das Bild angeordnet und mit Begleiter und Nomen versehen. So können auch gleichzeitig ältere Geschwister beispielsweise den Begriff vorlesen, was ein gemeinsames Betrachten fördert.

Für Familien zum Kindergartenbeginn besonders für Kinder unter 3 Jahren geeignet. Auch gut mit Geschwisterkindern zu betrachten. 

Signatur: Jm 1
Schlagworte: Kindergarten | Pappbilderbuch
Bewertung: ++
Rez.: Eva Wimmer

Carle, Eric: Die kleine Raupe Nimmersatt - Meine ersten 100 Wörter. Hildesheim: Gerstenberg 2021. O. Pag. : überw. Ill. ; 26 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-8369-6127-1, geb.: 16,00 €

Ein Pappbilderbuch zum Kennenlernen neuer Wörter mit vielen Klappen - vom bekannten Autor der kleinen Raupe Nimmersatt.

Zu Hause, am Meer, im Zoo oder in der Stadt - an sieben unterschiedlichen Orten können die Betrachter verweilen, um dort neue Wörter kennenzulernen und hinter Klappen zu linsen. So tummeln sich am Meer zum Beispiel Schildkröte, Oktopus oder Wal - hinter dem Seegras versteckt sich der Seestern und hinter der Koralle der Einsiedlerkrebs. Die bekannten und markanten Bilder des Autors und Illustrators Eric Carle sind bunt und ausdrucksstark - ansprechend für Klein und Groß. Der Bezug zur Raupe Nimmersatt darf nicht feheln - auf jeder Doppelseite hat sie sich versteckt, mal groß, mal klein, mal dick mal dünn. Insgesamt ein ansprechendes, farbenfohes Buch, dem der Bekanntheitsgrad der Raupe Nimmersatt zugute kommt, das Konzept (Klappen und Darstellung einzelner Wörter) ist nicht neu und in diesem Punkt muss das Buch mit vielen ähnlichen Büchern konkurrieren.

Empfohlen für Kinder ab ca. einem Jahr. Auch innerhalb der Sprachentwicklung und -förderung gut einsetzbar.

Signatur: Jm 1
Schlagworte: Wörter | Sprachförderung | Pappbilderbuch
Bewertung: ++
Rez.: Susanna Hocher

Gute Nacht, kleines Polizeiauto! Natalie Mendes. Ill. von Joachim Krause. Bindlach: Loewe 2021. O. Pag. : überw. Ill. ; 18 cm. ISBN 978-3-7432-0718-9, geb.: 8,00 €

Hier sagen sich Polizeiauto, Müllwagen, Feuerwehrauto und Bus „Gute Nacht".

Ein aufregender Tag geht zu Ende. Das kleine Polizeiauto war im Einsatz als Diebe die Bank überfallen haben. Was haben die anderen Nutzfahrzeuge an diesem Tag erlebt? Ein großes Feuer musste gelöscht werden, der Bus hat viele Fahrgäste hin und hergefahren, nun darf er sich im Busbahnhof ausruhen. Das Müllauto leerte zuverlässig viele Tonnen über den ganzen Tag und macht nun eine nächtliche Pause, bevor es morgen wieder losgeht. Über allem wacht das kleine Polizeiauto und wünscht mit den Worten: „toll gemacht" allen Fahrzeugen eine gute Nacht. Kinder ab 2 Jahren werden nach dem Vorlesen ruhig einschlafen können. Der Text reimt sich, vier Zeilen pro dicker Pappseite geben die Bilder wieder. Die Fahrzeuge sind personifiziert, die Scheinwerfer gleichen Augen, das Auto spricht und lächelt müde, der Tag endet, überall gehen die Lichter an, die Nacht beginnt, alles kommt zur Ruhe. Kinder werden es mögen.

Kindergarten, Gute-Nacht-Geschichte.

Signatur: Jm 1
Schlagworte: Polizei | Fahrzeuge | Einschlafen | Pappbilderbuch
Bewertung: ++
Rez.: Gesine Meerheimb

Meine liebsten Tiere im Winter. Münster: Coppenrath 2021. O. Pag. : überw. Ill. ; 16 cm. ISBN 978-3-649-63919-0, geb.: 7,00 €

Das Bilderbuch veranschaulicht das Leben der unterschiedlichsten Tiere im Winter.

Welche Tiere halten Winterschlaf und wie sieht es eigentlich in ihren Höhlen und Unterschlüpfen aus? Wie verbringen die Tiere im Wald diese Jahreszeit und wem können wir trotz Eis und Schnee im Garten begegnen? Mit über 60 Fotos widmet sich das Bilderbuch Tieren am Wasser, auf dem Bauernhof, auf dem Feld und im hohen Norden. Die kleinen Leser*innen erfahren etwas über die schwierige Futtersuche der Tiere in der kalten Jahreszeit, über Zugvögel und Standvögel und darüber, welche Tiere selbst im Winter draußen auf der Weide bleiben. Die schönen, zeitlosen Fotos konzentrieren sich auf das Wesentliche, laden aber dennoch zum Betrachten ein. Jedes Thema wird von einem kurzen Text begleitet. Das Bilderbuch macht Lust auf einen winterlichen Ausflug mit Entdeckungsreise nach Tieren, die draußen zu finden sind.

Ein stabiles, kleinformatiges Pappbilderbuch für Kinder ab 18 Monaten. Geeignet für Kindertagesstätte und Krippen, um den Bilderbuchbestand zum Thema Winter/Tiere zu ergänzen.

