Eigentum

Wolf Haas

Shortlist 2024: Autofiktionales Recherchieren und Trauer über das Sterben und den Tod der Mutter kann auch anders daherkommen. Hier!

Na klar. Haasliebhaberinnen wissen, wie der Hase laufen wird und freuen sich schon diebisch auf die ersten Sätze. Allen, die dem Wiener noch nicht verfallen sind, wird der Roman unbequem erscheinen. Die Mutter des Autor liegt im Sterben und beauftragt den Sohn, bei den bereits verstorbenen Vorfahren anzurufen und Bescheid zu geben, dass es ihr gut geht, obwohl es ihr doch immer schlecht ging... Paradox geht es weiter. Denn natürlich wird er sagen, er habe bei den Toten angerufen und lässt Grüße bestellen. Die Reaktion der Sterbenden lässt keine Wünsche offen, die Dialoge sind tiefsinnig und bissig. Denn im Gespräch mit den Toten wird das Leben gegenwärtig. Das Leben wiederum bestand aus "arbeiten, arbeiten, arbeiten" oder "sparen, sparen, sparen", denn auch Wolf Haas kommt nicht aus einem akademischen Elternhaus, sondern kommt von einer Mutter, der es trotz aller Bauernschläue nicht gelingt, in den Besitz von Grund und Boden zu kommen. Wäre da nicht das Grab. Ein Besitz mit Namen.

Kreis Trauernder, SterbenbegleiterInnen, Menschen, die mit Menschen am Rand des Lebens zu tun haben. 

Bewertung: 3/3   

Rezension von:   
Christiane Thiel


Preisgeb.: 22,00 €
Erscheinungsjahr2023
VerlagHanser
Originalsprachedeutsch
Übersetzer:in--
Seitenzahl156 Seiten
ISBN978-3-446-27833-2
SignaturSL
SchlagworteAbschied / Werte / Ziele / Leben