Newsletter "Kita" 01/2020
Liebe Leserin! Lieber Leser!
Die Dunkelheit ist spannend, lädt zum Versteckspiel, Flüstern, Staunen, Einkuscheln und Sternegucken ein. Sie kann aber auch ganz schön beängstigend sein, wenn nichts mehr so aussieht, wie am Tage, die Welt unheimlich still ist und man sich plötzlich von Monstern und Bösewichten umgeben wähnt. Mit diesen beiden Seiten der Nacht beschäftigen sich die Bilderbücher, die wir Ihnen heute vorstellen: Es geht um die Magie der Nacht, das Gefühl, wenn einen im Dunklen plötzlich der Mut verlässt und darum, dass man sich auch in der Dunkelheit zuhause fühlen kann. Notwendige Voraussetzung dafür: Sie muss gemeinsam erkundet werden!
Dazu stellen wir Ihnen noch ein interessantes Praxisbuch zur Leseförderung in der Krippe vor.
Einen mutigen Start ins neue Jahr wünscht
Ihr Eliport-Team

Dorléans, Marie: Auf leisen Sohlen durch die Nacht. Dt. von Ina Kronenberger. Hildesheim: Gerstenberg 2019. O. Pag. : überw. Ill. ; 35 cm. Aus d. Franz. ISBN 978-3-8369-6037-3, geb.: 16,00 €
Eine Familie mit zwei Kindern wandert durch eine dunkelblaue Sommernacht. Sie sind verabredet.
Dieses Bilderbuch ist etwas ganz Besonderes! Das große Format, die Reduktion auf die Farben Blau, Schwarz und Weiß, der ganz sparsame poetische Text, die letztlich einfache Geschichte. „Für meinen Vater, einen leidenschaftlichen Wanderer“ mit dieser Widmung empfängt uns - Kinder und Erwachsene - die Autorin und Illustratorin in ihrer Bilderbuchwelt. Es ist eine sternenklare Sommernacht, für die die beiden Kinder von der Mutter geweckt werden und in die sie schweigend aufbrechen. Im Garten zirpen die Grillen, die Schwertlilien duften. Darauf macht uns der kurze Text aufmerksam, die Bilder folgen eigenen Gesetzen: ohne Details, grafisch und gradlinig zeigen sie den Weg aus dem Dorf, nur ein Hund und eine Katze sind unterwegs, aber in dem nahen Hotel sind noch alle Fenster erleuchtet. Langsam verlassen sie das Dorf, im Dunkel liegen Kühe auf der Weide, in der Ferne leuchten die Lichter eines durchfahrenden Zuges.
Der Betrachter ist ganz gefangen in der Magie dieser Nacht. Und staunt: Am Gipfel ist gerade noch Zeit, sich hinzusetzen, bevor in großer Stille das Licht des neuen Tages aufgeht.
Ein Buch wie eine Meditation, eine Morgenandacht, ein Gebet. Für Kinder und Erwachsene und viele Wiederholungen.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Nacht | Schöpfung | Familie | Hoffnung
Bewertung: +++
Rez.: Gabriele Kassenbrock

Olga, die mutigste Kuh der Welt. Jill Esbaum. Ill. von Gus Gordon. Dt. von Salah Naoura. München: Knesebeck 2019. O. Pag. : überw. Ill. ; 29 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-95728-333-7, geb.: 14,00 €
Kuh Olga lernt, ihre Angst vor der Dunkelheit zu überwinden.
Olga, die Kuh, hatte keine Angst, nicht vor Ratten und schon gar nicht im Wald. „Lasst uns in den Wald gehen", schlägt sie vor und denkt, dass Lisa und Karla, zwei andere Kühe, nein sagen. „Na gut, lasst uns gehen", meinen diese und Olga muss nun mit. Es ist herrlich im Wald, da kann man Wege erkunden, Beeren essen, Spuren lesen oder auf Bäume klettern. Viel später, es ist schon fast dunkel, machen sich die drei auf den Heimweg. Weil aber Olga immer noch Neues entdeckt, verliert sie ihre Freundinnen. Huch, ist das einsam und dunkel und unheimlich, leben da Bären, was sind das für Schatten? Olga rennt los quer durch den Wald, über Stock und Stein und springt über eine Klippe. Sie landet direkt vor Karla und Lisa, die sich auch verlaufen haben. Gemeinsam finden sie den Heimweg und beschließen, dass Olga die mutigste Kuh der Welt sei.
Wenig Text, in Versen geschrieben, ergibt zusammen mit den Illustrationen eine spannende Geschichte, die kleine Kinder fasziniert und gruseln lässt.
Ein empfehlenswertes Buch, um mit kleinen Kindern über Ängste und Mut zu sprechen.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Mut | Freundschaft | Angst | Dunkelheit
Bewertung: +++
Rez.: Christine Schwendener

