Newsletter "Gemeinde" 10/2020
Liebe Leserin! Lieber Leser!
Das Kirchenjahr geht zu Ende. In unseren Gemeinden werden nach Erntedank nun die Sonntagsgottesdienste dem Gedenken an Verstorbene gewidmet. Der Buchmarkt bietet eine Fülle von Büchern, die sich mit Sterben, Tod und Trauer auseinandersetzen. Neun Titel sind uns als besonders empfehlenswert aufgefallen. Nicht selten schreiben Autorinnen und Autoren vor dem Hintergrund eigener Erfahrungen, vielleicht ist das ein Grund dafür, dass die Texte so gelungen sind. Wählen Sie aus, was für Ihre Zielgruppe, Ihr Leseinteresse passend ist.
Gute Lesestunden und Gespräche wünscht
das Eliport-Team
Bewertung:
+++ = hervorragend
++ = gut
+ = möglich
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Für Kinder und Jugendliche

Auf Wiedersehen, Elias! Susanne Ospelkaus. Ill. von Dubravka Kolanovic. Holzgerlingen: SCM 2020. O. Pag. : überw. Ill. ; 25 cm. ISBN 978-3-417-28904-6, geb.: 14,99 €
Eine Fabel über die Fragen: Was passiert mit uns und wo gehen wir hin, wenn wir sterben?
Die kleine Libellenlarve Elias lebt mit seinen Freunden in einem See. Er fragt sich was mit den älteren Larven passiert, die nach und nach verschwinden. Sie schwimmen zur Wasseroberfläche, durchdringen sie und dann weiß keiner, wo sie bleiben und was mit ihnen geschieht. Als Elias spürt, dass er auch bald so weit ist, nimmt er sich vor, zurückzukommen und den anderen zu erzählen, was passiert. Doch dann kommt es anders, als er sich vorgenommen hat. Er genießt die Freiheit über dem Wasser. In kindgerechter Sprache, fein illustriert von Dubravka Kolanovic mit pastellfarbenen Bildern, die nicht überladen sind, erzählt Susanne Ospelkaus die hoffnungmachende Fabel über das Leben und Sterben und die Frage danach. Sie macht deutlich, dass unsere Welt sehr schön ist, es aber noch viel mehr gibt, als wir es uns vorstellen können. Ein Bilderbuch, dass sich gut eignet, leicht mit Kindern über das Leben, das Sterben und die Frage „Wo gehen wir hin, wenn wir tot sind" nachzudenken.
Wunderbar geeignet für Kita, Grundschule und Familie, um mit Kindern in tröstlicher Weise über ihre Fragen zu Tod, sterben und Jenseitsvorstellungen ins Gespräch zu kommen.
Signatur: Jm 1 | Jc
Schlagworte: Leben | Sterben | Tod | Jenseitsvorstellung
Bewertung: ++
Rez.: Christine Stockstrom

Ein eiskalter Fisch. Frauke Angel. Ill. von Elisabeth Kihßl. Innsbruck: Tyrolia 2020. O. Pag. : überw. Ill. ; 27 cm. ISBN 978-3-7022-3842-1, geb.: 16,95 €
Trost durch Zuwendung und Geborgenheit.
Onno, der geliebte Fisch des kleinen Icherzählers ist tot. Der Vater reagiert unerwartet heftig, denn gerade hatte er sich mit der Mutter gestritten. An anderen Tagen zeigt er nie seine Gefühle, aber nun umarmt er den Sohn, kuschelt mit ihm und weint. Der Kleine genießt die ungewohnte Nähe und Zärtlichkeit. Gemeinsam bereiten sie die Beerdigung vor. Der Junge legt den Fisch in eine Schale, streut Blüten darüber und malt auf einen Zettel den gleichen Satz, den vorher die Mutter für den Vater geschrieben hatte: „Ich liebe dich sehr, auch wenn du ein eiskalter Fisch bist.“ Zu Onnos Beerdigung erscheint auch die Mutter, die nach dem Streit weggelaufen war. Und beim gemeinsamen Abschiedsritual finden die Eltern wieder zueinander. Die großformatigen Bilder ergänzen den Text und geben einen leichten Gesprächseinstieg. Die berührende Geschichte empfiehlt sich für Kinder bis Ende Grundschulalter und auch für Eltern und Großeltern, weil sie hilft, das Wesentliche im Zusammenleben zu erspüren.
Ein guter Gesprächseinstieg zu den Themen: Streit und Versöhnung, Trost durch Zusammenhalt, Geborgenheit in der Familie.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Tod | Trost | Ritual | Versöhnung
Bewertung: +++
Rez.: Barbara Cramer

