Diversität

Alle meine Freunde. Larysa Denysenko. Ill. von Masha Foya. Dt. von Mila Piredda. Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verl. 2022. O. Pag. : überw. Ill. ; 24 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-499-01119-1, geb.: 15,00 €
Alle 17 Kinder aus Majas Grundschulklasse in der Ukraine leben in ganz unterschiedlichen Familienstrukturen.
Maja stellt uns ihre Freunde vor: Da gibt es die Zwillinge Sofia und Solomia, die durch eine künstliche Befruchtung entstanden sind. Oder eine weitere Sofia, die allein mit ihrer Mutter von der Krim umgesiedelt wurde, Sofias Vater ist im Krieg verschwunden. Hrystyna wohnt bei ihrer Oma und skypt mit ihren Eltern, die in anderen Ländern arbeiten. Pedro lebt als Roma in einem großen Clan, Maja selbst hat zwei Mütter. Und es gibt eine kluge Lehrerin, die immer wieder auf den gegenseitigen Respekt der Kinder achtet. So hat jedes der Kinder eine Geschichte, die sich für das jeweilige Lesealter mit einem Gespräch vertiefen lässt. Begleitet werden die kurzen Episoden mit modernen, etwas kantigen Illustrationen in gemischt-bunten Farben, die den Text stimmig abstrahieren. In einem eindringlichen Nachwort wünscht sich die betagte Autorin eine beschützte und friedliche Umgebung für Kinder.
Das engagierte Bilderbuch zeigt einfühlsam und kindgemäß die unterschiedlichen Formen des Zusammenlebens in Familien. Im Gespräch können viele Themen auch politische Dimensionen entfalten. Sehr empfohlen.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Familie | Diversität | Respekt | Ukraine
Bewertung: +++
Rez.: Natascha Rothert-Reimann

Ich bin wie der Fluss. Jordan Scott. Ill. von Sydney Smith. Dt. von Bernadette Ott. Stuttgart: Aladin 2021. O. Pag. : überw. Ill. ; 28 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-8489-0197-5-B , geb.: 18,00 €
Vom Fließen als Allegorie für Diversität - In „Ich bin der Fluss“ wird ein Fluss zur Metapher für das Stottern des preisgekrönten kanadischen Dichters Jordan Scott.
Das autobiographische Kinderbuch ist teils impressionistisch von Sydney Smith illustriert worden.
Wendepunkt im Leben des noch kindlichen Jordan Scott, nachdem er in der Schule wieder durch sein Stottern aufgefallen ist: Der Vater verschafft ihm Frieden, in dem er die Fluss-Allegorie erfindet. „Das ist, wie du sprichst. Das bist du“. Der Fluss wird als „stolz“ charakterisiert. So erfährt die als Bürde empfundene Andersartigkeit seiner Sprache eine Umdeutung.
Herzstück des Buches: eine aufklappbare Doppelseite. Im Inneren: ein vierseitiges Gemälde Smiths des Flusses. Und dann schafft Scott, sich ins Leben zu werfen, in den Fluss. Über seinem Bett hängt am Ende des poetischen Kinderbuches zum Empowerment eine kleine Zeichnung mit dem Motto: Ich bin wie der Fluss.
„Stottern heißt, nicht mehr flüssig zu reden“ erklärt Scott. Doch die Metapher lehrt uns, dass ein Fluss eben nicht immer ebenmäßig dahinplätschert. Denn unsere Welt ist wie wir Menschen divers.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Stottern | Empowerment | Diversität | Zuversicht
Bewertung: +++
Rez.: Tobias Wojcik

