Lesefutter für lange Tage
Da die Büchereien nun nach und nach wieder öffnen, stellen wir in dieser Lesefutterliste auch ein paar Schätze aus den Vorjahren vor, die kind auf keinen Fall verpassen sollte.
Viel Spaß beim Stöbern, Neu- und Wiederentdecken!

Blödes Bild! Johanna Thydell. Ill. von Emma AdBåge. Dt. von Maike Dörries. München: Antje Kunstmann 2019. O. Pag. : überw. Ill. ; 27 cm. Aus d. Schwed. ISBN 978-3-95614-327-4, geb.: 15,00 €
Wenn man was machen will, was man nicht kann, und es am Ende trotzdem gut ist.
Minze und Max, zwei Geschwister ganz aus dem Leben gegriffen. Max ist drei Jahre älter und malt ein schönes Bild. Was er malt, will er Minze aber nicht verraten. Was also kann sie denn nun selbst malen? Herumlaufen kann nicht schaden, da kommt man auf Ideen, und dann entdeckt sie, dass es schneit. Schnee malen, tolle Idee! Nur ein bisschen schwierig, weiß auf weiß. Also Flocken umrahmen mit Filzstiften. Die klecksen, also Rückseite des Blatts. Katze wirft Vase auf dem Tisch um, Blatt durchnässt und wellig und auf einmal ein Loch drin, Blatt zerknüllt und mit der Schere zerstört – untröstliche, wütende Minze. Doch da hat Max eine Idee … Ein wunderbares Bilderbuch über eine alltägliche Geschwistersituation, das die Realität detailgenau einzufangen versteht und eine versöhnliche, praktikable Lösung anzubieten hat, die von Verständnis zeugt, auf andere Situationen leicht übertragbar ist und die zeigt, dass manchmal auch aus etwas richtig Blödem zusammen etwas Gutes und Schönes entstehen kann.
Besonders geeignet für Familien mit Geschwisterkindern, einsetzbar gut auch in Gruppen und Kitas, in denen es schnell zu frustrierendem „Wettbewerb" kommen kann.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Geschwister | Gemeinschaft | Rivalität | Wut
Bewertung: +++
Rez.: Astrid van Nahl

Das kleine Ich bin Ich. In drei Sprachen Deutsch, Arabisch, Farsi. Mira Lobe. Ill. von Susi Weigel. Wien: Jungbrunnen 2016. O. Pag. : überw. Ill. ; 26 cm. ISBN 978-3-7026-5900-4, geb.: 16,95 €
Ein kleines Fantasietier möchte mehr über sich selbst erfahren und entdeckt, dass es einzigartig ist.
Ein kleines buntes Tier möchte gern wissen, wer es eigentlich ist. Auf seinen Ausflügen, die es auf die Wiese, in die Stadt, unter Wasser und durch Tag und Nacht führen, stellt es allen Tieren, denen es begegnet diese Frage: „Wer bin ich?“ Doch keines kann eine Antwort geben. Immer hat es die eine oder andere Ähnlichkeit mit den Tieren und doch ist es anders. Schließlich findet die Identitätssuche ein befriedigendes Ende, als das Tierchen selbst auf die Lösung kommt: „Ich bin ICH.“Das dreisprachige, sehr originell mit herausklappbaren Seiten angelegte Bilderbuch vermag auf spielerische Weise zur Ich-Identität von Kindern beizutragen. Die Texte – kindgemäß gereimt – werden durch größtenteils farbige, in Aquarell-Wachs-Technik sehr ansprechend gestaltete Illustrationen überzeugend unterstützt. Das Buch war erstmals 1972 in Österreich herausgekommen und wurde preisgekrönt in viele Sprachen übersetzt. Nun liegt es neu in Deutsch, Arabisch und Farsi vor.
In Kooperation mit Eltern aus den entsprechenden Herkunftsländern hervorragend geeignet zum Vorlesen im Vorschulalter, Selbstlesen in der Grundschule, eine Bastelanleitung liegt bei.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Identität | Deutsch für Ausländer | Interkulturalität
Bewertung: +++
Rez.: Margot Rickers

