Newsletter "Kita" 03/2022

Liebe Leser*in! Lieber Leser!

Sicher sind auch bei Ihnen Kinder wegen der erschreckenden Ereignisse in der Ukraine beunruhigt und haben viele Fragen. Anbei stellen wir Ihnen einige Bilderbücher vor, die sich mit den Themen Streit, Krieg und Flucht beschäftigen und gut begleitet in der Kita einsatzbar sind.

Kraft und Zuversicht in diesen Zeiten wünscht

Ihr Eliport-Team


P.S.: Kennen Sie schon unser neues Angebot „Schau mal – Mit Bilderbüchern Gottes Welt entdecken“? In diesem Monat mit dem Buch "Familie", über Zusammenhalt, Toleranz und Vielfalt.


Sonne und Mond: Wie aus Feinden Freunde wurden. Arabisch - Deutsch. Samira Schafik. Ill. von Ihab Schakir. Dt. von Petra Dünges. Berlin: Ed. Orient 2015. 30 S. : überw. Ill. ; 22 cm. Aus d. Arab. ISBN 978-3-922825-89-0, geb.: 15,90 €

Sonne und Mond bekriegen sich jahrelang. Durch Gespräche miteinander kann aber doch noch ein gutes Leben in Frieden einkehren.

Mond und Sonne: Beide Königreiche könnten unterschiedlicher nicht sein. Angenehm still und beruhigend dunkel ist es in dem einen; lebhaft und strahlend im anderen. Wie so oft führen die Unterschiede zu Konflikten. Eines Tages eskaliert die Situation, ein Krieg bricht aus, Sonne und Mond ringen um die Vorherrschaft am Himmel. Zunächst siegt die Sonne, sie strahlt nun ununterbrochen. Doch als die Menschen aufgrund fehlender Ruhe und Träume geschwächt sind, siegt der Mond. Alles steht still. Durch das viele Schlafen werden alle immer kraftloser, so dass wiederum die Sonne die Oberhand gewinnt. Erst ein weiser, alter Stern bringt die Kontrahenten zur Zeit der Dämmerung zusammen. Sonne und Mond führen lange Gespräche und erkennen, dass jeder seine Qualitäten hat.
Dieses poetische, wunderschön illustrierte Bilderbuch vermittelt in kindgerechter Sprache die Vision von einem Leben in Frieden. Das ägyptische Märchen in zweisprachiger arabisch-deutscher Ausgabe wird von hinten nach vorn geblättert und eröffnet einen Zugang zu arabischer Kinderliteratur.

Das Buch eignet sich hervorragend zum zweisprachigen Vorlesen – zusammen mit einem „native speaker“‒ in Kindergärten, Grundschulen und bei interkulturellen Veranstaltungen.

Signatur: Jm 1
Schlagworte: Märchen | Zweisprachig | Frieden | Orient
Bewertung: +++
Rez.: Katharina Katt

 

Die Schlacht von Karlawatsch. Heinz Janisch. Ill. von Aljoscha Blau. Zürich: Atlantis 2018. O. Pag. : überw. Ill. ; 32 cm. ISBN 978-3-7152-0735-3, geb.: 19,95 €

Ein ungewöhnliches Bilderbuch über die Unsinnigkeit von Kriegen, das zur Diskussion einlädt.

„Die Schlacht von Karlawatsch“ beginnt mit einem lapidaren Zwischenfall. Eis tropft auf einen Hund. Daraus entwickelt sich ein Streit, dann ein Kampf und schließlich eine Schlacht zwischen den blauen und den roten Soldaten. Fast gleichzeitig kommen die Roten und die Blauen auf die Idee, sich gegenseitig mit ihren Uniformen zu bewerfen. Als alle Soldaten bis auf die Unterhosen nackt sind, weiß keiner mehr, wer zu den Roten und wer zu den Blauen gehört. Diese Bilderbuchgeschichte macht auf einfache, aber anschauliche Weise die Absurdität des Krieges deutlich. Die als Collagen und Schwarz-Weiß-Zeichnungen sehr reduziert gestalteten Illustrationen sind ungewöhnlich und irritieren auf den ersten Blick. Das Buch bietet auf den zweiten Blick viele Ansätze, um über Streit/Krieg zu diskutieren und sich damit  auseinanderzusetzen: Wie wird die Geschichte weitergehen? Vom Bildaufbau erinnert der Titel an das preisgekrönte Bilderbuch „Hier kommt keiner durch!“ (Klett Kinderbuch 2016).

Einsetzbar für Kindergruppen (ab 5/6 Jahre), Konfirmandengruppen, aber auch für Erwachsene. Damit das Bilderbuch wahrgenommen wird, braucht es zusätzliche Vermittlungsangebote.

