Newsletter "Gemeinde" 07/2021
Liebe Leserin! Lieber Leser!
Hape Kerkelings Film „Ich bin dann mal weg“, hat 2015 nicht nur einen Pilgerboom ausgelöst, sondern auch eine Redewendung geprägt. Das „weg sein“ und „auf dem Weg sein“, am besten natürlich zu sich selbst, ist eine Sehnsucht, die viele Menschen verbindet, ungeachtet ihrer Herkunft und Religion. Auch wenn Luther das Pilgern einst als „Narrenwerk“ abtat, ist die moderne Form des Pilgerns um sich auf sich, seinen Glauben oder eben das Wesentliche zu besinnen, immer noch en vogue. Wir haben Ihnen Pilger-, Wander- und Reiseliteratur zusammengestellt und wünschen Ihnen, dass Sie in diesem Sommer finden, was Sie (innerlich) suchen.
Ihr Eliport-Team
P.S.: Kennen Sie schon unsere neue Eliport-Schultüte mit dem wunderbaren ABC-Buch „Pudel, Pauken und ein Plan“? Schauen Sie doch schon mal vorbei.
Bewertung:
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Kirby, Jessi: Offline ist es nass, wenn´s regnet. Dt. von Anne Brauner. Bindlach: Loewe 2019. 331 S. ; 21 cm. Aus d. Amerikan. ISBN 978-3-7432-0377-8, kt.: 14,95 €
Es ist nicht nur ein „langer Weg", sondern ein anspruchsvoller Trail, den Mari geht, um zu sich selbst zu finden.
Mari ist am selben Tag geboren wie ihre Cousine Bri. Doch das enge Band, das die beiden verband, ist längst zerrissen. Mari hat sich ein „Leben" als Influencerin in den Sozialen Medien aufgebaut und sich von der hinterfragenden Bri distanziert. Wohl fühlt sich Mari in ihrer Scheinwelt aber nicht. Bri hingegen lebt ganz im Hier und Jetzt, ist abenteuerlustig und reist in der Welt umher. Ihr großes Ziel ist es, an ihrem achtzehnten Geburtstag den John Muir Trail zu gehen. Doch das kann sie nicht: Bri ist bei den Vorbereitungen tödlich verunglückt. An ihrer Stelle macht sich nun Mari voller Trauer, Fragen und Zweifel auf den abenteuerlichen Weg, findet Freunde und schließlich zu sich selbst. Wunderschöne Naturbeschreibungen machen Lust, selbst eine (Fern-)Wanderung in Angriff zu nehmen. Viele kluge Sätze bergen das Potenzial, die jugendlichen Leser*innen davon zu überzeugen, die vorgetäuschte perfekte Welt der virtuellen Realität zu verlassen und sich vom echten Leben erden zu lassen.
Abwegig, dass Mari den Trail schaffen würde, aber so schön erzählt und so ein wichtiges Thema, dass das Buch viele Leser*innen verdient hat!
Signatur: Ju 3
Schlagworte: Wandern | Digital Detox | Trauer | Gesellschaftskritik
Bewertung: +++
Rez.: Katja Henkel

Bocca, Fioly: Das Glück am Ende des Weges. Ein Jakobsweg-Roman. Dt. von Suse Vetterlein. Reinbek: Wunderlich 2018. 221 S. ; 20 cm. Aus d. Ital. ISBN 978-3-8052-0039-4, geb.: 18,00 €
Der Jakobsweg bedeutet für zwei unterschiedliche Frauen Bewältigung ihrer Trauer und der Beginn einer Freundschaft.
Alma, eine junge Buchhändlerin aus Bologna, kann auch neun Monate nach der Trennung von Bruno ihre große Liebe nicht vergessen. Frida, eine Psychologin aus Turin, hat ihren Mann Manuel bei seinem Einsatz für Ärzte ohne Grenzen verloren und mit seinem Tod auch ihren ganzen Lebensmut. Beide Frauen machen sich auf den Weg nach Santiago de Compostella und versuchen auf dem Jakobsweg ihre Trauer zu bewältigen. In einer Pilgerherberge lernen die Frauen sich kennen, sie begegnen sich öfter und beschließen gemeinsam weiter zu gehen. Alma spricht sich ihren Kummer von der Seele, Frida hört anfänglich vor allem zu. Ihre Erlebnisse und immer tiefgründiger werdene Gespräche lassen sie zu Freundinnen werden, sie geben sich gegenseitig Halt und Trost. Und beide erkennen am Ende des Weges, dass das Leben durchaus noch Zukunftsperspektiven bietet. – Eine leise Geschichte, gleichermaßen klar wie zart geschrieben, über Bewältigung gewaltiger Trauer und den Sinn des Lebens.
Frauen in Gemeinde- wie in Krankenhausbüchereien werden sich sicherlich gerne verzaubern lassen von dieser feinfühligen Geschichte.
Signatur: SL
Schlagworte: Pilgern | Sinnsuche | Trauerbewältigung | Freundschaft
Bewertung: +++
Rez.: Helena Schäuble