Lest das Buch, Lemminge! Ame Dyckman. Ill. von Zacharia Ohora. Dt. von Fabienne Pfeiffer. München: Mixtvision 2018. O. Pag. : überw. Ill. ; 26 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-95854-080-4, geb.: 14,90 €
Drei springwütige Lemminge, ein Fuchs mit einer Mission und ganz viel Spaß.
Lemminge springen NICHT. Nicht von Klippen, nicht von Schiffen (selbst wenn sie S.S. Klippe heißen). Einfach überhaupt nicht. Das weiß jeder, der das Buch „Alles über Lemminge“ gelesen hat. Nur die Lemminge wissen es nicht. Dabei drückt ihnen der belesene Fuchs nach jeder Kamikaze-Aktion - aus der er die drei putzigen Gestalten jedes Mal getreulich rettet – das Buch in die Hand. Doch sobald sie das Wort „springen“ hören, ist bei Springer, Ich Auch und Dito kein Halten mehr, ab geht‘s mit einem beherzten Kopfsprung in den Ozean. Bald weiß sich der Fuchs keinen Rat mehr – warum nur lesen die Lemminge das Buch nicht?! Der Grund ist einfach und wird erstaunlich schnell behoben (offenbar sind Lemminge ziemlich schnell in allem, was sie tun) – doch dem Fuchs kommt am Ende der Verdacht, dass schnellstens ein neues Buch über Lemminge geschrieben werden sollte…Ohora malt gewohnt großflächig. Die Bilder, in matten, aber starken Farben gehalten, sind einfach, ausdruckstark und ergänzen den Text auf das Wunderbarste. Die fröhliche Botschaft: Lesen bildet! Was dann daraus gemacht wird, ist wieder eine andere Geschichte.
Ein großer Spaß zum Wieder- und Wieder- und Wiederlesen in Bücherei, Kita und zu Hause. Ab 4 Jahren.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Tiere | Lernen | Mut | Meer
Bewertung: +++
Rez.: Wiebke Mandalka

Meschenmoser, Sebastian: Die verflixten sieben Geißlein. Stuttgart: Thienemann 2017. O. Pag. : überw. Ill. ; 29 cm. ISBN 978-3-522-45857-3, geb.: 12,99 €
Ordnung hat im Geißenhaus keine Priorität. Zum Glück!
Die Geschichte ist schnell erzählt: Der Wolf hat einen ziemlich genialen Plan gefasst, um die sieben Geißleich schnappen und verspeisen zu können: Ausstaffiert mit rosa Kleid, Handtäschchen, knallroten Pumps, ebensolchem Lippenstift und kunstvoll aus leeren Klopapierrollen gebastelten Hörnern, klopft er bei den sieben Geschwistern an, als die Mutter gerade zum Einkaufen losgezogen ist. Tatsächlich wird ihm geöffnet. Soweit, so schlau. Was den Wolf jedoch im Inneren des Hauses erwartet, hätte er sich in seinem schlimmsten Träumen nicht ausmalen können: totales Chaos. Keine Chance die Geißlein zu finden. Der Wolf ist jedoch ein Mann der Tat und ersinnt in Sekundenschnelle eine neue Strategie: Flugs reinemachen, ein wenig aufräumen und dann – Geißlein fressen! Ob der Plan aufgehen wird?In wunderbar bunten und wimmeligen Aquarellbildern lässt sich das Familienchaos erkunden– mittendrin die Geißlein, die richtige Versteckprofis und somit gar nicht so leicht zu finden sind. Die Bilder laden zum Suchen, Benennen und Erzählen ein – die Pointe der Geschichte wird kleine Chaosqueens und Ordnungsmuffel sehr erfreuen.
Witzig! Dank der zahlreichen Alltagsgegenstände und Aktivitäten der Protagonisten sehr gut geeignet für die Sprachförderung.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Märchen | Ordnung | Wimmelbilder
Bewertung: +++
Rez.: Wiebke Mandalka

