Newsletter "Gemeinde" 03/2021

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Wer unsere Homepage und die Literaturtipps des Monats und den wöchentlichen Tipp am Mittwoch beobachtet, hat es schon gemerkt: Eliport feiert den 8. März, den internationalen Frauentag und hebt Literatur hervor, die die Vielfalt des weiblichen Blicks auf die Welt spiegelt. So stellt auch der Gemeinde-Newsletter des März Bücher vor, die von Frauen und ihrem Engagement, ihren Kämpfen und Siegen, aber auch Verlusten erzählen.

Lassen Sie sich berühren!

Ihr Eliport-Team

 P.S. Im März erscheint eine neue Eliport-Schultüte mit dem wunderbaren ABC-Buch „Pudel, Pauken und ein Plan“. Schauen Sie doch schon mal vorbei.


Bewertung:
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++      = gut
+         = möglich

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► Literaturtipps unter www.eliport.de
► Alles über den  Evangelischen Buchpreis unter www.evangelischerbuchpreis.de
► Leseförderungs- und Taufprojekt unter www.willkommeningotteswelt.de
► Schulanfängerprojekt unter www.leseningotteswelt.de
► Alle Arbeitshilfen zur Bibliotheksorganisation für Mitarbeitende unserer Büchereien unter www.buechereiservice.de

Steinkellner, Elisabeth: Papierklavier. Ill. von Anna Gusella. Weinheim: Beltz & Gelberg 2020. O. Pag. : Ill. ; 23 cm. ISBN 978-3-407-75579-7, geb.: 14,95 €

Aufzeichnungen einer Sechzehnjährigen, die Verantwortung für sich und andere übernimmt und über Rollenbilder nachdenkt.

Maia ist mit ihren 16 Jahren lebensklug und eine, die sich zu helfen weiß. Wenn ihr Tagebuch sie nicht persönlich begrüßt, schreibt sie das eben selbst: „Hallo Maia!“ und noch mal extra, in schwungvollen Buchstaben kalligraphiert „Maia“ - dicht gefolgt von der Drohung an ihre kleine Schwester Ruth, sollte sie dies lesen, geschehe Fürchterliches. Maia schreibt, was in diesem Frühling bei ihr so passiert. Mit zwei kleineren Schwestern (13 und 7), keinen Vätern, einer lang arbeitenden liebevollen Mutter. In einer 2-Zimmerwohnung, mit zwei Freundinnen, von denen eine einen Penis hat, einem Job in einem wortwörtlichen Saftladen und einer gerade verstorbenen Nachbarin. Ihr Blick und der Blick der Mitmenschen auf weibliche Körper und Frausein ist immer wieder unaufgeregt Thema. Ehrlich, verunsichert und verletzt: „Ich bin sechzehn und trage Kleidergröße 42. UND? […] Es gibt so viel zu tun auf dieser Welt, um die Aufrechterhaltung des Schlankheitswahns kümmern sich schon genug andere. Die beschissenste Gleichung der Welt schlank = SCHÖN = wertvoll.“  Maia hat Wichtigeres zu tun.
Auch gestalterisch eine echte Jugendbuchperle, denn Maia (Illustration Anna Gusella) zeichnet gerne und ergänzt und erweitert ihre Schilderungen, experimentiert mit Schriften, Perspektiven und Größenverhältnissen.

Für alle Bestände.

Signatur: Ju 3
Schlagworte: Coming-of-Age | Frausein | Körper | Geld
Bewertung: +++
Rez.: Anna Winkler-Benders

 

Bossong, Nora: Schutzzone. Roman. Berlin: Suhrkamp 2019. 332 S. ,; 22 cm. ISBN 978-3-518-42882-5, geb.: 24,00 €

Alltag und Arbeit einer jungen UN-Mitarbeiterin zwischen Burundi und Genf.

Was bewegt eine junge Frau dazu UN-Mitarbeiterin zu werden? Welche Erfahrungen, Erlebnisse prägen sie und verweben sich mit ihrer persönlichen Geschichte bis in ihr intimstes Privatleben hinein? Die Autorin hat sich intensiv mit dem Leben der Expats, der heutigen globalen Nomaden, hier im Auftrag der UN, auseinandergesetzt, mit ihren Schwierigkeiten, den Glauben an das Sinnvolle ihres Tuns aufrechtzuerhalten und mit der eigenen Verlorenheit in der Welt zurechtzukommen. Durch die Perspektive der Ich-Erzählerin rückt uns die Mühseligkeit konkreter politischer Arbeit für den Frieden nahe, Miras Stärke ist es den Menschen zuzuhören, sich ihren Geschichten und Wahrheiten zu öffnen. Kunstvoll verknüpft die Autorin verschiedene Lebensorte – Bujumbura, Genf, New York, ein Ort bei Bonn – mit den Lebensabschnitten ihrer Heldin, nicht chronologisch, sondern einem Erinnerungsprozess gleich sich gegenseitig vorantreibend, Miras eigener Wahrheit auf der Spur.

