Reichlich spät

Claire Keegan

Eine Geschichte über das Scheitern einer Beziehung, die nicht viele Seiten braucht, um wahnsinnig präzise und eindrucksvoll zu erzählen.

In „Reichlich spät“ erzählt die irische Autorin Claire Keegan von Cathal und Sabine, die eigentlich heiraten wollten und es schlussendlich nicht tun. 
Cathal ist ein nicht mehr ganz junger Durchschnittsmann: Er lebt in der Nähe von Dublin und ist ein Angestellter in einer Behörde. Sabine, halb Irin, halb Französin bringt Genuss und Leichtigkeit in sein Leben, nicht zuletzt durch ihre Kochkunst: „Fast alles, was sie nach Hause brachte, bereitete sie mit einer Leichtigkeit und einer Geschicklichkeit zu, die Cathal für Liebe hielt.“ Und da ist schon einer seiner  verhängsnisvollen Irrtümer. Er überzeugt Sabine dann, bei ihm einzuziehen, denn „das sei doch alles viel praktischer“, um dann sofort von ihren Dingen genervt zu sein und ihre Bedürfnisse abzuwerten. Der Einfluss seiner Kindheit im irisch-katholischen und von Sexismus geprägten Milieu bricht sich bahn. Auch sprachlich setzt Keegan dies in großer Brutalität um. Am Ende springt der Sektkorken am Tag der von der Braut abgesagten Feier „mit einem kleinen, erschöpften Knall.“ Die männliche Leistungsfähigkeit ist erschöpft ...


Was so schlicht daherkommt, endet drastisch. Ein schmales, überaus gelungenes Buch über tief verankerten Frauenhass. Mit Nachhall.

Bewertung: 3/3   

Rezension von:   Marie Varela


Preisgeb.: 15,00 €
Erscheinungsjahr2024
VerlagSteidl
Originalspracheenglisch
Übersetzer:inHans-Christian Oeser
Seitenzahl55 Seiten
ISBN978-3-96999-325-5
SignaturSL
SchlagworteBeziehung / Misogynie / Irland / Patriarchat