Das Ereignis
Detaillierter Bericht über eine illegale Abtreibung im Frankreich der 1960er Jahre.
Die 23jährige Studentin Annie ist schwanger und weiß, sie kann und will das Kind auf keinen Fall bekommen. Doch an wen kann sie sich wenden? Zwar hat sie von „Engelmacherinnen“ gehört, doch wo kann sie diese finden, wie Kontakt aufnehmen? Obwohl das Buch sehr schmal ist, lässt es nichts aus: die skeptischen Blicke der Kommiliton:innen, von denen Annie sich plötzlich abgeschnitten fühlt; ein selbst durchgeführter Abtreibungsversuch mit Stricknadeln; der „erniedrigende Spießrutenlauf“ bei verschiedenen empathielosen Ärzten, die ihr nicht helfen; die Abtreibung selbst, die sie in Lebensgefahr bringt und schließlich der Abort auf der Toilette des Studentenwohnheims. Weil sie zu viel Blut verliert kommt sie in die Notaufnahme und wird dort gefragt, warum sie so weit gefahren ist, schließlich wohne eine andere „Engelmacherin“ doch in ihrer Straße. Der Bericht ist tief beeindruckend und, gerade weil er so persönlich ist, hochgradig politisch, denn er zeigt eindringlich, in welche Situationen junge Frauen geraten, wenn sie nicht selbst über sich und ihren Körper bestimmen dürfen.
Lesekreisen, die sich auf das Thema und die detaillierte Schilderung einlassen wollen sehr empfohlen.
Bewertung: 3/3
Rezension von:
Miriam Weinrich
Preis | kt.: 11,00 € |
Erscheinungsjahr | 2022 |
Verlag | Suhrkamp |
Originalsprache | französisch |
Übersetzer:in | Sonja Finck |
Seitenzahl | 103 Seiten |
ISBN | 978-3-518-47275-0 |
Signatur | SL |
Schlagworte | Abtreibung / Literaturnobelpreis / Frankreich / Autofiktion |