Signatur: Jm 1
Schlagworte: Winter | Tiere | Lebensraum | Pappbilderbuch
Bewertung: ++
Rez.: Heike Nickel-Berg

Ju 2 Erzählungen für das zweite Lesealter (9-12 Jahre)

Litlter, Jamie: Die Legende von Frostherz - Die Reise beginnt. Dt. von Nadine Mannchen. Hamburg: Oetinger 2021. 445 S. : Ill. ; 22 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-7891-0989-8, geb.: 16,00 €

Erster Band der Fantasy - Trilogie „Frostherz" um Ash, seine Suche nach seinen Eltern und das Geheimnis des Klangwebens.

Ash lebt ohne seine Eltern mit dem Yeti Tobu in Feura mitten im Schneemeer. Hier ist es verboten zu singen, weil man glaubt, singen bringt Unglück. Ash singt gerne. Er besitzt die Gabe des Klangwebens, das heißt, er hat die Fähigkeit, Monster, die das Volk und die Jäger bedrohen, durch Gesang zu beruhigen. Trotzdem ist es ihm verboten, zu singen. Als sich Pioniere mit dem Schlittenschiff „Frostherz“ der Stadt nähern werden sie von Leviathanen angegriffen und ihr Untergang scheint besiegelt. Doch Ash beruhigt die Monster mit seinem Gesang. Statt eines Lobes werden er und Tobu aus Feura verstoßen. Die Besatzung der „Frostherz“ ist Ash für die Rettung dankbar und nimmt ihn und Tobu mit auf ihre gefährliche Reise. Ash hofft, mit der Unterstützung der Pioniere seine Eltern zu finden. Auf dieser Reise muss er gefährliche Abenteuer bestehen, findet aber auch Freunde und Verbündete. Das im Mangastil illustriert Buch ist für jüngere Fantasy-Fans gut lesbar, hat aber auch grausame Stellen.

Geeignet für jüngere Fantasy-Fans, für sehr empfindsame Kinder eher nicht geeignet.

Signatur: Ju 2
Schlagworte:
Fantasy | Abenteuer | Freundschaft
Bewertung: ++
Rez.:
Eva Basler

Patterson, Rebecca: Freddy Sidebottoms absolut peinliche Welt. Dt. von Friederike Levin. Weinheim: Gulliver 2021. 127 S. : Ill. ; 21 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-407-81001-4, geb.: 13,00 €

Ein Junge macht mittels Zeitmaschinenwürfel seine Tollpatschigkeit ungeschehen.

Peinlichkeit, dein Name ist Freddy. Beim Geschichtenwettbewerb hält er statt seiner Wikinger-Geschichte nur seine geheimen Nachrichten an seinen Freund in den Händen, im irrsinnig winzigen Büro des Förderlehrers lässt er einen übelriechenden Furz und im Schwimmunterricht verliert er fast seine Badehose. Freddys Missgeschicke sind bei seinen Klassenkameraden derart legendär, dass sie sogar eine eigene Bezeichnung dafür eingeführt haben und sie „Fredster“ nennen. Als Freddy von seinem Opa einen Zeitreisewürfel erhält, können diese allerdings mittels eines Knopfdrucks rückgängig gemacht werden. Das Ende von Peinlichkeiten? Der Beginn der Coolness? Rebecca Bolten erzählt ein klassisch verrücktes Chaosabenteuer, bei dem der Held langsam an Selbstvertrauen gewinnt. Die visuelle Gestaltung des Textes könnte besser sein. Kleine Schriftgröße und eng gesetzter Flattersatz mit nur wenigen Absätzen erschweren das Erlesen.  

Für größere Bestände.

Signatur: Ju 2
Schlagworte:
Humor | Zeitreise | Selbstvertrauen
Bewertung: +
Rez.:
Anna Winkler-Benders

Ju 3 Erzählungen für Jugendliche ab 13 Jahren

Hansson, Elin: Bleistiftherz. Dt. von Meike Blatzheim. Ravensburg: Hummelburg 2021. 173 S. ; 22 cm. Aus d. Norw. ISBN 978-3-7478-0041-6, geb.: 12,99 €

Der 13jährigen Liv stehen langweilige Sommerferien bevor, doch dann bringt ein Skater ihr Leben völlig durcheinander.

Das Mädchen Liv hat gleich zwei wichtige Menschen verloren: ihre beste Freundin ist   in eine andere Stadt gezogen und ihre Oma, mit der sie ganz eng verbunden war, ist gestorben.Geblieben sind ihr Omas Freundinnen, Bücher und ihr Skizzenbuch. Aber reicht das für eine 13jährige? Ausserdem sind da noch die fiesen Jungs aus ihrer Schule, die sich über sie lustig machen. Doch dann lädt die neue Arbeitskollegin ihrer Mutter Liv mit zum Essen ein.  Und dazu bringt sie ihren supercoolen, grünäugigen Sohn Frans mit. Der ist ein begabter Skater. Liv wird bald klar: sie ist verliebt in ihn. Deshalb beschließt sie skaten zu lernen.  Aber wird es ihr gelingen und muss sie noch mehr an sich ändern, damit der coole Frans sie beachtet ?

Die Geschichte ist einfach geschrieben und die Handlung ist gut zu verfolgen. Das macht es bereits jungen Leserinnen ab 11 leicht, das Buch zu lesen und zu verstehen. Anspruchsvollen Leserinnen könnte der Schreibstil allerdings etwas zu einfach  sein. Thematisch sind „Selbstfindung" und „erste Liebe" sicherlich etwas, das gut für die heranwachsende Zielgruppe passt.

