Newsletter "Gemeinde" 02/2021

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Welche Orte wählen Menschen, um ihrer ganz individuellen Frömmigkeit und Religiosität nachzugehen? Welche Möglichkeiten (und Grenzen) gibt es für missionarischen Gemeindeaufbau im ländlichen Raum? Und welche Wege geht ein Pfarrer, der auch Kabarettist ist, um unkonventionell auf Menschen zuzugehen? Vielleicht einen Gottesdienst im Wohnzimmer feiern? Und wie kann Kindern das Kirchenjahr als Jahr der Feste einfach, unterhaltsam und mit Bezug zu den Bibelstellen nahegebracht werden?

Zu all diesen Fragen rund um Religiosität in unserem gegenwärtigen Alltag geben die Autoren und die Illustratorin der in diesem Newsletter vorgestellten Bücher wichtige Impulse.

Lassen Sie sich ermuntern mit ihnen gedanklich neue Wege zu gehen.

Ihr Eliport-Team

 

Bewertung:
+++    = hervorragend
++      = gut
+         = möglich

Bitte beachten Sie auch unsere weiteren Serviceangebote, die Sie auf unseren Internetseiten abrufen können:
► Literaturtipps unter www.eliport.de
► Alles über den  Evangelischen Buchpreis unter www.evangelischerbuchpreis.de
► Leseförderungs- und Taufprojekt unter www.willkommeningotteswelt.de
► Schulanfängerprojekt unter www.leseningotteswelt.de
► Alle Arbeitshilfen zur Bibliotheksorganisation für Mitarbeitende unserer Büchereien unter www.buechereiservice.de

Das große Wimmelbuch der Feste. Damaris Knapp. Ill. von Carmen Hochmann. Stuttgart: Gabriel 2020. O. Pag. : überw. Ill. ; 32 cm. (Dein kleiner Begleiter). ISBN 978-3-522-30539-6, geb.: 13,00 €

Die Feste des Kirchenjahres in einem Wimmelbuch erläutert.


Das vorliegende Wimmelbuch punktet neben dem spannenden Vergnügen des Suchens und Findens noch mit einem weiteren Aspekt: Ganz spielerisch entfaltet sich nämlich vor den kleinen Betrachtern auf fünf großformatigen Doppelseiten das Kirchenjahr mit seinen vielfältigen Festen und Feiern. Zwischen Winter- und Weihnachtsmarktszenen taucht beispielsweise der Nikolaus auf, wird das Krippenspiel eingeübt oder ein Weihnachtsgottesdienst gefeiert. Entsprechendes gilt für die anderen Jahreszeiten. Die zu den Festen gehörenden Bräuche findet man mit Motiv und Erläuterung an den Bildleisten jeder Doppelseite. Älteren Kindern kann man zusätzlich die Informationen vorlesen, die zwei Ausklappseiten für sie bereithalten: Feste und ihre Bräuche werden hier kindgerecht erklärt und die dazugehörigen Bibelstellen in verständlicher Sprache zitiert. So entsteht ein sehr empfehlenswertes Buch, das Kinder über Jahre hinweg begleiten kann, und zwar zu Beginn als fröhliches Bilderbuch, später dann zum Suchen und Entdecken und schließlich als ein religiöses Bilderbuch, das ganz spielerisch und gleichsam nebenher den Kindern die Feste im Kirchenjahr näherbringt.

Für Kindertagesstätten, Gemeindearbeit und den Religionsunterricht sehr geeignet.

Signatur: Jc | Jm 1
Schlagworte: Kirchenjahr | Feste | Bräuche | Pappbilderbuch
Bewertung: +++
Rez.: Petra Schulte

 

Claussen, Johann Hinrich: Die seltsamsten Orte der Religionen. Von versteckten Kirchen, magischen Bäumen und verbotenen Schreinen. Ill. von Lukas Wossagk. München: Beck 2020. 237 S. : Ill. ; 22 cm. ISBN 978-3-406-75598-9, geb.: 20,00 €

Der Untertitel sagt alles: „Von versteckten Kirchen, magischen Bäumen und verbotenen Schreinen“.

Was so daherkommt wie ein bekanntes Format im Fernsehen – „Die 10 verrücktesten …“ -, stellt sich heraus als eine Reise zu Orten der manchmal nur schwer nachvollziehbaren Volksfrömmigkeit. Tierfriedhof oder Rattentempel, Kathedrale aus Müll oder Einsiedelei aus Weltkriegstrümmern, Druidenbäume oder das himmlische Jerusalem mitten in Afrika – einige von 42 Stationen, die der Kulturbeauftragte der EKD ansteuert.
Claussen hat dabei ein untrügliches Gespür dafür zu unterscheiden, wo es eigentlich nur skurril, vielleicht kommerziell ist oder wo sich ein tiefes Bedürfnis der Menschen nach religiösem Lebensvollzug erkennen lässt: mitten im Alltag, an besonderen Orten oder zu bestimmten Zeiten. Nie lässt er sich dazu hinreißen, sich über etwas zu erheben.
Dennoch bleibt er nicht unkritisch, ordnet politisch ein wie z. B. bei den uigurischen Heiligenschreinen, die von der chinesischen Führung in Museen verwandelt wurden und die so ihre lebendige Religiosität verloren haben.