Ida und der Zauberspiegel. Astrid Nagl. Ill. von Judith Auer. Wien: Ed. Nildpferd 2022. O. Pag. : überw. Ill. ; 28 cm. ISBN 978-3-7074-5273-0, geb.: 14,95 €
Wie Ida einem Zauberspiegel begegnet und ihr unbeschwerter Umgang mit ihm auch anderen gut tut.
Eichhörnchen Pippa und Ida Igel sind Freundinnen. Gemeinsam mit anderen Tieren entdecken sie nach dem Winterschlaf einen „Zauberspiegel" aus Wasser. Während Grünspecht Pronto und Wiedehopf Estelle sich im Spiegel bewundern und bewundern lassen, ist Pippa im Vergleich von ihrem eigenen Spiegelbild gar nicht so angetan und kommt ins Grübeln. Ida dagegen interessiert sich weniger für Äußerlichkeiten und Vergleiche. Sie nähert sich dem Wasserspiegel ganz unbefangen und stellt fest, dass er sich hervorragend dazu eignet, daraus zu trinken und vor allem darin zu baden. Mit dieser Unbeschwertheit kann sie die anderen Tiere anstecken und alle haben viel Spaß miteinander.
Die farbigen und ausdrucksstarken Bilder führen durch die Geschichte und nehmen den Betrachter/die Betrachterin mit ins Geschehen.
Das Bilderbuch ist eine fröhliche Einladung, selbstbewusst und interessiert in die Welt hinaus zu gehen, bei sich selbst zu bleiben und die Gemeinschaft mit anderen zu genießen.
Sehr geeignet für alle, die mit Kindern ab 3 Jahren im Leben unterwegs sind, ob in der Familie, der Kita, der Gemeinde oder der Bücherei.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Selbstbewusstsein | Miteinander | Diversität
Bewertung: +++
Rez.: Susanne Betz

Ein Junge wie du. Frank Murphy. Ill. von Kayla Harren. Dt. von Anna Kampfmann. Berlin: Zuckersüß Verl. 2020. O. Pag. : überw. Ill. ; 29 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-9821379-5-7, geb.: 24,90 €
Bilderbuch, das Jungen ermutigt, ihre Einzigartigkeit zu entdecken, ihre Träume zu verwirklichen und eine neue Vorstellung von „stark“ zu bekommen.
Auf unserer Welt ist jeder Mensch und damit auch jeder Junge einzigartig. Im Fokus des Bilderbuches steht eben diese Individualität und Diversität. Illustriert mit bunten, schönen und detailreichen Zeichnungen von Kayla Harren will Frank Murphy mit seinen kurzen, kindgerechten Aussagen bereits kleine Jungen dafür sensibilisieren, fernab von allen Rollenklischees neugierig, authentisch und offen zu sein. Ein mutiger Junge lässt Angst zu und traut sich, Fragen zu stellen. Ein starker Junge lässt auch seinen Tränen freien Lauf, bittet um Hilfe und entscheidet selbst, ob er lieber Fußball spielen geht oder Kuchen backt. Viel Raum nehmen im Buch auch Werte wie Freundschaft, Familie, Empathie, Höflichkeit und Hilfsbereitschaft ein. Obwohl sich das Buch in erster Linie an Jungen wendet, können auch Mädchen beim Vorlesen miteinbezogen werden. Wie sehen sie die Jungen in ihrer Familie oder im Kindergarten? Welche Eigenschaften sollte ihrer Meinung nach ein Freund haben, mit dem sie gerne spielen?
Ein empfehlenswertes Buch, um nicht nur mit Jungen ab 3 Jahren über Träume, Werte, Wünsche und die eigene Selbstwahrnehmung zu reden. Unbedingt mit „Ein Mädchen wie du“ anschaffen.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Jungen | Werte | Diversität | Rollenbilder
Bewertung: +++
Rez.: Heike Nickel-Berg