Bovers, Klaus u. Paxmann, Christine: Kraftquelle Gehen. Beim Gehen, Laufen und Wandern klüger, fitter und glücklicher werden. München: BLV 2018. 111 S. : Ill. ; 22 cm. ISBN 978-3-8354-1775-5, kt.: 20,00 €
Wie man durch Gehen sein Leben positiv verändern kann.
Das Gehen ist ein alltägliches Heilmittel. Wer geht, bleibt in jeder Beziehung in Bewegung und bringt neben den Beinen noch seine Hormone und Hirnzellen sowie Herz und Haut auf Trab. In vier großen Abschnitten wird diese ganzheitliche natürliche Bewegungsform vorgestellt: Beginnend mit dem Thema Körper (nicht nur körperlich in Bewegung bleiben), über das Kapitel Geist (mental durch Laufen stark werden) und das Gehen für Fortgeschrittene (Sport, Kultur und Natur verbinden) bis hin zum Gehen als Lebenshaltung (ein Idealkonzept für ein ganzes Leben) erfährt der Leser äußerst viele verschiedene Aspekte, unter denen er das Gehen betrachten kann. Richtiges Gehen, Barfußlaufen, „neues“ Laufen mit Fitnessarmband, Pilgern, die passende Ausrüstung, zum Gehprofi werden und die Auswirkungen des Laufens sind nur ein kleiner Ausschnitt aus dem reichhaltigen Fundus dieses Buches. Der anregende Ratgeber ist leicht verständlich und übersichtlich und mit vielen Bildern ausgestattet.
Für alle am Gehen Interessierten, die den „Mehrwert“ des Gehens erleben und ihre „zwei eingebauten Anti-Aging-Medikamente“, die Beine, mehr nutzen wollen.
Signatur: Ra 4
Schlagworte: Gehen | Gesundheit | Bewegung
Bewertung: ++
Rez.: Stefanie Drüsedau

Cramer, Sofie: Honigblütentage. Roman. Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verl. 2019. 285 S. ; 19 cm. ISBN 978-3-499-27508-1, kt.: 10,00 €
Eine Pilgerreise wider Willen führt über Umwege ins Glück.
Valerie arbeitet als Journalistin und wird von ihrer Chefredakteurin zu Recherchezwecken auf eine Pilgerreise auf den Heidschnuckenweg südlich von Hamburg geschickt. Eigentlich hat sie keine Lust, so weit zu Fuß zu laufen. Die Unterkünfte sind wenig luxuriös und zu allem Überfluss hat sie auch noch das Ladekabel von ihrem Handy vergessen. Damit ist auch die Verbindung zu ihrer 17-jährigen Tochter gekappt, die gerade plant, die Schule abzubrechen und ins Ausland zu gehen. Ihr Mann stellt sich zu Valeries Unverständnis auf die Seite der Tochter und macht alles noch viel schwieriger. Im Laufe des Weges versucht Valerie, Klarheit in ihre Gedanken und Gefühle zu bekommen. Was erwartet sie eigentlich vom Leben, von ihrem Mann, von der Arbeit? Doch erst als sie auf dem Hof von Annegret eine Pause einlegt und die alte Dame nicht nur ihre geschundenen Füße pflegt, sondern auch die richtigen Fragen stellt, findet Valerie zu sich selbst und erkennt die Antworten, nach denen sie gesucht hat.
Ein schönes Buch, das leicht geschrieben ist und sich in einem Rutsch durchlesen lässt. Als Urlaubslektüre gut geeignet, aber auch als Inspiration für eine Pilgerreise vor der Haustür. Macht Lust, den Heidschnuckenweg kennenzulernen.
Signatur: SL
Schlagworte: Pilgern | Burnout | Liebe | Lüneburger Heide
Bewertung: ++
Rez.: Lina Francke-Weltmann