Signatur: Jm 1
Schlagworte: Krieg | Streit
Bewertung: +++
Rez.: Anke Märk-Bürmann

Wie ist es, wenn es Krieg gibt? Alles über Konflikte. Louise Spilsbury. Ill. von Hanane Kai. Dt. von Jonas Bedford-Strohm. Stuttgart: Gabriel 2019. 32 S. : überw. Ill. ; 23 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-522-30534-1, geb.: 10,00 €

Ein Sachbilderbuch zu den Ursachen von gewaltsamen Konflikten und über Möglichkeiten, sich für den Frieden einzusetzen.

In ihrer Bilderbuchreihe „Wie ist es, wenn ...?", in der sie bereits die Themen Ungerechtigkeit, Armut und Flucht und Migration behandelt hat, widmet sich die englische Autorin Louise Spilsbury nun dem Thema Krieg und globale Konflikte. In dreizehn Kapiteln, die jeweils aus einer in dezenten Farben illustrierten Doppelseite und einem gut verständlichen Text bestehen, werden zunächst Ursachen von Streit, Konflikten, Krieg und Terrorismus erläutert und deren Auswirkungen auf das Leben von Mensch und Mitwelt dargestellt. Spilsbury erläutert die Notwendigkeit verbindlicher Regeln, von Respekt und Kompromissbereitschaft, erzählt von einzelnen Menschen und Organisationen, die sich bemühen, Konflikte zu begrenzen oder zu lösen, um dann in den letzten Kapiteln aufzuzeigen, wie Kinder mit ihren eventuellen Ohnmachtsgefühlen angesichts globaler Konflikte umgehen („Sprich darüber!") und selbst aktiv werden können.

Ein Verzeichnis wichtiger Informationsquellen und ein Glossar runden den Band ab.Ein einfühlsam gestaltetes Bilderbuch zu einem schwierigen Thema, das in keiner Schulbibliothek fehlen sollte. Ab 6 J.

Signatur: Js
Schlagworte: Krieg | Konflikte | Konfliktursachen | Terrorismus
Bewertung: +++
Rez.: Erhard Reschke

Naylor-Ballesteros, Chris: Der Koffer. Dt. von Uwe-Michael Gutzschhahn. Frankfurt am Main: Sauerländer 2020. O. Pag. : überw. Ill. ; 28 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-7373-5704-3, geb.: 14,99 €

Eine Geschichte die auf liebevolle Art und Weise klar macht, was Toleranz bedeutet.

Zugegeben: Nach dem ersten Lesen war ich etwas ratlos. Obwohl die Geschichte mit klaren Worten erzählt wird, habe ich etwas gebraucht, um zu bemerken, was sich zwischen den drei Tieren und dem fremden Wesen abspielt, das mit seinem Koffer daherkommt. Natürlich fragen die Tiere sofort, was sich in dem Koffer befindet und erfahren von einer Tasse. Und außerdem von einem Tisch, einem Stuhl und einer Berghütte. Der Fremde bezeichnet all das, als sein Zuhause. Und als die Tiere sehen, dass er sich ein wenig schlafen gelegt hat, packen sie die Gelegenheit beim Schopf und öffnen den Koffer. Zum Vorschein kommt eine Tasse, die bei dieser Aktion zerbricht und ein Sepia-Foto mit besagtem Zuhause. Als das fremde Tier erwacht, kann es nicht glauben, was die Tiere getan hatten. Doch mit entwaffnender Ehrlichkeit beichten die Drei, dass die Tasse kaputt ist und präsentieren die Hütte, die sie gebaut haben, damit der Fremde bleibt.

Ein Buch mit eindrucksvollen Zeichnungen. Für alle, die Lust auf eine ehrliche Geschichte über Toleranz und Freundschaft haben. Aktion: Den fast leeren Koffer packen mit dem Spiel „Ich packe meinen Koffer“. Was würden die Kinder selbst von zu Hause mitnehmen wollen, was braucht man, wenn man sich auf den Weg macht ...?

Signatur: Jm 1
Schlagworte: Toleranz | Offenheit | Flucht | Menschlichkeit
Bewertung: +++
Rez.: Andrea Schmidt

Meine liebsten Dinge müssen mit. Sepideh Sarihi. Ill. von Julie Völk. Weinheim: Beltz & Gelberg 2018. O. Pag. : überw. Ill. ; 28 cm. ISBN 978-3-407-82337-3, geb.: 12,95 €

In den Koffer passen die liebsten Dinge nicht – ob sie in der neuen Heimat wiedergefunden werden können?

