
Antichristie
Ein fantastischer Roman als Lehrstunde über den Kolonialismus.
London 2022: Die Queen ist gestorben und Durgas Mutter Lila auch. Selbst auf dem Friedhof verfolgt die Drehbuchautorin Durga die Beiträge ihrer Chatgruppe aus dem Writers Room in London. Mit ihren Kollegen soll sie an einer kritischen Neubearbeitung der überbritischen Agatha-Christie-Krimis mitwirken. Durga brennt für die Themen Antirassismus und Kolonialismus, stellt aber die englischen Quellen ihres Wissens über die Kolonialmacht England zunehmend in Frage. Folgerichtig befindet sie sich plötzlich im Jahr 1906 in London, wo sie wundersamerweise als Mann auf indische Revolutionäre trifft. Die kämpfen nicht so gewaltfrei wie Gandhi, sondern planen Morde und Bombenanschläge. Die Zeitreisende ist von Zweifeln geplagt: Was ist richtiger Widerstand in einer falschen Welt? Der Autorin ist hier ein unglaublich vielschichtiger Roman über den britischen Kolonialismus und seine Auswirkungen bis heute gelungen, der nur etwas unter den langen Monologen mancher Figuren leidet. Wer sich auf den dozierenden Grundton des Buches einlässt, wird mit einer neuen Sicht auf den indischen Widerstand gegen seine britischen Besatzer belohnt.
Sehr zu empfehlen für Literaturkreise und Veranstaltungsarbeit.
Bewertung: 2/3
Rezension von: Claudia Puschmann
Preis | geb.: 25,00 € |
Erscheinungsjahr | 2024 |
Verlag | Hanser |
Originalsprache | deutsch |
Übersetzer:in | -- |
Seitenzahl | 543 Seiten |
ISBN | 978-3-446-28076-2 |
Signatur | SL |
Schlagworte | Kolonialismus / Rassismus / England |