Kitzing, Constanze von: Komm, wir zeigen dir unsere Kita. Hamburg: Carlsen 2021. O. Pag. : überw. Ill. ; 34 cm. (Constanzes Wimmelgeschichten). ISBN 978-3-551-17015-6, geb.: 13,00 €
Das buntes Wimmelbuch gibt einen Einblick in den Alltag der Kita Kunterbunt.
Die Pinguingruppe der Kita Kunterbunt stellt sich vor: Sie beschreibt das Geschehen im Foyer der Kita beim Ankommen, zeigt ihren Gruppen- und den Turnraum, erzählt wie das Mittagessen gestaltet wird und wie sich sonst noch jeder Tag verbringen lässt.
Mit ihrem großformatigen und mit leuchtenden Farben liebevoll und detailreich illustrierten Pappbilderbuch lädt Constanze von Kitzing jeden Betrachter ein, die Kita Kunterbunt kennen zu lernen und sich schnell im Kita-Alltag wieder zu finden. Die Vielfalt an Persönlichkeiten, ob mit Rollstuhl, Augenpflaster, Kopftuch, unterschiedlicher Hautfarbe usw. ist wie selbstverständlich abgebildet und Bedarf in seiner Besonderheit keiner besonderen Aufmerksamkeit. Auf Doppelseiten ist der Text knapp, in der Wir-Form und klein geschrieben, Sprechblasen animieren dazu, sich den Text zu der jeweiligen Szene selbst zu überlegen. Wimmelbuchprofis entdecken bestimmt die auf jeder Seite versteckte kleine Maus und das verlorene Paar Socken!
Ein schönes Wimmelbuch das sich für Kinder ab 2 Jahren eignet, einzusetzen in der Kita, Bücherei, Spielgruppen und für zu Hause.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Kita-Alltag | Wimmelbuch | Diversität | Pappbilderbuch
Bewertung: +++
Rez.: Barbara Hildenbrand

Love, Jessica: Julian ist eine Meerjungfrau. Dt. von Tatjana Kröll. München: Knesebeck 2020. O. Pag. : überw. Ill. ; 24 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-95728-364-1, geb.: 13,00 €
Julian liebt Meerjungfrauen. Mit Hilfe von Omas Wohnzimmerausstattung verwandelt er sich in eine.
Julian liebt Meerjungfrauen! Am liebsten wäre er selbst eine – mit langem Wallehaar und einer lila Fischflosse. Oder besser: Eigentlich IST Julian eine Meerjungfrau. Nur das Äußere passt noch nicht ganz zum Inneren. In Omas Wohnzimmer ändert der Junge das: Aus Farn und Blumen entsteht ein beeindruckender Kopfschmuck, die Gardine wird zum Fischschwanz und der rote Lippenstift der Oma macht die Verwandlung perfekt. Fast zumindest: Denn als Oma reinkommt und ihn sieht, schaut sie kritisch und verschwindet gleich wieder. Gefällt ihr Julian Meerjungfrau nicht? Banges Warten. Doch kurz darauf kommt sie mit einer Perlenkette wieder, die sein Outfit komplettiert. Und dann gehen die beiden zu einer Meerjungfrauenparade, die in einem ausgelassenen Zug zum Meer führt.
Diese Parade gibt es wirklich, einmal jährlich in New York. Doch ob man das weiß oder nicht ändert nichts an der wunderbaren Aussage des Buches. Julian darf sein, wer er möchte und wird gesehen. Von seiner Oma und durch die Parade auch vom Rest der Welt.
Die großartigen Bilder lassen sich wieder und wieder bestaunen.
Überall gibt es Kinder, für die dieses Buch ein Meilenstein sein kann auf dem Weg zu sich selbst. Vor allem für diese sollte es bereitstehen.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Diversität | Gender | Toleranz | Selbstwahrnehmung
Bewertung: +++
Rez.: Wiebke Mandalka