Das Aquarium, die liebste Freundin, der Schulbus mit dem singenden Fahrer, der Holzstuhl, den Opa ihr gebaut hat und der Birnbaum, der genauso alt ist wie sie: All das würde die kleine Ich-Erzählerin so gerne mitnehmen. Aber der Platz im Flugzeug reicht bloß für einen kleinen Koffer. So wird sie vorerst nur eins ihrer „liebsten Dinge“ im neuen Zuhause wieder treffen: das Meer. An seinem Ufer wartet und hofft sie, dass auch die anderen - per Flaschenpost - nachkommen. Wer sie da so wach, mit roten Wangen und aufmerksamem Blick im gelbgestreiften Pulli (der Autorin recht ähnlich, die 2012 den Iran verließ) stehen sieht, mag wünschen und beim Betrachten der Bilder auch ahnen, dass neue Beheimatung möglich sein könnte. Schließlich steht ganz in der Nähe ein großer Apfelbaum, und dort spielt ein gleichaltriges Kind... Dass die dreiköpfige Familie aus einem orientalischen Land stammen könnte, deuten die zarten Illustrationen (mit Bunt-/Bleistift) nur an. Den Grund ihres Aufbruchs erfährt man nicht.

Was/wo sind meine „liebsten Dinge“? Wie wird die Geschichte des Mädchens weiter gehen? Viele Gesprächsanregungen für Kinder mit und ohne ähnliche Erfahrungen, in Kita und Schule.

Signatur: Jm 1
Schlagworte: Abschied | Flucht | Heimat | Heimweh
Bewertung: +++
Rez.: Griet Petersen

Sanna, Francesca: Die Flucht. Dt. von Thomas Bodmer. Zürich: Nord-Süd Verl. 2016. O. Pag. : überw. Ill. ; 22 cm. Aus d. Engl.ISBN 978-3-314-10361-2, geb.: 17,99 €

Die Flucht vor dem Krieg und die Hoffnung auf ein Leben in Sicherheit in märchenhaft-realistischen Bildern erzählt.

Starke Bilder hat die Autorin für die Flucht gefunden, von der ein Kind erzählt: Der Krieg hat große, schwarze Hände, die nach dem Leben der Menschen greifen. Ein Leben das schön war: Sandburgen bauen am Strand mit Mama und Papa, eine gemütliche Wohnung, so wie es Kinder bei uns auch kennen. Schwarz ist die Seite, als der Krieg den Vater weg nimmt. Und voller farbiger Hoffnung, wenn die Mutter sich mit den Kindern in ein fremdes Land aufmacht, dorthin, wo sie keine Angst mehr haben müssen. Doch der Weg ist lang und gefahrvoll. Immer mehr müssen sie zurücklassen. Bedrohlich sind die Bilder von der Grenzmauer mit Wächtern, die sie nicht hindurchlassen wollen und vom Meer voller Ungeheuer, das sie überqueren müssen. Man kann die Angst der Kinder spüren. Doch die Mutter ist eine starke Frau, die den Kindern Sicherheit gibt, auch wenn sie nachts weint. Die Erzählung endet im Zug - mit der Hoffnung, wie die Vögel die letzten Grenzen überwinden zu können und in einer neuen Heimat anzukommen.

Die eindrucksvollen Bilder werden bereits Kindergartenkinder zu einem Gespräch anregen und Sympathie für die geflüchteten Menschen wecken. Besonders schön illustriert!

Signatur: Jm 1
Schlagworte: Flucht
Bewertung: +++
Rez.: Regina Riepe

Ramas Flucht. Margriet Ruurs. Ill. von Nizar Ali Badr. Dt. von Ulli u. Herbert Günther. Arab. Text von Falah Raheem. Hildesheim: Gerstenberg 2017. O. Pag. : überw. Ill. ; 25 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-8369-5973-5, geb.: 12,95 €

Die Geschichte der Flucht von Rama und ihrer Familie, erzählt auf deutsch und arabisch, illustriert von einem syrischen Künstler.

Aus Steinen, gesammelt in der Nähe der syrischen Stadt Latakia, legt Nizar Ali Badr (im Buch abgebildet bei der Arbeit) die Bilder zur Geschichte. Wir hören Rama erzählen von ihrem Leben mit Bruder Sami, Eltern und Großvater. Geborgen und geliebt weiß sie sich. Doch dann muss die Familie mit vielen anderen fliehen aus ihrem Land, in dem Lebensmittel knapp werden, sie nicht frei ihren Glauben leben können und Krieg herrscht. Nicht alle überleben die Fahrt über das Meer... Für Ramas Familie scheint am Ende aber alles gut zu werden: Im neuen Land werden sie von lächelnden, hilfsbereiten Menschen begrüßt, erfahren Sicherheit und Frieden. Für immer? Das weiß Rama nicht. Die Geschichte besteht aus schlichten, kurzen Sätzen, auch verständlich mit begrenzten Deutschkenntnissen. Der Text ist auf deutsch und arabisch abgedruckt.  Beeindruckend sind die Bilder: Die Haltung der Figuren sagt viel über ihre innere Gestimmtheit, es lässt sich dazu gut erzählen (und eigene Steinbilder legen?).

Für Kinder im Vor- und Grundschulalter, in Übergangsklassen; insbesondere da, wo arabisch sprechende (und vorlesende) Menschen mit einbezogen werden können.

Signatur: Jm 1
Schlagworte: Flucht | Syrien
Bewertung: +++
Rez.: Griet Petersen