Der Roman wirft viele politische und moralische Fragen auf und eignet sich daher gut für interessierte, erfahrene Leser*innen, Gesprächskreisen bietet er viel Diskussionsstoff.

Signatur: SL
Schlagworte: UN | Frau | Politik | Internationales
Bewertung: ++
Rez.: Angelika Barth

 

Cournut, Bérengère: Das Lied der Arktis. Roman. Dt. von Stefanie Jacobs. Berlin: Ullstein 2020. 254 S. ; 21 cm. Aus d. Franz. ISBN 978-3-550-20097-7, geb.: 22,99 €

Eine junge Inuit wird durch brechendes Eis von ihrer Familie getrennt und kämpft mit unbändigem Willen ums Überleben.

Eine unbarmherzige Geschichte über das einfache Leben der jungen Uqsuralik in der Arktis, aus ihrer Sicht erzählt mit einem tiefgehenden Verständnis der Autorin für die fremde Kultur und Natur. Es sind ungewohnte Töne, die diese fremde Welt vor dem Leser entstehen lassen, die nicht fremder sein könnte. Aber trotz der leisen und zarten Töne entwickelt sich sprachgewaltig und erbarmungslos das Bild einer lebensfeindlichen Natur und Umwelt, die Lebensalltag, Handeln und Gedankenwelt der Inuit bestimmen, in 96 kurzen bis sehr kurzen Kapiteln; eingeschoben in diese – wie aus einer anderen Welt – Lieder, deren Inhalt man eher gefühlsmäßig versteht und intuitiv in Bezug setzt zur fortlaufend erzählten Geschichte der jungen Frau und ihrer rettenden Aufnahme in eine fremde Gemeinschaft: Lieder vom Himmelsgeist und dem Schamanen, von Riesen und den Kleinen Gestalten. Eine höchst eindrucksvolle Begegnung mit einer völlig fremd erscheinenden Welt, die zum Vergleich mit der eigenen geradezu zwingt.

Für anspruchsvolle Lesekreise, die aufgeschlossen für Fremdes und den Wert von fremden Lebensweisen sind.

Signatur: SL
Schlagworte: Inuit | Lebensgeschichte | Frau | Kultur
Bewertung: +++
Rez.: Astrid van Nahl

Weber, Anne: Annette, ein Heldinnenepos. Berlin: Matthes & Seitz 2020. 208 S. : 21 cm. ISBN 978-3-95757-845-7, geb.: 22,00 €

Das Epos erzählt die Lebensgeschichte der französischen Widerstandskämpferin Anne Beaumanoir.

Annette engagiert sich in der kommunistischen Résistance für verfolgte Juden gegen die deutschen Besatzer. Sie studiert und wird Ärztin. Sie heiratet und bekommt drei Kinder. In den 50ern macht sie bei der FLN für ein unabhängiges Algerien mit. Sie wird erwischt und zu 10 Jahren Haft verurteilt. Sie flieht nach Algerien und arbeitet im Gesundheitssystem, bis dort geputscht wird. In der Schweiz findet sie Arbeit und eine Heimat. Sie hat einen Instinkt für Hilfsbedürftige, Fremde und Unterdrückte, denen sie vorbehaltlos hilft. Sie hat die positive Blindheit vor Gefahr. Und sie ist negativ blind gegenüber Gefahr, die ihr droht. Ihre Kinder wachsen ohne Mutter auf – ein Preis, den sie zahlen muss. Es ist ein Lebensbild voller Wärme, Achtung und Tiefe entstanden. Die Form des Epos sind ungebundene Verse. Das Ganze ist an einigen Stellen leicht ironisch gebrochen. Das Buch ist in Form und Inhalt ein großes Geschenk an die Leserschaft.

Für frauenbewegte Gruppen; Friedensgruppen; Literaturgottesdienste; Menschen, die Freude an interessanten, herausragenden Lebensgeschichten haben; Schüler, die im Unterricht eine Heldin vorstellen sollen;

Signatur: SL
Schlagworte: Heldin | Widerstand | Mut | Freiheit
Bewertung: +++
Rez.: Martin Schulz