Das Ev. Buchpreis - Interview
Am 15. Mai wird Milena Michiko Flašar in Kassel der Ev. Buchpreis verliehen. Dort wie sie auch eine Kostprobe aus “Oben Erde, unten Himmel” geben und von Landesbischof Meister den beliebten Leser:innenpreis überreicht bekommen.
Im kommenden Ev. Buchberater (ab 01. Juni) erwartet Sie dann unser exklusives Eliport-Interview mit der Preisträgerin, aus dem Sie hier jetzt schon Auszüge lesen können:
„Alles begann mit dem Wort Kodokushi.“
Milena Michiko Flašar über Japan als poetischen Raum, den einsamen Tod und notwendige Gedankennischen
Noch einmal auf diesem Wege herzlichen Glückwunsch zum Ev. Buchpreis für „Oben Erde, unten Himmel“, liebe Frau Flašar! Darf ich fragen, wo Sie waren, als sie vom Preis erfahren haben?
Ich war auf Kurzurlaub in England. Gerade spazierte ich durch das Gelände des Tower of London, als mich meine Lektorin anrief, und trotz des Regens, der vom Himmel fiel, erschien er mir plötzlich weniger grau, so groß war meine Freude darüber.
Ihre Hauptfigur Suzu muss aus Existenznot einen Job finden und landet bei einer Reinigungsfirma, die Wohnungen von einsam Verstorbenen reinigt. Wie kam das Thema zu Ihnen? Gab es eine Initialzündung für das Buch?
Alles begann mit dem Wort „Kodokushi“. Ich begegnete ihm im Zuge meiner Recherchen zu Japan, und was mich daran faszinierte, war einerseits seine Schlichtheit („Kodokushi“ bedeutet wortwörtlich übersetzt nichts anderes als „einsamer Tod“). Andererseits waren es die Geschichten, die sich in dem Wort verbargen. Den einsamen Tod gibt es ja schließlich nicht. Es gibt viele einsame Tode, und sie alle sind unterschiedlich bzw. tragen sie die individuellen Züge des Verstorbenen und seiner Lebensweise. Die Idee, die Geschichten der Toten neben die der Lebenden zu stellen, kam mir, als ich von den Reinigungsfirmen erfuhr, die sich der Leichenfundorte annehmen. Das eine mit dem anderen zu verquicken – das war der Grundgedanke, der mich dazu veranlasste, das Buch zu schreiben.
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