Signatur: Ju 3
Schlagworte: Liebe | Skaten | Selbstbewusstsein
Bewertung: +
Rez.: Caroline Peter

Ju 3 Erzählungen für Jugendliche ab 13 Jahren

Gardner, Sally: Unsichtbar im hellen Licht. Dt. von Alexandra Ernst. Stuttgart: Freies Geistesleben 2021. 348 S. ; 23 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-7725-2854-5, geb.: 20,00 €

Ein märchenhaftes Buch über einen Kronleuchter, die Oper und ein Geisterschiff.

Die Zwillinge Celeste und Maria werden bei einem rätselhaften Schiffsunglück getrennt. Die Familie und die Mannschaft verschwinden spurlos, das Schiff bleibt als Geisterschiff zurück. Celeste gerät in eine andere Welt. Sie lebt nun hinter den Kulissen eines Opernhauses und dient einer zänkischen, übellaunigen Operndiva als Hilfe. Eines Tages erhält Celeste die Chance ihre Familie zurückzubekommen, wenn sie sich auf ein Spiel einlässt und drei Fragen eines Rätsels beantworten kann. Ob sie es schaffen wird, erfahren Lesende in 45 Kapiteln. Die Geschichte setzt mit der Aufforderung zum Spiel ein. Was wirklich geschehen ist und ob das Rätsel gelöst werden kann, das alles setzt sich wie ein Puzzle zusammen. Eine sehr schnelle Erzählweise gibt dem Buch kaum die Chance, dass sich die Geschichte nachvollziehbar entwickeln kann. Nahezu ausschließlich im Dialogstil geschrieben, mit reichlich viel handelnden Personen, bleibt der Zauber auf der Strecke.

Das Buch eignet sich für Fantasylesende ab 12 Jahren.

Signatur: Ju 3
Schlagworte:
Fantasy | Märchen | Oper | Geisterschiff
Bewertung: ++
Rez.: Gesine Meerheimb

Höra, Daniel: Von wegen Freundschaft. Hamburg: Carlsen 2021. 127 S. ; 19 cm. (Carlsen Clips). ISBN 978-3-551-31975-3, kt.: 4,99 €

Freundschaft braucht Vertrauen. Doch was, wenn es der andere nicht ernst meint?

Daniel Höra erzählt die Geschichte von Matthis, authentisch und nah. Matthis kommt vom Gymnasium - neue Schule und neue Klasse. Der Einstieg ist gleich schwierig. Seine Mitschüler unterstellen ihm, dass er sich für etwas „Besseres" hält und wollen nichts mit ihm zu tun haben. Dann schenkt ihm Richard, der beliebteste Junge in der Klasse, plötzlich seine Aufmerksamkeit. Matthis freut sich über den Respekt und die Zugehörigkeit, die er durch die neue Freundschaft erlangt. Er ignoriert, dass Richard sich ständig Geld von ihm leiht und eigentlich immer den Ton angibt, manipuliert und mit ihm spielt. Dann freundet Matthis sich mit Oleg und Milena an. Die drei haben sehr viel Spaß, doch Richard erzählt unschöne Dinge über die beiden und Matthis weiß nicht mehr, wem er glauben soll.Das Buch reißt einen beim Lesen mit. Die Gefühle von Matthis fühlen sich so nah an, dass man jeden seiner Gedanken und auch seine Handlungen nachfühlen kann. Unterhaltsam und spannend.

Unterhaltungslektüre, aber auch als Klassenlektüre denkbar. Gut verständliche, einfache Sprache.

Signatur: Ju 3
Schlagworte: Freundschaft | Vertrauen | Manipulation | leicht lesbar
Bewertung: ++
Rez.: Sandra Groß

Mendoza, Paola u. Sher, Abby: Sanctuary - Flucht in die Freiheit. Dt. von Stefanie Frida Lemke. Hamburg: Carlsen 2021. 348 S. ; 22 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-551-58441-0, kt.: 15,00 €

Dystopischer Jugendroman über die Flucht einer jugendlichen Migrantin in ein sicheres Land.

Vali ist mit ihren Eltern aus Kolumbien in die USA geflüchtet und lebt nun, nachdem ihr Vater bei einer Razzia aufgegriffen, nach Kolumbien deportiert und dort ermordet wurde, mit ihrer Mutter und ihrem Bruder in Vermont. Als alle „Undokumentierten" systematisch verfolgt werden, beginnt für sie und ihre Familie eine verzweifelte und traumatisierende Flucht quer durch das Land bis zuletzt nach Kalifornien, das sich gegen die Migrationspolitik der USA auflehnt.Der düstere und eindrückliche Roman der beiden engagierten Autorinnen bewegt, weil die von ihnen beschriebene Szenerie durchaus nahe an die Realität heranreicht - so der Bau einer Mauer in den USA, um Flüchtende abzuhalten, Kontrollen und Schikanierungen, die Trennung von Eltern und ihren Kindern, die tagtägliche Angst der Menschen, die keinen Aufenthaltsstatus haben einerseits, andererseits aber auch die Erfahrung von Solidarität, Menschlichkeit, würdevoller Begegnung und gegenseitiger Unterstützung.     

Keine „leichte" Lektüre. Sehr zu empfehlen für ernsthafte und engagierte Leser*innen ab 14 Jahren, die sich mit der Situation weltweit und unserer Gesellschaft auseinandersetzen.

