Die leeren Schränke

Annie Ernaux

Eine Milieustudie, eine weibliche Biografie, ein Höhenflug im Angesicht des Todes.

Die Studentin Denise Lesure sitzt einsam in ihrem Zimmer im Studentenwohnheim und wartet, dass sich der Zellklumpen in ihr löst. Sie ist 20, eine vielversprechende Studentin und der Vater, aus bürgerlichem Hause, hat sich sofort aus dem Staub gemacht. Was nun folgt sind Erinnerungen, Gerüche, Empfindungen, Eindrücke von Denise, unschwer als Annie Ernaux selbst zu erkennen, seit ihrer Kindheit bis heute. Ihr ganzes bisheriges Leben ist auf einen Tag Erzählzeit verdichtet. Eindrücklich, sinnlich und schonungslos erzählt Ernaux von dem Mädchen, das sich herrlich amüsiert zwischen  all den Betrunkenen in der Kneipe des Vaters und den Bonbongläsern im Laden der Mutter, bis ihm die Bildung, die Kirche und das Bürgertum dazwischenkommen. „Wann begann die Angst, so zu werden wie meine Eltern ...“ fragt sie sich dann auch und sieht ihre Eltern auf einmal schmerzlich als Verlierer und als vulgär und liebt sie doch. Wieviel Anstrengung es für ein Mädchen in den 1960er Jahren bedeutete aus der Arbeiterklasse aufzusteigen und wie hoch die Fallhöhe wird, zumal, wenn man ungewollt schwanger wird, davon erzählt das Debüt der späteren Literaturnobelpreisträgerin mitreißend.

 

Wild, rauschhaft, eindrucksvoll und schmerzhaft. Das Buch möchte man nicht aus der Hand legen. 

 

Bewertung: 3/3   

Rezension von:  Marie Varela


Preiskt.: 13,00 €
Erscheinungsjahr2025
VerlagSurhkamp
Originalsprachefranzösisch
Übersetzer:inSonja Finck
Seitenzahl217 Seiten
ISBN978-3-518-47460-0
SignaturSL
SchlagworteAbtreibung / Frausein / Milieustudie / Frankreich