Das Dunkle und das Helle. Kerstin Hau. Ill. von Julie Völk. Zürich: Nord-Süd Verl. 2019. O. Pag. : überw. Ill. ; 29 cm. ISBN 978-3-314-10460-2, geb.: 15,00 €
Dunkle und helle Seiten gehören zum Leben. Beide gilt es zu entdecken, am besten mit einem Freund an der Seite.
Das hoch gewachsene, pelzige Struppige sehnt sich in der Finsternis nach den leuchtenden Farben - das rundlich glatte, kleine Zarte badet im Sonnenschein und ist zugleich neugierig auf die Dunkelheit. An der Grenze zwischen ihren Welten, im Dämmergraublau, begegnen die zwei sich vorsichtig und zaghaft und schließen Freundschaft. Schließlich wagt das Struppige sich mit dem Freund sogar ins unbekannte Sonnenlicht. Eines Tages aber verliert das Zarte sein Zuhause und sitzt verschreckt in der Finsternis - wie gut, dass es dort jemanden kennt, der ihm die Angst vor der fremden Umgebung nimmt und deren besondere Schönheit entdecken lehrt! Am Ende wagen die beiden Wesen sich zusammen wieder ins Helle und erkennen, dass sie auf beiden Seiten - mit ihren Wundern und ihren Gefahren - zuhause sein können. Für die Bilder des Buches in ihren stimmungsvollen Blautönen wurde die Technik der Cyanotypie eingesetzt; sie wird auf den letzten Seiten - auch zum Nachmachen - erläutert.
Ab 4; sicher weckt das Buch den Wunsch, die Technik selbst einmal auszuprobieren.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Freundschaft | Unterschiede | Gemeinsamkeiten
Bewertung: ++
Rez.: Griet Petersen

Näger, Sylvia: Lesekultur in der Krippe. Kinder bis 3 entdecken Bücher und Geschichten. Freiburg: Herder 2019. 109 S. : Ill. ; 26 cm. ISBN 978-3-451-38157-7, kt.: 20,00 €
Praxisbuch zur Leseförderung in der Krippe.
Dieses sehr praxisorientierte Buch fasst in verschiedenen Kapiteln alle Themen zusammen, die für pädagogische Fachkräfte in der Krippe hilfreich sind, um Kindern im Alter von 0-3 Jahren eine lesefördernde Umgebung zu schaffen und darüber hinaus auch die Zusammenarbeit mit Eltern in diesem Bereich zu sensibilisieren. Dabei geht es um die Frage, wodurch es gelingen kann, Bücher im Alltag unverzichtbar zu machen, es gibt viele Buchtipps, die sowohl Emotionen spiegeln, als auch beim gemeinsamen Betrachten zum Dialog einladen und einen bunten Methodenkoffer, der mit Ritualen, Geschichtensäckchen, Bilderbuchkino u. v. m. zum Ausprobieren einlädt. Denn ist die Krippe ein lesefreundlicher Ort, wird ein Grundstein dafür gelegt, Kindern später die Tür in die Welt der Schriftsprache ganz niedrigschwellig zu öffnen.
Ein interessantes Fachbuch für PädagogInnen in der Krippe, die Spaß daran haben, sich vielfältiges Bücherwissen für die Allerkleinsten anzueignen.
Signatur: Pc 3
Schlagworte: Leseförderung | Literacy
Bewertung: +++
Rez.: Andrea Schmidt