Signatur: Ju 3
Schlagworte: Flucht | Migration | Rassismus
Bewertung: ++
Rez.: Anne Rank

Sandoval, Tony: Wasserschlangen. Dt. von Monja Reichert. Ludwigsburg: Cross Cult 2021. 138 S. : überw. Ill. ; 32 cm. Aus d. Span. ISBN 978-3-96658-334-3, geb.: 25,00 €

Graphic Novel um ein Mädchen, das auf ein mysteriöses Geistmädchen trifft.

Der mexikanische Künstler erzählt in dem großformatigen Band die Geschichte des Mädchens Mila, die am Strand auf Agnes trifft. Agnes stellt sich als Geistwesen heraus, das als junges Mädchen von einem Kraken verschluckt wurde und starb. Mila hilft Agnes nach einigem Zögern. Der Krake stellt sich als verschwundener König heraus. Doch vor dem Happy End müssen Mila und Agnes etliche Kämpfe bestehen.Die z. T. ganzseitigen Bilder stellen zwei Mädchen vor, die sich durch eine grauenvolle Unterwelt kämpfen müssen. Der oft morbide Reiz der Bilder kontrastiert mit dem puppenartigen Aussehen der Mädchen, die sich gegen gefährliche Feinde durchsetzen.

Der ansprechend illustrierte Band dürfte wohl v.a. pubertierende Mädchen ansprechen. Das moderne Märchen eignet sich auch für kleinere Büchereien. Empfohlen.

Signatur: Ju 3
Schlagworte: Fantasy | starke Mädchen | Geister | Gefahren
Bewertung: ++
Rez.: Peter Bräunlein

Jf Familie, Lebensfragen - Sachbücher für Kinder

Thoma, Patricia: Unsere Zukunft träumen. Weinheim: Beltz & Gelberg 2021. O. Pag. : überw. Ill. ; 28 cm. ISBN 978-3-407-75609-1, geb.: 17,00 €

Zukunft passiert nicht einfach, sondern wir erschaffen sie.

Wie wird unsere Welt in der Zukunft aussehen? Welche Fähigkeiten brauchen wir? Wie werden wir leben? Und wann beginnt die Zukunft eigentlich? Mit diesen Fragen beschäftigt sich das großformatige Kinder-Sachbuch anhand der Themen Nahrung, Kleidung, Wohnen, Fortbewegung, Energie, Wissen und Spiel. In jedem Kapitel werden Visionen und Erfindungen präsentiert, die aber fast alle (noch) nicht umgesetzt worden sind. Eine Superfarm auf kleinstem Raum könnte Lebensmittel für eine Großstadt produzieren, ein Umarmungsshirt mit Sensoren kann Dich wärmen, Lehmhäuser könnten aus 3-D-Druckern entstehen, Hyperloops schneller als Flugzeuge fliegen und Komposttoiletten Energie erzeugen. Dies und vieles mehr wird eingängig erklärt und mit großen bunten Zeichnungen dargestellt. Das spannende Buch regt zum eigenen Recherchieren an und wir werden eingeladen, unsere Zukunft selbst positiv zu gestalten und in die Hand zu nehmen.

Kinder ab 10 und auch erwachsene Leser werden mit spielerischen und kreativen Impulsen und Lösungen auf eine hoffnungsfrohe Zukunft eingestimmt.

Signatur: Jf
Schlagworte: Zukunft | Kreativität
Bewertung: ++
Rez.: Stefanie Drüsedau

SL Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Belletristik

Baldelli, Simona: Die Rebellion der Alfonsina Strada. Roman. Dt. von Karin Diemerling. Köln: Eichborn 2021. 333 S. ; 22 cm. Aus d. Ital. ISBN 978-3-8479-0070-2, geb.: 22,00 €

Romanbiographie über eine italienische Radrennfahrerin, die entgegen allen Konventionen  ihre Leidenschaft für den Radrennsport lebt.

Alfonsina Strada (1891-1959) wächst in einem kleinen italienischen Dorf in einer ärmlichen Familie mit vielen Geschwistern  auf. Bereits in frühen Jahren entdeckt sie ihre Leidenschaft für das Radfahren, was für die damalige Zeit für Frauen ein vollkommenes Tabu ist. Heimlich dreht sie mit dem Rad ihres Vaters nachts Runden und erweitert so ihren Horizont, weil sie Dörfer kennenlernt, die sie sonst nie gesehen hätte. 1924 nimmt sie sogar am Giro d’Italia teil, einem der bekanntesten Radsportereigenisse in Italien. Die Veranstalter glaubten damals zunächst, sie sei ein Mann. Der Roman erzählt auf spannende Weise von ihrem unbezwingbaren Willen und ihrer Hartnäckigkeit, die sie auch große Strapazen durchhalten lassen. Da die Erzählstränge zwischen der jungen und der älteren Alfonsina wechseln, entsteht ein lebendiges Porträt einer Frau, die sich mutig gegen Widerstände ihrer Zeit durchsetzt und ihren Traum verwirklicht.

Für Radsportfans sowie Leserinnen von Biographien mutiger und unkonventioneller Frauen.

Signatur: SL
Schlagworte: Radsport | Frauen
Bewertung: +
Rez.: Anke Märk-Bürmann

Boyd, William: Trio. Roman. Dt. von Patricia Klobusiczky u. Ulrike Thiesmeyer. Zürich: Kampa 2021. 423 S. ; 21 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-311-10072-0, geb.: 22,00 €

Rund um ein Filmset in Brighton kämpfen drei Menschen im Jahr 1968 mit ihrem Ego.