Ohne dich, das geht doch nicht! Smriti Halls. Ill. von Steve Small. Dt. von Paul Maar. Hamburg: Oetinger 2020. O. Pag. : überw. Ill. ; 29 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-7512-0000-4, geb.: 14,00 €
Bär und Eichhörnchen lernen, dass man auch in einer Freundschaft mal Raum für sich allein braucht.
Der Bär und das Eichhörnchen sind beste Freunde. Sie machen alles gemeinsam, sind immer füreinander da und unterstützen sich gegenseitig. Sie passen einfach bestens zusammen. Doch dann wird es dem Eichhörnchen zu viel. Es braucht auch mal Zeit für sich alleine und teilt dies dem Bären mit. Der ist natürlich enttäuscht und geht, während das Eichhörnchen sich mit neuer Energie daran macht, sein Zuhause schön einzurichten. Doch schon bald wird ihm klar, da fehlt etwas!Eine berührende Geschichte über Freundschaft. Wundervoll von Steve Small illustriert in kräftigen Aquarellfarben, die detailliert gemalten Einzelheiten bieten eine Vielfalt von Eindrücken beim Betrachten des Buches. So sind charakteristische Eigenschaften wie z. B. die Gemütlichkeit des Bären und die Pfiffigkeit des Eichhörnchens deutlich zu erkennen und machen das Buch lebendig. Der vielseitige und bekannte Paul Maar übersezte den Text in Reimform und macht es somit zu einem besonderen Leseereignis mit natürlich gutem Ausgang.
Ein herrliches Buch für Kinder ab 4 Jahren. Geeignet für die Kita, Büchereien und für jedes Kinderzimmer!
Signatur: Ju 1
Schlagworte: Freundschaft | Trennung | Neubeginn | Grenzen
Bewertung: +++
Rez.: Barbara Hildenbrand

Die Bunte Bande - Das gestohlene Fahrrad. Ein inklusives Kinderbuch, auch in Leichter Sprache und in Brailleschrift. Corinna Fuchs. Ill. von Uli Velte u. Igor Dollinger. Hamburg: Carlsen 2018. 59 S. : überw. Ill. ; 30 cm. ISBN 978-3-551-06699-2, spiralgeb.: 24,00 €
Eine Geschichte, die ein Beispiel für gelebte Integration Benachteiligter zeigt und dreierlei Zugangsweisen ermöglicht.
Die Bunte Bande, das sind Tessa, Leo, Tom, Henry und Jule, die sich regelmäßig im „Urwaldhaus", dem Jugendzentrum ihres Stadtteils, treffen und dieses derzeit mit Farbe verschönern. Als eines Tages Bens Fahrrad gestohlen wird und er nicht mehr ins Urwaldhaus kommen kann, da die Familie sich keinen Ersatz leisten kann, werden die Freunde erfinderisch und überlegen sich verschiedene Aktionen für das anstehende Sommerfest, deren Erlös Ben zugute kommen soll. Letztendlich schafft es die kleine Gemeinschaft, ein gebrauchtes Fahrrad zu ersteigern, was für den Jungen die Voraussetzung dafür ist, sich wieder mit seinen Freunden treffen zu können.So verschiedenartig die Kinder in der erzählten Geschichte sind, so vielfältig kann der Zugang zu derselbigen sein. So wird die Geschichte nicht nur in der üblichen Schriftsprache, sondern auch in Leichter Sprache und in Brailleschrift erzählt, um allen Kindern die Möglichkeit des selbstständigen und gemeinschaftlichen Lesens zu bieten.
Ein Ansatz zur Förderung der Inklusion, insbesondere Grundschulkinder mit Lernschwierigkeiten werden aber Unterstützung in der Handhabung benötigen.
Signatur: Ju 1
Schlagworte: Inklusion < Integration | Leichte Sprache | Brailleschrift
Bewertung: ++
Rez.: Claudia Birk-Gehrke