Angel, Frauke: Das tut weh und ist schön. Wien: Jungbrunnen 2020. 167 S. ; 22 cm. ISBN 978-3-7026-5941-7, geb.: 15,00 €
Zwei Kinder durchleben zusammen die Krebserkrankungen ihrer Mütter.
Hedis Mutter, elfenhaft und ihr großes Vorbild, erkrankt an Brustkrebs. Das Leben der Zehnjährigen wird damit von heute auf morgen vollends auf den Kopf gestellt. Richard ist vierzehn und kennt sich seit drei Jahren auf der Krebsstation bestens aus. Denn auch seine Mutter hat Brustkrebs. Richard ist an ihrer Seite, Tag für Tag. Für ihn gibt es nur die Schule und das Krankenhaus. Anders als Hedi, die ihren Vater, ihre Großmutter und viele Freunde ihrer Eltern um sich hat, ist Richard mit seiner Mutter alleine. Doch in Hedis Familie findet er ein zweites Zuhause. Und das kleine Mädchen, mit ihrer forschen Art, begeistert Richard auf eine ganz neue Weise. Sie ist bereit, mit ihm zusammen den letzten Wunsch seiner Mutter zu erfüllen - auf der Hochzeit ihres Sohnes mit dem Bräutigam tanzen. Zusammen stürzen sich die beiden Kinder in ihre eigenen Hochzeitsvorbereitungen. Aber der Tod fragt nicht danach, wann man bereit für ihn ist!
Das Buch beleuchtet die Krebserkrankungen der Mütter aus der Kinderperspektive und ermöglicht es so, sich deren Fragen zu nähern.
Signatur: Ju 2
Schlagworte: Krankheit | Kindheit | Trauer | Tod
Bewertung: +++
Rez.: Julia Brede

Foxlee, Karen: Alles, was wir träumten. Dt. von Annette von der Weppen. Weinheim: Beltz & Gelberg 2020. 346 S. ; 21 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-407-75550-6, geb.: 16,95 €
Lenny und Davey vergessen ihre Sorgen und Ängste, wenn sie mit Hilfe eines Lexikons von anderen Welten träumen.
Davey und seine ältere Schwester Lenny sind ganz normale Geschwister, die sich streiten, vertragen und gern haben. Als Davey noch klein ist, ahnt seine alleinerziehende Mutter, dass irgendetwas nicht stimmt. Bald stellt sich raus, dass Davey zu schnell wächst. Der Gewinn eines Sammellexikons bringt Abwechslung in das Leben der Kinder und lenkt alle von Daveys rasantem Wachstum ab. Der Höhepunkt jeder Woche ist die Lieferung des nächsten Lexikonteils. Irgendwann lässt sich Daveys lebensbedrohliches Riesenwachstum nicht mehr ignorieren. Nur eine Operation kann ihn retten. Im gleichen Zeitablauf, wie das Sammellexikon ergänzt wird, erlebt man mit, wie es Davey nach der Operation erst besser und dann immer schlechter geht. Als Davey zum Pflegefall wird, werden Daveys Mutter und Lenny von vielen Menschen unterstützt. Davey erlebt das Eintreffen der letzten Lexikabbände nicht mehr. Er wurde 1,95 m groß und nur 8 Jahre alt. Eine sehr einfühlsame Geschichte über Geschwisterliebe und Trauer.
Ich würde den Roman nicht, wie die Verlagsempfehlung lautet, ab 11 Jahre empfehlen, sondern eher ab 13 Jahre, da die Geschichte sehr aufwühlt.
Signatur: Ju 3
Schlagworte: Geschwister | Krankheit | Tod | Träume
Bewertung: +++
Rez.: Eva Basler
Erzählendes für Erwachsene