Talbot ist Filmproduzent, der 1968 einen mittelmäßigen Film in Brighton betreut. Er kämpft nicht nur mit unzuverlässigen Mitarbeitenden und dem täglichen Chaos am Set, sondern auch mit seiner unterdrückten Homosexualität. Anny, amerikanische Hauptdarstellerin, wird immer wieder von ihrer Vergangenheit eingeholt: in Form ihrer Verflossenen (die sogar das FBI auf den Plan rufen) sowie ihrer existenziellen Grundangst. Elfrida ist die Ehefrau des Regisseurs. Vor zehn Jahren als neue Virginia Woolf gefeiert, hat sie seitdem eine Schreibblockade und ein Alkoholproblem. Diese drei bilden das titelgebende Trio, ohne dass sie viel verbindet. Sie sind auf sich gestellt, um ihr Leben (wieder) in den Griff zu bekommen. Weder die politische Aufbruchstimmung von 1968 noch die „Roaring Sixties“ spiegeln sich in diesem Episodenroman. So bleiben die Figuren merkwürdig blass und zeitlos, ihre Probleme berühren kaum. Und das, obwohl Boyd als humorvoller und scharfer Gesellschaftskritiker gilt.

Routiniert und flüssig erzählt, von Boyd-Fans sicher gern ausgeliehen.

Signatur: SL
Schlagworte: Großbritannien | Homosexualität | Alkoholismus | Filmbranche
Bewertung: +
Rez.: Kerstin Wohne

Düffel, John von: Die Wütenden und die Schuldigen. Roman. Köln: DuMont 2021. 313 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-8321-8163-5, geb.: 22,00 €

Roman über eine zerrissene Familie mit Wütenden und Schuldigen, angesiedelt in der Uckermark und Berlin im Frühjahr 2020.

Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie entfaltet sich die Geschichte um den todkranken greisen Pastor Richard, der Besuch von einer versierten Palliativmedizinerin und seiner Enkelin Selma bekommt. Es geht ums Sterben, aber auch um das gelebte Leben und die Versäumnisse und Schulden der Vergangenheit. Richard hat seine geliebte Frau bei der Geburt des Sohnes Holger verloren und damit auch seine Lebensfreude, seine Bindungsfähigkeit und seinen Glauben. Gegenwärtig ist Holger nach einem Selbstmordversuch stationärer Psychiatriepatient. Seine Tochter Selma versucht am Lebensende des Großvaters ein Gespräch per Zoom zu initiieren und nimmt sich damit zu viel vor. Ihr Bruder Jakob, ein scheiternder Kunststudent, der seiner Professorin Modell sitzt und sie dabei anschmachtet, hat Probleme mit einem Drogendealer. Der Autor des wunderbaren Romans „Vom Wasser“ hat in diese Geschichte einfach zu viele Themen und Probleme eingeflochten. Die Personen bleiben blass und fremd. Einzig die Begegnung von Maria, Holgers Exfrau, die in Quarantäne muss und in der Wohnung eines Rabbis ein überraschendes Zuhause findet, macht neugierig.

Viele bedeutungsschwere Sätze vermögen kaum schlüssige Verbindungen zwischen den Figuren zu stiften. Für Büchereien mit ausgesprochenen Düffel-Fans.

Signatur: SL
Schlagworte: Familie | Lebensbilanz | Provinz | Schuld
Bewertung: +
Rez.: Gabriele Kassenbrock

Keller, Anita: Weihnachtslichterhimmel. Kurze Geschichten für Advent und Weihnachten. Ill. von Peter Brügger. Zürich: TVZ 2021. 98 S. : Ill. ; 20 cm. ISBN 978-3-290-18424-7, kt.: 19,90 €

20 kleine Geschichten rund um die Winter- und Adventszeit.

Die Autorin, eine Pfarrerin aus Trüllikon-Truttikon in der Schweiz, las ihre ursprünglich in Schwyzerdütsch verfassten Adventsgeschichten im SRF1 vor und machte so vielen Menschen eine Freude. Nun liegen die 20 kurzen Geschichten, liebevoll illustriert durch einige ganzseitige Aquarelle, in Buchform vor. Sie handeln von Geschenken und Strohblumen, vom Norovirus und Schokoladenleidenschaft, von hilfsbereiten Nachbarinnen, einem verlegten Tanzgutschein und Opas Männerkochkurs. Man kann die heiteren, nachdenklichen und manchmal ein bisschen wehmütigen Geschichten im kleinen wie im großen Kreis vorlesen, eine besondere Weihnachtsstimmung stellt sich wie von selbst ein, Applaus ist ihnen sicher. Alle Texte eint, dass sie nicht länger als sechs Seiten sind, in Schweizer Rechtschreibung gesetzt und einige Ausdrücke in der schweizer Mundart aufweisen. Die Geschichten sind vielleicht keine literarischen Höhenflüge. Sie wärmen aber das Herz und vermitteln gute Gefühle. Was will man mehr?

Die abwechslungsreichen Episoden treffen den Geschmack einer breiten Leserschaft und machen sich in jeder Bücherei ab mittlerer Größe gut.

Signatur: SL
Schlagworte: Adventsgeschichten | Weihnachtsgeschichten | Alltagsgeschichten
Bewertung: ++
Rez.: Martina Mattes

Lewis, Ada: Bittermandel-Honigherz. Roman. München: Piper 2021. 278 S. ; 19 cm. ISBN 978-3-492-50536-9, kt.: 15,00 €

Eine weihnachtliche Liebesgeschichte.