Love, Jessica: Julian feiert die Liebe. Dt. von Tatjana Kröll. München: Knesebeck 2021. O. Pag. : überw. Ill. ; 24 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-95728-471-6, geb.: 13,00 €
Julian und Marisol haben gemeinsam viel Spaß als Gäste bei einem rauschenden Hochzeitsfest.
Eine Hochzeit ist immer faszinierend, für Kinder wie für Erwachsene. Die amerikanische Autorin und Illustratorin Jessica Love zeigt eine sehr bunte, gleichzeitig zauberhafte Feier, bei der Julian und Marisol Gäste sind. Ihre Illustrationen zeichnen sich aus durch filigrane Texturen in Kleidung, Gegenständen und Natur sowie durch eine expressive Farbigkeit. Die feingezeichneten, ausdrucksstarken Gesichter der ausgelassen Feiernden sind ganz leicht überzeichnet.
Julian (schon bekannt aus dem Bilderbuch „Julian ist eine Meerjungfrau"), wird als träumerisches Kind mit Blumen im Haar dargestellt. Er erweist sich als ein guter Freund für Marisol, als diese beim Herumtollen mit dem Hund ihr gelbes Tutukleid von oben bis unten beschmutzt.
Die Geschichte wird vorwiegend durch die Bilder erzählt, Text nur sehr sparsam eingesetzt. Jessica Love setzt bewusst ein Zeichen, indem sie alle Personen als dunkelhäutig darstellt, als Hochzeitspaar zwei Frauen wählt und mit Genderklischees spielt.
Das Buch zeigt - verpackt in eine ansprechende Bildwelt und leichtfüßige Freundschaftsgeschichte - menschliche Vielfalt und Akzeptanz. Zum Vorlesen und Entdecken ab 4 Jahren.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Freundschaft | Diversität | Akzeptanz | Feiern
Bewertung: +++
Rez.: Birgit Schönfeld

Nanu, ein Fuß. Maranke Rinck. Ill. von Martijn van der Linden. Dt. von Rolf Erdorf. Berlin: Schaltzeit 2020. O. Pag. : überw. Ill. ; 23 cm. Aus d. Niederländ. ISBN 978-3-946972-42-6, geb.: 15,00 €
Ein nächtliches Geräusch weckt die Freunde auf. Mutig erkunden sie die Herkunft des Geräusches.
Schwarz wie die dunkelste Nacht ist der Hintergrund, auf dem sich die nächtliche Entdeckungstour von Schildkröte, Fledermaus, Krake, Vogel und Ziegenbock abspielt. Ein Geräusch weckt die in der Hängematte schlafende skurrile, quietschbunte Gesellschaft, in der die einzelnen Individuen nicht unterschiedlicher sein könnten. Ein jeder erkundet die Herkunft des Geräusches, jeder kommt mit einer anderen Erklärung zurück, die sich aus der individuellen, subjektiven Vorstellungswelt ergibt. Die Schildkröte berichtet von einem Riesenfuß, der zu einer Riesenschildkröte gehören muss, die Krake von dem Tentakel einer Riesenkrake. Ist es ein „Schild-Maus-Krake-Vogel-Ziegenbock"? Da muss der Elefant lachen und gesellt sich zu der Gruppe. Die Geschichte mit der sich wiederholenden Handlung ist dialogreich erzählt. Es geht u. a. um die Aufdeckung von etwas Geheimnisvollem, um Zusammenhalt, um Mut, um Freundschaft in der Diversität. Ein Hingucker ist die Farbenpracht der Tiere in der dunklen Nacht.
Die Geschichte erinnert an die Parabel von den blinden Männern und dem Elefanten. Auf kindliche Weise können u. a. die subjektive Wahrnehmung oder Diversität angesprochen werden.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Freundschaft | Perspektiven | Diversität
Bewertung: +++
Rez.: Ursula Führer