Bánk, Zsuzsa: Sterben im Sommer. Frankfurt am Main: Fischer 2020. 237 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-10-397031-9, geb.: 22,00 €
Eine Tochter ringt mit dem Sterben des Vaters. Sie kämpft, sie zweifelt, sie klagt, sie liebt.
Die Autorin Zsuzsa Bank bricht zu einer letzten Ungarnreise mit dem schwer kranken Vater auf. Bei ihr die Familie, in der er wie ein Licht die Anderen beschienen hat. Es bleiben dem Vater nur wenige Tage in der alten Heimat im Paradiesgarten des geliebten Sommerhauses. Kein erfrischendes Schwimmen im See mehr, keine gedeckten Tische mit Familie und Verwandten. Eine Odyssee durch Krankenstationen beginnt. Die Tochter verhandelt mit Ärzten. Sie erduldet Wartezeiten. Sie kämpft um eine noch bleibende Zeitspanne. Sie schmiegt sich an den Vater und hält seine Hand, bis sie loslassen muss. Eine gnadenlose Zumutung für sie. Es ist mehr als ein Buch über das Sterben und die Tränen darum. Es ist eine Ehrung des Vaters, der sie behütet hat. Zärtlich blickt sie zurück. Sie hebt Schätze. Sie gestaltet Erinnerungsmahle mit Freundinnen. Sie stützt ihre Mutter. Sie lässt ihren Vater weiter durch ihr Leben ziehen.
Ein persönliches, anrührendes Buch, das geschrieben werden musste.
Signatur: SL
Schlagworte: Abschied | Krankheit | Tod |Familie
Bewertung: +++
Rez.: Christine Behler

Breznik, Melitta: Mutter. Chronik eines Abschieds. München: Luchterhand 2020. 157 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-630-87506-4, geb.: 18,00 €
Der Abschied von der eigenen Mutter. Sehr nah, detailliert und eindrucksvoll.
Melitta Breznik ist Ärztin, spezialisiert auf Psychiatrie und Psychotherapie. Als ihre Mutter immer mehr abbaut, reist sie von ihrem Schweizer Wohnort in ihren österreichischen Heimatort, um nach dem Rechten zu sehen. Aus dem Besuch wird ein längerer Aufenthalt, der von Untersuchungen im Krankenhaus, der Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs im fortgeschrittenen und unheilbaren Stadium, bis hin zur Sterbebegleitung und schließlich dem Tod reicht. Das langsame Abschiednehmen von der Mutter, deren Fähigkeiten und Fertigkeiten, der eigenen Kindheit, dem vertrauten Menschen, den Erinnerungen und Gewohnheiten - all das beschreibt Melitta Breznik auf eindrucksvolle Weise. Einem Tagebuch ähnelnd begleitet der Leser diesen Abschied sehr nah, sehr anschaulich, beinahe als weiterer Bewohner.
Wer selbst schon einmal einen Menschen im Sterben zur Seite stand, wird sich selber wiederfinden.
Signatur: SL
Schlagworte: Sterbebegleitung | Tod | Krankheit | Trauer
Bewertung: +++
Rez.: Julia Brede

Nunez, Sigrid: Der Freund. Roman. Dt. von Anette Grube. Berlin: Aufbau 2020. 233 S. ; 22 cm. Aus d. Amerikan. ISBN 978-3-351-03486-3, geb.: 20,00 €
Als ihr Mentor und bester Freund Selbstmord begeht, erbt die Ich-Erzählerin seine riesige Harlekin-Dogge.
Wie die Erzählerin so ist auch Dogge Apollo in tiefer Trauer um das verlorene Herrchen. In der winzigen Wohnung in Manhattan übernimmt der Hund schweigend und melancholisch das Bett, bald füllt sein Hundegeruch die ganze Wohnung aus, so dass die Freunde nach und nach wegbleiben. Die Trauernde stört es nicht, ihr ist ohnehin nach Rückzug und Einsamkeit. Während Frau und Hund sich langsam annähern (so merkt die Erzählerin z. B. eines Tages, dass Apollo es liebt, vorgelesen zu bekommen), lässt sie - den Freund erinnernd - die Gedanken schweifen, reflektiert über das Schreiben, das Lesen und den aktuellen Literaturbetrieb; über Tod und Trauer, über die Beziehung zwischen Mensch und Hund, über den Freund, seine Frauengeschichten und die besondere Beziehung, die zwischen ihr und ihm bestand. Sigrid Nunez hat in den USA bereits mehrere Romane veröffentlicht und Preise gewonnen. „Der Freund“ ist die erste Übersetzung ins Deutsche. Qualität und Rezeption des Romans lassen auf weitere Übersetzungen hoffen.
Ein anregendes, intelligentes und bisweilen herzergreifendes Buch, das sich gut für Literaturkreise eignet.
Signatur: SL
Schlagworte: Trauer | Erinnerung | Hoffnung | Freundschaft
Bewertung: +++
Rez.: Wiebke Mandalka
Sachbücher für Erwachsene