Als Emily von ihrem Freund George König statt des lang ersehnten Verlobungsrings nur einen fünffädigen geringelten Kaschmirpullover geschenkt bekommt, trennen sich ihre Wege. Emily ist am Boden zerstört. Mit der Trennung platzt auch Ihr Traum von einer kostspieligen Hochzeit, gemeinsamen Luxusurlauben sowie einem sorglosen Leben als Juristengattin mit sogenannten „Königskindern“ in Markenoutfits. Als Emily zu allem Überfluss kurz vor Weihnachten erfährt, dass George sich mittlerweile mit einer anderen verlobt hat, verliert sie beinahe den Verstand. Sie beginnt George krankhaft zu stalken und ihm jeden Morgen einen mehr oder weniger intelligenten Streich zu spielen. Glücklicherweise begegnet sie bei diesen Aktionen ihrem Traumprinzen Ben, der, wie es der Zufall will:  Zahnarzt ist! Mit der Option auf ein Dasein als Zahnarztgattin schwebt Emily wieder vor Glück und ihre verloren geglaubten Träume rücken in greifbare Nähe. Ein Liebesroman, der trotz einiger netter Passagen ein sehr egozentrisches und oberflächliches Menschenbild vermittelt.

Ein regelrechtes Klischeegewitter, das nur für eingefleischte Rosamunde Pilcher Fans zu empfehlen ist.

Signatur: SL
Schlagworte: Liebesgeschichte | Liebeskummer | Weihnachten | Dating
Bewertung: +
Rez.: Rosa Bömelburg

Mannion, Una: Licht zwischen den Bäumen. Roman. Dt. von Tanja Handels. Göttingen: Steidl 2021. 344 S. ; 21 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-95829-973-3, geb.: 24,00 €

Das dramatische Porträt einer durch Lügen, Verschweigen und Gewalt in sich zerrissenen Familie.

Tief in der amerikanischen Provinz führt eine verwitwete Mutter mit ihren fünf Kindern ein äußerst zurückgezogenes Leben. Die Kinder sind sich selbst überlassen und organisieren ihren Alltag, die Mutter kümmert sich kaum. Die 11jährige Tochter wird abends nach einem Streit von der Mutter aus dem Familienauto geworfen, mitten auf einer einsamen Landstraße. So der Beginn dieses Romans. Bereits nach den ersten Seiten erfasst den Leser ein ungutes Gefühl, zu verstörend ist die Situation.  Es dauert lange, bis das Kind  wieder auftaucht, einige Befürchtungen bewahrheiten sich und die Ferien nehmen für alle einen dramatischen Verlauf. Man benötigt ein solides Nervenkostüm und den Willen, die trostlosen Vorgänge in dieser desolaten Familie zu verfolgen, in der Hoffnung, dass alles sich zum Guten wendet. Tochter Libby schildert die Geschehnisse. Diese kindliche Sichtweise lässt genügend Spielraum für die eigene Phantasie, die aus dem düsteren Roman einen Thriller werden lässt.

Ein ungewöhnliches Buch für anspruchsvolle Leser*innen, die prekäre Familienverhältnisse ertragen können/wollen.

Signatur: SL
Schlagworte: Thriller | Familie | Schicksal
Bewertung: +
Rez.: Christiane Weppner

McBride, James: Der heilige King Kong. Roman. Dt. von Werner Löcher-Lawrence. München: btb 2021. 443 S. ; 22 cm. Aus d. Amerikan. ISBN 978-3-442-75924-8, geb.: 22,00 €

Eine kleine schwarze Gemeinde in Brooklyn im Kontext von Drogen und Gewalt.

Die bisherigen Romane von James McBride wurden mehrfach ausgezeichnet. Er wurde als großartiger Erzähler gewürdigt. Mit diesem Roman beweist er dieses Talent erneut. Der Roman beginnt mit einem Paukenschlag. Der Diakon einer kleinen schwarzen Pfingstgemeinde im Süden New Yorks geht hinaus auf den Platz und erschießt vor aller Augen einen jungen Drogendealer. Ausgerechnet er, dessen richtigen Namen in der Szene niemand kennt, der von allen geschätzt und King Kong genannt wird. Auf die Motive und Absichten des Mordes geht der Autor zunächst nicht ein. Er erzählt ausführlich, wie sich die Schicksale der Gemeindemitglieder in dieser unvorstellbaren Tat überkreuzen, das der Afroamerikaner wie das der Latinos, des abgehalfterten Mafiosi oder des korrupten Cops. Er nimmt seine Leser in die Szene mit hinein, nicht zuletzt dadurch, dass er die Sprache der Straße verwendet.

Für Gemeindebüchereien bei entspechendem Bedarf durchaus zu empfehlen.

Signatur: SL
Schlagworte: Kirche an sozialen Brenpunkten | Drogenszene
Bewertung: +
Rez.: Karl Foitzik

Messud, Claire: Wunderland. Roman. Dt. von Monika Baark. Hamburg: Hoffmann & Campe 2021. 380 S. ; 21 cm. Aus d. amerikan. Engl. ISBN 978-3-455-00614-8, geb.: 24,00 €

Das Leben der Lehrerin Nora gerät aus den Fugen, als sie eine Künstlerfamilie kennenlernt, die vergangene Sehnsüchte in ihr weckt.  