Selma und Anton. Die Geschichte einer langen Freundschaft. Nina Kölsch-Bunzen. Ill. von Marion Goedelt. Berlin: Ariella 2021. O. Pag. : überw. Ill. ; 29 cm. ISBN 978-3-945530-37-5, geb.: 16,00 €
Selma erzählt ihrer Urenkelin Miri, was sie als jüdisches Kind in der Zeit des Nationalsozialismus erlebt hat.
An ihrem Geburtstagsmorgen hat Selma ihre Urenkelin Miri, ihren besten Freund Anton und dessen Urenkel Tom zu sich eingeladen. In einem Fotoalbum entdecken Miri und Tom Bilder aus den Kindertagen Selmas und Antons. Die beiden Alten erzählen von fröhlichen Kinderspielen, dann aber tauchen HJ und BDM-Uniformen auf den Bildern auf und Selma trägt plötzlich einen Stern auf der Jacke ... Nina Kölsch-Bunzen und Marion Goedelt gelingt es auf behutsame Weise, Kindern die Lebensgeschichte der Jüdin Selma und ihres körperbehinderten Freundes Anton nahezubringen. Kindgerecht erzählen sie von Judenfeindlichkeit, Ausgrenzung und Flucht, aber auch von ihrer lebenslangen Freundschaft und der Hoffnung auf ein Leben in Vielfältigkeit. Die letzten Seiten des Buches feiern diese Hoffnung mit dem Bild einer ausgelassenen Geburtstagsfeier. Ein liebevoll gestaltetes, pädagogisch durchdachtes Buch, das auch von heutigem jüdischen Leben erzählt und zur Auseinandersetzung mit dem Thema Antisemitismus einlädt.
Hoffentlich bringt dieses Buch viele KiTa-Gruppen und Grundschulklassen auf die Idee, Besuche in jüdischen Gemeinden oder Altersheimen durchzuführen! Ab 5 J.
Signatur: Jm 1
Schlagworte: Antisemitismus | Judenfeindlichkeit | Kulturelle Diversität | Judentum
Bewertung: +++
Rez.: Erhard Reschke

Strandberg, Mats: Das Monster in der Nacht. Ill. von Sofia Falkenhem. Dt. von Franziska Hüther. Zürich: Woow 2021. 107 S. : Ill. ; 21 cm. Aus d. Schwed. ISBN 978-3-96177-083-0, geb.: 12,00 €
Als Frank vom Nachbarshund gebissen wird, verändern sich seine Nächte.
Der erste Band einer neuen Reihe für Kinder (drei Bände im schwedischen Original), mit dem ängstlichen Frank Stein als Hauptfigur. Ausgerechnet an seinem 9. Geburtstag beißt ihn Uffe, der Nachbarshund, aus Versehen in den Finger – und Frank fängt an, in den Nächten geheimnisvoll zu träumen: Er sei ein Hund, der im Wald umher springt und so gern gekrault werden möchte, während doch alle voller Angst vor ihm weglaufen. Als das Gerücht von einem gefährlichen Monster im Wald aufkommt, wird Frank nachdenklich … Eine schöne, kindgerechte Erzählung, in der sich der junge Leser in ein ausgegrenztes Kind einleben kann, das in seinen Träumen fast ungläubig sein „Rudel“ findet und die innere Einsamkeit wegen seiner Andersartigkeit überwindet. Wie von selbst entwickelt sich dadurch das Verständnis von der ethischen Wertigkeit eines jeden Menschen, die es im alltäglichen Zusammensein zu respektieren und umzusetzen gilt – eine unauffällige Wegweisung für den Umgang mit seinen Mitmenschen.
Sehr geeignet als Klassenlektüre Ende Grundschulzeit. Bedingt zum Vorlesen in jüngeren Altersgruppen.
Signatur: Ju 1
Schlagworte: Angst | Diversität | Wertschätzung
Bewertung: +++
Rez.: Astrid van Nahl

O'Leary, Dermot: Ninja Cat - Duell mit der Königskobra. Band 1. Ill. von Nick East. Dt. von Tamara Reisinger. Bindlach: Loewe 2022. 177 S. : Ill. ; 22 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-7432-1415-6, geb.: 9,95 €
Die Geschwisterkatzen Toto und Silva erleben Abenteuer in den Straßen von London.
„Ninja Cat" ist das erste Kinderbuch von Dermot O'Leary, einem in England sehr bekannten Radio- und Fernsehmoderatoren. Das Buch bildet den Auftakt zu einer actionreichen und humorvollen Ninja-Reihe. Die beiden Katzen Toto und ihr Bruder Silva sind aus Italien nach London gezogen. Als sie einem Mitglied der „Gilde der Katzentouristenführer" begegnen, lernen die beiden neue Freunde und London kennen. Und dann ist da auch noch Bobbi, die Königskobra ... Leserinnen und Leser ab etwa 8 Jahren werden durch die spannende Geschichte mit viel wörtlicher Rede zum Lesen motiviert. Der altersgemäße Humor wird mit tollen s/w-Illustrationen von Nick East unterstützt und macht das Buch so zu einem rundum gelungenen Lesevergnügen. Für Nachschub ist gesorgt, denn Band 2 (Meisterdieb auf der Flucht!) ist bereits erschienen und in England wird demnächst Band 6 der Reihe veröffentlicht. Bibliotheken mit Kinderbuchbestand sollten daher unbedingt in diese Serie einsteigen.
Selbstleserinnen und Leser ab 8 Jahren.
Signatur: Ju 2
Schlagworte: Ninja | Katze | Freundschaft | Diversität
Bewertung: +++
Rez.: Christoph Hoewekamp