Schneider-Gurewitsch, Kathryn: Reden wir über das Sterben. Vermächtnis einer Ärztin und Patientin. Hg. von Marianne Recher u.a. Zürich: Limmat 2020. 158 S. ; 19 cm. ISBN 978-3-85791-8971-1, kt.: 22,00 €
Ärztin, Patientin, Mensch: Die Autorin setzt sich mit dem Sterben auseinander.
Es gibt viele Bücher über das Sterben, dieses hebt sich ab. „Reden wir über das Sterben“ ist das Vermächtnis der 2014 verstorbenen Ärztin Kathryn Schneider-Gurewitsch. „Meine Sanduhr läuft ab. Ihre auch.“ Dieser Satz steht ziemlich am Anfang ihres Sachbuchs. Die Autorin arbeitete viele Jahre als Ärztin und Psychoonkologin in Basel und erkrankte selber dreimal an Krebs. Kurz vor ihrem Tod fasst sie ihre Erfahrungen als Ärztin und Patientin, als Mensch, über das Sterben in Worte. Ihr „Credo": Offenheit ist immer der beste Weg. „Offenheit bedeutet, dass wir anerkennen, dass unsere Wertvorstellungen nicht unbedingt denen von anderen Menschen entsprechen. Respekt vor den anderen ist angesagt." Ihre grundsätzlich offene Haltung ist durchgängig spürbar. „Mir liegt am Herzen, dass sich die Menschen rechtzeitig auf den Weg machen, dass sie - soweit überhaupt möglich - Weichen stellen. Denn nur so können wir hoffen, unwürdige Situationen und Kämpfe zu vermeiden."
Das Buch eignet sich für die eigene Auseinandersetzung mit dem Sterben, aber auch für Veranstaltungsarbeit zum Thema Tod und Sterben, Würde und Respekt.
Signatur: Fd | Cn
Schlagworte: Tod | Sterben | Würde | Leben
Bewertung: +++
Rez.: Christine Stockstrom

Stomp, Maya: Wir Witwen sind ein zähes Volk. Trauern ist Marathon für die Seele. Dt. von Waltraud Heitzer-Gores. Ill. von Charley Ambagtsheer. Gütersloh: Gütersloher Verl. - Haus 2020. 157 S. : Ill. ; 21 cm. Aus d. Niederländ. ISBN 978-3-579-02396-0, geb.: 18,00 €
Trauern erklärt von einer jungen Witwe, die Trauercoach wurde.
Mit 41 Jahren wird die Holländerin Maya Stomp plötzlich und unerwartet Witwe: Gerade noch telefoniert, dann die Todesnachricht im Krankenhaus. Ihr Leben ist auf einmal völlig verändert. Aufgeteilt in 4 Kapitel nach den 4 Traueraufgaben von William Worden erläutert die Autorin anhand ihrer eigenen Geschichte, was es über Trauer zu wissen gibt, wie Trauer sich auswirkt, das Leben verändert. Da wo ihre eigenen Erfahrungen nicht greifen (Witwe sein mit Kindern), lässt sie andere zu Wort kommen. Dabei ist „[d]as Buch [ist] mit einem Lächeln und einer Träne geschrieben. Die Linie zwischen ihnen ist so dünn.“ wie das Haarlems Dagblatt (23. Juni 2017) anmerkt. Es ist von leichter Hand und doch ernsthaft geschrieben. Maya Stomp bietet keine Ratschläge - „Witwen lieben keine Ratschläge!"- aber Anregungen und Verstehenshilfen. Sie ermutigt dazu, den eigenen Trauerweg zu gehen - in all seiner Schwere und mit dem Schmerz, der damit verbunden ist - und die eigene Stärke zu entdecken. Hilfreich für Betroffene und ihnen Nahestehende.
Gut geeignet für Veranstaltungsarbeit zum Thema Trauer und Trauerbegleitung.
Signatur: Fd
Schlagworte: Witwe | Trauer | Trost
Bewertung: +++
Rez.: Christine Stockstrom