Woran ich lieber nicht denke

Jente Posthuma

Der Selbstmord eines nahestehenden Menschen stellt das Leben auf den Kopf.

Zu ihrem Zwillingsbruder hat die Erzählerin eine enge, fast symbiotische Beziehung. Das Bedürfnis nach Nähe und danach,ihn zu verstehen, vertieft sich nach seinem Selbstmord. Er ist 35 Jahre alt, als er sich im Fluss ertränkt. Die Erinnerungen aus der Kindheit, an das gemeinsame Erwachsenwerden überfluten sie. Mit Hilfe der Erinnerungen möchte sie verstehen, warum ihr Bruder immer depressiver geworden ist, diese Todessehnsucht hatte. Trägt sie eine Mitschuld, hat sie ihm nicht genügend zugehört? Ihr war es ein Anliegen, die Nähe aus Kindheitstagen zu erhalten, der Bruder suchte eher die Distanz. Monatelang schläft sie nach seinem Tod in seiner Wohnung, liest seine Tagebücher. Mit diesem Verhalten riskiert sie ihre Partnerschaft. In episodenhaften Abschnitten werden ihre Gedanken, Gefühle  und Erinnerungen in einem melancholisch-lakonischen Tonfall wiedergegeben. Sie lässt ihre Gedanken umherschweifen, erzählt Anekdotisches, Alltägliches. Der  Gedankenstrom hat etwas Soghaftes. Die Trauer um den Bruder, die Liebe, die sie für ihn empfindet, ihre Suche nach Antworten sind berührend. 


Für Literatur- und Gesprächskreise zu empfehlen. Wie kann man nach einem großen Verlust wieder einen Sinn im Dasein finden? 2024 stand das Buch auf der Shortlist zum Booker Price. 

Bewertung: 3/3   

Rezension von:  Ursula Führer 


Preisgeb: 22,00 €
Erscheinungsjahr2025
VerlagLuchterhand
Originalspracheniederländisch
Übersetzer:inAndreas Ecke
Seitenzahl251 Seiten
ISBN978-3-630-87799-0
SignaturSL
SchlagworteZwilling sein / Suizid / Symbiose / Gefühle / Verlust