Eine Reise zu heilenden Bäumen, unheimlichen Gedächtnisstätten, virtuellen Räumen und Orten der Unsterblichkeit – für Gruppen und Kreise oder um den Horizont zu erweitern.

Signatur: Cz | E
Schlagworte: Religionen | heilige Orte | Sakralbauten | Reise
Bewertung: +++
Rez.: Volker Dettmar

 

Reimer, Johannes: Gottes Herz für dein Dorf. Ideen und Strategien für Gemeinde auf dem Land. Moers: Brendow 2020. 213 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-96140-144-4, kt.: 15,00 €

Möglichkeiten und Grenzen des Gemeindeaufbaus auf dem Land.

Johannes Reimer analysiert und strukturiert in seinem gut verständlichen Buch viele Begriffe wie: ländlicher Raum, Dorf, Gemeinwesenarbeit, Gemeinde, Familie. Er fragt ganz konkret nach den Möglichkeiten und auch Grenzen des Gemeindeaufbaus im ländlichen Raum. Er geht davon aus, dass Gemeinde im Dorf sich in die Gemeinwesenarbeit einbringen und immer von der Frage ausgehen soll: Was brauchen die Menschen hier vor Ort, um gut/besser zu leben? „Gemeinde ist … eine für das Wohl des Ortes verantwortliche Versammlung.“ Besonders wichtige Agenten des Gemeindeaufbaus sind seiner Meinung nach Familien und auch Nachbarschaften. Jede christliche Gemeinde sollte familiäre Strukturen haben, in denen z. B. eine herzliche Willkommenskultur, Liebe und Vergebung vorgelebt werden. Reimer möchte die Menschen nicht in erster Linie in Veranstaltungen oder Gottesdienste führen, sondern erst einmal zusammen leben und dabei die christliche Botschaft vermitteln.

Für größere Büchereien mit theologisch interessierten Lesern sehr zu empfehlen. In kurzen Kapiteln und verständlicher Sprache werden die Anliegen des Autors deutlich. Sehr gut für Kreise, die sich mit missionarischem Gemeindeaufbau befassen.

Signatur: Cf
Schlagworte: Gemeindeaufbau | Kirche | Praktische Theologie | Provinz
Bewertung: +++
Rez.: Margot Haffke

Schott, Hannes: Raus aus dem toten Winkel. Ein unkonventioneller Blick auf die Kirche von morgen. Unter Mitarbeit von Regina Carstensen. München: Kösel 2020. 203 S. ; 22 cm. ISBN 978-3-466-37265-2, geb.: 18,00 €

Wie könnte die Kirche von morgen aussehen?

Hannes Schott ist Pfarrer und Kabarettist; und als solcher schaut er auf die Strukturen der bestehenden Volkskirche und setzt sich damit auseinander. Man spürt ihm ab, dass er begeistert ist vom Christsein und von seinem Beruf. Er setzt sich sehr humorvoll, immer mit einem Augenzwinkern und voller Liebe zu den Menschen, mit Fragen der Struktur von Gemeinde auseinander. Wenn die Menschen nicht in die Kirche kommen, dann muss die Kirche eben zu ihnen kommen - aus diesem Gedanken heraus verlost er z. B. „Gottesdienste im Wohnzimmer“ oder bietet Gottesdienste im Bus an. Er möchte Kirche und Gemeinde aus dem toten Winkel des Langweiligen und stets Konventionellen befreien. Vieles ist sicherlich mit seiner Person und seiner Art verbunden, aber es finden sich reichlich Ideen, die auch andere Pastor*innen übernehmen und andere Kirchengemeinden aufnehmen könnten. Sehr inspirierend und gut zu lesen. Das Buch macht Mut, auch mal abseits der gewohnten Wege zu gehen.

Für alle an Gemeindeaufbau Interessierten sehr zu empfehlen; auch eine gute Grundlage für Gesprächskreise, um einen unkonventionellen Blick auf kirchliche Strukturen zu werfen.

Signatur: Cf
Schlagworte: Kirche von morgen | Gemeindeaufbau | Zukunft
Bewertung: +++
Rez.: Margot Haffke