Nora ist Anfang 40, alleinstehend und eine Lehrerin, wie sie im Buche steht. Das Wohlergehen ihrer Schüler liegt ihr sehr am Herzen und sie opfert sich für sie auf. Den richtigen Partner für ihr Leben zu finden, das hat sie irgendwie verpasst. Auch als ihre Mutter unheilbar erkrankt, kümmert sie sich vorbildlich. Vor langer Zeit hatte sie den Traum, Künstlerin zu werden, aber zur Freude ihrer Eltern wählte sie dann doch einen Beruf, der ein abgesichertes Leben versprach. Dieser Traum erwacht wieder, als der Schüler Reza in Noras Klasse kommt, und sie von dessen Eltern mehr oder weniger in ihre Familie aufgenommen wird. Mit Sirena, Rezas Mutter, teilt sie sich ein Atelier. Doch sie merkt nicht, dass sie von Sirena ausgenutzt wird und zunehmend in Abhängigkeit gerät. Das Buch endet mit einer großen Demütigung. Besonders eindrücklich wird das Psychogramm der Hauptfigur, ihre mehr und mehr erwachende Wut über die Verletzungen durch ihre Mitmenschen, wiedergegeben. Von der Handlung her ist der Roman eher spärlich.   

Insbesondere für Leser*innen mit Interesse an psychologischen Themen. Zudem könnte die Auseinandersetzung mit Kunst einen Zugang ermöglichen.

Signatur: SL
Schlagworte: Frau | Kunst
Bewertung: +
Rez.: Anke Märk-Bürmann

Petrowskaja, Katja: Vielleicht Esther. Geschichten. Berlin: Suhrkamp 2017. 348 S. ; 15 cm. (suhrkamp taschenbuch 4826). ISBN 978-3-518-46826-5, geb.: 11,00 €

Fragmente eines zerbrochenen Familienmosaiks, erzählt in lapidaren Geschichten.

Den Nachfahren der Holocaust-Überlebenden fehlt es oft an Geschichten und Bildern, die ihre Vorfahren beschreiben oder zeigen. Vielleicht hat sich die Autorin - "Ich bin eher zufällig jüdisch" – deswegen auf die Reise in Richtung Warschau gemacht, Ahnenforschung zu Fuß. Die Namen überschlagen sich, schwer zu merken für den Leser/die Leserin, aber das ist auch nicht nötig: Die inneren Welten, die Gefühle der Autorin sind eindrücklich, ihre innere Reise.Aber man mag es kaum glauben: Trotz der schweren Geschichte, die sie erzählt, bleibt sie in gewisser Weise heiter - es fällt immer ein Sonnenstrahl auf das Dunkel des Erzählten. Mira z.B., die Journalistin, ist durch eine erschreckende Anzahl von Lagern gegangen. Ein Blechnapf mit Familienfotos und Papieren rettete sie  durch Vernichtungsmaschinerien hindurch – im doppelten Sinn.

Durchaus Stoff für einen Literaturkreis, ohne große Voraussetzungen sprachlicher oder historischer Art. Hohe Kunst in lesbaren Worten.

Signatur: SL
Schlagworte: Familiengeschichte | Holocaust | Biografie | Judentum
Bewertung: +++
Rez.: Volker Dettmar

Schulze, Ingo: Tasso im Irrenhaus. Drei Erzählungen. München: Dt. Taschenbuch Verl. 2021. 158 S. ; 22 cm. ISBN 978-3-423-28239-0, geb.: 20,00 €

Drei vom Autor überarbeitete Erzählungen (2010-2016) zu Kunst, Künstler, Schriftsteller, Leben und Gesellschaft.

Stand 2020 Schulzes Buch "Die rechtschaffenen Mörder" lange auf der Spiegel Bestsellerliste, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass mit dem nachgeschobenen Erzählband schnell Kasse gemacht werden soll. Der schmale Leinenband versammelt zuvor erschienene Erzählungen, die Schulze für die vorliegende Ausgabe überarbeitet bzw. umgeschrieben hat. Es sind Geschichten über Kunst, Künstler und Betrachter, das Leben und die ach so bürgerliche, von Scheinheiligkeiten, aber auch von Sehnsucht nach Vollkommenheit und Anerkennung geprägte Gesellschaft. So geht es um einen Schriftsteller-Dissidenten, der nach Öffnung der innerdeutschen Grenze unruhig wird und verzweifelt nach seinem ureigenen Leben sucht oder um eine Begegnung im Museum und ein surreales Gespräch vor dem Bild 'Tasso' von Delacroix. Schließlich bittet ein todkranker Maler den Schriftsteller Schulze (!) zu sich. Sprachlich gut, hinterlassen die Erzählungen beim Leser doch einen irritierenden Eindruck der Belanglosigkeit.

Vereinzelt empfohlen für Liebhaber philosophisch hintergründiger, abstruser Geschichten und Anhänger von Ingo Schulze.

Signatur: SL
Schlagworte: Künstlerleben | Gesellschaft
Bewertung: +
Rez.: Bettina Wolf

Wolff, Tracy: Crave. Roman. Dt. von Katarina Ganslandt. München: Dt. Taschenbuch Verl. 2021. 682 S. ; 22 cm. Aus d. amerikan. Engl. ISBN 978-3-423-76335-6, geb.: 20,00 €

Nach dem Tod ihrer Eltern zieht Grace nach Alaska in das Internat ihres Onkels, wo auch Vampire keine Seltenheit sind.