Nielsen, Susin: Die gigantischen Dinge des Lebens. Dt. von Anja Herre. Stuttgart: Urachhaus 2022. 283 S. ; 21 cm. Aus d. kanad. Engl. ISBN 978-3-8251-5304-5, geb.: 18,00 €
Ein unsicherer Teenager entwickelt sich dank der Hilfe seiner Freunde zu einem selbstbewussteren jungen Menschen.
Wilbur ist ein Außenseiter in seiner Schule, der jahrelang gemobbt wird. Seine einzigen Freunde sind sein 82-jähriger Nachbar Sal und sein schwuler Mitschüler Alex. Wilbur ist der Meinung, dass er total uncool ist und er versucht, so unauffällig wie möglich durchs Leben zu gehen. Allerdings ändert sich die Situation, als bei einem Schüleraustausch sich der ihm zugeteilte Charlie als ein hübsches und außergewöhnliches Mädchen entpuppt, in das sich Wilbur unsterblich verliebt. Bis zum Gegenbesuch in Paris entwickeln Sal und Alex einen Plan, Wilbur zu mehr Selbstvertrauen zu verhelfen und ihn aus seinem unsichtbaren Dasein herauszuholen.
Peinliche Situationen, die mit einer Prise Humor beschrieben werden, schwierige Themen, die mit einer gewissen Leichtigkeit daherkommen, Familie und Freunde, die nicht dem gängigen Klischee entsprechen – all das macht dieses Buch so lesenswert. Eine Coming-of-Age Geschichte, die berührt und fesselt.
Eine emotionale Achterbahn der Gefühle, verpackt in einer ebenso tiefgründigen wie warmherzigen und humorvollen Geschichte für jugendliche, aber auch für erwachsene Leser*innen.
Signatur: Ju 3
Schlagworte: Mobbing | Diversität | Coming-of-Age
Bewertung: +++
Rez.: Helena Schäuble

Brown, Natasha: Zusammenkunft. Roman. Dt. von Jackie Thomae. Berlin: Suhrkamp 2022. 113 S. ; 22 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-518-43046-0, geb.: 20,00 €
Eine junge schwarze Frau reflektiert die Bedingungen ihres Aufstiegs in der britischen Gesellschaft.
Sie will nach oben kommen. Dies gelingt ihr als junge schwarze Frau im männerdominierten Finanzsektor. Sie ist erfolgreich und doch fühlt sie sich fremd, obwohl sie die Beste ist. Ihr weißer Freund gehört der britischen Upperclass an. Auf der Fahrt zur Gartenparty seiner Familie reflektiert die namenlose Protagonistin ihren Aufstieg und die beständige Angst vor dem Verlust des Erreichten. Ihr Erfolg ist geprägt von Mikroaggressionen am Arbeitsplatz, Rassismus, Sexismus und den noch spürbaren Folgen des britischen Kolonialismus. Sie entlarvt ihren Selbstbetrug, die völlige Verausgabung ihrer Kräfte bis hin zum Lebensüberdruss durch die Verdrängung einer lebensbedrohlichen Krankheit. Der Schreibstil spiegelt die Brüche der Protagonistin wider - Erzählstränge brechen ab, die Sprache ist dicht und fordert aufmerksames Lesen. Die Autorin hat selbst im Londoner Finanzsektor gearbeitet und wurde mit ihrem Buch als literarische Debütantin im Jahr 2021 in Großbritannien gefeiert.
Ein interessantes und wichtiges Buch zur aktuellen Debatte um Rassismus und Geschlechtergerechtigkeit. Für größere Bestände.
Signatur: SL
Schlagworte: Frauen | Rassismus | Diversität | Gesellschaft
Bewertung: +++
Rez.: Birgit Hillmer