Familienabenteuer. Einmalige Erlebnisse und Urlaub mit Kindern. Hg. von Robert Klanten u. Andrea Servert. Mit Beiträgen von Austin Sailsbury u.a. Dt. von Johannes Schmid u.a. Ill. von Dawid Ryski u.a. Berlin: Gestalten 2020. 261 S. : überw. Ill. ; 27 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-89955-869-2, geb.: 39,90 €
Sammlung von Kurzreportagen zu vielfältigen Familienreisen.
Fernab vom Massentourismus werden Individualreisen unterschiedlicher Familien, die durch zahlreiche Fotos dokumentiert werden, vorgestellt. Von der zweijährigen Weltreise bis zur Erkundung der Natur vor den Toren Berlins finden sich vielfältige Ideen, mit Kindern die Welt zu erkunden. Vom Autor Austin Sailsbury wird als ein wesentliches Reiseziel formuliert „unseren Geist und unser Herz zu öffnen" - eine treffende Formulierung, die deutlich macht, dass Reisen einen wichtigen Beitrag zur Erziehung unserer Kinder zu toleranten Menschen leisten kann. Schön, dass sich neben fernen Destinationen mit spektakulärer Kulisse, die natürlich nicht passend für jeden Geldbeutel sind, auch Anregungen finden, mit Kindern die eigene Umgebung zu erkunden. Praktische Reisetipps für verschiedene Altersklassen ergänzen den Band. Leider fehlen oft die Beschriftungen der Fotos und die Tipps sind zuweilen sehr unkonkret, so dass der Band eher eine Quelle der Inspiration ist als ein praktischer Ratgeber.
Zu empfehlen für Eltern, die noch nicht wissen, wo die nächste Reise hingeht oder nicht sicher sind, ob es möglich ist, mit Kindern ferne Länder zu erkunden.
Signatur: Eb | R
Schlagworte: Reisen mit Kindern | Reisetipps | Toleranz
Bewertung: ++
Rez.: Claudia Birk-Gehrke

Müller, Titus: Einfach mal spazieren gehen. Zürich: Arche 2019. 138 S. ; 20 cm. ISBN 978-3-7160-2779-0, geb.: 14,00 €
Gedanken über das Spazierengehen.
Der Schriftsteller Titus Müller ist eigentlich ein Stubenhocker. Nachdem der Arzt ihm aufgrund von Rückenschmerzen Bewegung verordnet hat, hat er das Spazierengehen für sich entdeckt. In diesem schmalen Bändchen lässt er uns an seinen Gedanken darüber und seinen damit verbundenen Überlegungen für ein bewussteres und entschleunigtes Leben teilhaben. Wie ist es in der Nacht, in der Stadt oder auf dem Land spazieren zu gehen? Mit Kindern spazieren gehen bedeutet, sich an ihrer Neugierde und Entdeckerlust zu erfreuen, aber auch viel mehr Zeit einzuplanen. Spazierengehen am Meer und in den verschiedenen Jahreszeiten, das Ritual des täglichen Spaziergangs bei berühmten Künstlern sowie das gedankliche Spazierengehen beim Schreiben sind Themen, die der Autor streift. Auch kuriose Entdeckungen sind dabei: Bei Untersuchungen zur Laufgeschwindigkeit von Fußgängern steht Deutschland an fünfter Stelle. Das sehr persönlich gehaltene Buch liest sich wie ein Spaziergang. Man kann es in einem Rutsch durchlesen oder in viele kleine „Spaziergänge“ aufteilen.
Für alle Freunde*innen, die sich für Pilgern, Wandern und Unterwegs-Sein interessieren. Aber auch für alle, die die anderen Werke des Autors kennen und mögen.
Signatur: Fd
Schlagworte: Gehen | Schreiben
Bewertung: ++
Rez.: Anke Märk-Bürmann

