Newsletter "Gemeinde" 10/2022
Liebe Leser*innen!
Das Kirchenjahr neigt sich dem Ende zu und die Zeiten für die Trauer und das Gedenken an Verstorbene rücken näher. Der Umgang mit Verlust und Trauerprozessen ist ein sehr individueller, trotzdem können Bücher ein Ratgeber oder eine Hilfestellung sein, mit dem Abschied eines geliebten Menschen umgehen zu können und Hinterbliebene in ihrem Schmerz zu unterstützen.
Zum Thema Begleitung von Trauer und Abschiednehmen haben wir unterschiedliche Titel für Sie zusammengestellt:
In „Mit den Toten leben“ berichtet eine Rabbinerin über ihre Erfahrungen der Trauerbegleitung und dem Umgang mit Hinterbliebenen.
Stefan Slupetzky hat in „Nichts als Gutes“ 16 Grabreden für fiktive Persönlichkeiten geschrieben – immer mit einem kleinen Vorwort, das in die jeweilige Situationen einführt.
„Der Tod ist mir nicht unvertraut“ ist ein Gespräch zwischen Elke Büdenbender und dem Theologen und Transplantationsmediziner Eckhard Nagel über Leben, Tod und Selbstbestimmung, Schmerz, Trauer und Glaube.
Darüber hinaus möchten wir Ihnen zwei Bilderbücher vorstellen, die sich gut zur Trauerbegleitung mit Kindern eignen („Ein Ort für meine Traurigkeit“ und „So groß wie der Himmel“).
Anregende Lesestunden wünscht
Ihr Eliport-Team
Bewertung:
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Horvilleur, Delphine: Mit den Toten leben. Dt. von Nicola Denis. München: Hanser Berlin 2022. 181 S. ; 21 cm. Aus d. Franz. ISBN 978-3-446-27229-3, geb.: 22,00 €
Eine Rabbinerin berichtet über den Tod und feiert darin das Leben.
Delphine Horvilleur begleitet Trauernde, Hinterbliebene und Tote bei ihrem letzten Gang, der Trauerfeier. Als Rabbinerin findet sie die passenden Worte des Trostes und kann sich empathisch auf die oft tragischen Situationen einlassen. Die Unbegreiflichkeit des Todes lässt sich kaum in Worte fassen, doch Delphine Horvilleur beschreibt auch dies treffend. Sie gibt einen großen Einblick in ihre Arbeit und ihre gesammelten Erfahrungen. Diese sind vielfältig, vom Verlust eines Partners, eines Elterteils bis hin zum Verlust eines Kindes und dem darauf folgenden Umgang der Familie.
Dieses Buch regt zum Nachdenken an und beschreibt Situationen, in die keiner kommen möchte, in denen man sich im Ernstfall aber eine Begleitung wie Delphine Horvilleur wünscht.
Signatur: Fd
Schlagworte: Tod | Trauer
Bewertung: +++
Rez.: Julia Brede

Slupetzky, Stefan: Nichts als Gutes. Grabreden. Wien: Picus 2021. 158 S. ; 20 cm. ISBN 978-3-7117-2111-2, geb.: 20,00 €
16 fiktive Grabreden der besonderen Art.
„Grabreden sind eine literarisch vernachlässigte Kurzform des biographischen Erzählens“: Slupetzky widmet sich mit seinem Buch „Nichts als Gutes" dieser Gattung auf besondere Weise, indem er 16 Grabreden für fiktive Personen schreibt. Immer stellt er der Rede ein kurzes Vorwort, eine Einführung, voran, damit man sich besser in die Situation hineinversetzen kann. Über Tote, heißt es, soll man nichts als Gutes sagen. Slupetzkys pointierte und hintergründige Grabreden halten sich nicht an diese Regel. Sie erzählen ebenso viel über die Verstorbenen wie über die Redner selbst und am Ende meint man, diese fiktiven Person zu kennen oder wünscht sich, sie gekannt zu haben. Der Autor erschafft mit außergewöhnlichem Gespür für jede Rede eine entsprechende sprachliche Aura – mal still berührend, mal polternd, mal überraschend, jedoch stets menschlich. Einige Grabreden haben mich schmunzeln lassen, wieder andere haben mich sehr bewegt. Immer jedoch trifft der Autor den „richtigen“ Ton.
Ein wundervoll lebendiges Buch, das zum Schmunzeln und zum Nachdenken anregt. Sehr empfehlenswert!
Signatur: Bb
Schlagworte: Grabrede | Biografie | Lebensgeschichte | Tod und Leben
Bewertung: +++
Rez.: Christine Stockstrom