Die Monsterkicker. Christian Tielmann. Ill. von Lisa Brenner. Hamburg: Oetinger 2020. 59 S. : überw. Ill. ; 24 cm. (Lesestarter - Comic). ISBN 978-3-7891-1065-8, geb.: 10,00 €
Vampir-Fußballgeschichte in Comicform mit kurzen Texten.
Bram spielt gern Fußball, war jedoch dem Trainer „Borussia Boris" zu kurz. Nun hat Papa einen neuen Arbeitsplatz in Transsilvanien. Dort passiert das Gleiche beim FC Blutzacke. Bram spielt so gut, dass der Kapitän ihn aus Konkurrenzgründen nicht haben will. Prinz Drago aus dem Schloss - ganz blass mit dunkler Kapuze ist ebenfalls nicht gewollt. Im Schloss trifft Bram auf weitere, die nicht Fußball spielen dürfen wie die grünen Peggy und Meggy, die immer essen müssen - auch Fußbälle, Eckfahnen-Fresser Werwolf Lars, Schlossgespenst Mario und den langsamen Hubert. Das alles zeichnet Illustratorin Lisa Brenner gekonnt lebendig, witzig und fantasievoll in Comicform. Christian Tielmann liefert dazu kurze knappe, treffende Texte. Bram macht nun allen Mut und ruft die Monsterkicker ins Leben. Das hammerharte Training bei Sonnenschein verläuft allerdings nicht planmäßig. Mit Hilfsmitteln wie Sonnenöl und Essbarem gewinnen die Monsterkicker schließlich. Zum Schluss kommt noch ein Mädchen hinzu.
Mit Fußball-, Vampir- und Außenseiterthema, lustig verpackt sowie kurzen Texten für jene hervorragend geeignet, die sich mit dem Lesen schwerer tun. Ab 7.
Signatur: Ju 1
Schlagworte: Fußball | Freundschaft | Außenseiter | Comic
Bewertung: +++
Rez.: Delia Ehrenheim-Schmidt

Veenstra, Simone: Käthe - Der Gorilla-Garten. Band 1. Ill. von Màriam Ben-Arab. Nach einer Idee von Anke Loose. Ravensburg: Ravensburger Buchverl. 2020. 136 S. : Ill. ; 24 cm. ISBN 978-3-473-36129-8, geb.: 12,99 €
Ein kleines Mädchen entdeckt den Dschungel der Großstadt.
Bisher hat Käthe mit ihren Eltern bei der Oma auf dem Apfelhof gelebt, doch nun zieht die Familie nach Berlin. Schon bei der Ankunft in der Stadt wird es Käthe ganz schwindelig von all den hupenden Autos, hektischen Menschen und hohen Gebäuden. Im Hinterhof ihres neuen Zuhauses entdeckt Käthe aber schon bald einen verwahrlosten Garten und auch in der neuen Schule steht als aktuelles Projekt ein „Mini-Schulgarten" an. Spätestens als sie mit ihrem neuen Freund Theo den „Guerilla-Garten" der fröhlichen Bernadette entdeckt, wird deutlich, dass auch die Stadt so einige verborgene Nischen und Plätze hat, die man begrünen kann. So bewahrheitet sich letztendlich auch die Ausage der Oma beim Abschied: „Veränderungen müssen nicht schlecht sein". Der erste Band rund um die Erlebnisse der kleinen Käthe im Dschungel der Großstadt, der Lust auf deren weitere Abenteuer weckt und mit ihrem sympathischen Freund Theo auch Identifikationsmöglichkeiten für Jungen bietet. Sehr schöne Illustrationen!
Vom Verlag empfohlen als Vorlesebuch für Kinder ab 5 Jahren, aber auch zum Selbstlesen für Kinder im Grundschulalter geeignet.
Signatur: Ju 1
Schlagworte: Freundschaft | Gärtnern | Familie | Neuanfang
Bewertung: +++
Rez.: Claudia Birk-Gehrke

