Die bunte Welt der Friedhöfe
Möglichkeiten der Arbeit zu Bestattungsritualen, Friedhofhöfen und ihrer Organisation und zu unserem Umgang mit Fehl- und Totgeburten.
1. Die Bunte Welt der Friedhöfe: “Der Friedhof war gigantisch groß” (S. 56)
Der Bezug zum Buch
Ein anderer zentraler Gegenstand des Buches ist der Friedhof, auf dem der beim Verkehrsunfall verstorbene Lukas begraben liegt. Leon und sein Mitschüler Rouven besuchen den Friedhof und machen schließlich Lukas' Grab ausfindig.
Theologische Hinweise
Friedhöfe sind landauf, landab der klassische Ort, an dem Verstorbene ihre letzte Ruhestätte finden. Friedhöfe findet man in den Dörfern und den Städten, praktisch überall dort, wo Menschen leben. Friedhöfe sind „eingefriedete“ Bereiche, früher zumeist in unmittelbarer Nähe der Kirchen, später am Rande der Ortschaft, wo sie für die Verstorbenen Orte der Ruhe und des Friedens und für die Angehörigen Orte des Erinnerns und Gedenkens sind.
Didaktische Umsetzungsideen
Friedhöfe sind außerschulische Lernorte, mit guter Erreichbarkeit von jeder Schule aus und mit einer Vielzahl an Erkundungsmöglichkeiten. Sie zeugen von den Vorstellungen vom Tod und bieten eine Vielfalt an Entdeckungsmöglichkeiten: Welche Grabformen und Gräberarten gibt es (Einzelgräber, Doppelgräber, Familiengräber, Erdgräber, Urnengräber, anonyme Gräberfelder)? Welche Symbole sind anzutreffen und was sagen sie aus (Kreuz, Herz, Baum, Ähre, Unendlichkeitszeichen usw.)? Es bietet sich an, die Vielzahl der Gräber in Form der Gruppenarbeit zu erschließen und die Entdeckungsergebnisse anschließend im Unterricht zu präsentieren und zu vergleichen.
“Google Grave” - Friedhöfe im Vergleich
Lest S.56-58 Leon und Rouven sind auf einem Berliner Friedhof, um das Grab von Lukas zu suchen.
Frage:
- Welche Bestattungsformen werden in dieser Textpassage erwähnt?
- Kennt ihr noch weitere Bestattungsformen?
Aufgabe:
Besucht in der Gruppe (oder in Zweierteams/Kleingruppen als Hausaufgabe) den Friedhof eurer Gemeinde. Gibt es dort alle Bestattungsformen aus dem Buch?
Fertigt einen ungefähren Plan von eurem Friedhof an.
Diskutiert:
Welche Bestattungsform könntet ihr euch für euch selbst am ehesten vorstellen?
Fehlgeburt und Totgeburt: „Und dann diese Babygräber“ (S. 67)
Der Bezug zum Buch
Als Leon Hertz mit seinem Freund Rouven den Friedhof erkundet und immer mehr Eindrücke des Totengedenkens sammelt, da wird in ihm eine ganz persönliche Erinnerung wach:
„Ich hätte … fast einen großen Bruder gehabt. Aber er kam nicht lebend auf die Welt. Die Nabelschnur hatte sich um ihn gewickelt und er starb vor der Geburt. Voll krass, einfach so selbst stranguliert.“ (S. 62)
Theologische Hinweise
Jährlich sterben in Deutschland mehrere tausend Kinder vor oder bei oder unmittelbar nach der Geburt. Fehlgeburten, Totgeburten oder plötzlicher Kindstod sind also Schicksalsschläge, von denen viele Mütter, Väter und Geschwister betroffen sind.
Mit ihrer Not und Trauer müssen sie allerdings oft allein und meist im Stillen und Verborgenen umgehen. Zum öffentlichen Thema wird dieses besondere Phänomen von Sterben, Tod und Trauer erst in jüngerer Zeit. Nur langsam entwickeln sich Angebote für Abschieds- und Trauerrituale.
Didaktische Hinweise
Im Unterricht kann dieses Thema sehr lohnen, weil sich hier viele Grundfragen von Leben und Tod, Geburt und Sterben wie in einem Brennglas konzentriert finden. Obendrein dürfte bei Jugendlichen die Sensibilität für diese Grundfragen in Bezug auf ein Baby oder Neugeborenes besonders hoch sein. Und es dürfte manche Schüler*innen geben, die mit diesem Thema entweder in der eigenen Familiengeschichte oder im Umfeld schon einmal Berührung hatten.
Es kann erforscht werden, ob es auf dem örtlichen Friedhof vielleicht einen Bereich für Babygräber (wie auf dem Berliner Friedhof im Buch „Leon Hertz“) oder Kindergräber gibt, wie im örtlichen Krankenhaus oder Bestattungsunternehmen mit diesem Thema umgegangen wird. Es können Pfarrer*innen eingeladen und zu ihren Erfahrungen mit Nottaufen usw. interviewt werden.
Theologisch interessant ist auch die Frage einer Namensgebung oder einer Gedächtnisfeier für diese früh verstorbenen Kinder: Sollten sie einen Namen bekommen, ein eigenes Holzkreuz, eine eigene Grabstätte? Sollte eine Gedächtnisfeier, ein Gedenkgottesdienst gefeiert werden?