We Burn Daylight
Coming-of-Age-Roman, der sensibel und eindringlich über das Wesen von religiösem Missbrauch erzählt und dabei tief in das Herz Amerikas blickt.
Als Roy das Mädchen mit den roten Haaren und der Gasmaske zum ersten Mal sieht, verliebt sich der 15-jährige Hals über Kopf. Irgendwie scheint sie überhaupt nicht in die texanische Kleinstadt zu passen. Dass Jaye mit ihrer Mutter dem Ruf des Endzeit-Predigers „Lamb“ gefolgt ist, der mit seiner Jüngerschaft auf der Ranch außerhalb lebt, erfährt der Sohn des hiesigen Sheriffs erst später. Neben den aufkeimenden Gefühlen wird die Begegnung für beide zu einem Versprechen auf ein anderes, freies Leben.
Vor dem realen Hintergrund der Belagerung der Branch Davidians-Sekte, die 1993 im texanischen Waco 86 Menschenleben forderte, erzählt Bret Anthony Johnston eine zärtliche Liebesgeschichte zweier Teenager und richtet gleichzeitig einen schonungslosen Blick auf das Innere einer fundamentalistischen Religionsgemeinschaft und ihrer menschenverachtenden Mechanismen. Dabei geht es Johnston nicht um die Dokumentation eines historischen Vorfalls. Die Linie, die von Waco bis in die Trump-Ära reicht, ist deutlich sichtbar. Vom Sturm auf das Capitol bis zum Attentat auf Charlie Kirk reihen sich auch die jüngsten amerikanischen Traumata in eine Entwicklung von gesellschaftlicher Entfremdung und Radikalisierung, die Johnston in den Ereignissen von 1993 wie unter einem Brennglas betrachtet.
Unbedingt empfehlenswert. Die große Stärke ist der empathische Blick des Autors.
Bewertung: 3/3
Rezension von: Sven Bigl
| Preis | geb.: 28,00 € |
| Erscheinungsjahr | 2025 |
| Verlag | C. H. Beck |
| Originalsprache | Englisch |
| Übersetzer:in | Sylvia Spatz |
| Seitenzahl | 491 Seiten |
| ISBN | 978-3-406-83692-3 |
| Signatur | SL |
| Schlagworte | Amerika / Coming of Age / Sekte / Missbrauch |