Welk, Sarah: Ich und meine Chaos-Brüder - Alarmstufe Umzug. Ill. von Alexander von Knorre. München: arsEdition 2020. 121 S. : Ill. ; 22 cm. ISBN 978-3-8458-3348-4, geb.: 10,00 €
Gewitzt versuchen drei Brüder, für ihre Familie eine größere Wohnung zu finden.
Mama und Papa schimpfen schon länger über die zu kleine Wohnung. Auch ihre drei liebenswerten, aber durchgeknallten Jungs Henry (9), Bela (7) und Ben (5) finden, dass das Projekt „neue Wohnung“ dringend in die Hand genommen werden muss. Und so machen die Brüder sich mit haarsträubenden Aktionen an die Arbeit. Ihren Charme lassen die drei dabei gekonnt spielen und so ist es nicht verwunderlich, dass sie mit ihren unkonventionellen Ideen durchaus erfolgreich sind. Mit größerer, serifenloser Schrift ist dies ein Lesespaß für bereits fittere Erstleser. Spaßig und wunderbar passend sind die amüsanten bunten Illustrationen von Alexander von Knorre. Das bei Antolin gelistete Buch bietet mit einem Quiz und Lesepunkten zusätzlich Lesemotivation. Sarah Welk, die bereits großen Erfolg mit der Reihe um die „ziemlich besten Schwestern“ hat, legt mit „Alarmstufe Umzug“ Band 1 dieser neuen Reihe vor. Band 2 „Staubsauger entlaufen“ ist bereits erschienen, Band 3 soll im Juli folgen.
Ein Erstlesebuch für Jungen und Mädchen ab 7 Jahren mit schon etwas längeren Kapiteln. Auch für jüngere Kinder herrlich zum Vorlesen.
Signatur: Ju 1
Schlagworte: Erstlesebuch | Geschwister | Abenteuer
Bewertung: +++
Rez.: Anne Tebben

Colfer, Chris: Land of Stories - Die Suche nach dem Wunschzauber. Dt. von Fabienne Pfeiffer. Ill. von Brandon Dorman. Frankfurt: Sauerländer 2018. 587 S. : Ill. ; 22 cm. (Das magische Land). Aus d. Amerikan. ISBN 978-3-7373-5632-9, kt.: 18,00 €
Die Zwillinge Alex und Connor fallen durch ein Buch in die Welt der Märchen und erleben dort viele Abenteuer.
Durch den Unfalltod ihres Vaters werden die 12jährigen Zwillinge Alex und Connor aus ihrer behüteten Kindheit gerissen. Ihre schönsten Kindheitserinnerungen sind die Momente, in denen Vater oder Großmutter ihnen Märchen vorgelesen haben. Als sie zum Geburtstag von ihrer Großmutter das alte Märchenbuch bekommen, das sich schon lange im Familienbesitz befindet, erweist es sich als Portal in die Märchenwelt. Um wieder in die reale Welt zurückzugelangen, müssen sie Aufgaben erfüllen. Auf ihrem Weg durch die Märchenreiche bestehen sie viele Abenteuer und treffen dabei auf bekannte Märchenfiguren. Für diese Figuren ist das Leben weiter gegangen, sie sind nicht mehr so, wie sie am Ende der Märchen waren. So erwartet Schneewittchen ihr erstes Kind, Rotkäppchen ist unsterblich in Jack von der Bohnenstange verliebt, der wiederum liebt Goldlöckchen. Die böse Königin taucht auch auf und endlich wird die Frage geklärt, warum sie böse ist. Die Geschichte ist witzig, spannend und gut geschrieben.
Für Fantasyfans, die Märchen mögen; durch die große Schrift trotz des Umfangs auch für jüngere Leser*innen geeignet.
Signatur: Ju 2
Schlagworte: Fantasy | Märchen
Bewertung: +++
Rez.: Eva Basler

Gembri, Kira: Ruby Fairygale - Der Ruf der Fabelwesen. Ill. von Verena Körting. Bindlach: Loewe 2020. 315 S. : Ill. ; 22 cm. ISBN 978-3-7432-0459-1, geb.: 14,95 €
Zwei Jugendliche verbringen einen magischen Sommer.
Vor 13 Jahren wurde Ruby im Babyalter von Cleo Collins aus dem Meer gefischt. Seitdem lebt das außergewöhnliche Mädchen auf der kleinen, abgeschiedenen Insel Patch Island bei der selbst ernannten Großmutter, die dort als Tierärztin tätig ist. Doch es sind nicht nur kranke Tiere, um die sich die beiden kümmern - in einer abseits gelegenen Bucht betreiben sie eine geheime Pflegestation für Kobolde, Feen und Meerjungfrauen. Ihr Geheimnis droht aufzufliegen, als amerikanische Touristen auf die Insel kommen: der als „schwierig" geltende Noah und dessen Betreuer. Gleichzeitig ist Ruby erfreut, da sie ansonsten das einzige Kind auf der Insel ist. Werden die beiden trotz ihrer Unterschiedlichkeit Freundschaft schließen? Wie kann Noah in einer gefährlichen Situation helfen und was verbirgt sich hinter seiner rauen Fassade? Ein magischer Sommer voller Abenteuer liegt vor den beiden Teenagern, der noch lange nicht zu Ende ist und Hoffnung macht auf weitere Abenteuer von Ruby Fairygale.
Eine schön erzählte Fantasy-Geschichte mit liebenswerten Charakteren, die vor allem Mädchen begeistern wird.
Signatur: Ju 2
Schlagworte: Fantasy | Freundschaft | Magie | Abenteuer
Bewertung: +++
Rez.: Claudia Birk-Gehrke

