Newsletter "Kita" 10/2020

Liebe Leserin! Lieber Leser!

„Tod – was ist das?“, diese elementare Frage ist immer wieder neu zu beantworten. Dabei wachsen Kinder in einer sehr widersprüchlichen Welt auf: Einerseits ist der medial vermittelte Tod durch Fernsehberichte und Computerspiele bis zur Bedeutungslosigkeit bagatellisiert, andererseits hat der erlebte Tod in Familie und Freundeskreis, in naher Umgebung und bei geliebten Menschen nichts von seinem Schrecken verloren. Je nach Entwicklungsstand und Betroffenheit fragen Kinder immer neu und in ihrer spezielle Weise nach dem Warum, dem Woher und Wohin des Menschen und hoffen auf Erwachsene, die ihnen Gesprächspartner und Stütze sind. Wir Erwachsenen tun uns aber bisweilen schwer, dieses Thema anzugehen. Eine Hilfestellung können da gute Bilderbücher sein. In diesem Newsletter stellen wir Ihnen vier vor, die von unseren Expertinnen empfohlen werden.

Nehmen Sie sich Zeit, diese Bücher zu entdecken.

Ihr Eliport-Team

Poff und Elmar. Espen Dekko. Ill. von Mari Kanstad Johnsen. Dt. von Carsten Wilms. Berlin: Kullerkupp 2019. O. Pag. : überw. Ill. ; 26 cm. Aus d. Norw. ISBN 978-3-947079-09-4, geb.: 14,90 €

Elmar erlebt, wie sein Hund alt wird und stirbt.

Elmar und sein Hund Poff sind unzertrennlich und seit vielen Jahren schon beste Freunde. Poff mag nicht mehr rennen. Er träumt davon, Hasen zu jagen wie früher. Doch jetzt ist er alt und müde. Er geht mit Elmar Gassi, weil dieser frische Luft braucht. Poff geht langsam und braucht ab und zu eine Pause. Er liegt lieber still an Elmar geschmiegt im Gras oder auf dem Bett. Er hat keinen Hunger und keinen Durst mehr und dann schläft er ganz tief ein …
Espen Dekko erzählt eine anrührende Geschichte  in ganz einfachen, verständlichen Worten. Ohne etwas zu beschönigen, einfach so wie es ist macht er deutlich: Zum Leben gehört auch das Sterben dazu. Mari Johnsen unterstreicht mit ihren Bildern die Leichtigkeit. Ein wunderbares Kinderbuch mit wunderbaren Bildern. Doch die Metapher „einschlafen“ für Tod halte ich für Kinder für problematisch, weil sie Ängste und Schlafstörungen hervorrufen kann. Schade! Beim Vorlesen der Geschichte darum bitte unbedingt den Satz ergänzen: Poff ist tot.

Geeigenet für die persönliche Auseinadersetzung z. B. mit seinen Großeltern, aber auch für Veranstaltungsarbeit zum Thema Trauer.

Signatur: Jm 1
Schlagworte: Tod | Trauer | Abschied | Erinnerungen
Bewertung: +++
Rez.: Christine Stockstrom

Ein eiskalter Fisch. Frauke Angel. Ill. von Elisabeth Kihßl. Innsbruck: Tyrolia 2020. O. Pag. : überw. Ill. ; 27 cm. ISBN 978-3-7022-3842-1, geb.: 16,95 €

Trost durch Zuwendung und Geborgenheit.

Onno, der geliebte Fisch des kleinen Icherzählers ist tot. Der Vater reagiert unerwartet heftig, denn gerade hatte er sich mit der Mutter gestritten. An anderen Tagen zeigt er nie seine Gefühle, aber nun umarmt er den Sohn, kuschelt mit ihm und weint. Der Kleine genießt die ungewohnte Nähe und Zärtlichkeit. Gemeinsam bereiten sie die Beerdigung vor. Der Junge legt den Fisch in eine Schale, streut Blüten darüber und malt auf einen Zettel den gleichen Satz, den vorher die Mutter für den Vater geschrieben hatte: „Ich liebe dich sehr, auch wenn du ein eiskalter Fisch bist.“ Zu Onnos Beerdigung erscheint auch die Mutter, die nach dem Streit weggelaufen war. Und beim gemeinsamen Abschiedsritual finden die Eltern wieder zueinander. Die großformatigen Bilder ergänzen den Text und geben einen leichten Gesprächseinstieg. Die berührende Geschichte empfiehlt sich für Kinder bis Ende Grundschulalter und auch für Eltern und Großeltern, weil sie hilft, das Wesentliche im Zusammenleben zu erspüren.