Jemisin, N. K.: Die Wächterinnen von New York. Roman. Dt. von Benjamin Wildner. Stuttgart: Tropen 2022. 537 S. ; 22 cm. Aus d. amerikan. Engl. ISBN 978-3-608-50018-9, geb.: 25,00 €
Science-Fiction, die die gesellschaftliche Realität beschreibt, dabei aber ein spannender Roman bleibt.
Jede Stadt lebt, so sagt man, hat eine Seele. Im Sci-fi-Roman von N.K. Jemisin bleibt das kein Sprachbild, sondern wird körperlich. In New York auf dem FDR-Drive tauchen weiße Tentakel auf, allerdings nur sichtbar für Manny. Wer es fühlen kann, merkt, dass etwas Grauenvolles das Leben der Stadt erwürgen will. Manny spürt in sich eine unbekannte Kraft und schickt diese Erscheinung des Bösen wieder in die Tiefe. Er begreift, dass er einer der fünf Avatare ist, die die Stadt retten müssen. Er steht für Manhattan, seine Mitstreiterinnen repräsentieren Brooklyn, Queens, Staten Island, die Bronx – schrill, queer, schräg, mitreißend, streitbar, NY halt. Sie alle müssen sich noch finden, ihre Kräfte entdecken, um das Böse in und unter der Stadt zu besiegen, das meistens die Gestalt einer Frau in Weiß annimmt. Die Autorin beherrscht ihr Metier: Die Figuren sind filmreif, griffig und divers. Gleichzeitig aber hat sie auch eine Botschaft: Hier in New York herrscht ein rassischer Kapitalismus.
Eine gute Anschaffung für die Regale, zu Hause oder in der Gemeinde. Leider zu dick, um es in der Gruppe zu lesen.
Signatur: SL
Schlagworte: Fantasy | Rassismus | Diversität | Stadt
Bewertung: +++
Rez.: Volker Dettmar

Good Night Stories for Rebel Girls - 100 Migrantinnen, die die Welt verändern. Elena Favilli. Dt. von Birgitt Kollmann. Ill. von Nicole Miles u.a. München: Hanser 2020. 212 S. : überw. Ill. ; 25 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-446-26805-0, geb.: 24,00 €
100 Biografien von Migrantinnen, die die Welt positiv beeinflusst haben und ihren eigenen Weg gegangen sind.
„100 Migrantinnen, die die Welt verändern“ ist bereits der dritte Band der weltweit von Erfolg gekrönten Serie „Good Night Stories for Rebel Girls“. Auch diesmal wird mittels 100 Kurzbiogafien von mehr oder weniger bekannten aber sehr erfolgreichen Frauen berichtet, die für sich selbst eingestanden sind und so positive Veränderungen für sich und andere erreichen konnten. Jede Geschichte wird von tollen und farbenfrohen Portraits, die von 70 Künstlerinnen aus der ganzen Welt illustriert wurden, begleitet. Die Besonderheit in diesem Band liegt darauf, dass alle vorgestellten Frauen in ihrem Leben verschiedene Formen von Migration erlebt haben, sowie auch die Autorin Elena Favilli. Ein inspirierendes Buch, dass seine Leser*innen für verschiedene Lebensperspektiven sensibilisiert und dazu ermutigt, seinen eigenen Weg zu gehen, egal was die anderen sagen. Immer unter dem Motto der rebellischen Mädchen dieser Welt „Die Zukunft gehört euch!“
Bestens geeignet für rebellische Jugendliche oder solche, die es werden wollen und genug von Unterdrückung und Diskriminierung haben!
Signatur: Jb
Schlagworte: Migration | Diversität | Selbstermächtigung | Feminismus
Bewertung: +++
Rez.: Rosa Bömelburg