Levy, Dana Alison: Die verflixten Fletcher-Boys. Dt. von Anu Stohner. Ill. von Maria Karipidou. München: cbt 2016. 286 S. : Ill. ; 22 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-570-16401-3, geb.: 14,99 €
Eine multikulturelle Regenbogenfamilie mit gewöhnlichen Alltagsfreuden und -sorgen wird zum Botschafter für Toleranz und Respekt.
Zwei schwule Väter, vier adoptierte Söhne unterschiedlicher Hautfarben und kultureller Hintergründe: Bei dieser Konstellation hätte es überambitioniert werden können. Doch Levy zeigt ein Jahr ganz normales Chaos des familiären und schulischen Alltags der Sechs – mit Schwung und viel Humor. Der verträumte Frog lernt, sich in der ersten Klasse einzugewöhnen. Jax entfremdet sich nach dem Wechsel auf die weiterführende Schule von seinem besten Freund und wächst an einem Schulprojekt. Sam riskiert seinen Ruf als „cooler“ Sportler mit seiner neuen Leidenschaft, der Theater-AG. Eli erkämpft sich den Besuch einer Schule für Hochbegabte, wo er aber todunglücklich ist. Die Eltern versuchen, allen Söhnen gerecht zu werden. Und mit Ritualen, wie Festen aus allen Kulturen der Jungs und dem jährlichen Campingurlaub, schaffen sie es, alle zusammen zu schweißen. Auffällig ist diese Familie nicht durch ihre Zusammensetzung, sondern durch den unaufgeregten und liebevollen Umgang miteinander.
Für Selbst-Leser*innen ab 10 Jahren gern empfohlen, auch zum Vorlesen in Familien und auf Veranstaltungen geeignet.
Signatur: Ju 2
Schlagworte: Familie | Schule | Pubertät | Homosexualität
Bewertung: +++
Rez.: Kerstin Wohne

Frank, Moira: Nachtschwärmer. München: cbj 2019. 394 S. ; 22 cm. ISBN 978-3-570-16505-8, geb.: 17,00 €
Auf der Suche nach den Lebenspuren ihres verstorbenen Halbbruders, reist Helena in die Uckermark und erfährt dabei auch über sich selbst eine Menge.
Das schön erzählte Buch spielt in der Uckermarkschen Seenlandschaft, von der die Autorin offenbar verzaubert ist. Es schmeckt ein bisschen nach „Tschick" von Wolfgang Herrndorf, aber das ist der Fluch jedes Jugendbuches, das verschrobene, aber liebenswerte jugendliche Charaktere erfindet, die im Osten Deutschlands in den entsiedelten und wirtschaftlich abgehängten Regionen ein halbwildes Leben leben. Helena jedenfalls ist in einer Besenkammer der WG ihres Vaters in Berlin aufgewachsen. Es war eine geborgene und verschrobene Kindheit, die das Mädchen zu einem offenen Menschen hat werden lassen. Dass sie zufällig herausfindet, einen Halbbruder zu haben, der kurz nach dem digitalen Kennenlernen bei einem Autounfall stirbt, bleibt zusammenhangslos stehen. Der Plot des Buches wirkt öfter erzwungen, um all die originellen einzelnen Passagen erzählen zu können, die gelegentlich dick aufgetragen sind. Das Buch ist holprig wie die Straßen, über die gefahren wird. Und trotzdem cool.
Ein tolles Buch! Auch geeignet für die Veranstaltungsarbeit.
Signatur: Ju 3
Schlagworte: Coming Out | Familie | Geheimnisse | Mut
Bewertung: +++
Rez.: Christiane Thiel

