Wer wir sind

Lena Gorelik

Kindheit und Migration eines russisch-jüdischen Mädchens und ihrer Familie Anfang der 90er Jahre nach Deutschland.

Wer wir sind? In diesem Fall ist die Protagonistin Enkelin, Tochter, Schwester, Nichte, Freundin, Klassenkameradin, Hundebesitzerin, Stadtkind, Landkind, in Petersburg aufgewachsen mit jüdischen Wurzeln, Sprachbegabte in einer Ingenieursfamilie, die mit 11 Jahren nach Deutschland übersiedelt, zu lange im Asylantenheim lebt und sowohl Fremdsein als auch Verlust erlebt. Wir sind, was uns verletzt hat, was uns gestärkt hat, was wir versäumt haben. Wir sind das, was wir uns als unsere Erinnerung erzählen, was wir als kollektive Erinnerung unserer Familie und Gesellschaft weitergeben. Wir erinnern in Träumen, Bildern, Gerüchen und Klängen, dann kommen die Wörter hinzu, die Schrift. All dies reflektiert die Autorin sprachmächtig und eigen. Sie erzählt ihre Geschichte auch als Geschichte eines Lebens in der Sprache – erst der russischen, dann der deutschen, beide bereichern einander in diesem autofiktionalen Roman. спаси́бо - spasibo – danke – ein weiches, zärtliches Wort, zu selten gesagt.


Ein differenzierter, anregender Roman zur Identitätsentwicklung in zwei Kulturen und Sprachen und zur Kraft von Erinnerung und Selbstreflexion.

Bewertung: 3/3   

Rezension von:  Angelika Barth


Preisgeb.: 22,00 €
Erscheinungsjahr2021
VerlagRowohlt Berlin
Originalsprachedeutsch
Übersetzer:in--
Seitenzahl316 Seiten
ISBN978-3-7371-0107-3
SignaturSL
Schlagworteautofiktionale Literatur / Russland / Migration / Identität