Die dritte Hälfte
Roman über einen menschenfreundlichen Hausarzt im Hamburger Stadtteil St. Georg und seinen Blick auf die Welt.
Sabine Peters, Ev. Buchpreis 2005, ist nicht nur eine großartige Beobachterin, sie hat auch die Sprache, um uns Lesende in den Sog des kleinen Kosmos von Hermann Dik - genannt Doc- zu ziehen. Er praktiziert "im Schlauch", und erwartet dort die Patienten, die Christine mit ihren "4 Augen und Ohren und ihren sechs Armen und Flügeln" zu ihm schickt. „Tür auf, einer raus, einer rein, Tag Herr Doktor". Zitate aus Literatur, Bibel, Sprichwörtern durchziehen den Erzählstrom und zeigen Docs Herkunft aus katholischem, bildungsbürgerlichem Milieu. Verwitwet und alleinstehend lebt er mit wenigen Kontakten: der Nachbarin Mechthild, die ihn braucht, wenn ihr Sohn Kilian, ein Umweltaktivist, zu Besuch kommt, seiner Schwester Kerstin und - am wichtigsten - sein Jugendfreund Brummer, ein pensionierter Kunsthistoriker. Der Text hat nicht nur einen bestechenden Realismus, sondern bringt immer wieder mit Träumen, Kindheitserinnerungen und Docs „blauem Buch“ Poesie, die Frage nach der Identität, dem Rätsel der Zeit, (die nicht vergeht, sondern in uns hineinkriecht) und dem Sinn unseres Lebens ins Spiel.
Ein wunderbares Buch über das Älterwerden, den Blick auf die folgende Generation und den Wert der Freundschaft. Gern auch beim Ärztestammtisch auslegen..
Bewertung: 3/3
Rezension von: Gabriele Kassenbrock
Preis | geb.: 22,00 € |
Erscheinungsjahr | 2024 |
Verlag | Wallstein |
Originalsprache | Deutsch |
Übersetzer:in | -- |
Seitenzahl | 231 Seiten |
ISBN | 978-3-8353-5760-0 |
Signatur | SL |
Schlagworte | Alter / Zeit / Freundschaft / Mann |