Die junge Grace steht noch unter Schock, als sie von einem Boten ihres Onkels aus ihrer Heimat San Diego abgeholt wird. Ihre Eltern sind tödlich verunglückt. Deshalb wird die Jugendliche nun aus ihrem vertrauten Umfeld herausgerissen. In Alaska hat sie nicht nur mit der Kälte und der Höhenluft, sondern auch mit einer ihr unerklärlichen Feindseligkeit der verschiedenen Schülergruppen zu kämpfen. "Wer mit wem" scheint hier absolut entscheidend. Dass Grace sich schnell in Jaxon verliebt - er ist einer, der für viele sagt, wo es langgeht -, soll die Verhältnisse nicht einfacher machen. Festen Halt bietet ihr die Kusine Macy. Doch was wäre gute Fantasy ohne Drachen und Vampire. Wie Grace soll der Leser erst allmählich entdecken, welche Rolle diese Wesen an der Schule spielen. Nach und nach enthüllt die Autorin Tracy Wolff (Übersetzung Katarina Ganslandt), auf was für einer außergewöhnlichen Schule die Schülerin gelandet ist und was der Umzug in letzter Konsequenz für sie bedeutet.

Für Jugendliche - und Erwachsene -, die Fantasy lieben, bietet der Roman viel Leseunterhaltung. Bis zum Schluss brauchen die Leser für das Buch mit fast 700 Seiten und vielleicht manchmal etwas zu vielen Schlenkern allerdings etwas Durchhaltevermögen.

Signatur: SL
Schlagworte: Fantasy | Liebe | Freundschaft | Verlust
Bewertung: +
Rez.: Ute Lawrenz

F Familie, Ehe, Lebensfragen

Brocksieper, Sonja: Mit Liebe bewaffnet. Wie wir unsere herausfordernden Kinder annehmen. Holzgerlingen: SCM Hänssler 2021. 175 S. ; 22 cm. ISBN 978-3-7751-6043-8, kt.: 14,99 €

Eine Mutter berichtet aus ihren Erfahrungen mit ihrem Sohn, der sie und die Familie vor große Herausforderungen stellte.

Die Autorin ist gleichzeitig Dipl. Pädagogin und arbeitet als Dozentin bei der TEAM.F Akademie mit dem Schwerpunkt Familie und Erziehung. Sie erzählt in diesem Ratgeber von ihrer Beziehung zu ihrem Sohn, dessen Entwicklung nicht ihren Erwartungen entsprach. Im Kindergarten und in der Schule gab es immer wieder Probleme. Eine psychologische Diagnose konnte nur schwer gestellt werden. Letztendlich wurde Hochbegabung, ADHS in Ansätzen und Asperger diagnostiziert. Die Autorin schildert eindrücklich, wie es ihr trotz dieser schwierigen Familiensituation gelungen ist, ein Ja zu ihrem Sohn zu finden und ihm Wertschätzung und Liebe zu schenken. Die Kraft und Motivation dafür schöpfte sie aus ihrem Glauben. Zusätzlich zu ihrer eigenen Situation erzählt sie von anderen Eltern, die vergleichbare, herausfordernde Situationen mit ihren Kindern meistern mussten. Ein flüssig zu lesender Erfahrungsbericht und Ratgeber, der allen Eltern Mut macht, die sich in vergleichbaren Situationen befinden.

Für Eltern. Auch in Gesprächskreisen in der Gemeinde einsetzbar. 

Signatur: Fc
Schlagworte: Erziehung
Bewertung: ++
Rez.: Anke Märk-Bürmann

S Sozialwissenschaften (Staat, Politik, Recht, Wirtschaft)

Naumann, Annelie u. Kamann, Matthias: Corona-Krieger. Verschwörungsmythen und die Neuen Rechten. Berlin: Das Neue Berlin 2021. 189 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-360-01377-4, kt.: 16,00 €

Eine sachorientierte Warnschrift über die Misstrauensmobilisierung von Rechts während der Pandemie.

Verschwörungsmythen, Misstrauen gegenüber demokratischen Strukturen und Institutionen, Wissenschaftsskepsis bis hin zur -feindlichkeit sowie aktivistische Regelbrüche: Dies alles sind - in unterschiedlicher Ausprägung - Kernmerkmale der „Corona-Krieger“ und der Neuen Rechten, die in einer Art „Misstrauensgemeinschaft“ dem Staat und dessen demokratischen Beschlüssen und Schutzmaßnahmen in der Pandemie-Politik gegenüberstehen. So die Hauptthese der beiden Autor*innen. Beide haben sich über Jahre ihres journalistischen Wirkens mit der AfD auseinandergesetzt, sodass der Schwerpunkt hinsichtlich des Sammelbegriffs „Neue Rechte“ hier auf dem politischen Agieren und Mobilisieren der AfD während der Pandemie liegt - rechte Gruppierungen wie z.B.die Identitäre Bewegung und/oder mediale Aufbereiter*innen werden eher am Rande thematisiert. Insbesondere gelungen sind die Ausführungen über die Zusammensetzung der sog. „Hygienedemos“: Von ursprünglichen Wurzeln getrennt voneinander mobilisiert, treffen hier Befürworter*innen einer (esoterischen) Alternativmedizin inhaltlich mit den Neuen Rechten auch beim Thema Klimawandel und Globalisierung aufeinander.

Ein wertvoller Impuls für Diskussionen über die Besetzung spezifischer Themenfelder durch Rechts und die damit einhergehende Bildung neuer Allianzen.

Signatur: Sa
Schlagworte: Corona | Rechtsextremismus | Politik
Bewertung: ++
Rez.: Lena Danneberg



Bewertung:

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