Büdenbender, Elke u. Nagel, Eckhard: Der Tod ist mir nicht unvertraut. Berlin: Ullstein 2022. 224 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-550-20211-7, geb.: 24,00 €
Nachdenken über das Sterben und den Tod.
Elke Büdenbender, Juristin und Frau des Bundespräsidenten und Eckhard Nagel, Transplantationsmediziner, Theologe und Philosoph, verbindet eine tiefe Freundschaft. Sie unterhalten sich über das Leben und das Sterben. Der persönliche Hintergrund: Elke Büdenbender lebt seit über 11 Jahren mit einer transplantierten Niere, Eckhard Nagel hat zwei verstorbene Kinder. Diese persönlichen Erlebnisse kombiniert mit ihren beruflichen Hintergründen, angereichert auch durch ihren persönlichen Glauben und die Offenheit machen diese Gespräche zu etwas Besonderem. Es geht um die eigene Einstellung zu Leben und Tod, Selbstbestimmheit, Umgang mit Sterbenden, gesellschaftliche Entwicklungen, Würde und Schmerz, Trauer, Glaube und die Fragen nach Ritualen - immer im Kontext eigener Erlebnisse und gesellschaftspolitischer Herausforderungen. Sehr empfehlenswert für alle, die das Sterben und den Tod, unsere Endlichkeit ins Leben einbeziehen wollen.
Sehr geeignet für Gesprächs-, Hospiz- und Gemeindekreise, für öffentliche Diskussionen und persönliche Auseinanderetzung.
Signatur: Fd | Pa 3
Schlagworte: Tod | Trauer | Würde | Selbstbestimmtheit
Bewertung: +++
Rez.: Christine Stockstrom

Ein Ort für meine Traurigkeit. Anne Booth. Ill. von David Litchfield. Dt. von Mechthild Schroeter-Rupieper. Stuttgart: Gabriel 2021. O. Pag. : überw. Ill. ; 30 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-522-30597-6, geb.: 15,00 €
Ein kleiner Junge übernimmt die Kontrolle über seine Gefühle der Trauer.
„Eines Tages kam die Traurigkeit zu mir und ich habe beschlossen, ihr ein Zuhause zu geben.", beginnt das Bilderbuch, das sich auf einen Ausspruch der jüdischen Niederländerin Etty Hillesum (1914-1945), ermordet in Auschwitz, stützt. Anstelle sich von seiner Traurigkeit, die als kritzelige mal große, mal kleine Wolke, mit Gesicht, Armen, Beinen und einem Herzen dargestellt wird, überrollen zu lassen, erschafft ein kleiner Junge einen Raum für sie. Einen Raum in dem sie ihre Gefühle ausleben kann, wütend schreiend, herumlaufend oder nur ganz still in der Ecke sitzend. Dieser Raum soll sicher sein, er darf ein Fenster haben, aber mit Vorhängen, damit die Traurigkeit sie zuziehen kann. Dieser Raum liegt außerhalb des Hauses des kleinen Jungen und im Frühjahr wird der Junge einen Garten für die Traurigkeit anlegen. - Ein berührendes Bilderbuch, das Kinder ab 5 Jahren in poetischer Sprache und mit in freundlichen aber mit gedeckten Farben gemalten Bildern durch Phasen des Trauerns führt.
Trauerbegleitbuch für Kinder ab 5 Jahre. Sehr gerne auch für Therapiearbeit empfohlen.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Trauer
Bewertung: +++
Rez.: Bärbel McWilliams

Lies, Brian: So groß wie der Himmel. Dt. von Anna Klein. Wuppertal: Peter Hammer 2022. O. Pag. : überw. Ill. ; 24 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-7795-0685-0, geb.: 18,00 €
Ein Bilderbuch, das geschickt eine Freundschaftsgeschichte mit den Themen Verlust und Neuanfang verbindet.
Das Bilderbuch startet mit einer Freundschaftsgeschichte zwischen Eddie - dargestellt als rotbrauner Fuchs in Latzhose - und seinem kleinen Hund. Beide sind unzertrennlich bei Arbeit, Abenteuer, Spiel und Spaß. Am liebsten halten sie sich im Garten auf, um zu pflanzen und zu ernten. Doch eines Tages liegt der Hund tot im Körbchen. Nun beginnt für Eddie eine schwere, traurige Zeit, „nichts war mehr wie zuvor". Den blühenden Garten verwandelt Eddie in einen traurigen, düsteren Ort. Bis durch den Zaun hindurch eine Kürbispflanze ihre Blätter ausstreckt und eine Zeit der Hoffnung anbricht.
Erzählt wird die Geschichte in kurzen Textpassagen mit farbenfrohen Bildern in Klein- und Großformat. Im ersten Teil leuchten die Farben, alles ist harmonisch und wunderschön. Mit dem Tod des Hundes werden die Farben gedämpft, selbst der Himmel ist nicht mehr blau sondern grau. Mit dem riesigen, orangeroten Kürbis kommt dann wieder Farbe ins Spiel.
Dem Autor ist so ein berührendes Bilderbuch gelungen, das nicht mit dem Trauerprozeß endet, sondern darüber hinausweist in eine hoffnungsfrohe Zukunft.
Gut einsetzbar in der Familie und in Kindertagesstätten zum Thema „Tod und Trauer" mit einem Ende voller Hoffnung.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Freundschaft | Tod | Trauer | Hoffnung
Bewertung: +++
Rez.: Gabriele Güterbock-Rottkord