Smith, Keri: Mach Dich auf. Dt. von Astrid Gravert. München: Antje Kunstmann 2017. 176 S. : Ill. ; 19 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-95614-174-4, geb.: 18,00 €
Philosophie des Unterwegssein für Wanderer, Träumer und Streuner.
„Join the wander society!“ fordert die kanadische Autorin und Künstlerin Keri Smith direkt auf der Titelseite ihres Buchs auf. Mit originell gestalteten Seiten erzählt die Bestsellerautorin, was sie selbst von der (imaginären) Wander Society gefunden haben will: Faksimilierte Einführungsbroschüren, die zehn Gebote des Wanderns oder die Philosophie des Unterwegsseins. Auch mit den Literaten des In-Bewegung-Seins wie Walt Whitman, Virginia Woolf oder Walter Benjamin macht sie bekannt. Dabei geht es Smith weniger um Klettertouren in Kniebundhosen, als vielmehr um eine Geisteshaltung, die zum Staunen und ziellosen Streunen animieren will. Neben der literarischen Schnitzeljagd bietet sie auch handfestes Pfadfinderwissen an, wie man etwa eine Gürteltasche näht, Knoten schnürt oder einen Stock schnitzt. Und so wird peu à peu deutlich, worum es ihr beim Wandern, Schlendern und Herumstreunen eigentlich geht: um eine Welt- und Selbsterkenntnis, bei der bereits der Weg das Ziel ist und nicht erst das Ankommen. „Mach Dich auf“ ist ein Gesamtkunstwerk.
Fundgrube für alle, die sich auf Neues einlassen und ihre Umgebung mit wachen Sinnen wahrnehmen möchten.
Signatur: Pa 3
Schlagworte: Wandern | Unterwegs sein | Philosophie | Pfadfinder
Bewertung: ++
Rez.: Dagmar Paffenholz

Walking in the Rain. Schritt für Schritt zu einem klaren Kopf. Fotos von Libbi Pedder. Dt. von Rasha Khayat. Mit Beiträgen von Louise Ellaway u.a. Köln: DuMont 2018. 159 S. : Ill. ; 22 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-8321-9940-1, geb.: 18,00 €
Britische Autoren, Künstler oder Psychologen preisen in kleinen Geschichten die Vorzüge von anregenden Spaziergängen.
Die Hymne auf das Gehen, auf Spaziergänge, Wanderungen, Touren oder gar Pilgerwege wird von verschiedenen Autoren gesungen. Sie sind Künstler, Geschäftsleute, Psychologen oder Coaches aus dem englischen Sprachraum. Ihr Ziel ist es, die Mitmenschen oder hier: die Leser zu inspirieren, sich zu Fuße in der Stadt oder in der Natur zu bewegen, um Geist und Körper Gutes zu tun. Freimütig erzählen sie, wie sie zu der Erkenntnis gelangt sind, dass das Gehen die Gedanken ordnen und neue Ideen aufsteigen lässt. Eine Autorin behauptet entwaffnend ehrlich, dass der tägliche Fußmarsch ihr Leben gerettet habe, eine andere bemerkt das Sinken ihres Stresslevels. Am Schluss jedes einzelnen Beitrages findet man eine Seite, welche die Kernaussagen nochmals zusammenfasst, Tipps anbietet oder zu persönlichen Überlegungen anregt. Sehr ansprechende Collagen, Fotos oder Illustrationen werten das edel aufgemachte Buch noch weiter auf. Die literarische Qualität der Texte ist unterschiedlich, lesenswert sind sie alle.
Auch für Krankenhausbüchereien eine inspirierende Lektüre.
Signatur: Fz | Nz
Schlagworte: Gehen | Bewegung | Stressbewältigung
Bewertung: ++
Rez.: Martina Mattes