Rahlens, Holly-Jane: Das Rätsel von Ainsley Castle. Dt. von Bettina Münch. Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verl. 2020. 314 S. ; 22 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-499-21747-0, geb.: 15,00 €
Stell dir vor, dein Leben ist nicht echt. Du bist eine Figur in einem Roman, und die Autorin hat alle Macht über dich ...
Immer häufiger überkommt Elizabeth, genannt Lizzy, ein schlimmer Schwindel. Sie hat Alpträume, ist desorientiert. Ob das nur daran liegt, dass sie vor Kurzem mit ihrem Vater in das auf einer Insel gelegene Hotel ihrer vielleicht zukünftigen Stiefmutter gezogen ist? Lizzy mag die Partnerin ihres Vaters nicht und fühlt sich unwohl. Zum Glück lernt sie den Computer-Freak Mack kennen. Er wird ihr ein guter Freund und steht ihr bei, als das Leben plötzlich völlig aus den Fugen gerät: Zunächst erhält Lizzy beängstigende Mails mit ihren ureigensten Gedanken. Und dann - gibt es plötzlich eine zweite Elizabeth, die sich Betty nennt! Die drei Kids bewahren einen erstaunlich kühlen Kopf und finden schließlich heraus, dass sie Romanfiguren sind! Die ebenfalls auf der Insel anwesende Autorin schreibt stetig die Geschichte um und will Lizzy durch Betty ersetzen. Das ist grundsätzlich ein sehr gruseliger Gedanke, und auch das, was die Kinder da im Einzelnen erleben, ist fast schon zu spannend.
Ein Buch mit unwiderstehlichem Sog. Für leseerfahrene Jungs und Mädchen ab der 5./6. Klasse, die es gerne unheimlich mögen und auch eine gute Portion Action vertragen. Nett sind die eingebundenen Exkurse zur Theorie der Erzählperspektive.
Signatur: Ju 3 | Ju 2
Schlagworte: Mystery | Abenteuer | Zusammenhalt | Spannung
Bewertung: +++
Rez.: Katja Henkel

Die vier Schwestern. 4 Jahreszeiten. Malika Ferdjoukh u. Lucie Durbiano. Dt. von Annette von der Weppen. Berlin: Reprodukt 2019. 145 S. : überw. Ill. ; 25 cm. Aus d. Franz. ISBN 978-3-95640-188-6, geb.: 20,00 €
Die vier jüngeren Schwestern von Charlie, der ältesten, erzählen von sich, über einander und von ihrem gemeinsamen Leben.
Fünf Schwestern haben ihre Eltern verloren, Charlie, die älteste, sorgt nun für Enid (8 J.), Hortense (11 J.), Bettina (14 J.) und Geneviève (16 J.). Nicht als kunstvolle Graphic-Novel, sondern stilistisch näher am Comic, jedoch realistisch gezeichnet und koloriert, kommen die Schwestern zu Wort, um aus ihrer Perspektive - bis auf Charlie - von sich und dem gemeinsamen Leben zu erzählen. Im Mittelpunkt steht weniger der Verlust der Eltern, diese sind gelegentlich imaginär dabei, vielmehr hat jedes Mädchen mit seiner Persönlichkeit die Herausforderungen des Erwachsenwerdens zu meistern und beschäftigt sich auch damit, wie dies den anderen gelingt. In der Vielfalt der Figuren wird sich jedes Mädchen wiederfinden können, wenn die eine gern Kurven hätte, sich die andere schämt, die eine wild ist, die andere insgeheim nicht nur lieb ist, wie alle denken. Der Ton ist heiter, humorvoll, der Zusammenhalt trotz aller Unterschiedlichkeit und aller Gefühlszustände überwiegt.
Diese Graphic-Novel ist keine Adaptation der Romanreihe von Ferdjoukh. Das Buch kann für sich stehen und ist allen Mädchen (und an Mädchen interessierten Jungen) ab 12 Jahren empfohlen.
Signatur: Ju 3
Schlagworte: Mädchen | Pubertät | Familienzusammenhalt
Bewertung: +++
Rez.: Kathrin Vogel