Ein guter Gesprächseinstieg zu den Themen: Streit und Versöhnung, Trost durch Zusammenhalt, Geborgenheit in der Familie.

Signatur: Jm 1
Schlagworte: Tod | Trost | Rituale | Versöhnung
Bewertung: +++
Rez.: Barbara Cramer

Meyer, Doris: Sternenschwester. Ein Buch für Geschwister und Eltern von tot geborenen Kindern. Mit einem Nachwort von Franziska Maurer. Frankfurt am Main: Mabuse-Verl. 2019. O. Pag. : überw. Ill. ; 22 cm. ISBN 978-3-940529-97-8, geb.: 16,90 €

Hilfreiche Anregungen zur Bewältigung der Trauer um ein tot geborenes Kind.

Die Bilderbuchgeschichte erzählt vom Geburtstagsfest für die tot geborene Schwester Maja des jungen Protagonisten. Wie jedes Jahr ist es für die Familie ein besonderer Tag, den sie gemeinsam vorbereiten. Ein Kuchen wird gebacken und alle Familienmitglieder haben zu diesem Anlass etwas gebastelt oder geschrieben. Viele Fragen beschäftigen den jüngeren Bruder, der Maja nur aus Erzählungen kennt. Die Geschichte endet mit einem abendlichen Ritual, bei dem der Bruder in den Himmel schaut und seiner Sternenschwester liebe Grüße sendet. Großformatige Bilder in leuchtenden Aquarellfarben deuten mit wenigen Strichen das Geschehen an. Der Text ist kindgemäß und gut verständlich. Leere Seiten am Ende des Buches bieten die Möglichkeit, selbst zu malen und zu schreiben. Hilfreich sind die Anregungen im Nachwort, die zu einer gelungenen Trauerbewältigung von Geschwisterkindern und Eltern beitragen, wie auch die Adressen von Beratungsstellen im In- und Ausland.

Das Buch eignet sich wegen der zahlreichen dargestellten Rituale für Betroffene, aber auch für jeden, der einer Familie mit einem tot geborenen Kind zur Seite stehen möchte. 

Signatur: Jm 1
Schlagworte: Tod | Trauer | Rituale | Geschwister
Bewertung: +++
Rez.: Barbara Cramer

Keil, Anke: Als Frau Trauer bei uns einzog. Münsterschwarzach: Vier-Türme-Verl. 2019. O. Pag. : überw. Ill. ; 25 cm. ISBN 978-3-7365-0283-3, geb.: 16,00 €

Eine Geschichte zum Verständnis der Trauer nach dem Tod eines Angehörigen.

Die Protagonistin berichtet von der Trauer in ihrer Familie nach dem Tod eines Familienmitglieds. Zunächst wendet sie sich an die verstorbene Person, ohne Hinweise auf ihr Alter, Geschlecht und die Todesursache. Sie erzählt dann von der Trauer als einer weiblichen Person, die sich ungebeten im Haus einnistet. Das anstrengende Zusammenleben mit Frau Trauer verdeutlicht, wie unvorhersehbar Tod und Trauer das Weiterleben verändern. Mit Frau Trauer erscheinen weitere Besucher im Haus, wie beispielsweise Frau Verzweiflung oder Herr Zorn, in denen Aspekte der verschiedenen Trauerphasen zum Ausdruck kommen. Die Begegnung mit Frau Trauer verursacht Wandlungen in der Familie und hilft bei der Verarbeitung des Geschehens. Zu jeder Doppelseite des Buches gehört das Foto von einer Schiefertafel, auf der mit Kreide gezeichnete Strichfiguren und dazu gelegte Gegenstände den Prozess der Trauerbewältigung veranschaulichen. Diese  außergewöhnliche Bearbeitung des Themas Trauer ist sehr empfehlenswert!

Das Bilderbuch ist geeignet für Erwachsene zur Auseinandersetzung mit eigenen Trauergefühlen und gibt Anregungen zu Gesprächen mit Kindern für eine gelungene Trauerbewältigung.

Signatur: Jm 1
Schlagworte: Tod | Trauer | Trauerphasen
Bewertung: +++
Rez.: Barbara Cramer